Elly Beinhorn
Elly Rosemeyer-Beinhorn (* 30. Mai 1907 in Hannover; † 28. November 2007 in Ottobrunn) war eine berühmte deutsche Fliegerin des 20. Jahrhunderts. In den 1930er Jahren stellte die Luftfahrtpionierin etliche Langstreckenflugrekorde auf.
Leben und Karriere
Elly Rosemeyer-Beinhorn war das einzige Kind des Kaufmanns Hans Beinhorn. Als Sechzehnjährige wollte sie auf Abenteuerreise gehen und bewarb sich beim Tierpark Hagenbeck als Tierfängerin, bekam aber nie eine Antwort. Im Sommer 1928 besuchte sie einen Vortrag des Fliegers Hermann Köhl. Von da an hatte sie nur noch das Fliegen im Kopf. Der Hannoversche Aeroclub lehnte es ab, eine Frau auszubilden, also fuhr sie nach Berlin-Staaken.
Im November 1928 saß Elly Beinhorn erstmals am Steuerknüppel eines Flugzeuges. Ihr Fluglehrer war Otto Thomsen, der auch Hanna Reitsch und Wernher von Braun unterrichtete. Thomsen war ein guter Lehrer, und Elly musste sich wie üblich neben dem Fliegen auch mit Motorenkunde, Wetter- und Instrumentenkunde und mit rechtlichen Themen befassen.
Im Winter 1929 absolvierte sie ihren A-Schein. Anschließend machte sie in Würzburg, bei Ritter von Greim, ihren Kunstflugschein. Mit ihrem Ersparten kaufte sie sich eine Messerschmitt M23, einen Tiefdecker. Ihren ersten Flugtag bestritt sie in Königsberg unter den Augen von Ernst Udet.
Im Juni 1930 fand in Bonn-Hangelar die erste deutsche Damenkunstflugmeisterschaft statt. Elly hatte das Reglement nicht richtig gelesen und vollführte die Figuren nicht vorschriftsgemäß. Tief enttäuscht musste sie den Titel der Kölnerin Liesel Bach überlassen, die ihn mehrere Jahre lang verteidigen konnte.
Erster Afrikaflug (1931)
Beinhorn träumte von einem Langstreckenflug, es mangelte ihr jedoch vorerst an Geld. Gemeinsam mit Katja Heidrich machte sie Reklameflüge für eine Brauerei aus dem heutigen Saarland, um ihre Kasse zu füllen. In Saarbrücken machte sie ihren ersten Bruch – sie setzte zu einer übertrieben schneidigen Landung an, kam mit der Nase auf und prallte auf die Piste. Beinhorn und ihr Passagier blieben dabei unverletzt.
Dann jedoch hatte sie Glück: Der österreichische Forscher Dr. Hugo Bernatzik und Professor Struck vom Dresdener Museum für Völkerkunde waren dabei, eine Expedition nach Westafrika (Bissagos-Archipel) vorzubereiten, und suchten dafür einen Sportflieger für Luftaufnahmen. Bernatzik hatte nichts gegen eine Frau im Cockpit, konnte jedoch die benötigten Mittel für eine neue Maschine mit Schwimmern nicht zur Verfügung stellen. Elly Beinhorn fand schließlich eine gebrauchte Klemm Kl 26, die sie in Böblingen generalüberholen ließ.
