Schloss Hundshaupten

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Schloss Hundshaupten, Luftbild (2016)
Schloss Hundshaupten

Das Schloss Hundshaupten ist eine vierflügelige Burganlage in Hundshaupten, einem Ortsteil von Egloffstein im Landkreis Forchheim.

Geschichte

Erstmals wurde die Burg 1369 im Besitz der Herren von Wiesenthau erwähnt. Sie wurde, wie fast alle Burgen der Fränkischen Schweiz, auf einem in das Tal vorspringenden Bergsporn der Jurahochebene errichtet. Nach den Zerstörungen in den Jahren 1388 im Städtekrieg durch die Nürnberger, 1412 durch Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg und 1525 im Bauernkrieg wurde die Burg 1561 wieder aufgebaut.

Nachdem 1613 die Linie derer von Wiesenthau auf Hundshaupten erloschen war, fiel das Lehen an das Kloster Michelsberg in Bamberg zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verkaufte 1661 das Kloster die Burg an Hieronymus Christoph Freiherr von Pölnitz, Stadtkommandant von Forchheim, der in Aschbach, einem jetzigen Ortsteil von Schlüsselfeld, ansässig war. In den Folgejahren kam es zu Umbauarbeiten, die aber den Burgcharakter nicht veränderten.

Durch eine Schenkung von Gudila Freifrau von Pölnitz ist ein Teil des Besitzes 1991 an den Landkreis Forchheim übergegangen, so auch der Wildpark Hundshaupten.

Hieronymus Christoph Heinrich Freiherr von Pölnitz, Großneffe und Adoptivsohn von Götz Freiherr von Pölnitz und Gudila Freifrau von Pölnitz, führt das Anwesen fort.

Bedeutung des Ortsnamens

Die Bedeutung des Ortsnamens Hundshaupten kann heute nicht mehr zweifelsfrei geklärt werden, es gibt mehrere Deutungsmöglichkeiten, die von Dorothea Fastnacht gegenübergestellt und verglichen wurden.

Die Namen der benachbarten Ortschaften Hundshaupten und Hundsboden sollten in Zusammenhang gesehen werden. Vermutlich bezeichnet der Namensteil '-haupten' den Bergsporn (Bergkopf), auf dem zunächst eine Burg und später das heutige Schloss errichtet wurden. Demgegenüber bezeichnet der Namensteil '-boden' eine auf der Hochfläche gelegene ebene Ackerflur mit guter Bodenqualität, die im Hochmittelalter im Zuge des Landausbaus gerodet wurde. Der Namensteil 'Hund-' bezeichnet vermutlich den Besitzer der Rodungsfläche und der Burg mit dem Amt eines Hunno (Anführer einer Hundertschaft). Mit der festen Etablierung der Feudalherrschaft war dieses Amt im Hochmittelalter erblich geworden und wurde von lokalen Adeligen ausgeübt. Ursprünglich wurde in der Zeit der Völkerwanderung und im frühen Mittelalter der gewählte Anführer einer Gemeinschaft von freien Bauern als Hunno bezeichnet.

Familienfriedhof

Unterhalb von Schloss Hundshaupten liegt in einem Buchenaltbestand zwischen Jurafelsen der Friedhof. Die erste Beisetzung war 1944 von Geheimrat Paul Fridolin Kehr. Früher Verstorbene wurden dorthin überführt. Auf dem Friedhof liegen folgende Mitglieder der Familie Pölnitz begraben:

  • Max Freiherr von Pölnitz, (* 29. April 1862, Bamberg; † 7. Mai 1936, Aschbach), Königlich bayerischer Kämmerer, Bezirks-Amtmann a. D., Fideicomissherr
  • Gisela Freifrau von Pölnitz, geb. Gräfin von Gatterburg, (* 9. September 1869, Pasing; † 7. August 1914, München)
  • Ilona Freifrau von Pölnitz, geb. Gräfin Mikes von Zabola (* 28. Juni 1871, Zabola/Ungarn, Stammsitz der Familie Mikes; † 21. Dezember 1951, München)
  • Hieronymus Christoph Franz Sigmund Maria Freiherr von Pölnitz (* 28. September 1901, München; † 23. April 1978, Bamberg), Domkapitular, päpstlicher Hausprälat, Kirchenhistoriker, Direktor des Archivs des Erzbistums Bamberg und des Diözesanmuseums Bamberg
  • Hieronymus Christoph Jan Eugen Franz Gottfried (Götz) Freiherr von Pölnitz (* 11. Dezember 1906, München; † 9. November 1967, Erlangen), Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg und Regensburg, Administrator und Archivdirektor der Fürstlichen und Gräflichen Fugger´schen Stiftungen, Gutsbesitzer, Gründungsrektor der Universität Regensburg
  • Gudila Freifrau von Pölnitz, geb. Kehr (* 17. November 1913, Rom; † 11. Januar 2002, Ebermannstadt), Mitglied des Bayerischen Landtages von 1970 bis 1982
  • Paul Fridolin Kehr (* 28. Dezember 1860; † 9. November 1944), Geheimrat, Präsident der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, Professor in Marburg und Göttingen, Direktor des Preußischen Historischen Instituts in Rom, Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive.
  • Doris Kehr, geb. vom Baur (* 6. Januar 1885; † 27. Februar 1979)
  • Ivo Kehr, Erinnerungstafel (* 28. April 1911, Brüssel; † 17. April 1943, Nowovssisk)
  • Romolus Kehr (* 18. August 1909, Brüssel; † 28. Januar 1924, Berlin)
  • Franziska von Ballarini geb. Gräfin von Gatterburg (* 17. August 1863; † 17. Januar 1955), Schwester von Gisela Frfr. v. Pölnitz
  • Franz Graf von Gatterburg, (* 6. November 1833, Retz, † 9. Februar 1898, Pasing), Vater von Gisela Frfr. v. Pölnitz
  • Pauline Gräfin von Gatterburg, geb. Freiin von Beck-Peccoz (2. Dezember 1841, Augsburg; † 18. September 1931, Pasing)
  • Adam Friedrich Joseph Heinrich von Künsberg; (* 2. August 1821; † 26. August 1896) – bestattet zuvor in Bamberg
  • Anna von Künsberg, geb. Freiin von Pölnitz (* 27. September 1825; † 7. Januar 1887), Schwester von Franz Frhr. v. Pölnitz
  • Elvira von Künsberg, geb. Kleiner (* 7. April 1855, † 12. November 1936)
  • Marietta Amanda Eugenie Amalie Anna von Sartor auf Gansheim (* 30. April 1892, München; † 7. Juni 1970, München). Das Geschlecht ist im Mannesstamm erloschen. Marietta war die Tochter des Eugen von Sartor und der Amalie, geb. Freiin von Pölnitz. Schwester von Max Freiherr von Pölnitz
  • Christian von Schmaltz, (* 22. November 1845, Germersheim; † 28. Februar 1927, München), Sohn des Generals und griechischen Kriegsministers Heinrich Christian von Schmaltz
  • Anna von Schmaltz geb. Freiin von Pölnitz, (* 1. April 1867, Aschbach; † 9. März 1935, München), Schwester von Max Frhr. v. Pölnitz
  • Joseph Anton Freiherr von Pölnitz (* 4. Februar 1792, Würzburg; † 22. Februar 1865) Königlich bayerischer Kämmerer, Landkommissär, Bruder von Heinirich Frhr. v. Pölnitz
  • Charlotte Freifrau von Pölnitz, geb. von Fliesen (* 7. Oktober 1805; † 28. Juli 1860)
  • Walburga Freifrau von Pölnitz von und zu Egloffstein, geb. Gräfin von Preysing Lichtenegg-Moos, (* 28. April 1937, Biedenbach Ndb.; † 25. März 2010, Vilsbiburg)

