Deutsche Botschaft London
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Staatliche Ebene | bilateral | ||
Stellung der Behörde | Botschaft | ||
Aufsichtsbehörde(n) | Auswärtiges Amt | ||
Bestehen | seit 1955 | ||
Hauptsitz | London | ||
Botschafter | Peter Ammon | ||
Website | www.london.diplo.de |
Die Deutsche Botschaft London ist die wichtigste Auslandsvertretung Deutschlands in Großbritannien. Das Gebäude der Botschaft befindet sich in Belgravia, City of Westminster.
Geschichte
Die Geschichte der deutschen Diplomatie in London beginnt mit dem ersten preußischen Gesandten am englischen Königshof von Karl II., Ezechiel Spanheim (1629–1710). Spanheim wirkte neun Jahre in London und hatte neben seiner Tätigkeit als Diplomat u.a. regen Kontakt zu Gottfried Wilhelm Leibniz. Er wurde an der Seite seiner Frau in Westminster Abbey begraben.
Nach einer längeren Periode ohne deutsch-britische Diplomatie zog 1758 Dodo Heinrich Baron zu Inn und Knyphausen nach London, um bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges die Interessen Preußens zu vertreten.
Wilhelm von Humboldt (1767–1835) war seit 1817 preußischer Gesandter in London. Zu dieser Zeit gab es insgesamt elf Vertretungen der deutschen Bundesstaaten. Von 1827 bis 1841 leitete Heinrich von Bülow die königlich-preußische Gesandtschaft, die außer ihm aus nur drei Personen bestand.
Christian Karl Josias von Bunsen folgte 1841 von Bülow im Amt. Mit von Bunsen wehte in der Gesandtschaft ein frischer Wind: Er vergrößerte die Vertretung Preußens und sorgte für einen Umzug von No. 4 nach No. 9. Carlton House Terrace, einem repräsentativen Bau im Stil des Klassizismus. Von Bunsen hatte engen Kontakt zu Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Gemahl von Queen Victoria. Als die königliche Prinzessin Victoria („Vicky“) den liberalen preußischen Kronprinzen und späteren deutschen Kaiser Friedrich III. heiratete, veranstaltete von Bunsen in der preußischen Gesandtschaft (Carlton House Terrace) eine große Feier, zu der neben Theodor Fontane, der mehrere Male zu Empfängen der Gesandtschaft eingeladen war, auch Mitglieder der britischen Königsfamilie erschienen.
Als von Bunsen versuchte, das neutrale Preußen auf Seite der Briten in den Krimkrieg zu bringen, wurde er nach Berlin zurückberufen. 1854 bis 1861 war Albrecht Graf von Bernstorff d.Ä. preußischer Gesandter, bis ihn König Wilhelm I. 1862 auf Rat Bismarcks zum königlichen Botschafter ernannte. Ab 1866 wurde er als Gesandter des Norddeutschen Bundes eingesetzt, bevor er sich 1871 erster kaiserlicher Botschafter nennen durfte. Ihm folgten bis zum Ende des Kaiserreichs fünf weitere Botschafter des kaiserlichen Deutschlands. Der Diplomatie zwischen dem Deutschen Reich und dem Vereinigten Königreich kam große Bedeutung zu, weshalb der Posten in London trotz des Wetters, das bereits Wilhelm von Humboldt beklagte, sehr beliebt war.
Der erste diplomatische Repräsentant der Weimarer Republik war Friedrich Sthamer, ehemaliges Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und des Senats. Er wurde in seiner Tätigkeit im Botschaftsgebäude No.8 & No.9 Carlton House Terrace durch Konstantin Freiherr von Neurath und Leopold von Hoesch unterstützt, die ihm beide nacheinander als Botschafter folgten.
In der Zeit des Nationalsozialismus war zunächst Joachim von Ribbentrop Botschafter in London. Er verließ Carlton House Terrace am 12. März 1938, dem Tag des „Anschlusses“ Österreichs. Sein Nachfolger wurde Herbert von Dirksen. Dieser veranlasste bald darauf, das prächtige österreichische Botschaftsgebäude seines Zweckes zu entbinden und als deutsche Konsularabteilung zu nutzen. Die österreichischen Diplomaten mussten bis 1949 warten, bis sie das Gebäude am Belgrave Square wieder als Botschaft nutzen konnten.
