Oberentfelden

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Oberentfelden
Wappen von Oberentfelden
Wappen von Oberentfelden
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Aarauw
BFS-Nr.: 4010i1f3f4
Postleitzahl: 5036
UN/LOCODE: CH OFE
Koordinaten: 646082 / 245610Koordinaten: 47° 21′ 35″ N, 8° 2′ 55″ O; CH1903: 646082 / 245610
Höhe: 416 m ü. M.
Fläche: 7,16 km²
Einwohner: 8760 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 1223 Einw. pro km²
Website: www.oberentfelden.ch
Karte
Karte von Oberentfelden
Karte von Oberentfelden
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Oberentfelden (schweizerdeutsch: ˈɔbər.æm.pfæʊ.də)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Aarau im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im unteren Suhrental und grenzt an den Kanton Solothurn.

Geographie

Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom bewaldeten Hügelzug Schornig (596 m ü. M.) im Osten quer über die flache, rund zwei Kilometer breite Ebene des Suhrentals zum Tann (502 m ü. M.) im Westen, einem weiteren bewaldeten Hügelzug. Während der Tann sanft ansteigend ist, ragt der Schornig im unteren Bereich steil in die Höhe und flacht im oberen Bereich zu einer kleinen Hochebene ab. Das besiedelte Gebiet liegt in der Ebene und ist lückenlos mit demjenigen der Nachbargemeinde Unterentfelden zusammengewachsen. Die Ebene wird von zwei kleinen Flüssen durchzogen, der Uerke und der Suhre.[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 716 Hektaren, davon sind 297 Hektaren bewaldet und 237 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 596 Metern auf dem Schornig, der tiefste auf 410 Metern an Uerke und Suhre.

Nachbargemeinden sind Unterentfelden im Norden, Suhr im Nordosten, Gränichen im Osten, Muhen im Südosten, Kölliken im Südwesten sowie die solothurnischen Gemeinden Gretzenbach im Westen und Schönenwerd im Nordwesten.

Geschichte

Auf dem Oberfeld im östlichen Teil der Ebene befand sich während der Römerzeit ein bedeutender Gutshof mit mehreren Ökonomiegebäuden. Er entstand im späten 1. Jahrhundert und war bis Ende des 4. Jahrhunderts bewohnt. Dessen südliche Begrenzung ist mit der heutigen Gemeindegrenze zu Muhen identisch. Das Herrenhaus mit Vorderterrasse und seitlich versetztem Badetrakt lag am Westabhang des Schornig. Die Anlage wurde von 1936 bis 1958 in drei Etappen ausgegraben und erforscht, danach wieder zugedeckt. Etwa 800 m davon entfernt wurde 1911/19 im Fuchsrain ein Keller ausgegraben, der grosse Mengen an Keramik enthielt und zu einem zweiten Gutshof gehört haben dürfte.[4]

Der deutsche Kaiser Otto der Grosse schenkte im Jahr 965 den Hof Endiveld dem Kloster Disentis. Der aus dem althochdeutschen stammende Ortsname bedeutet «Ende des Feldes».[2] Die Benediktinermönche verkauften 1330 den oberen Teil des Hofes an das Kloster Königsfelden, der untere Teil gehörte ab 1045 dem Stift Beromünster. Auf Umwegen gelangte das Dorf im Jahr 1373 in den Besitz der Herren von Hallwyl, einem Ministerialengeschlecht der Habsburger. Auch nach der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahr 1415 konnten die Hallwyler ihre Rechte beibehalten. Erst 1604 verkauften sie diese an die Stadt Bern, danach bildete Oberentfelden einen Gerichtsbezirk innerhalb des Amts Lenzburg im Berner Aargau. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Während des Bauernkriegs von 1653 war das Dorf auf Seiten der aufständischen Bauern und wurde durch die Truppen der Obrigkeit geplündert. Der aus Oberentfelden stammende Johann Heinrich Zahn war einer der Anführer gewesen und wurde ein Jahr später in Zofingen hingerichtet.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Oberentfelden ein Zentrum der Baumwollverarbeitung. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Oberentfelden wurde eine eigenständige Gemeinde im neuen Kanton Aargau. Die Bahnstrecke Zofingen–Wettingen der Nationalbahn wurde im September 1877 eröffnet, die Suhrentalbahn am 19. November 1901. Diese Eisenbahnen ermöglichten eine frühzeitige Ansiedlung von Industriebetrieben. Nach 1950 erlebte die Gemeinde eine stürmische Entwicklung, als die Bevölkerungszahl um über das Zweieinhalbfache anstieg.

