Radio

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Detektorempfänger um 1930
Volksempfänger (ab 1933)
Röhrenradio (1954)

Radio (v. lat.: radius = der Strahl) als Kurzwort für Radioempfangsgerät oder auch Rundfunkempfangsgerät bezeichnet einen Apparat zum Empfang von Hörfunksendungen. Diese werden bei herkömmlichen Radios von einem terrestrischen Rundfunksender über elektromagnetische Wellen oder als hochfrequente elektrische Signale über Kabel ausgesendet. Die empfangene Information wird im Wesentlichen in Schall umgewandelt; zu einem kleinen Teil kann das Sendesignal zusätzlich auch Daten und Informationen enthalten, wie die RDS-Daten, die es beispielsweise ermöglichen, den Sendernamen zu übertragen.

Neben dem speziellen Radioempfänger kann der Hörfunk auch mit Computern (Streaming Audio, Internetradio) und Satellitenempfängern empfangen werden.

Sprachgebrauch

Gemeindeutsch heißt es das Radio, abgeleitet vom Radiogerät. In Mittel- und Norddeutschland ist es immer ein Neutrum. In Süddeutschland, in Österreich und in der Schweiz ist der Radio ebenfalls üblich, abgeleitet vom Radioapparat.

Außerdem bezeichnet sowohl im deutschsprachigen Raum, als auch im globalen Sprachgebrauch das Wort Radio einen Rundfunk- bzw. Radiosender oder eine Sender-Kette wie z. B. Radio Bremen, Schweizer Radio DRS oder Radio Canada International. Die Kurzform Radio ist in dieser Bedeutung immer sächlich bis ein Kompositum gebildet wird, das anderes verlangt (wie der Radiosender).

Geschichte

Formen von Radios

Grundig-Teddyboy (1957)
Musikschrank Braun HM 6-81 (1958), entworfen von dem Möbeldesigner Herbert Hirche
Radioempfänger Blaupunkt Stockholm (ab 1963), 5 Röhren, 4 W
Radiorekorder
BRAUN Röhren-Radio
Kleinsuper SK 2

Der öffentliche Rundfunkbetrieb begann im Deutschen Reich 1923 mit der Funk-Stunde Berlin. Ort der ersten Rundfunksendungen war das erste Tonstudio Deutschlands, das heutige Altbaustudio der Universität der Künste Berlin in Berlin. In den Anfangsjahren war die Technik der Empfangsgeräte für einen Großteil der Bevölkerung unerschwinglich. Erst in den frühen 1930er Jahren konnte man dank neuer Fertigungsmethoden Radios deutlich preiswerter anbieten. Im August 1933 präsentierte das NS-Regime den Volksempfänger; er kostete etwa halb so viel wie die bis dahin erhältlichen Radios. Hochwertige Radiogeräte waren mit einer Gegentaktendstufe bestückt, vereinzelt gab es auch vor dem Krieg schon Geräte mit einem automatischen, durch einen Motor angetriebenen Sendersuchlauf sowie mit Sendertasten. Auch die Entwicklung von Autoradios begann schon vor dem Krieg, sie spielten auf dem Markt aber kaum eine Rolle, da sie teuer und recht anfällig waren. Um alle Bevölkerungsschichten mit der nationalsozialistischen Propaganda zu erreichen, wurde 1933 der Volksempfänger entwickelt, ein einfach konstruiertes Gerät, das zu einem Preis von 76 Reichsmark verkauft wurde (entspricht nach heutiger Kaufkraft und inflationsbereinigt 414 Euro[1]).

Mit dem Beginn des UKW-Rundfunks in Deutschland 1949 kamen auch UKW-Empfänger auf den Markt; sie waren - wie viele Produkte im Nachkriegsdeutschland - gemessen am Einkommen noch verhältnismäßig teuer. Im Jahre 1952 kostete z. B. ein Superhetempfänger mit UKW-Bereich 380 DM (entspricht nach heutiger Kaufkraft und inflationsbereinigt 1.131 Euro).