Erinnerungstafeln für:

  • Franz Karl Ludwig Freiherr von Poelnitz, Königlich Bayerischer Rittmeister à la suite und Rittergutsbesitzer (* 20. Januar 1827; † 19. April 1896,Vater von Gerhard von Poelnitz)
  • Adolphine Emilie Adele Freifrau von Poelnitz geb. Freiin von Schaezler (* 4. Juli 1834; † 8. Oktober 1878, Mutter von Gerhard von Poelnitz)
  • Else Freifrau von Poelnitz geb. von Thiereck (* 13. November 1870; † 10. November 1917)
  • Ludwig Freiherr von Poelnitz, Königlich Bayerischer Oberst a. D., Artillerie-Kommandeur Nr. 23 1914/1918 (* 25. August 1863; † 9. Mai 1928, jüngerer Bruder von Max von Poelnitz, seine Schwester war Anna von Schmaltz)
  • Ludwig Freiherr von Poelnitz, (* 15. Dezember 1899; † 21. November 1908)
  • Walter Freiherr von Poelnitz, Königlich Preußischer Leutnant im Leib-Dragon. Rgt. 20, (* 13. Juli 1892 in Augsburg; gefallen 6. Oktober 1914 in Frolinghien, Nordfrankreich)
  • Elisabeth von Thiereck geb. Schmid, * 24. März 1850; † 19. Februar 1909
  • Albin von Thiereck (* 10. April 1841; † 27. Februar 1929)
  • Paul von Thiereck (* und † 26. Februar 1872)

Literatur

  • Walter Heinz: Ehemalige Adelssitze im Trubachtal. Verlag Palm und Enke, Erlangen und Jena 1996, ISBN 3-7896-0554-9, S. 195–206.
  • Hellmut Kunstmann: Die Burgen der südwestlichen Fränkischen Schweiz. Kommissionsverlag Degener & Co, Neustadt an der Aisch 1990, S. 248–260.
  • Gustav Voit, Walter Rüfer: Eine Burgenreise durch die Fränkische Schweiz – Auf den Spuren des Zeichners A. F. Thomas Ostertag, 2. Auflage, Verlag Palm & Enke, Erlangen 1991, ISBN 3-7896-0064-4, S. 90–92.
  • Toni Eckert, Susanne Fischer, Renate Freitag, Rainer Hofmann, Walter Tausendpfund: Die Burgen der Fränkischen Schweiz – Ein Kulturführer. Gürtler Druck, Forchheim, ISBN 3-9803276-5-5, S. 74–78.
  • Der immatrikulierte Adel in Bayern, Bd. 19, S. 397 (für sämtliche hier genannten Personen)
  • Handbuch der bayerischen Landtagsabgeordneten (für Gudila von Pölnitz)
  • Historischer Vereinsbericht Nr. 114, Seite VII-X (Nachruf Sigmund von Pölnitz)
  • Götz Reichsfreiherr von Pölnitz, Akademische Trauerfeier am 9. November 1967. Kallmünz 1970
  • Schematismen des Bistums Bamberg (für Sigmund von Pölnitz)
  • Peter Jakob Kock: Der Bayerische Landtag, eine Chronik (für Gudila von Pölnitz)
  • Dorothea Fastnacht, Der Ortsname Hundshaupten, S. 87–106 (PDF; 1,1 MB) in: Namenkundliche Informationen, hrsg. von Ernst Eichler, Karlheinz Hengst, Dietlind Kremer, Leipziger Universitätsverlag 2011, 98, ISSN 0943-0849.

Archivische Unterlagen

  • Stadtarchiv Bamberg, D2033 Nr. 200.125

Siehe auch

Koordinaten: 49° 43′ 13,8″ N, 11° 13′ 32,5″ O