Gunter Demnig
Gunter Demnig (* 27. Oktober 1947 in Berlin) ist ein deutscher Künstler. Bekannt wurde er durch die „Stolpersteine“, die er für Opfer des Nationalsozialismus verlegt.
Leben
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/60/Gunter_Demnig_Koenigswinter.jpg/220px-Gunter_Demnig_Koenigswinter.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/7c/Stolperstein_Gr%C3%BCnspan_Demnig_Hand.jpg/220px-Stolperstein_Gr%C3%BCnspan_Demnig_Hand.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/36/Stolperstein_Else_Liebermann_von_Wahlendorf_Berlin_Budapester_Strasse.jpg/220px-Stolperstein_Else_Liebermann_von_Wahlendorf_Berlin_Budapester_Strasse.jpg)
Demnig wuchs in Nauen und Berlin auf. 1967 absolvierte er das Abitur und begann ein Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Herbert Kaufmann. 1969/70 folgte ein Jahr Industrial-Design-Studium an derselben Hochschule. Ab 1971 setzte er dann das Kunstpädagogik-Studium an der Kunsthochschule Kassel fort und legte 1974 dort das Erste Staatsexamen ab.
Im gleichen Jahr begann Demnig ein Kunststudium an der Universität Kassel bei Harry Kramer, dem ab 1977 für zwei Jahre die Tätigkeit in Planung, Bauleitung und -ausführung von Denkmalsanierungen folgte. Von 1980 bis 1985 war Demnig künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kunst der Universität Kassel.
1985 eröffnete Demnig ein eigenes Atelier in Köln und arbeitete bei mehreren Projekten mit, so bei der Moltkerei-Werkstatt und dem Kunstraum Fuhrwerkswaage. Seit 1994 war er auch im IGNIS-Kulturzentrum tätig.
Seit April 2011 hat Demnig sein Atelier im Kunstzentrum-Signalwerk auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn in Frechen. Es befindet sich hier in Gemeinschaft mit etwa 20 anderen Ateliers in der Region bekannter Künstler.
Bekannt wurde Demnig dadurch, dass er die sogenannten „Stolpersteine“ für diejenigen Menschen herstellt, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert wurden und meist dem Holocaust zum Opfer fielen. Die Steine versieht er mit den Namen der Opfer und verlegt sie vor deren einstigen Wohnungen im Straßen- oder Gehwegpflaster. Das Projekt hat sich mit 40.000 Steinen im Juli 2013 in rund 820 deutschen und 200 ausländischen Städten zum weltweit größten dezentralen Mahnmal entwickelt.[1]
Auszeichnungen
- 2004: Max-Brauer-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung, Hamburg
- 2004: Herbert-Wehner-Medaille der Gewerkschaft ver.di
- 2005: Obermayer German Jewish History Award in Berlin (Verleihung zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, Würdigung des Engagements nicht-jüdischer Deutscher für die Bewahrung und Erinnerung jüdischer Geschichte und jüdischen Lebens in Deutschland)
- 2005: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland am Bande (Verleihung in der Orangerie von Schloss Charlottenburg, Berlin)
- 2005: 24. Jugendmedienpreis Das Rote Tuch[2] (Laudatio: Walter Momper)
- 2006: Alternative Kölner Ehrenbürgerschaft (Demnig ist damit nach dem katholischen Pfarrer Franz Meurer aus Köln-Vingst der zweite Kölner, der diese Auszeichnung erhält.)
- 2007: Giesberts-Lewin-Preis der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit[3]
- 2008: Preis Botschafter für Demokratie und Toleranz (Verleihung durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries)[4]
- 2009: Erich-Mühsam-Preis der Erich-Mühsam-Gesellschaft in Lübeck
- 2009: Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf
- 2010: Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland
- 2011: Otto-Hirsch-Medaille der Stadt Stuttgart[5]
- 2012: Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
- 2012: Erich-Kästner-Preis des Presseclub Dresden
- 2012: Marion Dönhoff Förderpreis für seine Stolpersteine[6]
- 2013: Lothar-Kreyssig-Friedenspreis[7]
- 2014: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
Zitat
„Wer den Namen des Opfers lesen will, muss sich herunterbeugen. In diesem Moment verbeugt er sich vor ihm.“
Werke (Auswahl)
- 1980: „Duftmarken“ Cassel–Paris
- 1981: „Blutspur“ Kassel–London
- 1982: „Ariadne-Faden“ von der Kasseler documenta zur Biennale in Venedig (Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde)
- 1984: „Landschaftskonserven“
- 1988: „Einreise Berlin/W“
- 1990: „Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti“ – Lackspur vom ehemaligen Zigeunerlager Köln-Bickendorf zum Bahnhof Deutz entlang des Deportationsweges der Kölner Sinti und Roma, die von Deutz aus in Konzentrationslager verbracht wurden
- 1993: Entwicklung der Idee der Stolpersteine
- 1996: Illegale Verlegung der ersten Stolpersteine in Berlin und Köln
- 1996/1997/1998/1999: „Die Mauern von Jericho“, szenisches Oratorium mit Klangskulpturen zur Musik von Werner Raditschnig in Salzburg (Kollegienkirche), Klagenfurt (Künstlerhaus), Český Krumlov (Egon-Schiele-Zentrum), Köln (Domforum des Kölner Domes), Millstatt (Internationale Musikwochen in der Stiftskirche), inszeniert von Herbert Gantschacher und produziert von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater mit Live-Mitschnitt des Österreichischen Rundfunks und Audio-CD (ARBOS 04); Antwerpen (Opera Mobile)
- 1997: Erste legale Verlegung von zwei Stolpersteinen in der Gemeinde St. Georgen bei Salzburg; zum Gedenken an die Brüder Matthias und Johann Nobis[8]
- 2000: Legale Fortsetzung des Projekts Stolpersteine
Ausstellungen (Auswahl)
- 1981: Kunstakademie Kassel
- 1982: Alte Oper, Frankfurt am Main
- 1985: Het Apollohuis, Eindhoven
- 1986: Kunsthalle Baden-Baden; Stadtmuseum Köln
- 1988: Neuer Berliner Kunstverein; Kommunale Galerie Bremen; Münchner Stadtmuseum; Staatliche Gemäldegalerie Moskau; Eremitage Leningrad
- 1989: Stichting Logos, Gent; Studio Galerie, Hamburg
- 1990: Kunsthalle Berlin; Het Hemelrijken, Eindhoven
- 1991: Künstlerhaus Bethanien, Berlin
- 1992: Kasseler Kunstverein
- 1994: EXIT-Art, Köln; Antoniterkirche, Köln; Muzejsko Galerijski Centar, Zagreb
- 1995: Akademie der Künste, Berlin
- 1996: ACP-Galerie Peter Schuengel, Salzburg; Egon-Schiele-Zentrum, Český Krumlov; Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin
- 1997: Internationales Klangfestival, Osnabrück; Oberösterreichische Landesgalerie, Linz; Internationales Klangfestival, Luzern; Städtische Galerie Katowice
- 1998: Musiques en Scène, Lyon; Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Literatur
- Joachim Rönneper (Hrsg.): Vor meiner Haustür. „Stolpersteine“ von Gunter Demnig. Ein Begleitbuch. Arachne Verlag, Gelsenkirchen 2010, ISBN 978-3-932005-40-4.
- Stolpern über NS-Verbrechen. Der Bildhauer Gunter Demnig hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. In: analyse & kritik. Nr. 500, 18. November 2005, S. 17 (Inhalt der Printausgabe, Menüpunkt „Geschichte“).
Weblinks
- Literatur von und über Gunter Demnig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webpräsenz von Gunter Demnig
- Ignis: Gunter Demnig – Vita, Aktionen, Einzelausstellungen und Beteiligungen. Abgerufen am 9. September 2010.
- Köln-Magazin: Stolpern über die Vergangenheit – Gunter Demnig und sein Kunstprojekt Stolpersteine. 2010, abgerufen am 9. September 2010.
- Gunter Demnig berichtet über seinen Werdegang und die Entstehung des Projektes Stolpersteine
- Ein Lebenswerk auf Berliner Straßen
Einzelnachweise
- ↑ Interview mit Gunter Demnig: 40.000 Stolpersteine, 40.000 Schicksale auf wdr.de (5. Juli 2013)
- ↑ Das Rote Tuch: Preisverleihung 2005. Abgerufen am 9. September 2010.
- ↑ Giesberts-Lewin-Preis In: 50 Jahre Gesellschaft Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
- ↑ Bündnis für Demokratie und Toleranz: Botschafter für Demokratie und Toleranz. 2008, abgerufen am 9. September 2010.
- ↑ Stuttgart Journal: Stuttgart: Gunter Demnig mit der Otto-Hirsch-Medaille ausgezeichnet. 25. Januar 2011, abgerufen am 25. Januar 2011.
- ↑ 10 Jahre Marion Dönhoff Preis, zeitverlag.de, abgerufen am 2. Oktober 2012
- ↑ Lothar-Kreyssig-Friedenspreis
- ↑ „Stolpersteine“ zur mahnenden Erinnerung Pressemitteilung der Zeugen Jehovas vom 17. Juli 1997
Personendaten | |
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NAME | Demnig, Gunter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Künstler |
GEBURTSDATUM | 27. Oktober 1947 |
GEBURTSORT | Berlin |