„Depression (Geologie)“ – Versionsunterschied

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Der Artikel behandelt ein Phänomen das in der Geologie Depression genannt wird. Einleitung und Lemma werden angepasst.
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Eine '''Senke''' im Sinne der [[Geomorphologie]] – im Rahmen dieser Wissenschaft auch '''Depression''' genannt – ist ein Gebiet auf dem [[Landfläche|Festland]], das tiefer liegt als der [[Meeresspiegel]].
Eine '''Depression''' im Sinne der [[Geologie]] ist eine tektonisch verursachte [[Senke (Geowissenschaften)|Senke]] auf dem [[Landfläche|Festland]], die tiefer liegt als der [[Meeresspiegel]].<ref name="Wagner_1921" /><!-- S. 381 --><ref name="Schulz_1989" /><!-- S. 66 --><ref name="Konerding_1998" /><ref name="Supan_1884" /><!-- S. 763 -->


== Definitionen und Bedingungen ==
== Definitionen und Bedingungen ==
[[Datei:SaltonSeaByPhilKonstantin.jpg|mini|hochkant=1.5| Der sogenannte Salton-Trog in [[Kalifornien]] ist eine geologische Depression. Ein tektonisch aktives [[Extension (Geologie)|Dehnungsbecken]] das bis ca. 84&nbsp;m unter Meeresspiegelniveau reicht, mit dem [[Saltonsee]], einem 980&nbsp;km<sup>2</sup> großen Salzsee an seiner tiefsten Stelle.<ref name="Watts_2001" /><ref name="Grotzinger_2016" /><!-- S. 184 -->]]
[[Datei:SaltonSeaByPhilKonstantin.jpg|mini|Der [[Saltonsee]] in [[Kalifornien]] liegt in einer Senke]]
Die Depression oder [[Geomorphologie|geomorphologische]] Senke ist ein Spezialfall der [[Senke (Geografie)|geografischen Senke]], deren Grund zwar immer niedriger als die gesamte Umgebung liegt, aber auch höher als der Spiegel des Weltmeeres liegen kann. Geomorphologische wie auch andere geografische Senken sind von [[Niederung]]en zu unterscheiden, die nur teilweise von höherem Gelände umgeben sind, so dass ihr Boden überwiegend über dem Abflusshorizont liegt. Nur in [[Klima]]regionen, wo die Niederschlagsmenge geringer ist als die Verdunstung, können Depressionen als natürlicherweise begehbares Land unter Meeresniveau oberflächlich erkennbar sein. An der tiefsten Stelle haben sie einen Salzsumpf oder [[Salzsee]], dessen Wasserspiegel nicht selten starken jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt.
Die Depression ist ein Spezialfall einer [[Senke (Geowissenschaften)|Senke]], deren Grund zwar immer niedriger als die gesamte Umgebung liegt, aber auch höher als der Spiegel des Weltmeeres liegen kann. Geomorphologische wie auch andere geografische Senken sind von [[Niederung]]en zu unterscheiden, die nur teilweise von höherem Gelände umgeben sind, so dass ihr Boden überwiegend über dem Abflusshorizont liegt. Nur in [[Klima]]regionen, wo die Niederschlagsmenge geringer ist als die Verdunstung, können Depressionen als natürlicherweise begehbares Land unter Meeresniveau oberflächlich erkennbar sein. An der tiefsten Stelle haben sie einen Salzsumpf oder [[Salzsee]], dessen Wasserspiegel nicht selten starken jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt.


