Viktorsberg

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Viktorsberg
Wappen Österreichkarte
Wappen von Viktorsberg
Viktorsberg (Österreich)
Viktorsberg (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Vorarlberg
Politischer Bezirk: Feldkirch
Kfz-Kennzeichen: FK
Fläche: 12,51 km²
Koordinaten: 47° 18′ N, 9° 40′ OKoordinaten: 47° 17′ 59″ N, 9° 40′ 0″ O
Höhe: 879 m ü. A.
Einwohner: 432 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 35 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6836
Vorwahl: 05523
Gemeindekennziffer: 8 04 22
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Hauptstraße 36
6836 Viktorsberg
Website: www.viktorsberg.at
Politik
Bürgermeister: Philibert Ellensohn
Gemeindevertretung: (Wahljahr: 2020)
(9 Mitglieder)

Mehrheitswahl

Lage von Viktorsberg im Bezirk Feldkirch
Lage der Gemeinde Viktorsberg im Bezirk Feldkirch (anklickbare Karte)AltachDünsDünserbergFeldkirchFrastanzFraxernGöfisGötzisKlausKoblachLaternsMäderMeiningenRankweilRönsRöthisSatteinsSchlinsSchnifisSulzÜbersaxenViktorsbergWeilerZwischenwasserVorarlberg
Lage der Gemeinde Viktorsberg im Bezirk Feldkirch (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Blick von Fraxern auf den Viktorsberg
Blick von Fraxern auf den Viktorsberg
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Viktorsberg ist eine Gemeinde in Österreich in Vorarlberg im Bezirk Feldkirch mit 432 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023).

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer Urkunden des Klosters St. Gallen aus den Jahren 882 und 885 findet sich die Bezeichnung mons Victoris bzw. rotinus für Viktorsberg.[1]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viktorsberg liegt im Vorarlberger Vorderland, im Bezirk Feldkirch auf 879 Metern Höhe. 73,0 % der Fläche sind bewaldet, 15,2 % der Fläche Alpen. Es existieren keine weiteren Katastralgemeinden in Viktorsberg. Die Gemeinde gehört zur Region Vorarlberger Rheintal und liegt am Hang eines Ausläufers der Kugelgruppe des Bregenzerwaldgebirges.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Viktorsberg besitzt eine gemeinsame Gemeindegrenze mit fünf anderen Vorarlberger Gemeinden. Dies sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden, die Stadt Dornbirn im gleichnamigen Bezirk Dornbirn sowie die Gemeinden Zwischenwasser, Röthis, Weiler und Fraxern im Bezirk Feldkirch.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viktorsberg wurde nach dem Papst und Märtyrer St. Viktor († ca. 202) benannt, dessen Schädel wohl schon seit dem 8. Jahrhundert in der Viktorsberger Kirche aufbewahrt wird. Die erstmalige urkundliche Erwähnung findet sich im rätischen Güterverzeichnis von 842. Zu den wunderlichsten und gleichzeitig interessantesten Gestalten der Vorarlberger Heiligen zählt zweifellos der irische Einsiedler Eusebius. Eusebius verließ Mitte des 9. Jahrhunderts – vertrieben durch kriegerische Einfälle der Dänen und Norweger – seine Heimatinsel und fand in Viktorsberg Zuflucht. Er stand in enger Verbindung mit dem Kloster St. Gallen und soll sogar dem Karolinger-Kaiser Karl III. († 888) Rat erteilt haben. Aus Dankbarkeit ermöglichte der Kaiser durch eine Schenkung den Unterhalt des kleinen Konvents und stellte Viktorsberg unter Schutz und Eigentum des Klosters St. Gallen. Ein St. Galler Totenbuch meldet das Ableben des Eusebius unter dem 31. Januar 884.

Die Jahrhunderte nach seinem Tod schienen Eusebius vergessen zu haben. Kein einziger Geschichtsschreiber berichtet über den seltsamen irischen Reklusen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erzählt jedoch der Überlinger Volks- und Erbauungsschriftsteller Johann Georg Tibianus, dass Eusebius auf den Feldern von Brederis sonntagsschändende Bauern gescholten habe und deshalb von ihnen mit einer Sense enthauptet worden sein soll. Eusebius habe aber gleich nach seiner Ermordung zum Erstaunen seiner Mörder sein abgeschlagenes Haupt aufgenommen und damit den Tatort verlassen. Schließlich soll er sein Haupt auf dem Altar der Viktorsberger Kirche zur Ruhe niedergelegt haben. 1730 wurde Eusebius von der römischen Ritenkongregation sogar seliggesprochen. Das Kleeblatt im Wappen deutet auf die Irische (früher neu-schottische) Verbindung hin.

