„Fußball-Weltmeisterschaft 1930“ – Versionsunterschied
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Version vom 25. Juni 2010, 15:48 Uhr
FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1930 | |
---|---|
Campeonato Mundial De Futbol – Uruguay 1930 | |
Datei:Uruguay 1930 Worl Cup.jpg Plakat der Fußball-Weltmeisterschaft 1930 | |
Anzahl Nationen | 1323 (von 1300 Bewerbern) |
Weltmeister | Uruguay (1. Titel) |
Austragungsort | Uruguay |
Eröffnungsspiel | 13. Juli 1930 |
Endspiel | 30. Juli 1930 |
Spiele | 18 |
Tore | 70 (⌀: 3,89 pro Spiel) |
Zuschauer | 450.000 (⌀: 25.000 pro Spiel) |
Torschützenkönig | Guillermo Stábile (ARG) 8 Tore |
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1456860 (⌀: 80.936,67 pro Spiel) |
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1501 (⌀: 83,39 pro Spiel) |
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784502 (⌀: 43.583,44 pro Spiel) |
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1b/1930_world_cup.png/220px-1930_world_cup.png)
Die 1. Fußball-Weltmeisterschaft, offiziell Weltpokal[1], wurde vom 13. bis zum 30. Juli 1930 in Uruguay ausgetragen.
Geschichte
Bereits früh wurde der Fußball in das Programm der Olympischen Spiele der Neuzeit aufgenommen. Nahezu sämtliche Teilnehmer stammten zunächst vom europäischen Kontinent, da die Spiele abgesehen von denen in St. Louis ausnahmslos in Europa stattfanden und es außereuropäischen Mannschaften finanziell schlicht nicht möglich war, die lange Reise anzutreten. In der Fußball-Disziplin nahm erstmals bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris eine südamerikanische Mannschaft teil: Uruguay. Finanziert wurde die mehrwöchige Schiffsreise nach Europa von einem Zahnarzt aus Montevideo. Er ließ 15 der besten Fußballspieler seines Landes zusammenstellen.
Dänemark, Großbritannien, Österreich und Ungarn waren die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgreichsten Fußball-Nationen Europas. Dass der Fußball auch in anderen Erdteilen praktiziert wurde, war bekannt, wurde aber nicht besonders beachtet. Besonders England gefiel sich in seiner Rolle als „Mutterland des Fußballs“, und so beschäftigte sich niemand mit der äußereuropäischen Entwicklung des Sports, etwa in Südamerika. Dort nämlich war der Fußball mindestens ebenso beliebt und wurde bereits sehr viel früher als im festländischen Europa professionell betrieben. Profiligen gab es bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Den Europäern war dies nicht bekannt und so kam es, dass die bei den Olympischen Sommerspielen 1924 zunächst belächelte Mannschaft aus Uruguay aller Konkurrenz läuferisch, taktisch und technisch höchst überlegen war. Uruguay gewann nach vier Spielen mit 18:1 Treffern die Goldmedaille.
Bei Olympischen Spielen sollte Fußball-Europa von nun an zunächst kaum mehr einen Fuß auf den Boden bekommen. Bei den Wettbewerben 1928 wiederholte sich die Überraschung mit nur einem kleinen Unterschied: Nun hatte man auch in Argentinien Lunte gerochen. Europa wurde gleich doppelt von den Südamerikanern vorgeführt. Nur wenig überraschend stießen im Finale die Mannschaften aus Argentinien und Uruguay aufeinander. Letztere gewann im Wiederholungsspiel und war Doppelolympiasieger.