Am 4. Januar 1931 startete sie zu ihrem ersten Afrikaflug – und musste schon nach 650 km mit verölten Zündkerzen auf einem Schneefeld im Schwarzwald zwischenlanden. Erst nachdem ein Mechaniker der Klemm-Werke aus Böblingen saubere Kerzen eingebaut hatte, flog sie über Spanien und Gibraltar nach Rabat, Casablanca und Port Juby. Über 2000 km flog sie an der afrikanischen Küste entlang nach Dakar. Am 1. Februar traf sie in Bissau ein, wo sie Bernatzik traf. Während mehrerer Wochen arbeitete sie mit ihm zusammen und machte die gewünschten Luftaufnahmen. Dabei erlebte Elly Beinhorn einige Abenteuer, die sie ausführlich in ihrer Autobiografie festhielt: Wanderameisen im Flugzeug, Sandstürme, Heuschreckenschwärme, aber auch Safaris und ein bemerkenswerter Flug zur Insel Bubac. „Ich hatte erreicht, wovon ich schon als Kind zwischen den Hannoverschen Häusermauern geträumt hatte. Das war das Leben!“
Beim Rückflug nach Deutschland musste sie zwischen Bamako und Timbuktu wegen einer gerissenen Benzinleitung im Regenwald notlanden. Sie fand bei einem Stamm der Songhai Aufnahme, die einen Boten nach Timbuktu schickten. Fünf Tage lang sah und hörte sie die Flugzeuge, die nach ihr suchten, konnte aber keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen. Dann erst fand sie einen Songhai, der französisch sprach und sie nach Timbuktu führte. Krank und völlig erschöpft kam sie schließlich zu Fuß dort an. Die Nachricht ging um die Welt und Elly Beinhorn wurde über Nacht berühmt.
Nach einigen Tagen Erholung ging sie mit einem Team zurück in den Urwald, um ihre Maschine zu bergen. Sie konnten jedoch nur den Motor und die Instrumente retten. In einem Militärflugzeug wurde Beinhorn nach Bamako zurückgebracht. Dort erfuhr sie von ihrer neuen Berühmtheit: Die B.Z. am Mittag (eine Berliner Tageszeitung) wollte ihr ein Flugzeug zur Verfügung stellen und schickte Theo Osterkamp mit der neuen Maschine nach Casablanca. Beinhorn fuhr mit Eisenbahn und Schiff dorthin. Von dort flog sie gemeinsam mit Osterkamp nach Rom, wo dieser dann den Zug nahm. Elly Beinhorn flog zurück nach Deutschland und landete am 29. April 1931 in Berlin-Staaken.
Weltumrundung im Alleinflug (1932)
Schon kurz nach ihrer Rückkehr nach Deutschland hatte Beinhorn neue Pläne: sie wollte nach „irgendwo da unten rechts“ (auf dem Atlas) fliegen. Aber erst galt es, ihre Schulden zurückzuzahlen sowie die für das neue Projekt der Weltumrundung benötigten finanziellen Mittel aufzutreiben. Mit Vorträgen, Zeitungsartikeln und Interviews konnte sie einiges verdienen und nach ihrem erfolgreichen Afrikaflug fand sie auch schnell Sponsoren für einen Flug nach Indien.
Am 4. Dezember 1931 startete sie von Berlin-Staaken in Richtung Indien. Von Berlin über die Türkei nach Bagdad, dann nach Bushire am Persischen Golf. Kurz vor Bushire musste sie notlanden, weil die Benzinleitungen wegen des verschmutzten Benzins verstopft waren. Zu Fuß marschierte sie die 150 km nach Bushire, wo sie den US-amerikanischen Flieger Moye Stephens und den Reiseschriftsteller Richard Halliburton kennenlernte. Die beiden erklärten sich bereit, ihr mit ihrem Flugzeug zu helfen. Nachdem die Klemm nach Bushire transportiert und repariert war, flogen sie gemeinsam über Agra, Allahabad nach Kalkutta. In Kalkutta hoffte Beinhorn, ihre Kollegin Marga von Etzdorf zu treffen, die jedoch in China festsaß. Während des Wartens auf Neuigkeiten von Etzdorf traf sie Charles Kingsford-Smith, der ihr von Australien erzählte.
Sie wusste nicht recht, was sie nun tun sollte. Ein Flug nach Australien erschien ihr vorerst zu gefährlich. Nach Japan konnte sie wegen politischer Unruhen in China nicht fliegen. Gemeinsam mit Stephens und Halliburton flog sie in den Himalaya. Nach einer Zwischenlandung in Kalkutta flogen sie dann gemeinsam weiter nach Bangkok und Singapur. Hier trennten sich ihre Wege: der „Fliegende Teppich“ flog nach Borneo und zu den Philippinen, während Elly Beinhorn zu den Sunda-Inseln weiterflog.
