Florian Kirner

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Florian Kirner, 2023

Florian Ernst Kirner (alias Prinz Chaos II; * 10. Januar 1975 in München) ist ein deutscher Journalist, Autor, Veranstalter und Liedermacher. Er ist Urenkel des Münchner Künstlers und Kabarettisten Theo Prosel und Enkel des Schauspielers Walther Diehl. Sein Vater stammt aus einer antifaschistischen Arbeiterfamilie.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirner besuchte zunächst das Graf-Rasso-Gymnasium Fürstenfeldbruck und wechselte zur 10. Klasse auf das Luisengymnasium in München und legte dort 1995 das Abitur ab.

Aktivismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Sohn stark friedensbewegter Eltern war Kirner seit früher Kindheit bei Demonstrationen der deutschen Friedensbewegung zugegen. 1991 engagierte er sich in der damaligen Schülerbewegung gegen den Irakkrieg. 1999 gegen die Beteiligung der Bundeswehr am Krieg gegen Serbien und seit 2001 gegen den Krieg in Afghanistan. Kirner war 1996 Mitbegründer der trotzkistischen Organisation Linksruck. Er wurde vorübergehend Mitglied der Jusos, trat dort aber 1998 wieder aus. 2000 trat Kirner von allen Ämtern bei Linksruck zurück und verließ wenig später die Organisation.[1]

2014 engagierte er sich bei den Mahnwachen für den Frieden. 2019 war er in der engeren Führung der Sammlungsbewegung „Aufstehen“ von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht.[2] Anschließend zog er sich von der bundesweiten Ebene des Aktivismus zurück und beschränkt seither seinen Wirkungskreis auf seinen unmittelbaren Lebensbereich.

Anfang Februar 2023 kündigte er an, als parteiloser Bürgermeisterkandidat für Hildburghausen antreten zu wollen.[3]

Journalist, Autor, Berater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirner wurde in der sechsten Klasse Mitglied der Schülerzeitung „Sparifankerl“. Später war er Chefredakteur der Schülerzeitung des Luisengymnasiums. Von 1996 bis 2000 war er Chefredakteur der Monatszeitung Linksruck. Von 2001 bis 2004 arbeitete Kirner als Projektleiter für die Werbeagentur BBDO in Düsseldorf. Er betreute das gemeinnützige Projekt „Step21“ und schrieb für die Mitarbeiterzeitschrift „Crossover“. 2009 entwickelte Kirner den digitalen Auftritt von Konstantin Wecker, mit dem Kirner eine langjährige Zusammenarbeit auf der Bühne verbindet. Gemeinsam veröffentlichten sie 2013 die Streitschrift „Aufruf zur Revolte“.[4] Ab 2014 kam es zu einer Zusammenarbeit mit „KenFM“ sowie den NachDenkSeiten. Kirner war Autor und Mitbegründer des Autorenblogs „Rubikon“.[5] 2019 schrieb er für die „Südthüringer Rundschau“ die wöchentliche Kolumne „Der Narrenkäfig“.

Liedermacher, Kabarett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prinz Chaos II. auf dem Rudolstadt-Festival 2017

Seit 1999 tritt Kirner als Liedermacher unter dem Künstlernamen Prinz Chaos II. auf. Nach Erscheinen seiner Debüt-CD Jahr 100.000 Siegesnacht im Jahr 2000 (veröffentlicht auf dem Musiklabel Sturm & Klang) nahm ihn sein Vorbild Franz Josef Degenhardt in die „Bruderschaft der Sänger“ auf. In seinen Arbeiten als Kabarettist spiegelt sich sein privates Engagement gegen Rechtsradikalismus, Homophobie, Atomkraft, Militarismus und soziale Ungerechtigkeit.[4] Seine CDs erschienen seit 2008 auf Konstantin Weckers Plattenlabel Sturm und Klang.[4][6] Im Jahr 2017 wechselte er als Liedermacher zum Musiklabel Digitale Dissidenz von Bruno Kramm. Im selben Jahr gründete er zusammen mit der Schandmaul-Musikerin Anna Katharina Kränzlein das Musikprojekt Rebellische Saiten. 2019 entstand dann das Bandprojekt Prinzessin & Rebell, ihre erste Single Der Pfahl erschien im August 2019 auf Weckers Label Sturm & Klang.[7]

