Jäger-Bataillon „von Neumann“ (1. Schlesisches) Nr. 5

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Jäger-Bataillon „von Neumann“ (1. Schlesisches) Nr. 5 in Paradeaufstellung bei der Feier seines 100-jährigen Bestehens am 1. September 1908

Das Jäger-Bataillon „von Neumann“ (1. Schlesisches) Nr. 5 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee, der von 1808 bis 1919 bestand.

Geschichte und Formierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verband wurde am 21. November 1808 (Stiftungstag) durch Allerhöchste Kabinettsordre mit dem Namen Schlesischen Schützen-Bataillon gebildet. Es bestand zunächst aus den vier Kompanien, deren Mannschaften sich aus elf Kompanien der leichten Infanterie – „von Sell“, „von Clausewitz“, „Reichmeister“, „von Rekowsky“, „von Freiburg“, „von Stenzel“, „von Offeney“, „von Polczinsky“, „von Berswordt“, „von Vaerst“, „von Ingenheim“ – rekrutierte. Es handelte sich um Einheiten, die sich bereits im Vierten Koalitionskrieg 1806/07 ausgezeichnet hatten. Der Zusammentritt des Bataillons erfolgte am 8. März 1809 in Reichenbach in Schlesien. Am 14. April 1809 wurde der Generalmajor Ludwig Yorck von Wartenburg zum besonderen Inspekteur dieser Bataillons ernannt.

Nach den Befreiungskriegen führte der Verband vom 5. November 1816 bis zum 12. April 1821 den Namen 1. Schützen-Bataillon (Schlesisches). Im Zuge der Teilung formierte sich anschließend daraus mit der 1. und 2. Kompanie die 1. Schützen-Abteilung (Westpreußische). Ab 10. März 1823 entfiel die landsmannschaftliche Bezeichnung und der Verband wurde bis 1832 unter dem gemeinsamen Kommandeur mit der 2. Schützen-Abteilung geführt. Zum 1. Oktober 1845 erfolgte die Umbenennung in 5. Jäger-Abteilung und mit der Errichtung einer 3. Kompanie am 21. November 1848 in 5. Jäger-Bataillon. Im Zuge der Heereserweiterung wurde es am 4. Juli 1860 in 1. Schlesisches Jäger-Bataillon Nr. 5 umbenannt. Die letzte Veränderung trat am 27. Januar 1889 in Kraft, als Kaiser Wilhelm II. zur Erinnerung an den General der Infanterie August Wilhelm von Neumann-Cosel (1786–1865) den Verband in Jäger-Bataillon „von Neumann“ (1. Schlesisches) Nr. 5 benannt.

Garnison / Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

von bis Standort
1809 1812 Liegnitz
1812 1813 Brieg
1814 1815 Aachen
1816 1830 Breslau
1830 1849 Görlitz
1849 1850 Düsseldorf[1]
1887 1919 Hirschberg

Einsatzgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Befreiungskriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bataillon kämpfte während der Befreiungskriege gegen Frankreich und seine Verbündeten. Ab 1813 kam es häufig zu Kämpfen zwischen der böhmisch-preußischen Armee und französischen Truppen. So vom 16. bis 19. Oktober 1813 bei der Völkerschlacht bei Leipzig und am 18. Juni 1815 letztendlich bei der Schlacht von Waterloo unter Gebhard Leberecht von Blücher.

Polnischer Aufstand in der Provinz Posen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gefecht bei Xions
  • Gefecht bei Miloslaw

Badische Revolution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich der Niederschlagung der Badischen Revolution verlegte das Bataillon nach Baden. Am 21. Juni 1849 kam es bei Ladenburg zum Einsatz. Die 2. Kompanie wirkte zeitgleich bei Heidelberg. Im weiteren Verlauf waren die Jäger am 29. Juni am Federbach, am 30. Juni bei Steinmauern und am 8. Juli 1849 bei Niederbühl.

Deutscher Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

9. Infanterie-Division, V. Armee-Korps

Deutsch-Französischer Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Frankreich nahm das Bataillon 1870/71 an den Schachten bei Weißenburg, Wörth und Sedan sowie vom 19. September 1870 bis zum 28. Januar 1871 an der Einschließung und Belagerung von Paris teil.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Mobilmachung stellt das Bataillon Anfang August 1914 das Reserve-Jäger Bataillon Nr. 5 sowie das Reserve-Jäger Bataillon Nr. 21 auf.

1914[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 01. bis 4. August – Mobilmachung
  • 04. bis 7. August – Verladung und Fahrt nach dem Westen
  • 08. bis 21. August – Überschreiten der französischen Grenze, Aufklärung vor der 5. Armee
  • 22. bis 30. August – Schlacht bei Longwy, Gefechte am Othain Abschnitt, Übergang über die Maas im Raum Stenay
  • 31. August bis 10. September – Kämpfe im Argonnerwald/Varennes, Übergang über den Rhein-Marne-Kanal
  • 11. bis 24. September – Allgemeiner Rückzug, Übergang zum Stellungskrieg
  • ab 25. September – Stellungskrieg in den Argonnen

1915[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stellungskrieg in den Argonnen, Kämpfe um die Höhe „la Fille Morte

1916[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • bis 30. Juli – Stellungskrieg in den Argonnen
  • 01. bis 5. August – Transport an die Ostfront nach Galizien
  • 09. bis 22. August – Kämpfe bei Tezupol/Galizien
  • 23. bis 24. August – Transport nach dem Luzk-Bogen (Brussilow-Offensive)
  • ab 16. September – Stellungskrieg

1917[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • bis 20. April – Stellungskrieg
  • 21. bis 25. April – Transport an die Westfront nach Flandern
  • 26. April bis 24. Juli – Stellungskämpfe im Raum Geluvelt/Zandvoorde
  • 25. bis 26. Juli – Transport zur Gruppe „Caudry“, Schlacht von Cambrai
  • 28. Juli bis 28. August – Kämpfe vor der Siegfriedstellung bei Vendhuile
  • 02. September bis 4. Oktober – Ruhe und Ausbildungszeit in Bertry
  • 05. bis 15. Oktober – Herbstschlacht in Flandern
  • 22. Oktober bis 18. November – Stellungskrieg zwischen Maas und Mosel
  • 18. November bis 3. Dezember – Einsatz in Italien als Reserve in den Venetianischen Alpen
  • 05. bis 8. Dezember – Transport nach dem Oberelsaß
  • ab 9. Dezember – Bereitschaft und Ausbildung für den Bewegungskrieg

1918[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • bis 7. Februar – Bereitschaft und Ausbildung für den Bewegungskrieg
  • 08. bis 28. Februar – Stellungskämpfe im Raum Queant
  • 01. bis 14. März – Ausbildung/Vorbereitung Frühjahrsoffensive
  • 21. März bis 6. April – Große Schlacht in Frankreich
  • 07. bis 25. April – Stellungskrieg im Raum Bucquoy
  • 29. April bis 28. Mai – Ruhe und Ausbildung im Raum Fechain
  • 29. Mai bis 13. Juli – Reserve der Obersten Heeresleitung
  • 15. bis 17. Juli – Einsatz während der Marneschlacht
  • 18. bis 25. Juli – Abwehrkämpfe zwischen Soissons und Reims
  • 26. Juli bis 3. August – Abwehrkämpfe zwischen Marne und Vesle
  • 09. August bis 2. September – Ausbildungszeit im Raum Metz
  • 03. bis 14. September – Stellungskämpfe in Lothringen
  • 15. September bis 4. Oktober – Kämpfe in der Woevre-Ebene und westlich der Mosel
  • 05. bis 12. Oktober – Abwehrkämpfe in der Champagne und an der Maas
  • 13. Oktober bis 4. November – Kämpfe an der Aisne, Aire und Vesle
  • 05. bis 11. November – Kämpfe in der Antwerpen-Maas-Stellung
  • ab 11. November – Räumung des besetzten Gebietes, Rückmarsch in die Garnison

1919[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • bis 8. Januar – Räumung des besetzten Gebietes, Rückmarsch in die Garnison

Organisation und Unterstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

von bis Unterstellung
06. August 1914 9. Infanterie-Division
07. August 1914 03. September 1914 6. Kavallerie-Division
03. September 1914 25. Dezember 1915 33. Infanterie-Division
25. Dezember 1915 31. Juli 1916 34. Infanterie-Division, XVI. Armee-Korps
05. August 1916 16. September 1916 237. Infanterie-Brigade, 119. Infanterie-Division[2]
16. September 1916 11. November 1918 Jäger-Regiment Nr. 6, 195. Infanterie-Division