Für den stationären Betrieb gab es bis Mitte der 1960er Jahre überwiegend Röhrengeräte. 1948 wurde bei Bell in den USA der Transistor entwickelt. 1953 brachte die US-Firma Regency das erste Transistorradio, ein Taschenradio mit fünf Transistoren auf den Markt. Eine Belebung des Rundfunkgeräteabsatzes in Deutschland brachte der im August 1963 auf der 23. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin vorgestellte UKW-Stereo-Rundfunk. Aus den einfachen, meist tragbaren Transistorradios entwickelten sich in den 1970er Jahren Stereo-Kombigeräte mit Kassettenrekordern und zehn Jahre später auch einem CD-Spieler. Diese Radiorekorder waren in der Jugendkultur bis Ende der 1980er Jahre weit verbreitet. Ein Weltempfänger ist ein Radiogerät, das speziell zum Empfang von Kurzwellenrundfunksendungen optimiert ist. Die Miniaturisierung führte über den von Sony entwickelten Walkman (kleiner Kassettenspieler mit Kopfhörer) mit Radioteil zu Miniradios und schließlich zu in Mobiltelefonen (Handy) eingebauten Radioempfängern. Das Radioempfangsteil in einer Stereoanlage wird im Fachjargon als Tuner (dt. abstimmbarer Empfänger) bezeichnet. In Verbindung mit einem Verstärker heißt das Gerät Receiver. Der Begriff „Autoradio“ wird auch als Synonym für die gesamte Auto-Hi-Fi-Anlage, häufig kombiniert mit einem Navigationssystem, verwendet.

Analoger Radioempfang

Grundig-Radiowecker mit Festsender-Tasten

Die analoge klassische Ausstrahlung der Rundfunksendungen erfolgt für die Langwelle (LW), Mittelwelle (MW) und für die Kurzwelle (KW) in der Modulationsart AM (Amplitudenmodulation). Deshalb wird diese Form der Aussendung häufig allgemein auch als AM-Rundfunk bezeichnet. Für den UKW-Rundfunk wird die Modulationsart FM (Frequenzmodulation) verwendet.

Grundig-Weltempfänger mit mehreren Kurzwellen-Bereichen

Im klassischen Radio werden zunächst die vom Sender abgestrahlten elektromagnetischen Wellen in einer geeigneten Antenne in Wechselstrom umgesetzt. Dieser wird dann so weiterverarbeitet, dass nur ganz bestimmte Schwingungsfrequenzen – ein enger Frequenzbereich um z. B. 801 kHz herum, in dem ein bestimmtes Radioprogramm übertragen wird – ausgewählt und verstärkt werden und der übertragene Inhalt – Sprache, Töne, Musik – in seiner ursprünglichen Frequenzlage zur Wiedergabe über Lautsprecher zurückgewonnen wird. Anhand des für diese Aufgabe angewendeten Schaltungsprinzips unterscheidet man unter anderem Detektorempfänger, Geradeausempfänger und Überlagerungsempfänger.

In frühen Radios wurden für die Verstärkung Elektronenröhren verwendet. Diese Radios werden daher als Röhrenempfänger bezeichnet. Bekanntestes Beispiel eines Röhrenempfängers war der Volksempfänger.

Modernes Radio, entworfen von Henry Kloss
Empfangsgerät stream 83i der Fa. Roberts-Radio für UKW, DAB+ und Internet (Wi-Fi), Baujahr 2011


1948 wurde bei Bell in den USA der Transistor entwickelt. Ab 1954 kamen in den USA die ersten Radios, die statt Elektronenröhren Transistoren als aktive, verstärkende Bauelemente verwendeten, auf den Markt. Deutschland folgte 1957 mit einem kleinen Gerät der pfälzischen Firma Akkord. Diese Transistorradios hatten gegenüber den bisherigen Geräten mehrere Vorteile: Sie waren kleiner, leichter, unempfindlicher gegen Stöße und benötigten vergleichsweise wenig Energie, so dass ein Betrieb mit Trockenbatterien über lange Zeit möglich war. Die Transistorradios lösten bald auch Kofferradios mit Batterieröhren ab. Zeitweise erschienen auch gemischt-bestückte Geräte, bei denen sowohl Transistoren als auch Röhren eingesetzt waren.