Am 16. Juni 1950 eröffnete das deutsche Generalkonsulat London, das bis 1955 fortbestand. Im selben Jahr wurde am Belgrave Square 21-23 die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der britischen Hauptstadt eröffnet. Das Gebäude an der Carlton House Terrace konnte nicht wieder bezogen werden, weil die Briten dort bereits das „Office for the Administration of Enemy Property“ eingerichtet hatten. Heute befindet sich in der prächtigen ehemaligen Residenz der kaiserlichen Botschaft der Sitz der Royal Society.
Erster bundesrepublikanischer Botschafter wurde Hans Schlange-Schöningen, der bis zu seiner Berufung, die auf Wunsch Adenauers stattfand, kein Englisch sprach und als Reichsminister unter Heinrich Brüning nichts mit auswärtigen Angelegenheiten zu tun hatte. Nichtsdestoweniger meisterte er die schwierige politische Lage und trat erfolgreich für eine Aussöhnung zwischen Deutschland und Großbritannien ein.
Hans-Heinrich Herwarth von Bittenfeld, Schlange-Schöningens Nachfolger, erreichte es, dass Bundespräsident Theodor Heuss 1958 auf einem Staatsbesuch in London erschien und so der wiederaufkeimenden deutsch-britischen Freundschaft neuen Auftrieb verschaffte. Anlässlich dessen wurde das spätere Goethe-Institut in der britischen Hauptstadt feierlich eröffnet.
Zwischen Herwarth von Bittenfeld und dem heutigen Botschafter Peter Ammon führten 14 weitere Diplomaten die deutsche Auslandsvertretung, darunter Rüdiger von Wechmar, Hermann von Richthofen und Wolfgang Ischinger.
Heute ist die Deutsche Botschaft London wieder Dreh- und Angelpunkt der deutsch-britischen Beziehungen mit einem weitreichenden Aufgabenfeld. Die ehemalige Botschaft der DDR in London gehört heute der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland und dient als Ort für Ausstellungen und Empfänge.
Missionschefs
Botschafter des Deutschen Reichs
Kaiserliche Botschafter
- 1871–1873 Albrecht Graf von Bernstorff
- 1885–1901 Paul von Hatzfeld zu Trachenberg
- 1901–1912 Paul Wolff Metternich
- 1912 Adolf Freiherr Marschall von Bieberstein
- 1912–1914 Karl Max Fürst Lichnowsky
- 1914–1919 als Chargé d'affaires Friedrich Sthamer
Botschafter der Weimarer Republik
- 1920–1930 Friedrich Sthamer
- 1930–1932 Konstantin Freiherr von Neurath
- 1932–1936 Leopold von Hoesch
Botschafter zur Zeit des Nationalsozialismus
- 1936–1938 (12. März) Joachim von Ribbentrop
- 1938–1939 Herbert von Dirksen
- 1939–1950 keine diplomatischen Beziehungen
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland
- 1950–1955 Hans Schlange-Schöningen
- 1955–1961 Hans-Heinrich Herwarth von Bittenfeld
- 1961–1965 Hasso von Etzdorf
- 1965–1970 Herbert Blankenhorn
- 1970–1977 Karl-Günther von Hase
- 1977–1980 Hans Hellmuth Ruete
- 1980–1983 Jürgen Ruhfus
- 1985–1989 Rüdiger von Wechmar
- 1989–1993 Hermann von Richthofen
- 1993–1995 Peter Hartmann
- 1995–1997 Jürgen Oesterhelt
- 1997–1999 Gebhardt von Moltke
- 1999–2002 Hans-Friedrich von Ploetz
- 2002–2006 Thomas Matussek
- 2006–2008 Wolfgang Ischinger
- 2008–2013 Georg Boomgaarden
- 2014– Peter Ammon[1]
Literatur
- An Embassy in Belgrave Square by Roland Hill (englisch), herausgegeben von der Deutschen Botschaft London
Weblinks
Belege
- ↑ Meldung über Botschafterernennungen, spiegel.de, 15. Januar 2014, abgerufen am 20. Januar 2014
Koordinaten: 51° 29′ 53,3″ N, 0° 9′ 15,2″ W