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstgrad Name Datum[3]
Major/Oberstleutnant Ludwig Gans zu Putlitz 17. Februar 1809 bis 10. Januar 1810
Major Christoph von Crammon 17. Januar 1810 bis 19. Februar 1812
Major/Oberstleutnant Karl von Streit 21. Februar 1812 bis 17. Dezember 1813
Major Ferdinand von Boltenstern 18. Dezember 1813 bis 3. Januar 1814
Major August von Neumann 04. Februar 1814 bis 9. Oktober 1815
Hauptmann/Major Heinrich von Keller 10. Oktober 1815 bis 22. November 1820
Major/Oberstleutnant Gottlieb von Goszicki 23. November 1820 bis 31. Mai 1832
Hauptmann/Major Friedrich von Vollgnad 01. Juli 1832 bis 20. Februar 1841
Hauptmann/Major Albert von Baczko 22. Februar 1841 bis 21. September 1851
Major Ernst Leo von Holwede 30. Oktober 1850 bis 25. Juli 1856
Major Leonhard von Bornstedt 26. Juli 1856 bis 21. Mai 1858
Oberstleutnant Julius von Roeder 22. Mai 1858 bis 16. Februar 1859
Major/Oberstleutnant Gustav von Fabeck 17. Februar 1859 bis 19. September 1861
Major/Oberstleutnant Gustav von Weller 20. September 1861 bis 29. Oktober 1866
Oberstleutnant Rudolf von Waldersee 30. Oktober 1866 bis 5. September 1870
Oberstleutnant Christian Boedicker 06. September 1870 bis 3. November 1871
Major August von der Schulenburg 04. November 1871 bis 19. November 1873
Major/Oberstleutnant Karl von Kczewski 20. November 1873 bis 4. Februar 1878
Major/Oberstleutnant Rudolf von Winterfeld 05. Februar 1878 bis 13. Juli 1883
Major Maximilian du Jarrys von La Roche 14. Juli 1883 bis 4. November 1885
Major/Oberstleutnant Eduard von Müller 11. November 1885 bis 14. Februar 1889
Major/Oberstleutnant Klaus von und zu Egloffstein 16. Februar 1889 bis 16. Februar 1894
Major Ehrenreich von Redern 17. Februar 1894 bis 15. September 1895
Oberstleutnant Arthur von Ferno 16. September 1895 bis 14. Juni 1896
Oberstleutnant Richard von Beck 15. Juni 1896 bis 17. Oktober 1902
Oberstleutnant Ferdinand von Trossel 18. Oktober 1902 bis 23. April 1904
Major/Oberstleutnant Arnold von Bauer 24. April 1904 bis 26. Januar 1908
Major/Oberstleutnant Hasso von Wedel 27. Januar 1908 bis 21. April 1912
Oberstleutnant Maximilian von Stockhausen 22. April 1912 bis 1. August 1914
Major Walter von Müllenheim-Rechberg 01. August 1914 bis 8. April 1916
Hauptmann Wilhelm von Gazen gen. Gaza 14. April 1916 bis 17. März 1918
Hauptmann Brendel 18. bis 21. März 1918 (Führer)
Leutnant Keil 21. bis 22. März 1918 (Führer)
Hauptmann Glasow 25. März bis 26. April 1918 (Führer)
Hauptmann Leopold Wegener 26. April 1918 bis 8. Januar 1919

Ausrüstung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausrüstung bestand aus einem schwarzen Filztschako mit preußischer Kokarde und schwarz/weißen Pompom. Die Mütze war jägergrün mit roter Umrandung. Die Uniform war ebenfalls jägergrün, mit goldenen Messingknöpfen und auch roter Umrandung, dazu ein schwarzes Halstuch, einen schwarzen Gürtel und ein schwarzer Munitionskasten. Bewaffnet war das Bataillon mit der Potsdamer Büchse.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Friedrich Bumtau: Die Jäger und Schützen des preußischen Heeres. Band 1, S. 221 f.
  • Georg Alt: Das Königlich Preußische stehende Heer. Band 1, S. 359.
  • von Wolff, von Klaaß, Kaczynski: Kriegsgeschichte des Jäger-Bataillon von Neumann (1. Schlesisches) Nr. 5. Aus Deutschlands großer Zeit. Band 17, Druck und Verlag: Bernhard Sporn, Zeulenroda 1930. Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Düsseldorf war 1849/50 als Standort bestimmt. Das Bataillon war aber in Baden an der Niederschlagung der Badischen Revolution beteiligt.
  2. Eigentlich dem Jäger-Regiment 6, 195. Infanterie-Division unterstellt. Aufgrund der kritischen Lage an der Ostfront während der Brussilow-Offensive aber vor Zusammenstellung des Jäger-Regiment Nr. 6 an andere Truppenteile verborgt.
  3. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 399–400.