Wohratal (Naturraum)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Wohratal ist ein Naturraum in Hessen zwischen Burg- und Kellerwald bzw. Gilserberger Höhen, der zur Haupteinheit (345) des sich westlich anschließenden Burgwalds gezählt wird. Es begleitet den Fluss Wohra von dessen Austritt aus dem Kellerwald bei Kloster Haina bis zur Mündung in die Ohm bei Kirchhain.

Namentlich wird nur das Flusstal ab Gemünden (Wohra) nebst Nebentälern flussabwärts Richtung Süden als Wohratal (345.3) bezeichnet. Demgegenüber wird das Tal, das oberhalb von Gemünden die Wohra ab Kloster Haina und ihren Nebenfluss Schweinfe ab Altenhaina begleitet, Buntstruth (345.4) genannt. Die Buntstruth reicht nach Nordwesten bis in die unmittelbare Nähe der Rhein-Weser-Wasserscheide und folgt dorthin im Nordwesten in etwa dem Schweinfe-Nebenfluss Struthbach (Bach von Römershausen) flussaufwärts bis nach Römershausen.

Lage und Grenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wohratal im weiteren Sinne zieht sich vom Tal der Schweinfe bei Altenhaina (Haina (Kloster), Kreis Waldecdk-Frankenberg) im Norden über Gemünden (Wohra) (ebenfalls Waldeck-Frankenberg) über Gemeindeteile von Wohratal bis unterhalb Rauschenbergs (beide Landkreis Marburg-Biedenkopf) im Süden.

Im Westen erhebt sich der „eigentliche“ Burgwald mit knapp unter, im Nordwesten auch knapp über 400 m. Die Gilserberger Höhen im Südosten erreichen in Nähe zu den beiden Naturräumen ebenfalls um 400 m, während der Kellerwald in nordöstlicher Nachbarschaft zur Buntstruth am Jeust 585 m, am sich nördlich anschließenden Hohen Lohr sogar 657 m erreicht.

Naturräumliche Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Talsenke wurde in den naturräumlichen Einzelblättern 125 Marburg[1] und 111 Arolsen[2] wie folgt aufgeteilt (Flächen aus dem Umweltatlas Hessen)[3]:

  • 345.3 Wohratal (38,26 km², Süden, ganz auf Blatt Marburg)
  • 345.4 Buntstruth (22,98 km², Norden)

Die auf den Hektar genau ausgewiesenen Flächen täuschen allerdings darüber hinweg, dass die Grenzen der Einheit 345.3 auf Blatt Marburg größteteils als „nicht linienhaft festlegbar“ ausgewiesen sind. Während die Buntstruth durch die Waldgrenze, außer zum Wohratal, überall scharf begrent wird, hat das Wohratal die Form eines Talkessela mit diversen Rodungsmulden, die den Nebenbächen bachaufwärts folgen. Unterhalb von Wohra bzw. ab Halsdorf schließlich weitet sich die Rodung in einer Quermulde bis zum nordwestlich etwa 8 km entfernten Talung des Roten Wassers bei Bracht. Hier ist die einzige scharfe Westgrenze die Waldgrenze des eigentlichen Burgwalds. Zwischen den hier unter 300 m ü. NHN fließenden Flüssen Schweinfe (W) und Wohra (O) erhebt sich der Dachsberg (370,9 m) als höchste innere Erhebung.

Sieht man vom Oberlauf im Kellerwald ab, teilt sich das Wohratal in folgende vier Abschnitte:

Buntstruth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herbelhausen an den Westhängen des Kellerwalds

Die Buntstruth, als Landschaft früher auch Bunstruth oder Bulenstrut genannt,[4] liegt auf einer Höhe von im Norden 340 m bis im Süden 260 m über NHN. Das sich südlich anschließende „eigentliche“ Wohratal folgt dem namensgebenden Fluss bis auf eine Höhe von knapp über 200 m. Die Talsenke ist praktisch vollkommen waldfrei, wird jedoch zu beiden Seiten von Wäldern unmittelbar umgeben.

An der Wohra liegen Haina (Kloster), Herbelhausen und Elnrode, an der Schweinfe sind es Altenhaina (nebst Weiler Kirschgarten), Halgehausen, Bockendorf, Sehlen und Grüsen, am in Bockendorf in die Schweinfe mündenden Struthbach sind es Römershausen und Mohnhausen.

Gmünden-Wohraer Wohratal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gemünden (Wohra) mündet nicht nur die Schweife von rechts, sondern kurz oberhalb auch der Ebersgraben von links; ferner mündet der Holzbach unmittelbar vor deren Mündung in die Schweinfe. Dem Holzbach folgt eine Rodung mit Lehnhausen und Oberholzhausen bachaufwärts in den Burgwald.

Unterhalb Gemünden münden von links der aus Schiffelbach kommende Schiffelbach und der aus Heimbach kommende Heimbach. Während Schiffelbach noch mittelbar dem Wohratal zuzählbar wäre, liegt Heimbach deutlich höher inmitten der Gilserberger Höhen.

In Wohra mündet von rechts schließlich die Bentreff, der wichtigste Zufluss der Wohra überhaupt. Langendorf an deren mündungsnahen Unterlauf kann noch als im Wohratal gelegen beschrieben werden, das Sackdorf Hertingshausen nordnordwestlich Langendorfs, am linken Bentreff-Zufluss Liederbach, ist demgegenüber einerseits deutlicher im Burgwald gelegen, andererseits nur vom Wohratal aus erreichbar.

