Formelsammlung Stochastik

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Dies ist eine Formelsammlung zu dem mathematischen Teilgebiet Stochastik einschließlich Wahrscheinlichkeitsrechnung, Kombinatorik, Zufallsvariablen und Verteilungen sowie Statistik.

Notation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stochastik gibt es neben der üblichen mathematischen Notation und den mathematischen Symbolen folgende häufig verwendete Konventionen:

  • Zufallsvariablen werden in Großbuchstaben geschrieben: , etc.
  • Realisierungen einer Zufallsvariablen werden mit den entsprechenden Kleinbuchstaben geschrieben, z. B. für die Beobachtungen in einer Stichprobe: .
  • Für die Bezeichnung von Wahrscheinlichkeitsfunktionen und Wahrscheinlichkeitsdichten werden Kleinbuchstaben benutzt, z. B. .
  • Für die Bezeichnung von Verteilungsfunktionen werden Großbuchstaben benutzt, z. B. .
    • Speziell die Wahrscheinlichkeitsdichte der Standardnormalverteilung wird die Bezeichnung und für die Verteilungsfunktion benutzt.
  • Griechische Buchstaben (z. B. ) werden benutzt, um unbekannte Parameter (Parameter der Grundgesamtheit) zu bezeichnen.
  • Eine Schätzfunktion wird häufig mit einem Zirkumflex über dem entsprechenden Symbol bezeichnet, z. B. (gesprochen: Theta Dach).
  • Das arithmetische Mittel wird mit bezeichnet (gesprochen: quer).

Wahrscheinlichkeitsrechnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden sei stets ein Wahrscheinlichkeitsraum gegeben. Darin ist der Ergebnisraum eine beliebige nichtleere Menge, eine σ-Algebra von Teilmengen von , die enthält, und ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf

Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Axiome: Jedem Ereignis wird eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet, so dass gilt:

,
,
für paarweise disjunkte Ereignisse gilt

Rechenregeln: Aus den Axiomen ergibt sich:

Für gilt , insbesondere
Für das Gegenereignis gilt

Laplace-Experimente

Bedingte Wahrscheinlichkeit

Satz von Bayes:

Unabhängigkeit:

Zwei Ereignisse sind unabhängig

Kombinatorik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fakultät: Anzahl der Möglichkeiten beim Ziehen aller Kugeln aus einer Urne (ohne Zurücklegen):

wobei

  ohne Wiederholung
(von n Elementen)
 
mit Wiederholung
(von r + s + … + t = n Elementen,
von denen jeweils r, st nicht unterscheidbar sind)
Permutation

Binomialkoeffizientn über k

Anzahl der Möglichkeiten beim Ziehen von Kugeln aus einer Urne mit Kugeln:

  ohne Wiederholung
(ohne Zurücklegen)
(siehe Hypergeometrische Verteilung)

mit Wiederholung
(mit Zurücklegen)
(siehe Binomialverteilung)

Variation
Kombination

Zufallsvariablen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskrete Zufallsgrößen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Funktion heißt Wahrscheinlichkeitsfunktion einer diskreten Zufallsvariablen , wenn folgende Eigenschaften erfüllt sind:

  1. Für alle gilt

Für die zugehörige Zufallsvariable gilt dann:

Eine Zufallsgröße und deren Verteilung heißen diskret, falls die Funktion die Eigenschaft (2) hat. Man nennt die Wahrscheinlichkeitsfunktion von .

Stetige Zufallsgrößen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Funktion heißt Dichte(-Funktion) einer stetigen Zufallsvariablen , wenn folgende Eigenschaften erfüllt sind:

  1. Für alle gilt

Für eine stetige Zufallsgröße gilt dann:

Eine Zufallsgröße und deren Verteilung heißen stetig, falls es eine geeignete Dichtefunktion mit dieser Eigenschaft gibt. Die Funktion heißt Dichte(Funktion) von .

Für die Wahrscheinlichkeit gilt

für alle

Erwartungswert und Varianz sind gegeben durch

Erwartungswert, Varianz, Kovarianz, Korrelation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Erwartungswert , die Varianz , die Kovarianz und die Korrelation gelten:

, allgemein
Für unabhängige Zufallsvariablen gilt:
Für unabhängige Zufallsvariablen gilt:

Tschebyschow-Ungleichung:

Spezielle Verteilungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Binomialverteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegeben ist ein -stufiger Bernoulli-Versuch (d. h. mal dasselbe Experiment, unabhängig voneinander, mit nur zwei möglichen Ausgängen und konstanten Wahrscheinlichkeiten) mit der Erfolgswahrscheinlichkeit und der Misserfolgswahrscheinlichkeit . Die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zufallsgröße : Anzahl der Erfolge heißt Binomialverteilung.

Die Wahrscheinlichkeit für Erfolge berechnet sich nach der Formel:

Erwartungswert:

Varianz:

Standardabweichung:

σ-Regeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Wahrscheinlichkeiten von Umgebungen des Erwartungswertes bei Binomialverteilungen) Zwischen dem Radius einer Umgebung um den Erwartungswert und der zugehörigen Wahrscheinlichkeit der Umgebung gelten folgende Zuordnungen (falls ):

Radius der Umgebung Wahrscheinlichkeit der Umgebung
0,68
0,955
0,997
Wahrscheinlichkeit der Umgebung Radius der Umgebung
0,90 1,64σ
0,95 1,96σ
0,99 2,58σ

Standardisieren einer Verteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hat die Zufallsvariable eine Verteilung mit Erwartungswert und Standardabweichung , dann wird die standardisierte Variable definiert durch

Die standardisierte Variable hat den Erwartungswert 0 und die Standardabweichung 1.

Poisson-Näherung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegeben sei eine Binomialverteilung mit großem Stichprobenumfang ≥ 100 und kleiner Erfolgswahrscheinlichkeit . Mithilfe von kann man dann näherungsweise die Wahrscheinlichkeit für Erfolge berechnen:

Die Beziehungen lassen sich zusammenfassen zu:

Poisson-Verteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gilt für die Verteilung einer Zufallsgröße

Näherungsformeln von Moivre und Laplace[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei eine binomialverteilte Zufallsgröße mit (brauchbare Näherung besser ). Die Wahrscheinlichkeit für genau und höchstens Erfolge lässt sich näherungsweise berechnen durch:

Standardnormalverteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dichte(Funktion) (auch als Glockenkurve bekannt) der Standardnormalverteilung ist definiert durch:

und die Verteilungsfunktion durch:

Näherungsformeln für eine diskrete Verteilung unter Anwendung der Kontinuitätkorrektur:

Hypergeometrische Verteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer Grundgesamtheit vom Umfang seien zwei Merkmalsausprägungen vom Umfang bzw. vertreten. Eine Stichprobe vom Umfang werde genommen. Dann nennt man die Verteilung der Zufallsgröße : Anzahl der Exemplare der 1. Merkmalsausprägung in der Stichprobe einer hypergeometrischen Verteilung.

Die Wahrscheinlichkeit, dass in der Stichprobe vom Umfang genau Exemplare der 1. Merkmalsausprägung sind, ist:

= Anzahl der Elemente, = Anzahl der positiven Elemente, = Anzahl der Ziehungen, = Anzahl der Erfolge.

Sei der Anteil, mit dem die 1. Merkmalsausprägung in der Gesamtheit vorkommt, dann gilt:

Geometrische Verteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegeben ist ein Bernoulli-Versuch mit Erfolgswahrscheinlichkeit . Die Verteilung der Zufallsgröße : Anzahl der Stufen bis zum ersten Erfolg heißt geometrische Verteilung. Es gilt:

(Erfolg genau beim -ten Versuch)
( Misserfolge hintereinander bzw. der erste Erfolg kommt erst nach dem -ten Versuch)
(Erfolg spätestens beim -ten Versuch bzw. bis zum -ten Versuch tritt mindestens ein Erfolg ein)

Der Erwartungswert ist

Weitere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die unzähligen weiteren speziellen Verteilungen können hier nicht alle aufgeführt werden, es sei auf die Liste univariater Wahrscheinlichkeitsverteilungen verwiesen.

