Bahnstrecke Jossa–Wildflecken

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Jossa–Wildflecken
Zugkreuzung in Bad Brückenau (1988)
Zugkreuzung in Bad Brückenau (1988)
Streckennummer:5211
Kursbuchstrecke:801 (1988)
Streckenlänge:30,7 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Bahnstrecke Flieden–Gemünden von Gemünden
0,0 Jossa
L 2304
L 2304
Bahnstrecke Flieden–Gemünden nach Fulda
L 2304
2,4 Altengronau Süd
Sinn
Sinn
Landesgrenze Hessen/Bayern
Sinntalbrücke Zeitlofs
6,7 Zeitlofs
9,2 Trübenbrunn bis 1922
9,9 Rupboden
12,3 Eckarts
13,3 Wernarz bis 1922
14,4 Brückenau Bad
15,4 Brückenau Sinntalhof bis 1922
B 27
17,1 Brückenau Stadt
18,0 Brückenau Ost bis 1942
20,3 Römershag
B 286
Sinntalbrücke A 7
23,5 Oberriedenberg
26,8 Oberbach
30,7 Wildflecken
Truppenübungsplatz
Oberwildflecken (nur Güterbahnhof)

Die Sinntalbahn war eine Nebenbahn, die im hessischen Jossa ihren Ausgangspunkt hatte und von dort aus über Altengronau ins bayerische Bad Brückenau und nach Wildflecken führte.

Die Strecke verläuft von Jossa aus zunächst auf denselben Gleisen, wie die über Flieden nach Fulda verlaufende Bahnstrecke Flieden–Gemünden. Kurz hinter Jossa beginnt die eigene Trassierung, die durch das Sinntal und die Rhön verläuft. Die Strecke folgt außerdem größtenteils dem Fluss Sinn.

Geschichte

Bau und Betrieb

Am 1. August 1864 reichte die Stadtverwaltung von Brückenau eine Petition an die Regierung von Unterfranken über den Bau einer Bahnverbindung von Brückenau nach Jossa in Hessen ein. Doch erst am 18. November 1884 erhielten die Pläne mit der Gründung eines Eisenbahn-Komitee in Brückenau wieder Auftrieb. Die Baugenehmigung für die Strecke wurde am 8. März 1888 erteilt, so dass die Bauarbeiten am 1. Juli 1890 beginnen konnten. Eröffnet wurde die Strecke am 9. Oktober 1891, die Bedienung der Unterwegshalte erfolgte ab 15. Oktober 1891.

Über eine Verlängerung der Strecke nach Wildflecken wurde ab 1902 nachgedacht, wofür der bayerische Landtag am 17. Juni 1904 die Genehmigung erteilte. Die Bauarbeiten dafür begannen am 1. Oktober 1907 und konnten mit der Eröffnung der Strecke am 17. Dezember 1908 abgeschlossen werden. Die Aufnahmen des fahrplanmäßigen Verkehrs erfolgte zwei Tage später am 19. Dezember 1908. Eine Weiterführung der Strecke mit Anschluss an die Bahnstrecke Bad Neustadt–Bischofsheim in Bischofsheim an der Rhön wurde durch den Ersten Weltkrieg verhindert und danach nicht mehr weiterverfolgt.

Am 8. Oktober 1922 wurden die Haltepunkte Trübenbrunn, Eckarts, Wernarz, Sinnthalhof und Brückenau Ost aufgelöst, wovon Brückenau Ost am 1. Januar 1925 und Eckarts am 27. Februar 1927 wieder in Betrieb genommen werden. Über die Strecke erfolgte ab 1937 für den Bau der Reichsautobahn FuldaWürzburg und des Truppenübungsplatzes Wildflecken größtenteils die Anlieferung des Baumaterials. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Strecke durch Fliegerangriffe in Mitleidenschaft gezogen und am 3. April 1945 durch die Sprengung der Jossaer Eisenbahnbrücke vom restlichen Eisenbahnnetz abgetrennt. Der Inselverkehr konnte am 27. Oktober 1951 mit der Eröffnung der wiederaufgebauten Jossa-Brücke aufgegeben werden.