Sehenswürdigkeiten

Ref. Kirche

Die alte Kirche wurde 1601 bei einem Dorfbrand vollständig zerstört und im darauf folgenden Jahr neu errichtet. Da sie sich mit der Zeit als zu klein erwies, wurde sie 1864 abgerissen und zwei Jahre später durch ein Bauwerk im neuromanischen Stil ersetzt. Die Baupläne stammen von Ferdinand Stadler.[5]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot auf blau-weissen Wellen schwimmende weisse Ente, überhöht von zwei sechsstrahligen weissen Sternen.» Erstmals erschien das Wappen 1793 auf drei Abendmahlkannen. 1948 erfolgte eine Bereinigung, die bis anhin schreitende Ente wurde in ihr natürliches Element Wasser gesetzt und die Farben wurden den heraldischen Regeln entsprechend angepasst. Das Wappenbild beruht auf einer Fehlinterpretation des Ortsnamens im Sinne von «Entenfeld», was die Sprachforschung mittlerweile widerlegt hat.[6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[7]

Jahr 1764 1803 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 600 943 1379 1523 2238 2771 3548 5187 5696 6735 6740

Am 31. Dezember 2008 lebten 7298 Menschen in Oberentfelden, der Ausländeranteil betrug 27,2 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 50,0 % reformiert. 27,2 % römisch-katholisch, 8,0 % muslimisch und 1,8 % christlich-orthodox; 1,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 86,0 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,8 % Italienisch, 2,2 % Serbokroatisch, 2,0 % Albanisch, 1,7 % Türkisch, 0,7 % Französisch.[8]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2010-2013 ist Ruedi Berger.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Aarau zuständig. Oberentfelden bildet zusammen mit Unterentfelden, Hirschthal und Muhen den Friedensrichterkreis Entfelden.

Wirtschaft

In Oberentfelden gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 3200 Arbeitsplätze, davon 2 % in der Landwirtschaft, 43 % in der Industrie und 55 % im Dienstleistungsbereich.[9] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in Aarau und weiteren Gemeinden der Agglomeration.

Verkehr

Oberentfelden ist verkehrsmässig ausgezeichnet erschlossen. Die Gemeinde liegt am Schnittpunkt der Hauptstrasse 1 (BernZürich) und der Hauptstrasse 24 (AarauSursee. Letztere verläuft östlich und südlich des Dorfes als Umfahrungsstrasse und dient auch als Zubringer zum Anschluss Aarau-West der Autobahn A1. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr erfolgt durch zwei Bahnlinien: Die SBB-Linie führt von Lenzburg nach Zofingen, die schmalspurige Suhrentalbahn verläuft direkt neben der Hauptstrasse von Aarau nach Schöftland (mit den Haltestellen Engelplatz und Uerkenbrücke).

Bildung

Die Gemeinde verfügt über sechs Kindergärten und drei Schulhäuser, in denen sämtliche Schulstufen der obligatorischen Volksschule absolviert werden können (Primarschule, Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule). Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.

Weblinks

Commons: Oberentfelden – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 309–312.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1089, Swisstopo
  4. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 188–190.
  5. Michael Stettler: Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Birkhäuser Verlag, Basel 1948.
  6. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 232.
  7. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Aarau, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau