Fachhochschule Wiener Neustadt

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Fachhochschule Wiener Neustadt
Gründung 1994
Ort Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Wien
Land Österreich
Geschäftsführer Armin Mahr (CEO), Peter Erlacher (COO)[1]
Studierende ca. 4.600
Mitarbeiter ca. 470
Website fhwn.ac.at,
wieselburg.fhwn.ac.at,
tulln.fhwn.ac.at,
campus-rudolfinerhaus.ac.at
Gedenktafel zu Errichtung der Fachhochschule Wiener Neustadt
Campus 1 Wiener Neustadt

Die Fachhochschule Wiener Neustadt (kurz FHWN) ist seit 1994 eine österreichische Fachhochschule für die Fakultäten Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sport und Sicherheit. Die internationale Bezeichnung lautet University of Applied Sciences Wiener Neustadt. An den Standorten Wiener Neustadt, Wieselburg, Tulln, Salzburg[2] und dem Rudolfinerhaus in Wien (Kooperation) werden derzeit 44 Bachelor- und Master-Studiengänge in deutscher oder englischer Sprache angeboten.

Wie im österreichischen FH-Sektor üblich, handelt es sich um einen privatrechtlich organisierten Träger in Form einer GmbH. Aktuell hat sie die folgende Eigentümerstruktur: 71 % Stadt Wiener Neustadt, 26 % Land NÖ, 2 % Stadtgemeinde Wieselburg, 1 % Stadtgemeinde Tulln.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

City Campus Wiener Neustadt
Campus Wieselburg

Die FH Wiener Neustadt wurde am 3. Oktober 1994 gegründet. Im ersten Studienjahr wurde in je einem wirtschaftlichen und einem technischen Studiengang insgesamt 169 Studierenden unterrichtet.

1996 hatte sich die Zahl der Studierenden an der FH Wiener Neustadt mehr als verdoppelt. Das ursprüngliche Gebäude (5.000 m²) wurde daher auf 8.700 m² erweitert.

Am 31. August 1999 wurde die FH Wiener Neustadt zur 1. FH Österreichs durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Bildung ernannt. Im September 1999 nahmen die ersten Studierenden des dislozierten FH-Studiengangs am Standort Wieselburg ihren Studienbetrieb sowie die Beschäftigten ihren Forschungs- und Lehrbetrieb auf. Weiters nahm die FH-Forschungstochter FOTEC ihre Geschäftstätigkeit auf.

Im September 2002 startet der Studiengang Biotechnische Verfahren in Tulln.

2004 wurde das Studienprogramm am Standort Wiener Neustadt gemäß Bologna-Prozess auf das neue System von Bachelor- und Masterstudien umgestellt, bis dahin wurden ausschließlich Diplomstudien (Mag. (FH), Dipl.-Ing. (FH)) angeboten.

2005 übersiedelte die Akademie für Gesundheitsberufe in den Campus Wiener Neustadt und wurde im Jahr darauf in Form von vier Bachelorstudiengängen (Biomedizinische Analytik, Ergotherapie, Radiologietechnologie und Logopädie) zugelassen. Neu startete auch der Studiengang Polizeiliche Führung in Kooperation mit der Sicherheitsakademie des Bundesministeriums für Inneres in erster Linie für Leitende Beamte des Wachkörpers Bundespolizei.

Im Frühjahr 2015 übernahm die FH Wiener Neustadt 100 % der Ferdinand Porsche Fern-FH.[4] Diese wurde auf Drängen des Ministeriums allerdings 2017 wieder verkauft, da ein Erhalter nicht zwei Fachhochschulen führen sollte.[5]

Im Herbst 2019 wurde der City Campus am Standort Karmeliterkirche in Wiener Neustadt eröffnet. Seitdem sind alle Studiengänge der Fakultät Wirtschaft der Fachhochschule Wiener Neustadt dort beheimatet. Zur Infrastruktur gehört neben zahlreichen Hörsälen mit modernster Ausstattung auch das FHWN StartUp Center inklusive Coworking Space. Außerdem wurde hier auch die Bibliothek im Zentrum untergebracht.[6]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biotech Campus Tulln

Wiener Neustadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standort Civitas Nova | Campus 1

Der Standort Wiener Neustadt wurde im Jahr 1994 eröffnet und 1996 zum ersten Mal vergrößert. Mit dem im November 2004 eröffneten Neubau wurde die FH Wiener Neustadt zu einer der modernsten Hochschulen Österreichs. Geplant und realisiert wurde der neue Campus Wiener Neustadt vom Architekturbüro Anton Presoly. Dies geschah in einer Bauzeit von etwas über einem Jahr. Insgesamt wurden 14,6 Millionen Euro in den Ausbau investiert. Die gesamte Nutzfläche beträgt nun knapp 20.000 Quadratmeter – 9.000 Quadratmeter vor dem Umbau, 10.600 Quadratmeter kamen an Neubau dazu. Zur Verfügung stehen aktuell 8 Hörsäle, 34 Seminarräume, 9 EDV-Säle, ein Multimedia-Labor, ein CAX-Labor, Funktionsräume für Radiologietechnologie, Ergotherapie und Logopädie und 4 Labors der Biomedizinischen Analytik sowie Labors für die Technischen Studiengänge. Weiters steht den Studierenden eine Mensa zur Verfügung. Die Studierenden können eine Reihe an freiwilligen Lehrveranstaltungen, Gastvorträgen, die Bibliothek, welche sich über zwei Etagen erstreckt sowie 500 Parkplätze nutzen.

Standort Karmeliterkirche | City Campus

Im Jänner 2016 wurde bekannt, dass mit der Karmeliterkirche Wiener Neustadt zusätzlich zum bisherigen Standort in der Civitas Nova ein weiterer FH-Campus mit einer Gesamtfläche von 10.000 Quadratmetern errichtet wird. Mit dem Bau wurde 2017 begonnen und 2019 konnte der Studienbetrieb am neuen Standort starten. Die Fakultät Wirtschaft übersiedelte an den neuen Standort und im Keller der renovierten Karmeliterkirche wurde die FH-Bibliothek zusammen mit der Wiener Neustädter Stadtbibliothek untergebracht. Darüber hinaus stehen ein StartUp Center inklusive Coworking Space, ein Science Lab, das apparative Verfahren auf dem neuesten Stand der Technik in Lehre und Forschung für Studierende bietet, sowie ein Bloomberg Room und ein Experimental Lab zur Verfügung. Je 7,5 Millionen Euro trugen das Land Niederösterreich und die Stadt Wiener Neustadt zum Bau bei, 18,5 Millionen Euro wurden von der FH selbst aufgebracht. Den Auftrag für die Planung erhielt die ARGE Scheibenreif-Strixner.[7]

Wieselburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Campus Wieselburg | Marketing & Sustainable Innovation

Der im September 1999 gegründete Standort in Wieselburg versteht sich als Think-Box für Marketing, Innovation, Consumer Science und Nachhaltigkeit mit der Aufgabe Lernräume zu gestalten und Denklandschaften zu eröffnen.

Campus Francisco Josephinum Seit Herbst 2018 wird der Bachelorstudiengang „Agrartechnologie & Digital Farming“ im Francisco Josephinum angeboten.[8]

Tulln: Biotech Campus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2002 wird das Bachelor- und Masterstudium „Biotechnische Verfahren“ in Tulln angeboten. Im Jahr 2018 folgte der Masterstudiengang „Bio Data Science“. Der Standort zählt zu den bedeutendsten Biotech-Standorten in Österreich[9], wo auch das Haus der Digitalisierung errichtet wird.[10]

Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Campus Rudolfinerhaus

Der Rudolfiner-Verein – Rotes Kreuz ist Trägerverein des Campus Rudolfinerhaus an welchem der Bachelorstudiengang Gesundheits- & Krankenpflege angeboten wird.

Salzburg: Campus Bildungszentrum SIAK Salzburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die FH Wiener Neustadt bietet seit dem Sommersemester 2022 am Campus des Bildungszentrums der SIAK Salzburg den Bachelor-Studiengang Polizeiliche Führung an.[11]

Studiengänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Bachelorstudium dauert 6 Semester und das Masterstudium 4 Semester. Studiengänge an der FH Wiener Neustadt (Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Sicherheit und Sport) werden in Vollzeit, berufsbegleitend und berufsermöglichend angeboten.

Lehrgänge zur Weiterbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusätzlich werden berufsbegleitend Lehrgänge zur Weiterbildung in den Fachbereichen Wirtschaft, Gesundheit und Sicherheit angeboten.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Studiengang Strategisches Sicherheitsmanagement kam 2017 in die Kritik, nachdem einige Lehrende dieses Ausbildungszweiges auch leitende Mitarbeiter des Innenministeriums sind und daher schon die Auswahl der Studierenden, die vor allem aus Kreisen der Polizei stammen, nicht nur nach fachlicher Qualifikation, sondern der Verdacht besteht, dass sie auf Grund politischer Abhängigkeiten erfolgt.[12]

Im Jahr 2021 trat die damalige Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) zurück, nachdem ihr vorgeworfen wurde, dass sowohl ihre Diplomarbeit an der FH Wiener Neustadt aus dem Jahr 2006 als auch ihre Dissertation an der Slowakischen Technischen Universität Bratislava aus dem Jahr 2020 Plagiate enthalte. Außerdem würde die Diplomarbeit Aschbachers an der FH Wiener Neustadt mit ihrem mangelhaften Deutsch sowie den Plagiaten alle wissenschaftlichen Standards unterbieten.[13] Trotz augenfälliger grober Mängel wurde die damals von Karl Pinczolits betreute Arbeit mit der Note »Sehr gut« beurteilt.[14] Josef Christian Aigner stellte die wissenschaftliche Ausbildung an der Fachhochschule in Frage und bezweifelte, dass der Betreuer die Arbeit gelesen hat.[15] Helga Krismer, niederösterreichische Landessprecherin der Grünen, bezeichnete den Fall als »Imageschaden für FH Wiener Neustadt«.[16] FH-Geschäftsführer Armin Mahr erklärte, die FH werde ein »geordnetes Überprüfungsverfahren« einleiten.[17]

Die Fachhochschule trat nach Bekanntwerden des Skandals der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) bei; diese erklärte, sie beabsichtige nun, zwei externe Gutachter zu dem Fall bestellen.[18] Der ÖAWI-Kommissionsvorsitzende Philipp Theisohn hatte zuvor jedoch bereits u. a. Annette Schavan gegen Plagiatsvorwürfe verteidigt. Nachdem im September 2021 bekannt wurde, dass die ÖAWI auch Aschbacher »keine Täuschungsabsicht« bescheinigte und die Fachhochschule daraufhin Aschbacher den Titel nicht aberkannte,[19] sagte Stefan Weber: »Was hier an der FH Wiener Neustadt und an der ÖAWI passiert ist, ist klassische Hochschulkorruption.« Ein Kritikpunkt war weiters, dass die Gutachter der ÖAWI anonym und das Gutachten geheim sind.[20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fachhochschule Wiener Neustadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschäftsführung. In: www.fhwn.ac.at. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  2. Daten & Fakten 🤓 FH Wiener Neustadt. Abgerufen am 25. August 2022.
  3. Erhalter & Geschäftsführung der FH Wiener Neustadt. Abgerufen am 29. Dezember 2023.
  4. Fern-Fachhochschule für Wiener Neustadt – noe.ORF.at. In: noe.orf.at. Abgerufen am 19. Mai 2016.
  5. Neu-Übernahme: Jungwirth kaufte Fern-FH – noen.at. In: noen.at. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Oktober 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.noen.at (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Studieren in Wiener Neustadt. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  7. kurier.at – Neuer Fachhochschul-Campus bringt 1400 Studenten in die City. Artikel vom 25. Mai 2017, abgerufen am 18. Jänner 2016.
  8. Agrartechnologie: Bundesweit einzigartiger Studiengang befindet sich in den Startlöchern – Lehr und Forschungszentrum – Francisco Josephinum Wieselburg. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. März 2019; abgerufen am 29. März 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.josephinum.at
  9. meinbezirk.at – Biotech in Tulln am Vormarsch. Artikel vom 20. Mai 2015, abgerufen am 19. Mai 2016
  10. FHI baut Tullner Campus der Zukunft. Abgerufen am 21. Mai 2021.
  11. Daten & Fakten 🤓 FH Wiener Neustadt. Abgerufen am 25. August 2022.
  12. Vorwürfe: ÖVP soll mit Kontrolle über Ausbildung Polizei umfärben im Standard.at vom 10. September 2017, abgerufen am 11. September 2017.
  13. Massive Vorwürfe gegen Diplomarbeit von Ministerin Aschbacher Kurier, 7. Jänner 2021; Stefan Weber: Plagiate, falsche Zitate, mangelnde Deutschkenntnisse: Diplomarbeit der österreichischen Ministerin Christine Aschbacher unterbietet alle wissenschaftlichen Standards plagiatsgutachten.com, 7. Jänner 2021; Stefan Weber: Mögliches studienrechtliches Problem für Ministerin Aschbacher: Schwerwiegende Plagiate auch im Schlusskapitel entdeckt plagiatsgutachten.com, 7. Jänner 2021.
  14. Theo Anders, Gabriele Scherndl: Neue Vorwürfe gegen Aschbacher: Zweifel an Interviews mit Unternehmensvertretern Der Standard, 11. Jänner 2021; Verdacht: Abgeschrieben & schlecht übersetzt. „Ausnahmen sind Seepocken“: Das ist Aschbachers Skandal-Doktorarbeit. In: oe24.at, 11. Jänner 2021, abgerufen am 12. Jänner 2021.
  15. Josef Christian Aigner: Plagiate und andere akademische Peinlichkeiten Der Standard, 13. Jänner 2021.
  16. Helga Krismer: „Ex-Ministerin Christine Aschbacher (ÖVP) ist ein Imageschaden für FH Wiener Neustadt!“ APA-OTS, 11. Jänner 2021.
  17. Karin Bauer: FH Wiener Neustadt und Uni in Bratislava leiten Verfahren wegen Aschbachers Arbeiten ein Der Standard, 10. Jänner 2021.
  18. Theo Anders: Was tut sich im Fall Aschbacher? Der Standard, 4. März 2021.
  19. Theo Anders: [1] Der Standard, 29. September 2021.
  20. Weber zu Aschbacher-Prüfung: »Es ist alles ein Beschiss« Puls 24, 30. September 2021.; Stefan Weber: Offener Brief an die ÖAWI zum Fall Mag.a (FH) Christine Aschbacher, PhD vom 01.10.21; Plagiatsjäger gibt nicht auf: »ÖAWI ist ein Bananenverein«, 30. September 2021; Stefan Beig: Abgeschrieben, sinnwidrig – egal: Agentur entlastet sämtliche Akademiker (Memento des Originals vom 1. Oktober 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/exxpress.at Exxpress, 1. Oktober 2021.

Koordinaten: 47° 50′ 17″ N, 16° 14′ 54″ O