Klammer (Zeichen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
( )
Interpunktionszeichen
Komma, Beistrich ,
Strichpunkt, Semikolon ;
Doppelpunkt, Kolon :
Punkt .
Auslassungspunkte
Mittelpunkt ·
Aufzählungszeichen
Fragezeichen ?
Ausrufe‑, Ausruf‑, Rufzeichen !
Apostroph, Hochkomma
‐ - Bindestrich; Trennstrich;
Ergänzungsstrich
Gedankenstrich; Bis-Strich
Anführungszeichen„ “ » « / « »
‚ ‘  › ‹ / ‹ › 
Schrägstrich; Backslash / \
Klammern ( ) [ ]

Klammern sind Zeichen oder Symbole, die meistens paarweise vor und hinter Teile eines Textes eingefügt werden. Durch diese als Klammerung bezeichnete Einfassung werden die Teile inhaltlich abgegrenzt oder funktionell verändert.

In der Schriftsprache dienen Klammern als Satzzeichen zur Gliederung der syntaktischen Form (siehe auch Parenthese). Eine großzügige Verwendung von Klammern gilt im deutschen Schriftsatz als schlechter Stil; Gedankenstriche oder die Auflösung von Schachtelsätzen werden meist bevorzugt. In anderen Sprachen, z. B. im Englischen, werden Klammern häufiger eingesetzt.

In der Mathematik drücken Klammern unter anderem einen Vorrang einer auszuführenden Rechenoperation vor anderen in der Rechenreihenfolge aus. Zum Beispiel ist das Ergebnis von gleich 5, da die Rechnung innerhalb der Klammer zuerst ausgeführt wird, ist dagegen gleich 3, da in diesem Fall von links nach rechts vorgegangen wird. In der höheren Mathematik dienen Klammern auch noch vielen anderen Zwecken, vor allem der Bezeichnung von Argumenten einer Funktion. Geschweifte, eckige und spitze Klammern haben in der Mathematik meist eine spezielle Bedeutung.

In ähnlicher Weise dienen Klammern auch in vielen Programmiersprachen zum Gruppieren von mehreren Arten von Programmelementen.

In den Naturwissenschaften dienen Klammern nicht nur mathematischen Rechenoperationen. In der Chemie dienen eckige Klammern zur Kennzeichnung von Konzentrationen. Zudem werden runde Klammern verwendet, wenn Naturkonstanten nicht genau gemessen werden können, aber abgeschätzt sind. Dazu wird an den Wert der Konstante in Klammern eine weitere Zahl angehängt – siehe dazu CODATA.

Klammern in der Grammatik und Typografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebräuchlich sind mehrere Arten von Klammern als Satzzeichen, welche fast ausschließlich paarig (also als öffnende und schließende Klammer) verwendet werden; die englischen Bezeichnungen unterscheiden sich im britischen (BE) und amerikanischen (AE) Englisch:

Vor einer öffnenden und nach einer schließenden Klammer wird stets ein Leerzeichen gesetzt (außer es folgt – wie hier – ein Satzzeichen oder die Klammer kennzeichnet Alternativen wie in Kolleg(inn)en), nach einer öffnenden und vor einer schließenden Klammer dagegen nicht. (Ein Satzpunkt steht vor einer schließenden Klammer nur dann, wenn ein kompletter Satz – wie hier – eingeklammert ist.)[1]

Runde Klammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

()

(…) : (griechisch/engl.: parentheses [AE] oder round brackets [BE]): die üblichen Klammern, wie sie im Fließtext verwendet werden, um Satzteile abzusondern und umschließend zusammenzufassen. Unicode: U+0028 und U+0029

Eckige Klammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[]

[…] : (engl.: brackets [AE] oder square brackets [BE]): Diese werden u. a. verwendet, wenn innerhalb eines Klammerausdrucks etwas geklammert werden soll oder um Auslassungen und Einfügungen in Zitaten kenntlich zu machen. In der Linguistik werden Phone in der Regel in eckige Klammern gesetzt.[2] Beispiele: [ˈbaɪ̯ˌʃpiːlə] (IPA-Lautschrift); „[AE]“ und „[BE]“ in diesem Absatz, „[sic]“ und „[…]“. Unicode: U+005B und U+005D

Geschweifte/geschwungene Klammern (Akkoladen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

{}

{…} : auch Nasenklammern (engl.: braces [AE] oder curly brackets [BE], fr.: accolades) genannt: Diese werden selten verwendet, um mehrere Zeilen zusammenzufassen. Sie haben beispielsweise in Wörterbüchern eine spezielle Bedeutung. Unicode: U+007B und U+007D

Winkelklammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

⟨⟩

⟨…⟩ : auch „spitze Klammern“ genannt (engl.: angle brackets; Unicode: U+27E8 und U+27E9, bzw.: siehe unten〈…〉 im Abschnitt CJK-Klammerungen). Sie werden nur selten verwendet. In Wörterbüchern haben sie eine spezielle Bedeutung, etwa wird die (etymologische) Herkunft eines Wortes in Winkelklammern gesetzt,[3] seltener auch Stilangaben in Wörterbüchern.[4] In der Linguistik werden Grapheme und Graphemketten in Winkelklammern gesetzt. Da diese Zeichen im ASCII-Zeichensatz fehlen, werden stattdessen oft die ASCII-Zeichen „Kleiner als“ < und „Größer als“ > (Unicode: U+003C und U+003E; HTML: &lt; und &gt;) benutzt. Letztere werden in der elektronischen Datenverarbeitung oft zur Kennzeichnung von Verknüpfungen verwendet, zum Beispiel bei der Kombination von Name und E-Mail Adresse: Max Mustermann <max.mustermann@example.com>

CJK-Klammerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den CJK-Schriften sind weitere Arten von Klammern gebräuchlich; der Unicode-Zeichenstandard enthält die zusätzlichen Kodierungen dafür.

〈〉 《》 「」
3008/3009 300A/300B 300C/300D
『』 【】 〔〕
300E/300F 3010/3011 3014/3015
〖〗 〘〙 〚〛
3016/3017 3018/3019 301A/301B

Klammern im Internationalen Phonetischen Alphabet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schrägstriche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

/

Im Internationale Phonetische Alphabet (IPA) werden Zeichen von zwei Schrägstrichen eingeklammert, um den Anfang und das Ende der phonologischen Transkription anzugeben.

Eckige Klammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[]

Das IPA unterscheidet die Eckige Klammer links „[“ und die Eckige Klammer rechts „]“.

Im IPA geben die Zeichen „[“ und „]“ jeweils den Beginn bzw. das Ende der phonetischen Transkription an; sie besitzen die IPA-Nummern 901 bzw. 902 (HTML-Entity &#x5B; = &#91; und &#x5D; = &#93;).

Geschweifte/geschwungene Klammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

{}

Die geschweiften/geschwungenen Klammern im Internationalen Phonetischen Alphabet zeigen den Anfang bzw. das Ende prosodischer Notation an; (HTML-entities &#x7B; = &#123; und &#x7D; = &#125;).

Klammern in der Mathematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Mathematik werden Klammern ebenfalls meist paarig eingesetzt, wobei öffnende und schließende Klammer jeweils zueinander spiegelsymmetrisch sind. Es existieren jedoch Ausnahmen, etwa bei Intervallklammern, und auch einzelne, nicht paarige Klammern werden bisweilen verwendet.

Gruppierungsklammern in Termen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klammern gruppieren Teilterme und können damit die Rang- und Reihenfolge der Berechnung verändern oder dienen lediglich der optischen Zusammenfassung von Teiltermen. Hier werden üblicherweise runde Klammern verwendet:

   Da die Multiplikation Vorrang hat („Punktrechnung vor Strichrechnung“), bedeutet dies, dass zuerst berechnet wird und zu dem Ergebnis addiert wird.
   Durch die Klammern wird angezeigt, dass zuerst die Summe berechnet werden soll und diese dann mit multipliziert wird.

Bei komplexen Termen oder wenn spezielle Teilterme kenntlich gemacht werden sollen, können diese mit eckigen Klammern eingefasst werden.

Beispiel:

statt

Die typografische Größe einer Klammer wird meist ihrer hierarchischen Stellung angepasst, wie im letzten Beispiel.

Mengenklammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Mengendefinitionen werden üblicherweise geschweifte Klammern benutzt:

Intervallklammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Intervalle existieren verschiedene Notationen. Die beiden gebräuchlichsten sind im Falle eines offenen Intervalles und eines halboffenen Intervalles :

Statt eines Strichpunktes wird oft ein Komma zur Trennung der Intervallgrenzen verwendet, wenn eine Verwechslung mit dem Dezimalkomma ausgeschlossen ist.

Funktionsargumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Normalerweise werden Argumente von Funktionen in runde Klammern gesetzt, gelegentlich auch in spitze, um eine bessere Unterscheidbarkeit zu gruppierenden Klammern zu ermöglichen:

statt

In der Variante links ist die Anwendung der Funktion unzweideutig von der Multiplikation (ohne Zeichen) von mit der Summe zu unterscheiden. Anzutreffen ist eine solche Schreibweise vor allem dort, wo in komplex geklammerten Termen verschiedene Funktionen auftauchen, etwa in der Statistik:[5]

Und-Klammern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn mehrere Aussagen vertikal in einer großen geschweiften Klammer gruppiert werden, bedeutet das, dass diese Und-verknüpft werden. Beispiel:

ist gleichbedeutend mit .