Befindet sich dagegen tiefer als der Meeresspiegel gelegener Boden unter dem Wasser eines Sees, nennt man das eine ''Kryptodepression'', also verborgene Depression. Begehbare Depressionen gibt es in feuchten Klimaregionen nur durch menschliche Eingriffe. Flächenmäßig am bedeutendsten ist knapp unter dem mittleren Meeresspiegel gelegenes dauernd entwässertes [[Marschland]], ''Abdämmungsdepressionen'' wie die [[Niederlande|niederländischen]] [[Koog|Polder]]. Die tiefreichendsten Depressionen in feuchten Regionen sind [[Tagebau]]e, die entweder zurzeit ausgebeutet und entwässert werden, oder nach ihrem Auflassen noch nicht vollständig verfüllt oder gewässert worden sind.
Befindet sich dagegen tiefer als der Meeresspiegel gelegener Boden unter dem Wasser eines Sees, nennt man das eine ''Kryptodepression'', also verborgene Depression. Begehbare Depressionen gibt es in feuchten Klimaregionen nur durch menschliche Eingriffe. Flächenmäßig am bedeutendsten ist knapp unter dem mittleren Meeresspiegel gelegenes dauernd entwässertes [[Marschland]], ''Abdämmungsdepressionen'' wie die [[Niederlande|niederländischen]] [[Koog|Polder]]. Die tiefreichendsten Depressionen in feuchten Regionen sind [[Tagebau]]e, die entweder zurzeit ausgebeutet und entwässert werden, oder nach ihrem Auflassen noch nicht vollständig verfüllt oder gewässert worden sind.
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references>
<ref name="Schulz_1989" > Georg Schulz: ''Lexikon zur Bestimmung der Geländeformen in Karten''. Berliner Geographische Schriften 28. Institut für Geographie der Technischen Universität Berlin, Berlin 1989, ISBN 3-7983-1283-4. ([https://books.google.de/books?id=w7L_kLx3hSkC online]) </ref>
<ref name="Konerding_1998" >Konerding, Klaus-Peter und Andrea Lehr (Hrsg.). Linguistische Theorie und lexikographische Praxis: Symposiumsvorträge, Heidelberg 1996. Max Niemeyer Verlag, 1997. {{DOI|10.1075/babel.44.4.17cla}} ([https://books.google.de/books?id=PX1dDwAAQBAJ online])</ref>
<ref name="Supan_1884" >Alexander Supan. ''Grundzüge der physischen Erdkunde''. Veit & Comp., 1884. ([https://books.google.de/books?id=sq0rDgAAQBAJ online])</ref>
<ref name="Grotzinger_2016" >John Grotzinger, Thomas Jordan. Press/Siever Allgemeine Geologie. Springer 2016. ISBN 978-3-662-48342-8, {{doi|10.1007/978-3-662-48342-8}}, ([https://books.google.de/books?id=9fvcDAAAQBAJ online])</ref>
<ref name="Watts_2001" >Watts, James M., et al. "Thermal, mixing, and oxygen regimes of the Salton Sea, California, 1997–1999." Saline Lakes. Springer, Dordrecht, 2001. 159-176. ([https://www.researchgate.net/profile/Brandon_Swan/publication/200465110_Thermal_mixing_and_oxygen_regimes_of_the_Salton_Sea_California_1997-1999/links/08a242afa11ce5271078f37b/Thermal-mixing-and-oxygen-regimes-of-the-Salton-Sea-California-1997-1999.pdf pdf])</ref>
<ref name="Wagner_1921" >[[Hermann Wagner (Geograph)|Hermann Wagner]]. ''Lehrbuch der Geographie. Zweiter Teil Physikalische Geographie.'' Hahnsche Buchhandlung 1921. ([https://books.google.de/books?id=rfVm8HyuuMYC online])</ref>
</references>


[[Kategorie:Senke|!]]
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[[Kategorie:Geomorphologie]]
[[Kategorie:Geomorphologie]]
[[Kategorie:Geologie]]
[[Kategorie:Tektonik]]

Version vom 22. September 2019, 12:24 Uhr

Eine Depression im Sinne der Geologie ist eine tektonisch verursachte Senke auf dem Festland, die tiefer liegt als der Meeresspiegel.[1][2][3][4]

Definitionen und Bedingungen

Der sogenannte Salton-Trog in Kalifornien ist eine geologische Depression. Ein tektonisch aktives Dehnungsbecken das bis ca. 84 m unter Meeresspiegelniveau reicht, mit dem Saltonsee, einem 980 km2 großen Salzsee an seiner tiefsten Stelle.[5][6]

Die Depression ist ein Spezialfall einer Senke, deren Grund zwar immer niedriger als die gesamte Umgebung liegt, aber auch höher als der Spiegel des Weltmeeres liegen kann. Geomorphologische wie auch andere geografische Senken sind von Niederungen zu unterscheiden, die nur teilweise von höherem Gelände umgeben sind, so dass ihr Boden überwiegend über dem Abflusshorizont liegt. Nur in Klimaregionen, wo die Niederschlagsmenge geringer ist als die Verdunstung, können Depressionen als natürlicherweise begehbares Land unter Meeresniveau oberflächlich erkennbar sein. An der tiefsten Stelle haben sie einen Salzsumpf oder Salzsee, dessen Wasserspiegel nicht selten starken jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt.

Befindet sich dagegen tiefer als der Meeresspiegel gelegener Boden unter dem Wasser eines Sees, nennt man das eine Kryptodepression, also verborgene Depression. Begehbare Depressionen gibt es in feuchten Klimaregionen nur durch menschliche Eingriffe. Flächenmäßig am bedeutendsten ist knapp unter dem mittleren Meeresspiegel gelegenes dauernd entwässertes Marschland, Abdämmungsdepressionen wie die niederländischen Polder. Die tiefreichendsten Depressionen in feuchten Regionen sind Tagebaue, die entweder zurzeit ausgebeutet und entwässert werden, oder nach ihrem Auflassen noch nicht vollständig verfüllt oder gewässert worden sind.

