Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau

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Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (auch: Hofmann von Hofmannswaldau,[1] getauft[2] 25. Dezember 1616 in Breslau, Fürstentum Breslau; † 18. April 1679 ebenda) war ein schlesischer Lyriker und Epigrammatiker, Bürgermeister der Stadt Breslau, Landeshauptmann des Fürstentums Breslau und Direktor des Burglehns Namslau. Er galt in der älteren Forschung als führender Vertreter der sogenannten "Zweiten Schlesischen (Dichter-)Schule" und als Begründer des „galanten Stils“ in der deutschsprachigen Poesie.

Wappen der Familie Hoffmann von Hoffmannswaldau

Hoffmann gehörte einer „jungen“ Breslauer Patrizierfamilie an, die erst im 16. Jahrhundert, ursprünglich aus Neisse stammend, über Glatz nach Breslau gekommen war. Stammvater der Familie war George Hoffmann († 1583), Pfarrer zu Wünschelburg, Assessor und Senior des Konsistoriums der Grafschaft Glatz.

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau war der Sohn des Johannes Hoffmann (gräzisiert: Auleander) (1575–1652), der aus Wünschelburg nach Breslau gezogen war, und dessen erster Ehefrau Anna Nagel (1591–1621) aus Breslau. Der Vater war als Beamter am Kriegszahlamt in Wien am 11. September 1612 in Prag in den erbländisch-österreichischen Adelsstand erhoben worden und erhielt am 13. Juli 1629 in Wien als Kaiserlicher Rat und Kammersekretär zu Breslau die Reichsadelsbestätigung mit dem Prädikat „von Hoffmannswaldau“. Nach dem Tod der ersten Ehefrau heiratete Vater Johannes in zweiter Ehe am 25. Oktober 1622 Magdalene Hogel († 1627) und nach deren Tod in dritter Ehe Maria von Artzat (1588–1662) aus Breslau. Schon Vater Hoffmann verfasste lateinische Verse.

Nach dem Besuch des Breslauer Elisabeth-Gymnasiums wechselte Hoffmann 1636 auf das Akademische Gymnasium Danzig. Dort traf er sich häufig mit Martin Opitz, der Hoffmanns dichterische Arbeit nachhaltig beeinflussen sollte. Am 9. Oktober 1638 wurde er an der Universität Leiden (Niederlande) immatrikuliert und studierte Rechtswissenschaften. Auf einer längeren, damals üblichen Bildungsreise als Begleiter eines Fürstensohns Frémonville lernte er in Amsterdam Andreas Gryphius kennen. Dann ging er nach England, wo er die Sprache erlernte, und anschließend nach Frankreich, wo er mit bedeutenden Gelehrten wie Hugo Grotius (1583–1645), François Auguste de Thou (1606–1642), Denis Pétau (auch Dionysius Petavius, 1583–1652) und anderen verkehrte. In Italien hielt er sich längere Zeit in Genua, Pisa und Siena auf, reiste weiter nach Rom und kehrte über Florenz, Bologna, Venedig und Wien im Jahr 1642 wieder nach Breslau zurück.

Aufstieg in Breslau

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Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
Predigt von Christian Gryphius zur Beerdigung Hoffmanns am 30. April 1679
Hundert Grab-Schrifften, Sammlung von Epigrammen bzw. fiktiven satirischen Epitaphen; erschienen 1662
Titelblatt und Frontispiz der Neukirch'schen Sammlung von 1697

Hoffmann heiratete auf väterlichen Druck am 16. Februar 1643 Marie (getauft 3. Juli 1626 in Breslau; † 19. Oktober 1692 wohl ebenda), die Tochter des Simon Webersky, der am 1. September 1660 mit dem Prädikat von Webersickh in den Adelsstand erhoben wurde. Aus der Ehe entstammten die Söhne Johann (Hans) Christian (1644–1724) und Georg Moritz. In Breslau betätigte sich Hoffmann als erfolgreicher Kaufmann, kam zu großem Vermögen und wurde Gutsbesitzer von Arnoldsmühle, Belkau und Schlaupe im Fürstentum Breslau sowie Kutscheborwitz im Fürstentum Wohlau.[3]

Im Jahr 1647, kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges, wurde Hoffmann besonders wegen seiner weltmännischen Bildung und breiten Kenntnis der europäischen Literatur, obwohl er nicht den sonst im Rat vertretenen alten Kaufmanns- und Patrizierfamilien angehörte, zum Ratsschöffen gewählt. Er gehörte dem Breslauer Rat ohne Unterbrechung 32 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1679 an – im Wechsel als Schöffe oder Konsul. 1670 und 1674 wurde er Schöffenpräses, 1671–1673, 1675 und 1676 zum zweiten Konsul und damit stellvertretender Ratspräses und Landeshauptmann. Von 1677 bis zu seinem Tode war er Ratspräses und damit Bürgermeister der Stadt Breslau sowie Landeshauptmann des Fürstentums Breslau. Während seiner Amtszeit reiste er wegen konfessioneller Konflikte 1657 an den Kaiserhof nach Wien, wo er sehr erfolgreich war, was ihm die Ernennung zum Kaiserlichen Rat durch Kaiser Leopold I. eintrug. Auch in den Jahren 1660, 1669 und 1670 hielt er sich zu Verhandlungen in Wien auf.

Kulturelles Leben

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Hoffmann genoss einen ausgezeichneten Ruf in Breslau und trug durch Veranstaltungen in seinem Haus zum kulturellen Leben seiner Heimatstadt bei. Bedingt durch spätere berufliche und diplomatische Verpflichtungen als Breslauer Ratsmitglied verfasste er ab 1647 nur noch wenige Werke. Die meisten seiner literarischen Arbeiten waren in den 1640er Jahren entstanden.

Hoffmann schrieb Epigramme (Grab-Schriften) und verfasste eine große Zahl religiöser und weltlicher Lieder und Sonette, hinterließ aber auch einige umfangreiche Werke, darunter vor allem: Der getreue Schäffer (1652), eine Übersetzung von Giovanni Battista Guarinis Il pastor fido, und die Helden-Briefe von 1664, fiktive Briefwechsel zu ungewöhnlichen Liebesaffären, die von Ovids Heroiden inspiriert war.

Besinnliche Themen und Heldengestalten spielen in seiner Dichtung eine große Rolle, doch auch ein „reisender Cupido“ oder die Venus zwischen Triumphwagen und hübschem Mädchengesicht. Er bevorzugte die Jamben (z. B.: „So soll der purpur deiner lippen / Itzt meiner freyheit bahre seyn?“); sein Stil ist durch die Häufung sprachlicher Bilder gekennzeichnet.

Hoffmann war schon zu Lebzeiten ein berühmter Dichter, veröffentlichte seine Werke aber selbst nicht. Seine Verse wurden unberechtigt gedruckt, so zum Beispiel die Grab-Schrifften 1662; sie gingen von Hand zu Hand, wurden zudem immer wieder abgeschrieben und erreichten sogar die Herrscherhöfe. Da seine Verse auch entstellt erschienen, sah Hoffmann sich 1679 veranlasst, selbst eine Auswahl seiner Werke unter dem Titel Deutsche Übersetzungen und Getichte für den Druck vorzubereiten, deren Erscheinen er aber nicht mehr erlebte.

Was nach seinem Tod in der autorisierten Ausgabe der Deutschen Übersetzungen und Gedichte an die Öffentlichkeit kam, umfasste nur etwa die Hälfte seines Gesamtwerks und erschien in bereits bearbeiteter Form. Dennoch begründete diese Ausgabe einen neuen Stil in der deutschen Literatur, die sogenannte „galante Epoche“. In einer postumen Lob-Rede des Breslauer Freundes Daniel Caspar von Lohensteins auf Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau wird dessen Dichtung als von Italien inspiriert gekennzeichnet und behauptet, dass Opitz ebendieses „Welsche“ von Hoffmann übernommen habe.[4]

Der Ruhm des Dichters erreichte einen Höhepunkt, als Benjamin Neukirch im Jahre 1695 die erste große deutsche Anthologie unter dem Titel Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen ... Gedichte veröffentlichte. Die Popularität seiner Dichtung führte auch dazu, dass ihm von Unbekannten verfasste laszive und obszöne Verse zugeschrieben wurden. So wurde aus dem viel gerühmten Hoffmann ein geschmähter Dichter. Unbestritten blieb aber die Bedeutung seiner Formkunst.