Nachdem man sich nun ernsthaft mit der neuen außereuropäischen Konkurrenz beschäftigte und herausfand, dass in Südamerika längst gut organisierte Fußballligen existierten, wo echte Profis gegen Bezahlung kickten, kam es zu einem kleinen „Fußball-Krieg“ der Funktionäre. Südamerikas „geldgierige“ Fußballer wurden verachtet; ihr Benehmen empfand man als Brüskierung gegenüber dem olympischen Gedanken. Fortan sollten sie von den Spielen ausgeschlossen werden. Nun trat der französische Sportmäzen Jules Rimet auf den Plan. Er hatte den Konflikt bereits kurz nach dem ersten Erfolg Uruguays 1924 geahnt und schon damals mit Enrique Buero, einem wohlhabenden Rinderzüchter aus Montevideo, Pläne für ein Fußball-Weltturnier geschmiedet. Diese wurden 1928 dem Fußball-Weltverband vorgelegt, der schließlich akzeptierte. Für die Premiere standen Italien und Uruguay als Austragungsorte zur Diskussion. Da man Uruguays Leistungen würdigen wollte und die beiden Mäzene Rimet und Buero großzügig spendeten, wurde das erste Turnier nach Südamerika vergeben. Außerdem fanden im Jahr 1930 die Feierlichkeiten zur hundertjährigen Unabhängigkeit Uruguays statt.[2] Italien wurde auf die nächste Weltmeisterschaft vertröstet.
Spielorte
Alle Spiele der ersten Weltmeisterschaft wurden in nur einer Stadt ausgetragen, in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays. Ursprünglich sollten alle Spiele im neu gebauten Centenario-Stadion stattfinden. Es konnte aber nicht rechtzeitig fertig gestellt werden, weil eine lang anhaltende Regenperiode die Bauarbeiten stark beeinträchtigte. Als am 18. Juli 1930, fünf Tage nach der Eröffnung dieser WM, endlich das erste Spiel im Stadion stattfinden konnte, befand sich die Nordtribüne zum Teil noch im Bau. Zu diesem Zeitpunkt bot die Betonschüssel bereits 80.000 Zuschauern Platz. Nach der Fertigstellung wies es für damalige Verhältnisse gleich drei Besonderheiten auf: Erstens war es mit fast 100.000 Plätzen das größte Stadion Südamerikas. Zweitens war es ohne Laufbahn, als reines Fußballstadion konzipiert und drittens war das Stadion nicht oval, sondern beinahe rund. Durch die verspätete Eröffnung des Riesenstadions musste man zunächst auf zwei andere Plätze ausweichen: das Estadio Gran Parque Central und das Estadio Pocitos, damalige Heimstätte von Peñarol Montevideo.
Stadt | Stadion-Name* | Eröffnet | Zustand* | Plätze* | Spiele |
---|---|---|---|---|---|
Montevideo | Estadio Centenario | 18.07.1930 | Neubau | 93.000 | 10 |
Montevideo | Estadio Gran Parque Central | 25.05.1900 | Bestand | 25.000 | 6 |
Montevideo | Estadio Pocitos | April 1921 | Bestand | 15.000 | 2 |
* zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft, Juli 1930 |
Teilnehmer
4 aus Europa | Vorlage:Flagicon Belgien | Vorlage:Flagicon Frankreich | ![]() |
Vorlage:Flagicon Rumänien |
7 aus Südamerika | Vorlage:Flagicon Argentinien | Vorlage:Flagicon Brasilien | Vorlage:Flagicon Bolivien | Vorlage:Flagicon Chile |
![]() |
Vorlage:Flagicon Peru | Vorlage:Flagicon Uruguay | ||
2 aus Nord- und Mittelamerika | ![]() |
Vorlage:Flagicon Vereinigte Staaten |
Die Auslosung der Gruppen fand erst statt, nachdem alle 13 Teilnehmer in Uruguay angekommen waren.
Verlauf
Das Turnier 1930 war eigentlich eine Enttäuschung: Nur vier Mannschaften aus Europa machten sich auf zu einer dreiwöchigen Schiffsfahrt mit anschließendem Fußballturnier, drei von ihnen gemeinsam mit dem Weltpokal und dem FIFA-Präsidenten Jules Rimet mit dem italienischen Luxusliner Conte Verde. Die Rumänen wurden von ihrem König gesponsert, der daraufhin den Beinamen "der Fußballer" bekam. Andere starke europäische Nationen wie Deutschland, Österreich, Spanien und England nahmen nicht an der WM teil. Letztere waren beleidigt, da sie meinten, dass sie als Mutterland des modernen Fußballs Gastgeberland sein müssten. Es war die einzige Weltmeisterschaft, bei der es keine Qualifikation gab. Ursprünglich war eine sofortige K.o.-Runde geplant. Doch wegen der geringen Teilnehmerzahl entschied man sich, die WM in einer Mischung aus Gruppen- und Ausscheidungsspielen auszutragen, weil man vermeiden wollte, dass die europäischen Teams möglicherweise nach nur einem Spiel wieder heimreisen mussten.