In der weiteren Entwicklung wurden die Transistoren ab Anfang der 1960er Jahre zu integrierten Schaltkreisen zusammengefasst, was abermals zu Größenreduzierungen, jetzt bis auf Taschenformat, führte.

Mit dem aufkommdenden UKW-Rundfunk nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die Verwendung der Frequenzmodulation der Radioempfang wesentlich störungsärmer als beim bisherigen AM-Rundfunkempfang auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Ab 1963 gab es Stereoempfänger für zwei Hörkanäle (linkes und rechtes Ohr) auf Ultrakurzwelle. In den 1970er Jahren wurde der Verkehrsfunk, in den 1980er Jahren das Radio Data System (RDS) eingeführt.

Mit den Weltempfängern sind Rundfunkempfänger entwickelt worden, die sich für einen weltweiten Rundfunkempfang auf Kurzwelle eignen.

Digitaler Radioempfang

Für den digitalen Radioempfang, wie z. B. DAB, DAB+ und DRM, werden geeignete Geräte benötigt. Über DVB-S, DVB-C und in wenigen Gebieten auch über DVB-T werden ebenfalls Hörfunksender digital übertragen. Für jede dieser Techniken wird ein spezielles Empfangsgerät (Tuner oder Digitalreceiver) benötigt, wobei zur Wiedergabe der Töne zum Beispiel bereits vorhandende HiFi-Anlagen, PC-Lautsprecher oder Fernsehgeräte genutzt werden können. Dabei spricht man dann oft von sogenannten Set-Top-Boxen.

Der sogenannte Analoge „switch-off“, also das Umstellen der Radiosender auf die digitale Ausstrahlung, würde den Verbraucher in den nächsten Jahren zwingen, neue Radioempfänger für den digitalen Empfang zu erwerben. Das baldige Abschalten der analogen FM-Sender wird mittlerweile jedoch als äußerst zweifelhaft betrachtet, denn es zeichnet sich kein Durchbruch für digitales Radio in Europa ab – eine Ausnahme bildet hier nur Großbritannien mit einer digitalen Quote von etwa zehn Prozent (Stand Anfang 2008). Die Fachwelt ist sich weitgehend darüber einig, dass UKW-Rundfunk noch die nächsten 10 bis 15 Jahre fortgeführt werden wird, bis digitales Radio eine ausreichende Marktdurchdringung erlangt haben wird.

Über die reine Übertragung von Audioinhalten hinaus gewinnt der Hörfunk bei digitalen Systemen weitergehende Bedeutung, wie beispielsweise zur Übertragung von Verkehrstelematikinformationen (z. B. TMC oder TPEG) oder zur strukturierten Übertragung von Audioobjekten, die interaktive Nutzung erlauben.

Software Defined Radio

Die Digitalisierung des bisher überwiegend analogen Radios wird mit der Einführung des Software Defined Radio (SDR) konsequent weitergeführt. Software Defined Radio soll möglichst die gesamte Signalverarbeitung eines Hochfrequenzsenders oder -empfängers unter Verwendung anpassbarer Hardware über Software definieren. Mit austauschbaren Softwaremodulen lassen sich neue digitale Übertragungsverfahren implementieren.

Die SDR-Technik bietet die Möglichkeit, mit neuen Softwaremodulen effizientere Funkübertragungssysteme zu testen, ohne dass vorhandene SDR-Empfänger nach einem Softwareupdate unbrauchbar werden. Im engeren Sinn handelt es sich hierbei um ein Funktelekommunikationssystem, das eine software-konfigurierbare Hardware zur Modulation und Demodulation sowie zur Aufwärts- bzw. Abwärtsmischung eines Datensignals benutzt. Heute werden sowohl für den Amateurfunk als auch für den Empfang von DRM-Ausstrahlungen SDR-Empfänger angeboten.

Internetradio und Streaming

Beim digitalen Rundfunk werden die Signale als sogenannter Broadcast verbreitet, während beim Streaming für das Webradio in der Regel die Daten nur nach einer Aufforderung (Request) des Empfängers für diesen direkt adressiert ausgesendet werden (Client-Server-Modell). Ebenso wie der Digitalrundfunk wird das Internetradio häufig als Digitalradio bezeichnet.