Schloss Weitersroda[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2008 erwarb er im thüringischen Hildburghausen das Schloss Weitersroda. Der über Jahrzehnte vernachlässigte Gebäudekomplex wurde in den Folgejahren Schritt für Schritt saniert. Dort veranstaltet er seit 2011 einmal jährlich das Liedermacher-Festival Paradiesvogelfest.[8] Nachdem Kirner bereits 2008 von der örtlichen Naziszene tätlich angegriffen worden war, kam es beim Paradiesvogelfest 2012 zu rechten Morddrohungen und einem Brandanschlag auf ein Fahrzeug. Nicht zuletzt aufgrund Kirners gelassener Reaktion konnte sich sein Projekt jedoch gut in das zivilgesellschaftliche Umfeld integrieren.[9]

Netzwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Florian Kirner ist seit Oktober 2019 erster Vorsitzender des Hildburghäuser Werberings e.V., dem Verbund für Kaufleute, Gewerbetreibende und Freiberufler in Hildburghausen.[10]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mittelbayerische Zeitung schrieb im April 2016 über Kirners damaliges Programm „Kabarett & Lieder“, dass es das Publikum begeistere, aber auch durch „scharfsinnigen Humor, [...] überraschende Brüche und radikale Stimmungswechsel“ herausfordere.[4] Der Donaukurier befand im März 2017, dass Kirners „Satire oft die zündenden Pointen [fehlten]“, wenn er auch mit „viel Herzblut und Elan [...] Musik“ mache.[11]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solo-Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soloalben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2000: Jahr 100.000 Siegesnacht (Sturm & Klang)
  • 2004: Prinz Chaos auf Großer Fahrt (Sturm & Klang)
  • 2012: … dass man sich wärmt, in der Nacht (Sturm & Klang)
  • 2014: TsunamiSurfer (Sturm & Klang)[12]
  • 2017: Väter & Söhne (Digitale Dissidenz)

Videos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2017: Baumlied
  • 2017: Michael Jackson lebt! (in Olching)
  • 2017: Giftzeit der Resignation
  • 2017: Am Grab von meinem Vater (Vaterpflanzen)
  • 2017: Sommer in Heiligendamm

Mit Rebellische Saiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Videos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2017: ...dass man sich wärmt in der Nacht
  • 2017: Alte Häuser
  • 2017: Madiba Mandela
  • 2017: Das Baumlied
  • 2017: Retten und Lieben (Die Toten kommen)
  • 2017: G'stanzl - Live in Themar
  • 2017: „Alte Häuser“ im Sturm - Live in Themar
  • 2017: *We shall overcome* im Sturm - Live in Themar
  • 2017: Die Toten kommen (Retten und Lieben)

Gastbeiträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2008: Konstantin Wecker -Gut'n Morgen Herr Fischer, Mitwirkung von Prinz Chaos II. beim Münchner Lied (Gesang und Teile des Textes)
  • 2012: Franz Josef Degenhardt – Freunde feiern sein Werk, Doppel-CD / Koch Universal Music (Universal Music)

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Florian Ernst Kirner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wir waren wie eine Rakete, Interview von Donna San Floriante (alias Florian Kirner) mit Florian Kirner in der Jungen Welt vom 21. Mai 2007
  2. Prinz Chaos II.: „Als Linker auch montags ein Aktivist“, Neues Deutschland vom 19. Mai 2014
  3. Jan-Thomas Markert: Stadt Hildburghausen: Prinz Chaos will Bürgermeister werden. In: insuedthueringen.de. Suhler Verlagsgesellschaft, 1. Februar 2023, abgerufen am 12. März 2023.
  4. a b c d Prinz Chaos II gibt sich die Ehre, Mittelbayerische Zeitung vom 13. April 2016
  5. Florian Kirner auf der Website von Rubikon
  6. Veröffentlichungsliste von Sturm und Klang
  7. Prinzessin & Rebell – Der Pfahl (2019-37), folknews.de, 9. September 2019
  8. Paradiesvogelfest: Neue Vielfalt in der Liedermacherszene Deutschlandfunk, 25. April 2016
  9. Neonazis bedrohen Thüringer Musikfest: Braune Vögel im Paradies taz, 1. Juni 2012
  10. https://www.werbering-hbn.de/
  11. Seine Hoheit zu Gast, Donaukurier vom 16. März 2017
  12. Prinz Chaos II bei discogs.com