Vor nur 500 Zuschauern und im Schneegestöber ging am 13. Juli das erste Spiel über die Bühne. Nach 19 Minuten erzielte Laurent mit einem Distanzschuss das erste Tor des Turniers und legte damit den Grundstein für Frankreichs 4:1-Sieg gegen Mexiko. Der Favorit aus Uruguay, der auch schon das olympische Fußballturnier in Paris 1924, sowie das in Amsterdam 1928 gewonnen hatte, setzte sich in seiner Gruppe souverän durch, ebenso Jugoslawien und Argentinien.
Die Überraschung des Turniers waren die US-Amerikaner, die Gruppensieger wurden und das Halbfinale komplettierten. Argentinien und Uruguay gewannen im Halbfinale jeweils 6:1 gegen die Vereinigten Staaten bzw. Jugoslawien. Argentinien profitierte übrigens im gesamten Turnier von vielen katastrophalen Aussetzern der Schiedsrichter: Gegen Frankreich führten die „Gauchos“ 1:0, als Langiller für Frankreich alleine auf das argentinische Tor zulief, pfiff der brasilianische Schiedsrichter Rego ab – vier Minuten zu früh. Die restlichen vier Minuten wurden zwar dann doch noch nachgespielt, aber eine ähnliche Chance ergab sich nicht mehr.
Vor dem Finale konnte man sich nicht auf das Spielgerät einigen. Also spielte man in der ersten Hälfte mit einem argentinischen Ball und in der zweiten mit einem aus Uruguay. Zur Halbzeit führte Argentinien überraschend 2:1. Doch dank Ball und des herausragenden Andrade gewann Uruguay verdient mit 4:2. Die Argentinier hatten dafür mit Guillermo Stábile den ersten WM-Torschützenkönig in ihren Reihen. Auf Wunsch des Schiedsrichters wurde den Zuschauern beim WM-Finale 1930 untersagt, Revolver zu tragen.
Es gab in Uruguay kein einziges Unentschieden und es gab pro Spiel im Schnitt 23.263 Zuschauer. Im Endspiel trafen das bislang einzige Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaft zwei Mannschaften aus Südamerika aufeinander, Olympiasieger Uruguay und der Südamerikameister Argentinien. Zwar wurde die Weltmeisterschaft 1950 ebenfalls zwischen zwei südamerikanischen Mannschaften entschieden, allerdings handelte es sich dabei um Gruppenspiele und nicht um ein Finale.
Ein Spiel der beiden Halbfinalverlierer um den dritten Platz, ein sogenanntes „kleines Finale“, wurde 1930 nicht ausgetragen.