Die Übertragung des Internetradios findet sowohl terrestrisch (WLAN, WiMAX, UMTS), als auch über Kabel (Kupfer, Glasfaser) und über Satellit statt. Das Übertragungsformat ist nicht festgelegt; meist werden jedoch gängige Streaming-Formate wie MP3 oder WMA verwendet. Die Verbreitung ist praktisch gleich der Verbreitung des Internets, was die „Ausstrahlung“ für Radiosender denkbar einfach gestaltet.

Der Radionutzer benötigt zum Empfang des Internetradios einen entsprechenden Streaming-Client. Solche Clients sind im Internet leicht verfügbar, oftmals sogar kostenlos. Für den Betreiber des Internetradio-„Senders“ wiederum hält sich der technische Aufwand für dessen Betrieb in Grenzen. Aufgrund dieser Faktoren könnte das Internetradio als Digitalradio große Bedeutung erlangen. So gab es 2009 in Deutschland mehr als 1900 Internetradiosender; die durchschnittliche Nutzungsdauer betrug 73 Minuten pro Tag.[2] Der Empfang kann dabei über einen PC oder aber über spezielle Internetradiogeräte erfolgen. Reine Internetradiogeräte sind bereits im Handel.[3]

Bereits im Jahr 2006 hörten europaweit mehr als 20 Millionen Menschen Internetradio; die Prognose für 2010 lag bei knapp 32 Millionen Hörern.[4]

Mediatheken und Podcasting

Begleitend zum Radioprogramm entstanden Internetpräsenzen und Websites, die auch von vielen etablierten Rundfunkstationen die Möglichkeit boten, ausgewählte Radiosendungen eine zeitlang als Podcast nachzuhören, in Form einer Mediathek oder als Abonnent. Es gibt auch für Interessenten und Lehrer die Möglichkeit Textinhalte zur Sendung zum Nachlesen herunterzuladen. Mit der Erstellung eines laufend aktualisierten Webjournals mit gegenüber dem Rundfunk erweiterten und laufend aktualisierten Artikelbaums samt Bildern und Links zu Quellen entstanden Webpräsenzen mit einem Zusatznutzen gegenüber einem reinen Radio-Rundfunkprogramm.

Einstufung als Rundfunkempfangsgerät

Ein Radio ist ein Rundfunkempfangsgerät im Sinne des deutschen Rundfunkgebührenstaatsvertrages, d. h. eine „technische Einrichtung, die zur drahtlosen oder drahtgebundenen, nicht zeitversetzten Hör- oder Sichtbarmachung oder Aufzeichnung von Rundfunkdarbietungen (Hörfunk und Fernsehen) geeignet ist.“

Literatur

  • Günter F. Abele: Historische Radios. Eine Chronik in Wort und Bild. 5 Bde. Füsslin, Stuttgart 1996–1999, ISBN 3-9803451-4-9.
  • Günter F. Abele: Radio-Chronik. Von der Nachkriegszeit zur Gegenwart. Füsslin, Stuttgart 2003, ISBN 3-9803451-8-1.
  • Hans-Jürgen Krug: Radio, 1. Auflage, UTB Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-3333-4.
  • Eike Grund: Radios der 50er Jahre. Restauration, Wiederinbetriebnahme und Reparatur. egrund, Dietmannsried 2004, ISBN 3-8330-0357-X.
  • Martin Gerhard Wegener: Moderne Rundfunk-Empfangstechnik. Franzis, München 1985, ISBN 3-7723-7911-7.

Siehe auch

Portal: Hörfunk – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Hörfunk

Weblinks

Commons: Radio – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Radio – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Linkkatalog zum Thema Radio bei curlie.org (ehemals DMOZ)

Einzelnachweise

  1. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt und bezieht sich maximal auf das vergangene Kalenderjahr.
  2. BLM-WebradioMonitor 2009: Internetradio-Nutzung in Deutschland (PDF; 1,7 MB)
  3. golem.de: Beispiel für Internetradiogerät
  4. golem.de: Radio per Internet: 20 Millionen schalten ein

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