Unterhalb Wohras verengt sich das Wohratal noch einmal, da sich von links der Mönchwald und von rechts der bewaldete Rücken des Fahrbergs nähert.

Rauschenberger Mulde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick von der Wolfskaute auf Rauschenberg, den Burgholz undden knapp 50 km entfernten Vogelsberg

Die Rauschenberger Mulde ist eine komplett gerodete Mulde quer zum Tal der Wohra zwischen Halsdorf und Rauschenberg, die sich nach Westen bis zum Tal des Rotes Wasser (Ohm)|Roten Wassers bei Bracht vor den Burgwald zieht. In ihr liegen alls Ortsteile Rauschenbergs mit Josbach im äußersten Nordosten, Ernsthausen im Osten, Albshausen im Norden und, sich nordwestlich an Rauschenberg anschließend, Wolfskaute, Schwabendorf und Bracht. Hinzu kommen Halsdorf aus der Gemeinde Wohratal im östlichen Norden und Wolferode (Stadtallendorf) im äußersten Osten.

Josbach liegt am Josbach, Wolferode am Hatzbach, beide von Osten (links) kommend. Von rechts kommt aus Albshausen der Wadebach. Zwischen Bracht und dem den Raum zwischen Bracht und Schwabendorf ausfüllenden Bracht-Siedlung entspringt der Schwarzenbornbach, der die Mulde in Richtung Schwarzenborn verlässt und dem Roten Wasser in der Schönstädter Bucht im Süden von Schönstadt zufließt.

Im Inneren der Rauschenberger Mulde zieht sich eine Hügelkette steigender Höhe von Südost nach Nordwest von der Wohra bis zur nach Schwarzenborn führenden Bundesstraße 3 mit Müncheberg (292 m), Sosenberg (326 m) und Wolfskaute (326 m), von deren Kammlinie Riedel und Rippen in Richtung B 3 führen. Südwestlich des Münchebergs und südöstlich des Spsenbergs liegt der Greineisenberg (277 m), zu dem sich Rauschenberger Wohnsiedlungen nach Nordosten ziehen. Auch in den Segmenten nördlich des Wadebachs (Dörreberg: 301 m) sowie, östlich der Wohra, nördlich des Josbachs (Igelsberg:295 m) und zwischen Josbach und Hatzbach (Hecke: 307 m) finden sich gerodete Hügel, während der Notdosten der Mulde auf in der Hauptsache Brachter Gemarkung praktisch frei von inneren Erhebungen ist.

Die Obere Naturschutzbehörde Gießen benennt den zugehörigen Landschaftsraum, unter „Eingemeindung“ der kleinen in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Randteile von Burgwald-Ostausläufern (außer dem Mönchwaldf) und Wohratal, mit Rauschenberger Ackerlandschaft.[5]

Reliefkarte mit umgebenden Naturräumen (→ Detailkarte)

Flüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Mündungen der Nebenflüsse der Wohra ab dem Ebersgraben liegen im „eigentlichen“ Wohratal – als wichtigste wären wohl die in Gemünden nah der nördlichen Nahtstelle mündende Schweinfe und die zentral von Rosenthal im Burgwald kommende Bentreff zu nennen.

Die Buntstruth folgt dem Oberlauf der Wohra und dem Mittel- bis Unterlauf der Schweinfe und deren Nebenfluss Struthbach (Bach von Römershausen) nach Nordwesten bis zur Hauberner Hecke, dem Sattel zwischen Burg- und Kellerwald an der Rhein-Weser-Wasserscheide.

Die von Frankenberg im Nordwesten kommende Landesstraße 3073 durchläuft Buntstruth und Wohratal zentral zunächst am Struthbach, weiter über den Unterlauf der Schweinfe und ab Gemünden schließlich längs des Unterlaufes der Wohra.[6]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Zechstein der Buntstruth eine recht eindeutige Trennlinie zwischen dem Buntsandstein des sich westlich anschließenden Burgwaldes und dem Schiefer des Kellerwaldes im Osten darstellt, unterbricht das tiefere Wohratal die Buntsandsteinböden der sich westlich und östlich (Gilserberger Höhen) anschließenden Höhenzüge durch eine Senke mit Gesteinen des Quartär, wobei Löß sich nur im Süden, um Rauschenberg, findet.[7]

Koordinaten: 50° 55′ 5″ N, 8° 56′ 50″ O

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Sandner: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 125 Marburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1960. → Online-Karte (PDF; 4,9 MB)
  2. Martin Bürgener: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 111 Arolsen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1963. → Online-Karte (PDF; 4,1 MB)
  3. Karte und Legende zu den Naturräumen Hessens (Internet Archive der Online-Kopie von Die Naturräume Hessens, Otto Klausing 1988) im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
  4. Siehe z. B. Karte des Kurfürstentums Hessen 1840-1861, Blatt 39 von 1857: Frankenau.
  5. Landschaftsräume Mittelhessens, Obere Naturschutzbehörde Gießen; Karte und Legende auf S. 154 (PDF; 5,1 MB)
  6. Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)
  7. Geologieviewer des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (Hinweise)

Allgemeine Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]