Spielergebnisse
Vorrunde
→ Hauptartikel: Fußball-Weltmeisterschaft 1930/Vorrunde
Gruppe 1
Rang | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Vorlage:Flagicon Argentinien | 10:4 | 6:0 |
2 | Vorlage:Flagicon Chile | 5:3 | 4:2 |
3 | Vorlage:Flagicon Frankreich | 4:3 | 2:4 |
4 | ![]() |
4:13 | 0:6 |
13. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Frankreich | – | ![]() |
4:1 (3:0) |
15. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Argentinien | – | Vorlage:Flagicon Frankreich | 1:0 (0:0) |
16. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Chile | – | ![]() |
3:0 (0:0) |
19. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Chile | – | Vorlage:Flagicon Frankreich | 1:0 (0:0) |
Vorlage:Flagicon Argentinien | – | ![]() |
6:3 (3:1) |
22. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Argentinien | – | Vorlage:Flagicon Chile | 3:1 (2:1) |
Gruppe 2
Rang | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1 | ![]() |
6:1 | 4:0 |
2 | Vorlage:Flagicon Brasilien | 5:2 | 2:2 |
3 | Vorlage:Flagicon Bolivien | 0:8 | 0:4 |
14. Juli 1930 | |||
![]() |
– | Vorlage:Flagicon Brasilien | 2:1 (2:0) |
17. Juli 1930 | |||
![]() |
– | Vorlage:Flagicon Bolivien | 4:0 (0:0) |
20. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Brasilien | – | Vorlage:Flagicon Bolivien | 4:0 (1:0) |
Gruppe 3
Rang | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Vorlage:Flagicon Uruguay | 5:0 | 4:0 |
2 | Vorlage:Flagicon Rumänien | 3:5 | 2:2 |
3 | Vorlage:Flagicon Peru | 1:4 | 0:4 |
14. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Rumänien | – | Vorlage:Flagicon Peru | 3:1 (1:0) |
18. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Uruguay | – | Vorlage:Flagicon Peru | 1:0 (0:0) |
21. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Uruguay | – | Vorlage:Flagicon Rumänien | 4:0 (4:0) |
Gruppe 4
Rang | Land | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Vorlage:Flagicon Vereinigte Staaten | 6:0 | 4:0 |
2 | ![]() |
1:3 | 2:2 |
3 | Vorlage:Flagicon Belgien | 0:4 | 0:4 |
13. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Vereinigte Staaten | – | Vorlage:Flagicon Belgien | 3:0 (2:0) |
17. Juli 1930 | |||
Vorlage:Flagicon Vereinigte Staaten | – | ![]() |
3:0 (2:0) |
20. Juli 1930 | |||
![]() |
– | Vorlage:Flagicon Belgien | 1:0 (1:0) |
Finalrunde
Halbfinale
26. Juli 1930 | Montevideo | Vorlage:Flagicon Argentinien | – | Vorlage:Flagicon Vereinigte Staaten | 6:1 (1:0) |
27. Juli 1930 | Montevideo | Vorlage:Flagicon Uruguay | – | ![]() |
6:1 (3:1) |
Finale
30. Juli 1930 | Montevideo | Vorlage:Flagicon Uruguay | – | Vorlage:Flagicon Argentinien | 4:2 (1:2) |
Meistermannschaft
Vorlage:Flagicon Uruguay
Die Weltmeistermannschaft: Enrique Ballesteros; José Nasazzi, Ernesto Mascheroni, José Andrade, Lorenzo Fernández, Alvaro Gestido, Pablo Dorado, Héctor Scarone, Héctor Castro, José Pedro Cea, Santos Iriarte.
Trainer: Alberto Suppici (jüngster Trainer, der je den Weltmeistertitel gewonnen hat)
Die Siegesfeierlichkeiten sollen sich über mehrere Tage und Nächte erstreckt haben[3].
Statistik
Beste Torschützen
Name | Land | Tore |
---|---|---|
Guillermo Stábile | Argentinien | 8 |
José Pedro Cea | Uruguay | 5 |
Bertram Patenaude | Vereinigte Staaten | 4 |
Die Stars der Weltmeisterschaft
- José Leandro Andrade (Uruguay) – "der erste Pelé"
- José Nasazzi (Uruguay) – Kapitän der Weltmeistermannschaft
- Guillermo Stábile (Argentinien) – Torschützenkönig
Literatur
- R. Keifu: Erste Fußball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay, 2000, ISBN 3-89784-014-6
- Folke Havekost, Volker Stahl: Fußballweltmeisterschaft 1930 in Uruguay, Juni 2005, ISBN 3-89784-245-9
- IFFHS: Weltmeisterschaft 1930 – World Cup 1930. In: Fußball-Weltzeitschrift, Kassel, 25/26 (1994) 1-124
- Hardy Grüne: Fußball-WM-Enzyklopädie 1930-2006, AGON-Sportverlag, Kassel, 2004, ISBN 3-89784-261-0
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ FIFA Statutenheft, Montevideo 1930
- ↑ http://www.worldcupportal.de/1930/index.htm
- ↑ http://www.worldcupportal.de/1930/index.htm