Ressourcenwirtschaft

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Ressourcenwirtschaft bezeichnet im weiteren Sinne Formen ökonomischer Nutzung von Ressourcen.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwar lassen sich verschiedene, auch (im-)materielle Formen (wie beispielsweise Technologien, Werkstoffkreisläufe, Humankapital oder spezielles Wissen („Know-how“)) ressourcenwirtschaftlich erfassen, wie der ökonomische Ressource-based View zeigt, jedoch liegt der Ressourcenwirtschaft häufig ein engeres, auf erstens natürliche Ressourcen (wie z. B. Boden, Wasser, Luft, natürliche Vielfalt) und zweitens Rohstoffe im Allgemeinen sowie die darunter zu findenden Energieträger im Besonderen fokussiertes Begriffsverständnis zugrunde. Im engeren Sinne wird der Begriff Rohstoffwirtschaft verwendet. Betrachtet wird die Wertschöpfung durch die Gewinnung, die Umwandlung, die Lagerung, den Transport, die Verteilung, die Nutzung und das Recycling solcher Ressourcen. Hierbei wird neben der ökonomischen auch die ökologische und technische Effizienz (Ressourceneffizienz, Energieeffizienz, Kreislaufeffizienz) berücksichtigt. Ausgehend hiervon lassen sich ein praxis- sowie ein theorieorientiertes Begriffsverständnis unterscheiden.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer auf die Wirtschaft(-spraxis) bezogenen Perspektive umfasst der Begriff „Ressourcenwirtschaft“ Unternehmungen und Märkte, die auf den wirtschaftlichen Umgang/Handel/Transport mit Ressourcen gerichtet sind. Im Sinne des vorgenannten engeren Begriffsverständnisses werden Ressourcen hierbei überwiegend als natürliche Ressourcen sowie Rohstoffe und entsprechende Energieträger aufgefasst. Wichtige Vertreter dieses Wirtschaftszweiges sind dann Bergbau- sowie Versorgungsunternehmungen, ferner Unternehmungen aus den Bereichen Rohstoffveredelung und Erneuerbare Energien. Die so abgegrenzte Ressourcenwirtschaft hat in den letzten Jahren einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren, da das Vorhandensein von, der Zugang zu, sowie der Umgang mit knappen Ressourcen auf Weltmärkten zum immer kritischeren Wettbewerbsfaktor geworden sind: Die Nachfrage nach Ressourcen steigt weltweit. Gleichzeitig sind klassische Ressourcen, die als Einsatzstoff der industriellen Produktion oder Energieträger benötigt werden, begrenzt. Dies gilt vor allem für nicht nachwachsende natürliche Ressourcen/Bodenschätze, wie besonders an den entsprechend bezeichneten „Seltenen Erden“ deutlich wird. Obwohl hieraus Anreize zu einem möglichst effizienten Umgang mit Ressourcen resultieren müssten, wurden viele Ressourcen bisher vergleichsweise ineffizient genutzt.[1] Dies gilt insbesondere unter Berücksichtigung der oft erheblichen Nebenwirkungen (Externe Effekte) der Ressourcenbewirtschaftung. Das Ausmaß von Raubbau und (oft irreparablen) Umweltschäden, das aufgrund der hohen Nachfrage an Ressourcen toleriert wird, ist weniger in den (oft ressourcenarmen) Industrienationen als in den ressourcenreichen Regionen der Schwellen- und Entwicklungsländer zu sehen, wohin manche Probleme der Ressourcenentnahme verlagert worden sind. Daher ist ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen geboten, um die auf längere Sicht steigenden Bedarfe der stetig wachsenden Weltbevölkerung effektiv und effizient zu decken. Die Nachhaltigkeit (der Bewirtschaftung) von Ressourcen kann von Akteuren der Ressourcenwirtschaft nur durch ein „zukunftsverträgliches Handeln im Hier und Jetzt“[2] erzielt werden, d. h. durch eine ausgewogene Berücksichtigung von ökologischer Verträglichkeit (im Bereich „Umwelt“), sozialer Gerechtigkeit (im Bereich „Soziales“) und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit (im Bereich „Ökonomik“). Der hieraus entstehende, hohe Anspruch wird von Institutionen der (Weiter-)Bildung in zunehmendem Maße aufgegriffen, was auch dazu beitragen könnte, den bestehenden Mangel an Fachleuten auf längere Sicht zu beheben.

Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ressourcenökonomik bezeichnet eine Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften. Es handelt sich um den Teil von Forschung und Lehre, der sich mit den Unternehmen und Märkten der Ressourcenwirtschaft wissenschaftlich auseinandersetzt. In institutionalisierter Form ist diese Teildisziplin nur bei einem Teil der deutschen Hochschulen zu finden. Auf oberster, nämlich universitärer Ebene weist in Deutschland die TU Bergakademie Freiberg als „Die Ressourcenuniversität. Seit 1765.“ ihren Ressourcenschwerpunkt bereits im Namen aus, der sich analog in der Ausrichtung ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät niederschlägt. Darüber hinaus finden sich ressourcenwirtschaftliche Ausrichtungen im deutschen Universitäten primär im Bereich einzelner Lehrstühle/Professuren sowie der von den Fakultäten/Fachbereichen angebotenen Studiengänge.

Zu den Ökonomen, die sich schon verhältnismäßig früh mit dem Thema befassten, gehört zum Beispiel Ernst Friedrich Schumacher. Er kritisierte in den 1970er Jahren, dass „die Weltvorräte an nicht-erneuerbaren Brennstoffen – Kohle, Öl und Erdgas – äußerst ungleichmäßig über den Erdball verteilt und in ihrer Menge begrenzt sind und damit klar ist, daß ihre immer raschere Ausbeutung eine Gewalttat gegen die Natur darstellt, die unvermeidlich zur Gewaltanwendung unter den Menschen führen muss.“[3] Ähnliche Aussagen finden sich auch in dem Buch Die Grenzen des Wachstums, indem verschiedene Modellrechnungen zum Ressourcenverbrauch dargestellt wurden.[4]

Lehrstühle/Professuren mit ressourcenwirtschaftlicher Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studiengänge mit ressourcenwirtschaftlicher Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darüber hinaus hat die wachsende Bedeutung der Ressourcen(-wirtschaft) zuletzt für die Entstehung neuer wissenschaftlicher Institutionen geführt. So wurde auf Initiative der beiden ältesten Ressourcenuniversitäten der Welt (Bergbauuniversität St. Petersburg, TU Bergakademie Freiberg) ein World Forum of Universities of Resources on Sustainability gegründet.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemein:

  • Holger Wacker, Jürgen E. Blank: Ressourcenökonomik. 2 Teile. (= Wolls Lehr- und Handbücher der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) R. Oldenbourg Verlag, München, Teil 1: Einführung in die Theorie regenerativer natürlicher Ressourcen. 1998, ISBN 3-486-23957-0, Teil 2: Einführung in die Theorie erschöpfbarer natürlicher Ressourcen. 1999, ISBN 3-486-24522-8.


Angrenzende und spezielle Themen:

  • Wolfgang Ströbele: Rohstoffökonomik: Theorie natürlicher Ressourcen mit Anwendungsbeispielen Öl, Kupfer, Uran und Fischerei. (= WiSt-Taschenbücher) Verlag F. Vahlen, München 1987, ISBN 3-8006-1227-5.
  • Donella H. Meadows u. a.: Die Grenzen des Wachstums – Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Übersetzung von Hans-Dieter Heck, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1972, ISBN 3-421-02633-5
  • Ernst Friedrich Schumacher: Small is beautiful: (a study of) economics as if people mattered. Blond and Briggs, London 1973, ISBN 0-85634-012-X.
  • Kora Kristof: Die Veränderung beginnt in den Köpfen: nachhaltige Ressourcenwirtschaft. In: Politische Ökologie. (ISSN 0933-5722). 27. Jg., Nr. 115/116 (2009), S. 51–54.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kristof, Kora: Die Veränderung beginnt in den Köpfen: nachhaltige Ressourcenwirtschaft, in: Politische Ökologie, Jg. 27, Nr. 115/116, 2009, S. 51
  2. Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica oder Haußwirthliche Nachricht und naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht. / Joachim Hamberger (Hrsg.), oekom verlag, München 2013, ISBN 978-3-86581-411-1, Vorwort S. 9.
  3. Buchbesprechung Zu Neuauflage von Schumachers „small is beautiful“
  4. Meadows et al.: Die Grenzen des Wachstums. S. 113 Abb. 35, S. 114 Abb. 36
  5. Holdinghausen, Heike (2012): Alter Stoff, neu entdeckt - Vernetzung der Ressourcenuniversitäten, in: TAZ vom 29. Juni 2012