Gerd Glaeske

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Gerd Glaeske, 2013

Gerd Glaeske (* 13. Mai 1945 in Stecklenberg; † 27. Mai 2022[1]) war ein deutscher Apotheker und Gesundheitswissenschaftler.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glaeske studierte Pharmazie an der RWTH Aachen und der Universität Hamburg. 1978 wurde er in Hamburg mit einer Dissertation über die Synthese von Tetrahydrothiazinderivaten promoviert. Von 1988 bis 1999 übte er bei verschiedenen Krankenkassen wie auch dem Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) verschiedene Tätigkeiten in den Bereichen Pharmakologischer Beratungsdienst und Grundsatzfragen aus. Seit 1999 hatte er an der Universität Bremen eine Professur für Arzneimittelversorgungsforschung inne.

Er gab bis 2015 jährlich den Arzneimittelreport der Barmer Ersatzkasse heraus.[2] Etliche Jahre war Glaeske Mitarbeiter beim Nachschlagewerk Bittere Pillen. 2009 war er dort für die wissenschaftliche Begutachtung der Medikamente und Beratung beim Text zuständig. Er war als Schlussgutachter des Handbuchs Medikamente der Stiftung Warentest tätig.[3] Glaeske war von 2003 bis 2010 Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Durch Interviews und Stellungnahmen zu gesundheitlichen und insbesondere zu Arzneimittelfragen in Fernsehen, Radio und Printmedien ist Glaeske einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Ab 2017 war Glaeske wissenschaftlicher Leiter des „Länger besser leben.“-Instituts. Träger dieses Instituts, das sich mit den Themen Prävention und Gesundheitsförderung befasst, sind die Universität Bremen und die Krankenkasse BKK24.[4]

In den letzten Jahren widmete er sich auch pharmakoepidemiologischen Forschungen, darunter zum Beispiel der Medikation von Männern.[5] Ein weiterer Forschungsschwerpunkt war das Auftreten der Psoriasis und der Komorbidität bei Erwachsenen und Kindern.[6][7]

In seinem Demenzreport 2020[8] kritisierte Glaeske die vielfache Verordnung von Psychopharmaka zur Ruhigstellung Demenzkranker, die häufiger als Antidementiva zur Anwendung kämen. Er forderte eine aktivierende Pflege und mehr Personal in Pflegeheimen. Ärzte wandten ein, dass etwa in der häuslichen Pflege auch die starke Belastung der pflegenden Angehörigen zu berücksichtigen sei, die durch die vorübergehende Behandlung eines Demenzkranken mit Antipsychotika entlastet werden könnten.[9][10]

Während der COVID-19-Pandemie kritisierte Glaeske mehrfach das Krisen-Management der Politik, unter anderem als Autor eines umstrittenen Thesenpapiers[11] vom Mai 2021, in dem Vorwürfe erhoben wurden, Statistiken zur Auslastung auf Intensivstationen im Zuge der COVID-19-Pandemie wären gezielt übertrieben.[12] Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), der Marburger Bund Bundesverband und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wiesen diese Vorwürfe „aufs Schärfste“ zurück.[13] In Juni 2021 bestätigte der Bundesrechnungshof allerdings, dass ein Betrugsverdacht vorhanden sei und damit, dass gemäß ZDF die Autoren dennoch auf teils valide Punkte aufmerksam gemacht haben könnten.[14]

Gerd Glaeske starb am 27. Mai 2022 nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren.[15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DAZ.online vom 31. Mai 2022: Apotheker und Arzneimittelkritiker: Gerd Glaeske ist tot, von Armin Edalat, abgerufen am 31. Mai 2022
  2. BARMER Arzneimittelreport (Memento des Originals vom 2. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/presse.barmer-gek.de, Website der Barmer, abgerufen am 6. Juli 2018.
  3. Rosemarie Stein: „Handbuch Medikamente“: Wissen, was der Arzt verordnet. In: Der Tagesspiegel. 4. Juli 2001, abgerufen am 22. November 2016.
  4. BKK24. Abgerufen am 1. Juni 2017.
  5. Glaeske G: Trends in pharmaceutical care for men., Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2016 Aug;59(8):970-8. PMID 27351435
  6. Radtke MA, Schäfer I, Glaeske G, Jacobi A, Augustin M: Prevalence and comorbidities in adults with psoriasis compared to atopic eczema., J Eur Acad Dermatol Venereol. 2017 Jan;31(1):151-157. PMID 27521212
  7. Augustin M, Radtke MA, Glaeske G, Reich K, Christophers E, Schaefer I, Jacobi A: Epidemiology and Comorbidity in Children with Psoriasis and Atopic Eczema., Dermatology. 2015;231(1):35-40, PMID 25966818
  8. Gerd Glaeske: Demenzreport 2020. In: hkk.de. hkk Krankenkasse, September 2020, abgerufen am 8. Juni 2022.
  9. Zu viele Psychopharmaka zur Ruhigstellung, Pharmazeutische Zeitung, 23. November 2020.
  10. A. Wasner: Demenzreport 2020: Fehlversorgung von Demenzpatienten, Medical Tribune, 4. Dezember 2020.
  11. Gerd Glaeske nach langer Krankheit verstorben, Pharmazeutische Zeitung, 31. Mai 2022.
  12. #DiviGate: Sind die Daten zu Intensivbetten übertrieben? Abgerufen am 18. Mai 2021.
  13. lifePR (c) 2002-2021: Gemeinsame Erklärung von DIVI, Marburger Bund und DKG: Intensivstationen haben großartige Arbeit geleistet, Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V., Pressemitteilung - lifePR. Abgerufen am 18. Mai 2021 (deutsch).
  14. Nils Metzger: Meldeten Kliniken falsche Intensiv-Zahlen? In: ZDF heute. 12. Juni 2021, abgerufen am 8. Juli 2021.
  15. Armin Edalat: Gerd Glaeske ist tot. Deutsche Apotheker Zeitung, 31. Mai 2022, abgerufen am 1. Juni 2022.