Malvorlage (Porzellanmalerei)

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Dekor-Malvorlage für einen Teller, entworfen von Jean Charles François Leloy für die Manufaktur Sèvre, datiert 1822

Malvorlagen dienen in der Porzellanmalerei dazu, Motive wiederholt und möglichst genau nachmalen oder -drucken zu können. Porzellanmaler lernen das Anfertigen von Malvorlagen während der beruflichen Ausbildung.[1]

Porzellanmanufakturen verfügen über Archive mit Druckgrafiken, Kopien von Gemälden, Dekor-Vorlagen usw., welche als Malvorlagen verwendet werden. So kaufte z. B. die Wiener Porzellanmanufaktur im 19. Jahrhundert zahlreiche Vorlagen an.[2][3] Das Archiv der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin besitzt über 50.000 Druckgrafiken, Entwurfszeichnungen und Studien und mehr als 6000 unterschiedlicher Bilder, Fotos sowie über 300 Ölgemälde.[4]

Vorlagenerstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dekore[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorlagen für Dekore wurden in den Manufakturen nach historischen Bildern aus der Kunstgeschichte hergestellt, wie z. B. Blattwerk, Bandelwerk, Akanthus (Ornament), Palmetten, Mäander (Ornamentik), Muschelwerk (Rocaille) usw. Für aufwändige Dekore wurden die Malvorlagen von Spezialisten konstruiert.[5]

Botanische Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herbarien dienten als Vorlagen für die exakte naturgetreue Darstellung auf Porzellan. Sie wurden meist von den Porzellanmalern dazu verwendet, eigene Malvorlagen zu erstellen, die besser geeignet waren.

Blumen-Vorlagen der Manufaktur Meißen aus dem 18. Jahrhundert

Blumenmalerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blumenmalerei erreichte um 1750 mit der sogenannten Manierblume den Höhepunkt, als nicht mehr nach einer möglichst genauen Kopie der Vorlage gestrebt wurde, sondern das Malerische in den Mittelpunkt rückte. Die Blumen, die unter den Händen der Meissner Manufakturmaler entstanden, gingen stets auf Vorlagen zurück, z. B. eine Holzschnittblume, eine Ombrierte Blume oder eine Manierblume. Die Maler malten einmal bekannte Vorlagen mehr aus dem Gedächtnis, ohne sich für jeden Pinselstrich an den Vorlagen zu orientieren.[6]

Vedutenmalerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Vedutenvorlagen verwendete man hauptsächlich Druckgrafiken. Es wurden auch Künstler beschäftigt, die ausschließlich Vorlagenmaler waren. Sie wurden mitunter von den Manufakturen auf Studienreisen geschickt, um Malvorlagen von bekannten Landschaften, Stadtansichten und Gebäuden, hauptsächlich Schlösser und Sehenswürdigkeiten, zu erstellen.[7] Erhalten geblieben sind historische Vorlagen z. B. von Frédéric Frégevize, Johann Hubert Anton Forst und Carl Daniel Freydanck.

Porträts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Malvorlagen für Porträts dienen Gemälde-Kopien, Zeichnungen und Druckgrafiken. Nach der Erfindung der Fotografie 1839 wurden auch Fotos verwendet. Diese konnten auch direkt auf Porzellan übertragen werden (Chromatografie). Zur Bildübertragung verwendete man eine Schicht aus Chromatgelatine in der die Porzellanfarbe (z. B. Iridiumoxid für schwarz) bereits eingebettet war. Im Muffelbrand[8] verbrannte die Gelatine rückstandslos.

Gebrauch im Umdruckverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verfahren wurde in England entwickelt und ab 1810 in den Porzellan-Manufakturen eingesetzt. Die Vorlagen für das Umdruckverfahren sind seitenverkehrt, damit sie nach dem Drucken seitenrichtig erscheinen. Sie wurden auf Kupfer- oder Stahlplatten seitenrichtig graviert, anschließend mit feuerfesten Keramfarben und Schmelzmitteln bestrichen, dann seitenverkehrt auf besonders präpariertes Papier übertragen, auf glasiertes Porzellan aufgebracht und im Muffelfeuer gebrannt.[9] Manchmal wurde das Papier auch auf dem zu bedruckenden Gegenstand belassen, es verbrannte dann rückstandslos bei dem anschließenden Muffelbrand[10]. Die übertragenen Umrisse konnten dann farbig bemalt werden. Man konnte auch die Porzellanfarben auf das Umdruckpapier drucken und damit nach dem Prinzip des Abziehbildes Dekore auf das Porzellan übertragen. Da die Qualität geringer war als bei manueller Bemalung gab man diese Technik nach 15 Jahren auf und verwendete nur noch die Umriss-Übertragung.[11] Heute kann man Porzellanfarben mittels Computer und speziellem Drucker auf das Umdruckpapier drucken und bei flachen Porzellanplatten direkt auf das Porzellan.[12]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab drei große Kunstausstellungen, in denen Malvorlagen für Porzellanmalerei präsentiert wurden: 1976 in Berlin zur botanischen Malerei[13], 1987 in Berlin zu Veduten von Carl Daniel Freydanck[14] und 1993 in New York ebenfalls zu Veduten von Carl Daniel Freydanck[15].

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Porzellandekor (Liste)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Malvorlagen für Porzellanmalerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. MPorzMAusbV - Verordnung über die Berufsausbildung zum Manufakturporzellanmaler/zur Manufakturporzellanmalerin. Abgerufen am 13. Januar 2018.
  2. Entwurfszeichnungen der Wiener Porzellanmanufaktur - MAK Museum Wien. Abgerufen am 5. Februar 2018.
  3. Hubert Winkler, Ilsebill Barta-Fliedl: Ehemalige Hofsilber & Tafelkammer: Silber, Bronzen, Porzellan, Glas. Böhlau Verlag Wien, 1996, ISBN 978-3-205-98323-1 (google.de [abgerufen am 13. Januar 2018]).
  4. Preussen.de - Das KPM-Archiv. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Januar 2011; abgerufen am 13. Januar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.preussen.de
  5. Samuel Wittwer: Raffinesse & Eleganz. Königliche Porzellane des frühen 19. Jahrhunderts aus der Twinight Collection New York. Hirmer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7774-3465-0, S. 28, 31, 45, 71, 88, 179, 183. 211, 309, 350, 353, 356, 361,435.
  6. Claudia Bodinek: Vorlagen für die Meissener Blumenmalerei. Abgerufen am 14. Januar 2018.
  7. Anke Fröhlich: Landschaftsmalerei in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Landschaftsmaler, -zeichner und -radierer in Dresden, Leipzig, Meissen und Görlitz von 1720 bis 1800. VDG, 2002, ISBN 978-3-89739-261-8 (google.de [abgerufen am 13. Januar 2018]).
  8. https://www.kpm-berlin.com/manufaktur/porzellan-handwerskunst/ Kapitel: POLIERGOLD, Absatz 2: Text: Der abschließende Brand für die Aufglasurmalerei wird als Muffelbrand bezeichnet (bei circa 860° Celsius). Ein abgetrennter Raum im Brennofen, schützt die einzelnen Stücke vor Rauch und Flammen.
  9. Katalog: Carl Daniel Freydanck, Ein Vedutenmaler der KPM. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-210-3, S. 28.
  10. Umdruckverfahren - Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann. Abgerufen am 14. Januar 2018.
  11. Erich Köllmann/Magarete Jarchow: Berliner Porzellan. Band I. Klinkhardt & Biermann, München 1987, ISBN 3-7814-0264-9, S. 70. 6. Absatz
  12. Druckverfahren mit Porzellanfarben
  13. Winfried Baer H. Walter Lack: Pflanzen auf Porzellan. Botanischer Garten, Berlin 1979, ISBN 3-921800-13-7.
  14. Katalog: Carl Daniel Freydanck, Ein Vedutenmaler der KPM. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-210-3.
  15. Derek E. Ostergard: Along the Royal Road. New York 1993., Library of Congress Catalog number=93-079551