Bedeutende natürliche Depressionen

Die tiefsten Depressionen sind das Jordantal mit dem Toten Meer (Spiegel derzeit −425 m, Boden bis −800 m) an tiefster Stelle und dem See Genezareth (Süßwasser, Spiegel bei −212 m), der Assalsee in Dschibuti (Spiegel bei mind. −155 m), die zentralasiatische Turfan-Senke mit dem Aydingkol-See (Spiegel bei −155 m), in Ägypten die Qattara-Senke (−133 m) und das Fayyum-Becken mit dem Qarun-See (Spiegel −42 bis −45 m), im Afar-Dreieck die Koba-Senke (−115 m) und die Danakil-Depression (−110 m), die Laguna del Carbón (Spiegel −105 m) in Argentinien, das amerikanische Death Valley (Badwater −85,5 m), die Kaspische Senke mit dem Kaspischen Meer (Spiegel derzeit bei −28 m, Boden bis −1.023 m), in Tunesien das Chott el Gharsa (−17 m) und in Australien der Eyre-See, Spiegel −11 m (9.500 km²) bis −17 m (leer).

Kryptodepressionen

Eine wassergefüllte Senke (See), deren Boden unter dem Meeresspiegel liegt, die aber so mit Wasser gefüllt ist, dass der Seespiegel oberhalb des Meeresspiegels liegt, heißt Kryptodepression (vgl. griechisch kryptos für „verborgen“).[7] In feuchtem Klima werden Hohlformen bis zum Überlaufen mit Seen ausgefüllt. Daher gibt es hier außer bei künstlicher Entwässerung nur Kryptodepressionen. Diese entstanden besonders häufig als Folge eiszeitlicher Vergletscherung wie rund um die Ostsee und bei den Randseen der Hochgebirge. Bei solchen Fjordseen haben Gletscher die Täler bis unter den Meeresspiegel ausgeschürft. Endmoränen oder Felsriegel oder viele hundert Kilometer Landmasse halten die Seespiegel hoch und Meerwasser fern.

Zu den Kryptodepressionen im Alpenraum zählen der Gardasee (tiefste Stelle -281 m s.l.m.), der Comer See (-228 m s.l.m.), der Lago Maggiore (-179 m ü. M.), der Iseosee (-66 m s.l.m.) und der Luganersee (-17 m ü. M.). Kryptodepressionen in Norddeutschland sind die Böden des Arendsees (27 m unter dem Meeresspiegel), Plöner Sees, Hemmelsdorfer Sees (39,5 m unter dem Meeresspiegel) in Ostholstein, Ratzeburger Sees, Schaalsees (36,5 m unter dem Meeresspiegel), Schweriner Sees, Malchiner Sees, Kummerower Sees, Großen Stechlinsees und Tollensesees.

Die tiefsten Kryptodepressionen haben jedoch oft einen tektonischen Ursprung und befinden sich bei Grabenbrüchen: Das tiefste Beispiel weltweit ist der Baikalsee (Spiegel 456 m über, tiefster Punkt 1.186 m unter dem Meeresspiegel). Ferner ist auch der Tanganjikasee (Spiegel 782 m über, tiefster Punkt 688 m unter dem Meeresspiegel) tektonischen Ursprunges.

Abdämmungsdepression

An flachen Meeresküsten und in manchen Flussmündungen wird durch die Eindeichung und ständige Entwässerung wenig unter dem Meeresspiegel liegendes Land künstlich von Meerwasser frei gehalten und als Kulturland genutzt – hier spricht man von der Abdämmungsdepression. So liegt mehr als ein Viertel der Niederlande tiefer als der Meeresspiegel bei Mittelwasser. Die mit 3,54 m unter NN tiefste Abdämmungsdepression in Deutschland befindet sich in Neuendorf-Sachsenbande im Kreis Steinburg.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hermann Wagner. Lehrbuch der Geographie. Zweiter Teil Physikalische Geographie. Hahnsche Buchhandlung 1921. (online)
  2. Georg Schulz: Lexikon zur Bestimmung der Geländeformen in Karten. Berliner Geographische Schriften 28. Institut für Geographie der Technischen Universität Berlin, Berlin 1989, ISBN 3-7983-1283-4. (online)
  3. Konerding, Klaus-Peter und Andrea Lehr (Hrsg.). Linguistische Theorie und lexikographische Praxis: Symposiumsvorträge, Heidelberg 1996. Max Niemeyer Verlag, 1997. doi:10.1075/babel.44.4.17cla (online)
  4. Alexander Supan. Grundzüge der physischen Erdkunde. Veit & Comp., 1884. (online)
  5. Watts, James M., et al. "Thermal, mixing, and oxygen regimes of the Salton Sea, California, 1997–1999." Saline Lakes. Springer, Dordrecht, 2001. 159-176. (pdf)
  6. John Grotzinger, Thomas Jordan. Press/Siever Allgemeine Geologie. Springer 2016. ISBN 978-3-662-48342-8, doi:10.1007/978-3-662-48342-8, (online)
  7. Cryptodepressions, Rhodes W. Fairbridge, Geomorphology, Part of the series Encyclopedia of Earth Science pp 231-233.