Spezielle Operatoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere ebenfalls paarig verwendete Klammern sind spezielle Operatoren oder Funktionen:

  • (manchmal auch ) bezeichnet die größte ganze Zahl kleiner oder gleich („Gaußklammer“)
  • bezeichnet die kleinste ganze Zahl größer oder gleich
  • bezeichnet den Betrag von
  • ist eine Notation für den Mittel- oder Erwartungswert einer Größe
  • kann einen Binomialkoeffizienten bezeichnen (wenn und ganzzahlig sind und ) oder eine Matrix, diese Matrix kann einen Vektor darstellen
  • bezeichnet die Stirling-Zahlen erster Art
  • bezeichnet die Stirling-Zahlen zweiter Art
  • ist ein Skalarprodukt aus den Einzelvektoren und ; davon abgeleitet ist die Bra-Ket-Notation.
  • bezeichnet auch die Cantorsche Paarungsfunktion.
  • ist der Kommutator der zwei Operatoren und
  • , der Antikommutator zweier Operatoren im mathematischen Formalismus der Quantenmechanik. Eine alternative Schreibweise ist .
  • ist die Poissonklammer, ein bilinearer Differentialoperator in der hamiltonschen Mechanik.
  • ist die Kurzschreibweise des Integrals , siehe auch Integralrechnung.
  • bezeichnet die Fallende bzw. Faktorielle. Aber Verwechslungsgefahr mit dem Pochhammer-Symbol, das je nach Autor auch als , oder dargestellt wird.

Ableitungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Höhere Ableitungen werden oft statt mit Ableitungsstrichen mit einem Exponenten in runden Klammern gekennzeichnet, was die Lesbarkeit verbessert:

Diese Notation wird ebenfalls verwendet, wenn die Anzahl der Ableitungen selbst über eine Variable oder einen Term ausgedrückt werden soll:

Runde Klammern in statistischen Tabellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach DIN 55301 (Gestaltung statistischer Tabellen) stehen runde Klammern, die eine Wertangabe (Zahl) in einem Tabellenfach umschließen, für „Aussagewert eingeschränkt, da die Zahl statistisch unsicher ist“ als wertergänzende Zeichen, auch Qualitätsanzeigern (im Gegensatz zu wertersetzenden Zeichen), besonders in Tabellen der amtlichen Statistik.[6]

Klammern in Programmiersprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klammern haben in verschiedenen Programmiersprachen unterschiedliche Bedeutungen. Bestimmte Bedeutungen sind jedoch relativ weit verbreitet:

Runde Klammern:

  • Festlegung der Berechnungsreihenfolge in Termen (wie in der Mathematik)
  • Funktionsargumente
  • Typumwandlungs-Operator (z. B. in C und C++)
  • Index-Zugriff auf Arrays (z. B. in BASIC)
  • Listenbildung (z. B. in LISP und verwandten Sprachen)
  • Kommentarbegrenzungen (z. B. in Forth)
  • doppelte runde Klammern werden von gcc für Attribute benutzt.

Eckige Klammern:

  • Index-Zugriff auf Arrays (z. B. in C und verwandten Sprachen)
  • Listenoperationen (z. B. in Python, Logo und einigen anderen)
  • Syntaktisches Element zum Einleiten eines Lambda-Ausdrucks; enthält ggf. die Catch-Clause des Lambda-Ausdrucks (in C++11)
  • doppelte eckige Klammern werden in C++11 für Attribute benutzt.

Geschweifte Klammern (auch: „geschwungene Klammern“):

Spitze Klammern (ausschließlich die ASCII-Zeichen < und >):

Klammern als grafische Elemente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klammern, insbesondere die runde Klammer, werden in Emoticons verwendet, beispielsweise um einen lachenden Mund zu symbolisieren (wie in „:-)“).

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Duden: Klammern
  2. Handbook of the International Phonetic Association. Cambridge University Press, Cambridge, England 1999, ISBN 978-0-521-63751-0, S. 191.
  3. Ruth Klappenbach, Akademie der Wissenschaften der DDR: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Akademie-Verlag, 1977 (google.com [abgerufen am 3. Januar 2022]).
  4. Dudenredaktion: Duden - Deutsch als Fremdsprache - Standardwörterbuch: Das Wörterbuch für alle, die Deutsch als Fremdsprache lernen. Bibliographisches Institut GmbH, 2018, ISBN 978-3-411-91257-5 (google.com [abgerufen am 3. Januar 2022]).
  5. Werner A. Stahel: Statistische Datenanalyse. Eine Einführung für Naturwissenschaftler. 5. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8348-0410-5.
  6. Richtlinien zur Gestaltung statistischer Tabellen für die Verbundprogrammierung. Arbeitskreis Veröffentlichungen der Statistischen Landesämter, Wiesbaden 1997, OCLC 951175388, S. 36.
  7. 5. Data Structures — Python 3.8.1 documentation. Abgerufen am 19. Januar 2020.