(Auswahl)

  • Thomas Borgstedt: Kuß, Schoß und Altar. Zur Dialogizität und Geschichtlichkeit erotischer Dichtung (Giovanni Pontano, Joannes Secundus, Giambattista Marino und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau). In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 44 (1994) 288–324.
  • Thomas Borgstedt: Emphatische Überbietung und argute Subversion. Poetische Grenzüberschreitung bei Gryphius und Hoffmannswaldau (mit einem Exkurs zur Überlieferungslage der Grabschriften Hoffmannswaldaus). In: Oliver Bach/Astrid Dröse (Hgg.): Andreas Gryphius (1616-1664). Zwischen Tradition und Aufbruch. Berlin, Boston: de Gruyter 2020, S. 363–389.
  • Gerhard Dünnhaupt: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679). In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Band 3. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9105-6, S. 2123–2150.
  • Franz Heiduk: Das Geschlecht der Hoffmann von Hoffmannswaldau. In: Schlesien. Band 13, 1968, S. 36–39.
  • Franz Heiduk: Das Geburtsdatum Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. In: Alfons Hayduk (Hrsg.): Schlesische Studien. S. 118 f., Verlag Delp, München 1970, ISBN 3-7689-0063-0.
  • Franz Heiduk: Hoffmannswaldau und die Überlieferung seiner Werke. Eine kritische Untersuchung mit dem Abdruck zweier bisher unbekannter Gedichte sowie einem Gesamtverzeichnis der Handschriften und ersten Werke. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1975, S. 1–75.
  • Veronique Helmridge-Marsillian: The Heroism of Love in Hoffmannswaldau’s „Heldenbriefe“. Tübingen: Niemeyer 1991 (Studien zur deutschen Literatur. 113).
  • Stefan Kiedrón: Christian Hofman von Hofmanswaldau und seine „niederländische Welt“. ATUT, Wrocław und Neisse-Verlag, Dresden 2007
  • Eberhard Mannack: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. In: Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max (Hrsg.): Deutsche Dichter. Leben – Werk – Wirkung, Band 2 (Reformation, Renaissance und Barock), S. 251 f., Verlag Reclam, Stuttgart-Ditzingen 1988, ISBN 3-15-008612-4.
  • Volker Meid: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. In: Metzler Autoren Lexikon. Stuttgart 1986, S. 289–290.
  • Lothar Noack: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679), Leben und Werk. Verlag Niemeyer, München 1999, ISBN 3-484-36551-X.
  • Hermann Palm: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 639–642.
  • Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 2, S. 271, in: Johannes Hoffmann (Hrsg.): Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund, Reihe B Nr. 35, Dortmund 1987, ISBN 3-923293-20-8, ISSN 0931-5306
  • Erwin Rotermund: Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Stuttgart 1963 (= Slg. Metzler 29).
  • Erwin Rotermund: Affekt und Artistik. Studien zur Leidenschaftsdarstellung und zum Argumentationsverfahren bei Hofmann von Hofmannswaldau. München 1972.
  • Erwin Rotermund: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 462–464 (Digitalisat).
  • Rudolf Stein: Der Rat und die Ratsgeschlechter des alten Breslau. Göttinger Arbeitskreis (Hrsg.), Veröffentlichung Nr. 273, Holzner-Verlag, Würzburg 1963
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band V (Band 84 der Gesamtreihe). C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984, ISSN 0435-2408.
  • [Eintrag] Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18 Bände Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, Band 7, S. 560–562 [Biogram, Zusammenfassung des Lyrischen Werks von Hans-Joachim Jakob]
  • Christian Wagenknecht: Memento mori und carpe diem. Zu Hoffmannswaldaus Sonett Vergänglichkeit der schönheit.[5] Uwe K. Ketelsen: „Die Liebe bindet Gold und Stahl und Garn zu weisser Seyde“. Zu Hoffmannswaldaus erotischem Lied „So soll der purpur deiner lippen.“ Urs Herzog: „Weiter schauen“.Zu Hoffmannswaldaus „Die Welt“. In: Volker Meid (Hrsg.): Gedichte und Interpretationen. Band 1: Renaissance und Barock. (= RUB. Nr. 7890). Reclam, Stuttgart 2000 [zuerst 1982], ISBN 978-3-15-007890-7, S. 332–344, S. 346–355, S. 357–365.
Commons: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Im 17. Jahrhundert gab es noch keine einheitliche Namensschreibweise, doch nennen genealogische Quellen den Namen mit doppeltem f. Vgl.: Pusch; Heiduk; Stein; GHdA-Adelslexikon
  2. Der 25. Dezember 1617 wird fälschlicherweise in mancher Literatur als Geburtsdatum genannt, ist aber nachweislich nur das Datum der Taufe in der Breslauer Maria-Magdalenen-Kirche. Das Geburtsdatum ist nicht bekannt. Vgl. Heiduk
  3. Vgl. Stein
  4. Meid S. 289.
  5. siehe: Vergänglichkeit der Schönheit