Über die Entwicklungen und Schicksale des Klosters ist nur wenig bekannt, da es zweimal abbrannte und dabei sehr viele alte Schriften zugrunde gegangen sind. Bekannt ist nur, dass später die Grafen von Montfort im Besitze des Viktorsbergs waren. Im Jahr 1370 begann Graf Rudolf III von Montfort, die Kirche und das Klostergebäude in einen besseren Zustand zu versetzen. Am 13. September 1383 vergab er den neu errichteten Klosterbau an die Franziskaner. 1398 erwarb das Haus Österreich die Vogtei über das Kloster. Es gehörte zur Oberdeutschen (Straßburger) Franziskanerprovinz Argentina und wurde nach der Teilung des Ordens 1517 ein Konvent der Franziskaner-Konventualen (Minoriten).

Im Jahre 1642 brannte das Kloster nach einem Blitzeinschlag vollständig nieder. Im Jänner 1785 wurde das Minoritenkloster durch Joseph II. aufgehoben.

Die Habsburger regierten die Orte in Vorarlberg wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus. Von 1805 bis 1814 gehörte der Ort zu Bayern, dann wieder zu Österreich. Zum österreichischen Bundesland Vorarlberg gehört Viktorsberg seit der Gründung 1861. Der Ort war 1945 bis 1955 Teil der französischen Besatzungszone in Österreich.

Am 18. April 2020 erkundeten zwei Brüder eine schmale, 10 m tiefe Höhle per Seilkletterei und bargen einen rostigen Gegenstand, den ein Sprengstoffkundiger als deutsche Eihandgranate 39 und damit als Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg identifizierte. Die Höhle wurde durchsucht und wegen Absturzgefahr für Wanderer mit Eisenschienen und Steinen verschlossen.[2]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ausländeranteil lag Ende 2002 bei 6,5 %.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrkirche und Kloster
Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Viktorsberg

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1999 wurde die in knapp 900 m Höhe stehende, ehemalige Lungenheilstätte zu einem Hotel umgebaut. Seither werden dort Jugendliche mit Beeinträchtigungen in gastgewerblichen Berufen ausgebildet.[3]

Im Jahr 2010 gab es in der Gemeinde achtzehn land- und forstwirtschaftliche Betriebe, zwei davon Haupterwerbsbetriebe.[4] Im Jahresdurchschnitt 2022 waren laut einer Erhebung der Wirtschaftskammer Österreich in den privatwirtschaftlichen Unternehmen 104 unselbständig Beschäftigte in fünf Betrieben in Viktorsberg beschäftigt.[5]

In Viktorsberg gibt es (Stand 2024) einen Kindergarten, eine Volksschule[6] sowie einen Dorfladen.[7]

Viktorsberg ist seit 2021 schuldenfrei und bleibt dies voraussichtlich auch 2024.[8] 2021 und 2022 war diese Gemeinde die einzige schuldenfreie Kommune Vorarlbergs.[9]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viktorsberg ist über die Landesstraße 70 erreichbar.[10] Diese endet oberhalb der Kirche, somit ist das Dorf von Durchgangsverkehr frei. Die Buslinie 493 des Verkehrsverbundes Vorarlberg verkehrt montags bis freitags tagsüber etwa im Stundentakt ab der Haltestelle Sulz-Röthis der Bahnstrecke Lindau–Bludenz nach Viktorsberg. An Wochenenden und Feiertagen fährt ein Rufbus.[11]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BW

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindevertretung von Viktorsberg besteht aus neun Mitgliedern.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • bis 2005 Jakob Ammann
  • seit 2005 Philibert Ellensohn[12]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Viktorsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg Keckeis: Topographisch-historische Beschreibung der Ortschaften Rötis und Viktorsberg, neu herausgegeben von der Gemeinde Röthis, 1991, S. 39.
  2. Brüder fanden Handgranate in einer Höhle orf.at, 27. April 2020, abgerufen 28. April 2020.
  3. Integratives Ausbildungszentrum: Integratives Ausbildungszentrum. Abgerufen am 11. April 2024.
  4. Statistik Austria, Ein Blick auf die Gemeinde Viktorsberg, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Abgerufen am 30. März 2019.
  5. Beschäftigtenstatistik 2023. Wirtschaftskammer Vorarlberg, 2023, S. 17, abgerufen am 26. März 2024.
  6. Kindergarten. Abgerufen am 28. März 2024.
  7. ADEG Lebensmittelhandel. Abgerufen am 28. März 2024.
  8. Rechnungsabschluss und Budgetvoranschlag. Abgerufen am 25. März 2024.
  9. Gemeindefinanzstatistik 2022. Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landesstelle für Statistik, Februar 2024, S. 77, abgerufen am 26. März 2024.
  10. Unterwegs mit dem Auto. Abgerufen am 26. März 2024.
  11. Fahrplan der Linie 493 Viktorsberg-Röthis-Sulz Bahnhof für 2024
  12. Protokoll konstituierende Sitzung 28.09.2020. Abgerufen am 28. März 2024.