In Batavia wurde sie als erste Frau, die mit einem Flugzeug landete, gefeiert. Sie musste an einer „nie enden wollenden Kette von Empfängen“ teilnehmen. Um sich die Zeit zu vertreiben, besorgte sie sich gute Karten und sprach mit Fliegerkollegen, die die Timorsee bereits überflogen hatten. Alle rieten ihr ab – ihre winzige Klemm-Maschine sei für die gefährliche Strecke einfach zu klein und zu fragil, die einmotorige Maschine zu schwach und die Navigationsinstrumente ungenügend. Der Widerspruch reizte Beinhorn jedoch so sehr, dass sie das vermeintlich Unmögliche möglich machen wollte. Von Soerabaya aus reiste sie nach Bali.
Sieben Stunden sollte der Flug über die Timorsee dauern. Wegen der Schauergeschichten, die ihre männlichen Kollegen ihr erzählt hatten, um sie von dem Flug abzuhalten, ließ sie sich von drei englischen Wasserflugzeugen begleiten, die sie im Notfall retten sollten. Ohne Probleme trafen sie jedoch in Darwin ein, wo sie von einem begeisterten Publikum empfangen wurden.
In fünf Tagen flog sie anschließend weiter über den Australischen Kontinent nach Sydney. Am 2. April 1932 traf sie dort ein und wurde von Charles Kingsford-Smith und vielen anderen Fliegerkameraden in der Luft begrüßt. „Nie werde ich es mir verzeihen, dass ich zur Eröffnung der Sydney-Hafenbrücke vierzehn Tage zu spät gekommen bin“. Beinhorn verbrachte fast einen Monat in Sydney, wo sie Vorträge hielt und Geld für ihren Weiterflug sammelte. Die Australier liebten „das hübsche Mädchen in seiner winzigen Holzkiste“. Derweil organisierte sie ihre Weiterreise nach Südamerika.
Die Strecke war für die einmotorige Klemm zu weit. Also wurde sie zerlegt und auf einem Schiff nach Neuseeland gebracht. Dort wurde sie umgeladen, um ihre Reise über den Stillen Ozean anzutreten. Die Reise dauerte für ihren Geschmack viel zu lange. In Panama musste sie erfahren, dass es nicht möglich sei, von dort aus weiterzufliegen, da es entlang der gesamten 2000 km der Südamerikanischen Westküste keinen Flugplatz und kein Benzin gäbe. Noch während sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie ihren Weiterflug organisieren sollte, ließ sie die Klemm auf dem Flugplatz von Panama aufbauen. Sechs Zusatztanks wurden eingebaut und Beinhorn musste viele ihrer Gerätschaften (darunter ein Grammofon, das sie bis hierher begleitet hatte) zurücklassen. Aber nun hatte sie für elf Stunden Sprit.
Elly Beinhorn folgte der Küste entlang nach Cali in Kolumbien. Obwohl sie den Flug optimal vorbereitet hatte, war ihr bei der Sache gar nicht wohl. Sie flog im Zickzack über alle vorhandenen Funk- und Radiostationen, damit man im Notfall Bescheid wusste, wo sie sich gerade befand. Sie erreichte Cali jedoch ohne Probleme. Von dort flog sie weiter nach Lima (Peru), wo sie vom peruanischen Präsidenten als Ehrengast empfangen wurde und vom Luftfahrtminister das offizielle peruanische Fliegerkreuz verliehen bekam.
Von Lima flog sie weiter nach Arica in Chile. Wegen politischer Unruhen war in Chile das Benzin rationiert: jeder bekam nur fünf Liter pro Woche. Die deutschen Immigranten in Chile hatten jedoch von der berühmten Landsfrau gehört und sammelten ihre Benzinrationen, damit sie bis Santiago de Chile weiterfliegen konnte. Dort erfuhr sie – ein weiteres Mal – dass ein Weiterflug über die Anden in der kleinen, einmotorigen Klemm „völlig ausgeschlossen“ war. Während ihres Aufenthaltes in Santiago fand dort eine Revolution statt, weshalb sie erst einmal festsaß. Sie nutzte die Zeit für Film- und Fotoaufnahmen, mit der sie ihre Vorträge illustrieren wollte.
Der Pass, den Beinhorn anfliegen wollte, lag auf 5000 m Höhe. Um mit der Klemm so hoch steigen zu können, musste Beinhorn weiteren Ballast zurücklassen. Das Gepäck sollte ihr per Verkehrsmaschine nachgeschickt werden. Sie ließ das Flugzeug außerdem mit einem Sauerstoffgerät ausrüsten. Die Strecke nach Mendoza in Argentinien betrug ungefähr 250 km und Beinhorn hoffte, sie in zwei Stunden bewältigen zu können. Oben auf dem Pass geriet sie jedoch in einen gefährlichen Aufwind. „Es warf mich herauf und herunter, dass mir Hören und Sehen verging. Mitten zwischen den Felsen […] blieb mir alle Augenblicke das Benzin weg, weil durch die furchtbaren Böen der Motor keinen Brennstoff bekam. Ich kam gut auf der anderen Seite an. Aber unter den gleichen Voraussetzungen hätte ich den Flug nicht ein zweites Mal gewagt. Gern mit einer stärkeren Maschine, aber nicht mit 80 Pferdchen.“
Nach diesem Abenteuer rechnete sie für den Flug über die argentinische Pampa mit keinen weiteren Problemen. Wegen einer brüchigen Zylinderkopfdichtung musste sie jedoch notlanden. Nachdem sie den Schaden begutachtet hatte, füllte sie nur Öl nach und flog nach Buenos Aires weiter, um die Reparatur dort durchzuführen. In Buenos Aires wurde sie erneut mit allen Ehren empfangen und von Anlass zu Anlass weitergereicht.
Von der argentinischen Hauptstadt wollte Elly Beinhorn erst nach Rio de Janeiro fliegen, um dort ein Schiff nach Europa zu nehmen. Schlechtes Wetter zwang sie jedoch dazu, bereits in Argentinien an Bord zu gehen. Nach drei Wochen Überfahrt legte die Cape North in Bremerhaven an, wo sie von einer Menschenmenge begrüßt wurde. Im Begrüßungskomitee war auch die glücklose Marga von Etzdorf, die ihr persönlich zur Rückkehr mit unbeschädigter Maschine gratulierte. Die „Kaffeemühle“ wurde wieder zusammengesetzt und am 26. Juli 1932 landete Beinhorn in Berlin.
Nachdem die Reden und Ehrungen verstummt waren, fand sich die Rekordfliegerin mit 16.000 Reichsmark Schulden wieder. Sie wusste nicht, ob sie das Geld je abarbeiten oder jemals wieder einen Langstreckenflug finanzieren konnte. Die Rettung kam von Paul von Hindenburg, der sie mit dem mit 10.000 Reichsmark dotierten Hindenburgpokal für die beste sportfliegerische Leistung ehrte. Der Reichsverband der Deutschen Flugzeugindustrie übernahm die restliche Summe. Nachdem sich ihre finanziellen Probleme so wunderbar von selbst gelöst hatten, plante Elly Beinhorn bereits ihr nächstes fliegerisches Abenteuer.
Zweiter Afrikaflug: Transafrikana (1933)
Nach ihrem Weltflug war alles ein wenig einfacher für die „berühmteste Frau Deutschlands“: Mit Vorträgen, Reiseberichten und ihren Filmen und Fotos verdiente sie innerhalb weniger Monate genug Geld, und ein neues Flugzeug (eine Maschine mit geschlossener Kabine) wurde ihr zur Verfügung gestellt. Von Berlin aus wollte sie über Konstantinopel und Aleppo nach Kairo fliegen, dem Nil entlang über Khartum nach Juba, dann über Nairobi und Johannesburg nach Kapstadt fliegen.
Auf dieser Reise hatte Beinhorn mehr Probleme als je zuvor. Einerseits machte ihr der tragische Tod ihrer Kollegin Marga von Etzdorf schwer zu schaffen. Andererseits hatte sie ständig mit den Bürokraten der Kolonialverwaltungen in Afrika zu kämpfen. So war es beispielsweise Frauen verboten, ohne männlichen Geleitschutz den Sudan zu überfliegen. Nachdem ihre Einsprüche (schließlich hatte sie ohne männlichen Schutz die Welt umrundet) nicht fruchteten, machte sie sich auf die Suche nach einem Begleitflugzeug. Zwei Engländer machten sich schließlich eine Freude, die Pilotin zu schützen. Als diese jedoch unterwegs notlanden mussten, flog Beinhorn – nach der Feststellung, dass sie sich nicht in Gefahr befanden und nur ein Reifen geplatzt war – alleine weiter. In Juba wurde sie jedoch festgehalten – ohne Begleiter kein Weiterflug. Alles war sehr kompliziert: Als Frau ohne Begleitung war es ihr nicht möglich, zu den beiden Engländern zurückzufliegen und ihnen einen Schlauch zu bringen. Schließlich bekam sie von der britischen Kolonialverwaltung eine Ausnahmebewilligung und konnte den Flug planmäßig fortsetzen und abschließen.
Amerikareise (1934)
Elly Beinhorn verfügte nun über eine Klemm Kl 32 mit einem 160-PS-Motor, Kabine und drei Sitzen. Damit wollte sie die historischen Städte der Maya auf der Halbinsel Yucatán in Mittelamerika besuchen. Ein Flug alleine dorthin hätte sich jedoch nicht gelohnt, weshalb sie diese Reise mit einem Besuch der USA verband.
Wiederum reiste sie per Schiff auf den amerikanischen Kontinent. In Chichén Itzá verbrachte sie einige Wochen und erforschte die Ruinen auf eigene Faust. Anschließend flog sie in die Vereinigten Staaten.
In Los Angeles traf sie zu ihrem großen Vergnügen Moye Stephen wieder, mit dem sie zu Beginn ihres Weltfluges einige Zeit lang gemeinsam geflogen war. Anschließend besuchte sie die von ihr bewunderte Amelia Earhart in Kansas – sie war hingerissen von ihrer Persönlichkeit und Natürlichkeit. Den geplanten Besuch bei Anne Morrow und Charles Lindbergh ließ sie fallen, als sie erfuhr, dass zu eben dieser Zeit der Prozess gegen den Entführer ihres Babys stattfand.
Überall, wo sie auf ihrem Amerikaflug durchkam, hielt Elly Beinhorn Vorträge und zeigte ihre Filme. Sie wurde von den Pilotinnen der Ninety Nines eingeladen, „um mit ihnen zu sprechen und zu fliegen“. Gemeinsam mit Thea Rasche nahm sie das Dampfschiff zurück nach Deutschland.
Rekordflüge (1935 und 1936)
Mit einer Messerschmitt Bf 108 plante Beinhorn einen Rekordflug der besonderen Art. In 24 Stunden wollte sie von Deutschland nach Asien und wieder zurück fliegen. Sie ließ dazu in den eleganten Viersitzer zwei größere Zusatztanks einbauen.
Am 13. August 1935, um halb vier in der Frühe, startete sie in Gleiwitz. Um 6 Uhr hatte sie bereits fünf Länder überflogen. Um 9 Uhr 20 erreichte sie die asiatische Seite des Bosporus, landete auf dem Rollfeld von Yeşilköy zwischen, um aufzutanken und machte sich nach einer knappen Stunde Pause wieder auf den Heimweg. Da sie Berlin anflog, musste sie 450 km mehr bewältigen als auf dem Hinflug. Kurz vor Berlin geriet sie in eine Schlechtwetterfront (wegen der die Lufthansa ihre Flüge nach Berlin abgesetzt hatte), erreichte jedoch trotz großer Schwierigkeiten Berlin Tempelhof. Um 18 Uhr 08 landete sie nach 3470 zurückgelegten Kilometern. Ihr ehemaliger Fluglehrer, Ernst Udet, begrüßte sie persönlich in Berlin mit den Worten „das hast du ganz nett gemacht“.
Im September 1935 besuchte Elly Beinhorn ein Autorennen auf dem Masaryk-Ring bei Brünn und lernte dort den Rennfahrer Bernd Rosemeyer kennen. Bald hatten die beiden ein Verhältnis, Beinhorn verspürte jedoch nicht den Wunsch zu heiraten. Sie befand sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, durfte die neuesten Sportflugzeuge testfliegen und konnte sich vor Anfragen für Vorträge kaum retten. Das alles wollte sie vorerst nicht aufgeben. Bernd Rosemeyer konnte sie jedoch überzeugen und am 13. Juli 1936 heirateten sie.
Pünktlich zum Hochzeitsfest wurde ihre brandneue Taifun (Bf 108) geliefert und sie begann sogleich mit den Versuchsflügen für einen neuen Rekordflug (in 24 Stunden über 3 Kontinente). Während sie ihre neue Maschine einflog, trainierte Rosemeyer auf dem Nürburgring für den GP von Deutschland.
In Berlin fanden die Olympischen Sommerspiele statt, Rosemeyer trainierte in Livorno und Elly Beinhorn flog über Konstantinopel nach Damaskus. Dort war der Startpunkt für ihren spektakulären Rekordflug, der sie in einem Tag über drei Kontinente führen sollte. Am 6. August 1936 startete sie um zwei Uhr morgens. Bei Sonnenaufgang hatte sie Kairo erreicht, wo sie zwischenlandete. Von Kairo flog sie über das Mittelmeer nach Athen. Als sie sich von dort nach Berlin aufmachen wollte, riss ihr ein Stein auf dem Rollfeld das Seitenruder weg. Die Techniker der Deutschen Lufthansa vor Ort reparierten den Schaden so schnell wie möglich und Beinhorn konnte ihren Flug planmäßig fortsetzen. Nach 3750 Kilometern landete sie am Abend wohlbehalten in Berlin Tempelhof, wo sie von ihrem Mann schon erwartet wurde.
Auf ihrer verspäteten Hochzeitsreise ins südliche Afrika ließ sich Rosemeyer von Elly Beinhorns „Flugverrücktheit“ anstecken. Bald nahm er Flugstunden und kaufte sich eine Klemm Kl 35.
Am 12. November 1937 kam in Berlin Bernd Rosemeyer Junior zur Welt. Elly Beinhorn war auch während ihrer Schwangerschaft geflogen, was ihr scharfe Kritik einbrachte. Am 28. Januar 1938 wurde der Wagen ihres Mannes Bernd Rosemeyer bei einem Rekordversuch auf der Autobahn nahe Darmstadt mit einer Geschwindigkeit von 440 km/h von einer Seitenwindbö erfasst und überschlug sich mehrmals. Er war auf der Stelle tot.
Flucht nach vorn
Elly Beinhorn floh in die Luft. Sie wollte sich „die Augen und das Herz ausblasen“, ließ den kleinen Bernd bei seinen Großeltern und flog über Persien nach Indien und Siam. Sie wollte vergessen, „fliegen und vorwärts denken“. Über die Türkei, den Balkan und Ungarn flog sie zurück.
Im Herbst 1939 begann der Zweite Weltkrieg und an Sportfliegerei war nicht mehr zu denken. Beinhorn musste vorerst am Boden bleiben, ihre Taifun tat Dienst als Kuriermaschine bei der Luftwaffe. Elly Beinhorn heiratete 1942 erneut, den Industriekaufmann Dr. Karl Wittmann (1904–1976). 1942 kam ihre Tochter Stephanie zur Welt.
Es wäre auch für eine Frau möglich gewesen, in der deutschen Luftwaffe mitzufliegen: Beate Uhse, Hanna Reitsch und Gräfin Schenk von Stauffenberg taten dies, aber Elly Beinhorn hatte zwei kleine Kinder, um die sie sich kümmern musste. Ihre Wohnung in Berlin wurde ausgebombt – all ihre Erinnerungsstücke an ihre Flüge verbrannten dabei – und die Familie zog nach Ostpreußen um. Als die Front immer näher rückte, flüchtete sie mit ihren Kindern quer durch das zerbombte Deutschland und fand schließlich in Trossingen auf der Hochebene der Baar eine neue Heimat.
Nach dem Zweiten Weltkrieg durften deutsche Staatsbürger vorerst nicht fliegen. Ungeduldig wartete Elly Beinhorn auf den Moment, in dem sie sich wieder in die Luft erheben konnte. Oft besuchte sie den Segelflugplatz Klippeneck auf der Schwäbischen Alb, und eines Tages im Spätsommer 1948 fragte sie der französische Kommandant des Flugplatzes (der sie kannte), ob sie fliegen wolle. Also lernte sie Segelfliegen. Im Frühjahr 1951 erneuerte sie in der Schweiz mit einer gemieteten Piper ihren Pilotenschein (in Deutschland war dies immer noch verboten). Für eine Illustrierte flog sie als Journalistin und Fotografin nach Italien, Afrika, Finnland und in andere Länder.
Als in Deutschland das Fliegen wieder möglich geworden war, erneuerte Beinhorn auch ihren Kunstflugschein. 1959 nahm sie erfolgreich am 13. Powder Puff Derby teil und gewann die Goldmedaille im europäischen Sternflug. 1963 wurde sie Erste in der Kategorie Damen beim Europaflug sowie Zweite beim Alpen-Sternflug. Mit ihren Kindern zog sie nach Freiburg im Breisgau, wo sie Bücher und Hörspiele für den Rundfunk schrieb.
Im Jahre 1968 heiratete ihr Sohn Michaela Gräfin zu Castell-Rüdenhausen (*1945), die Tochter des Flugkapitäns Wulf Diether Graf zu Castell-Rüdenhausen (1905-1980) und seiner zweiten Gattin, der bekannten Schauspielerin Luise Ullrich (1910-1985).
1979 gab die damals 72-Jährige ihren Pilotenschein freiwillig ab. Zuletzt lebte sie in einem Seniorenheim bei München. Ihren 100. Geburtstag feierte sie dort am 30. Mai 2007 im kleinen Familienkreis.
Elly Beinhorn starb am 28. November 2007 im Alter von 100 Jahren, sie wurde auf dem Parkfriedhof in Ottobrunn beigesetzt.
Fliegerische Leistungen
- 1931 Alleinflug über 7000 km nach Afrika
- 1932 Weltumrundung mit dem Flugzeug
- 1933 Transafrikaflug
- 1934 Rekordflug: Weltumrundung ohne Begleitung
- 1935 Rekordflug: Zwei Kontinente in 24 Stunden
- 1936 Rekordflug: Drei Kontinente in 24 Stunden
Ehrungen
- Fliegerkreuz von Peru (1932)
- Goldene Nadel des Aero-Clubs Deutschland (1953)
- Goldenes Abzeichen des bayrischen königlichen Luftsportverbandes (1970)
- Pionierkette der Windrose (1975)
- Bundesverdienstkreuz Erster Klasse (1991)
Bücher
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: Mein Mann, der Rennfahrer. Der Lebensweg Bernd Rosemeyers. Deutscher Verlag, Berlin 1938.
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: Mein Mann, der Rennfahrer. Bardtenschlager, Reutlingen 1955, Herbig, Berlin 1983, 1987, ISBN 3-7766-1456-0
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: Ich fliege um die Welt. Ullstein, Berlin 1952, 1975.
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: Madlen wird Stewardess. Jugendbuch. Deutscher Verlag, Ullstein 1954, 1955.
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: Fünf Zimmer höchstens! Heitere Geschichten. Schneekluth, Darmstadt 1955.
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: Ein Mädchen und fünf Kontinente. Hobbing, Essen 1956.
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: So waren die Flieger. Koehler, Herford 1966.
- Elly Rosemeyer-Beinhorn: Alleinflug. Mein Leben. Autobiografie. Langen-Müller, München 1977, Herbig, München 1981, 2007, ISBN 3-7766-2522-8
Weblinks
- FemBiografie Elly Beinhorn
- Abenteuer Himmel – Artikel von Reinhard Osteroth in der Zeit vom 16. Mai 2007
- Elly Beinhorn - Artikel bei "Alte Adler"
- Fotos von Elly Beinhorn
Personendaten | |
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NAME | Beinhorn, Elly |
ALTERNATIVNAMEN | Rosemeyer-Beinhorn, Elly |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Fliegerin |
GEBURTSDATUM | 30. Mai 1907 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 28. November 2007 |
STERBEORT | Ottobrunn |