Niedergang

Der Niedergang der Strecke begann in den 1960er Jahren: neben der Umstellung des Wochenendverkehrs auf den Bahnbus wurden nach und nach alle Güterverkehrsstellen entlang der Strecke aufgelöst. Die Einstellung des Personenverkehrs erfolgte zum 27. Mai 1988, der Güterverkehr wurde noch bis zum 4. Februar 2002 aufrechterhalten. Demzufolge hatte DB Netz die Strecke bereits 2001 zur Übernahme durch andere Eisenbahninfrastrukturunternehmen ausgeschrieben, wobei nur die Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) Interesse zeigte.[1] Nach jahrelangen Verhandlungen votierten die meisten Kommunen entlang der Strecke schließlich für deren Umwidmung in einen Radweg, so dass keine Unterstützung für eine Wiederaufnahme des Schienenverkehrs mehr existierte und sich die DRE zurückzog.[2]

Bis zur endgültigen Stilllegung der Gesamtstrecke durch das Eisenbahnbundesamt am 31. März 2005 fanden immer wieder Sonderfahrten von Eisenbahnvereinen statt. Schließlich stellte DB Netz Ende 2009 den Antrag zum Abbau der Strecke.[3]

Reaktivierungsbemühungen

Am 16. März 2012 wurde in einer gemeinsamen Pressemitteilung der regionalen Pro Bahn-, VCD- und Bund Naturschutz-Gruppen die Gründung der Interessengemeinschaft Sinntalbahn-Kreuzbergbahn verkündet. Diese hat das Ziel gemeinsam mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) die Strecke zu übernehmen und zu reaktivieren. Als Vorbild dient die ebenfalls von der RSE zusammen mit dem lokalen Partner Ilztalbahn GmbH 2011 reaktivierte Bahnstrecke Passau–Freyung in Niederbayern.[4] Wie an dieser Strecke soll Bahn- und Radverkehr miteinander kombiniert werden.[5] Aufgrund dieser Aktivitäten ist das Entwidmungsverfahren vorerst gestoppt worden. [6][7] Die Gemeinde Sinntal ist allerdings weiterhin an der Entwidmung interessiert, um die Strecke in einen Radweg mit Anbindung nach Zeitlof und Jossa umwandeln zu können. [8]

Einzelnachweise

  1. Neues aus dem Bahndreieck Spessart. (PDF) In: Hessenschiene Nr.45, S.27. Pro Bahn & Bus, September 2001, S. 68, abgerufen am 21. April 2010.
  2. Der Zug ist endgültig abgefahren. In: Saale-Zeitung. Eisenbahnfreunde Sinntalbahn, 17. November 2005, abgerufen am 21. April 2010.
  3. Eisenbahnstrecke Jossa - Wildflecken, Nr. 5211; Rückbau der stillgelegten Strecke Jossa – Wildflecken einschließlich aller Betriebsstellen, von Bahn-km 0,713 bis Bahn-km 31,725. Eisenbahnbundesamt, 19. April 2010, abgerufen am 21. April 2010.
  4. Pro Bahn BG Unterfranken:„Reaktivierung der Bahnstrecke Jossa – Wildflecken – Arnsberg Verbände starten neuen Ansatz mit Erfolg versprechendem Konzept“, Pressemeldung vom 16. März 2012
  5. Zughalt.de:„VCD: Fränkische Bahnstrecke darf nicht an Hessen scheitern“, 29. Juni 2012
  6. Eisenbahnstrecke Jossa - Wildflecken - Rollen bald Züge statt Fahrräder? Mainpost, 16. März 2012, abgerufen am 17. März 2012.
  7. Reaktivierung der Bahnstrecke Jossa – Wildflecken – Arnsberg: Verbände starten neuen Ansatz mit Erfolg versprechendem Konzept. Pro Bahn Unterfranken, 16. März 2012, abgerufen am 22. März 2012.
  8. Fuldaer Zeitung:„Wird die Sinntal-Bahn zum Radweg?“, 27. Juni 2012

Weblinks

Literatur

  • Jürgen Lieb: Dampf und Diesel auf der Nebenstrecke Jossa – Bad Brückenau – Wildflecken. Eigenverlag, Auflage 2004.