Approximationen von Verteilungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter gewissen Approximationsbedingungen können Verteilungen auch durcheinander approximiert werden um Berechnungen zu vereinfachen. Je nach Lehrbuch können die Approximationsbedingungen etwas unterschiedlich sein.

Nach
Von
Diskrete Verteilungen
Binomialverteilung
-- ,
,
Hypergeometrische Verteilung

, ,

Poisson-Verteilung
-- ,
Stetige Verteilungen
Chi-Quadrat-Verteilung

Studentsche t-Verteilung

Normalverteilung
--

Bei dem Übergang von einer diskreten Verteilung zu einer stetigen Verteilung kommt auch noch eine Stetigkeitskorrektur (wenn oder ) in Betracht und insbesondere .[1]

Kritische Werte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das -Level ist der Wert einer Wahrscheinlichkeitsverteilung für den gilt: . Es gibt eine Standardnotation für einige häufig verwendete Verteilungen:

  • oder für die Standardnormalverteilung
  • oder für die t-Verteilung mit Freiheitsgraden
  • oder für die Chi-Quadrat-Verteilung mit Freiheitsgraden
  • oder für die F-Verteilung mit und Freiheitsgraden

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschreibende Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lagemaße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arithmetisches Mittel:

Median

Modus

Streuungsmaße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

empirische Varianz:

empirische Standardabweichung:

Zusammenhangsmaße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empirische Kovarianz:

Empirischer Korrelationskoeffizient:

Gleichung der Regressionsgeraden einer linearen Einfachregression: mit

,

wobei und die arithmetischen Mittel bedeuten.

Mittelwerte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelwert Zwei Zahlen Allgemein
Modus Ausprägung mit höchster Häufigkeit
Median (Zentralwert) Sofern sortiert sind:

Arithmetisches Mittel
Geometrisches Mittel
Harmonisches Mittel
Quadratisches Mittel

Schließende Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parameter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Allgemeinen werden in der Statistik unbekannte Parameter der Grundgesamtheit oder eines Modells mit griechischen Buchstaben (z. B. ) bezeichnet.

  • Das arithmetische Mittel in der Grundgesamtheit: .
  • Die Varianz in der Grundgesamtheit: .
  • Den Anteilswert einer dichotomen Variablen in der Grundgesamtheit: .
  • Der Achsenabschnitt und die Steigung im einfachen linearen Regressionsmodell .

Schätzfunktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Schätzfunktion für einen unbekannten Parameter wird häufig durch einen Großbuchstaben der Parameterbezeichnung aus der beschreibenden Statistik bezeichnet. Die Schätzfunktion ergibt sich aus den Stichprobenvariablen .

Parameter Bedingung Schätzfunktion Verteilung
1.

2. Wenn der zentrale Grenzwertsatz gilt, dann gilt

bekannt
unbekannt
1. Ziehen mit Zurücklegen:

2. Ziehen ohne Zurücklegen:
    mit und der Umfang der Grundgesamtheit.

, Wenn , dann folgt

Punktschätzer und Konfidenzintervalle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parameter Punktschätzer Konfidenzintervall
1. Wenn bekannt:
2. Wenn unbekannt:
1. Ziehen mit Zurücklegen: Wenn , dann gilt approximativ:

2. Ziehen ohne Zurücklegen: Wenn , dann gilt approximativ:

Bei der Berechnung eines Schätzintervalls mittels einer Stichprobe in 1. und 2. wird durch ersetzt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Yates, F. (1934). Contingency Tables Involving Small Numbers and the χ2 Test. Supplement to the Journal of the Royal Statistical Society 1(2): 217–235. JSTOR Archive for the journal

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]