„Nielsengebiet“ – Versionsunterschied

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== Zweck der Gliederung ==
== Zweck der Gliederung ==
Die Aufteilung in Nielsengebiete wird genutzt, um Markt- und andere Daten für Regionen gesondert zu erheben, auszuwerten und darzustellen, die sich hinsichtlich des [[Konsum (Volkswirtschaft)|Konsumverhaltens]] der Verbraucher und anderer Marktgegebenheiten (insbesondere der durchschnittlichen [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraft]]) unterscheiden. Die so gewonnenen Daten können wiederum dazu dienen, Produkteinführungen, Preisgestaltung, Werbekampagnen, Außendiensteinsätze etc. auf regionale Gegebenheiten abzustimmen. In diesem Sinne sind die Nielsengebiete ein Instrument der geographischen [[Marktsegmentierung]].<ref>{{Literatur | Autor=Tobias Kesting, Carsten Rennhak | Titel=Marktsegmentierung in der deutschen Unternehmenspraxis | Kapitel=2.1.1 Geographische Segmentierung | Verlag=Gabler | Ort=Wiesbaden | Datum=2008 | Seiten=8| ISBN=978-3-8349-0831-5 | Online=[https://books.google.de/books?id=TMy2ETEhJO8C&pg=PA8&f=false#v=onepage&q&f=false]}}</ref>
Die Aufteilung schlüsselt das unterschiedliche [[Konsum (Volkswirtschaft)|Konsumverhalten]] der Verbraucher und andere [[volkswirtschaft]]liche Phänomene (insbesondere die durchschnittliche [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraft]]) nach Regionen auf. Die gewonnenen Daten dienen dazu, je nach regionalen Gegebenheiten bestimmte Produkte einzuführen oder [[Werbekampagne]]n durchzuführen.


Die Märkte verschiedener Nielsengebiete können sich stark unterscheiden. Viele [[Werbeträger]] weisen ihre Leistungsdaten (Auflage, Zielgruppen) nach Nielsen-Gebieten aus. Beispielsweise werden Nielsen-Gebiete benutzt, um regionale Märkte beim Bier zu unterscheiden.
Die Märkte verschiedener Nielsengebiete können sich stark unterscheiden. Viele [[Werbeträger]] weisen ihre Leistungsdaten (Auflage, Zielgruppen) nach Nielsen-Gebieten aus (siehe auch [[Nielsen-BallungsRaum-Zeitungen]]).<ref>{{Literatur | Autor=Jürgen Heinrich | Titel=Medienökonomie: Band 2: Hörfunk und Fernsehen | Kapitel=6.4.2 Landesweite Hörfunk-Werbemärkte | Verlag=Westdeutscher Verlag | Ort=Wiesbaden | Datum=1999 | Seiten=390 ff.| ISBN=978-3-531-12713-2 |Online=[https://books.google.de/books?id=4mSiBgAAQBAJ&pg=PA390&f=false#v=onepage&q&f=false]}}</ref><ref>{{Internetquelle | url=https://taz.de/fileadmin/verlagsdateien/pdfs/anzeigen_pdfs/TAZ-Preisliste2008-Gesamt.pdf | titel=Anzeigenpreisliste Nr. 30 | hrsg=[[Die Tageszeitung|TAZ]] | datum=2008-01-01 | zugriff=2019-11-04 | format=PDF}}</ref>


== Deutschland ==
== Deutschland ==
Die deutschen Nielsengebiete sind:
Die Regionen wurden zunächst in sieben Gebiete, dann in acht und Anfang 2008 wieder in sieben Nielsengebiete aufgeteilt.

Die einzelnen Nielsengebiete umfassen:
* Nielsen I: [[Bremen]], [[Hamburg]], [[Niedersachsen]], [[Schleswig-Holstein]]
* Nielsen I: [[Bremen]], [[Hamburg]], [[Niedersachsen]], [[Schleswig-Holstein]]
* Nielsen II: [[Nordrhein-Westfalen]]
* Nielsen II: [[Nordrhein-Westfalen]]
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* Nielsen VII: [[Sachsen]], [[Thüringen]]
* Nielsen VII: [[Sachsen]], [[Thüringen]]


Wie aus der Aufstellung der Nielsengebiete ersichtlich, stellen einige Gebiete eine Gesamtgruppe aus mehreren Bundesländern dar. Dabei kommt es darauf an, solche Länder in einem Gebiet zusammenzufassen, in denen möglichst viele Marktgegebenheiten wie Kaufkraft und Konsumverhalten ähnlich sind. Ursprünglich hielt man es etwa für unsinnig, wegen der geografischen Nähe das nur aus [[Berlin]] bestehende Gebiet 5 mit dem Gebiet 6 zusammenzulegen, um nicht die sehr unterschiedlichen volkswirtschaftlichen Bedingungen zu nivellieren. Es zeigte sich jedoch, dass die Bedeutung von Berlin als eigenes Kaufkraft- und [[Testgebiet]] nicht mehr (oder noch nie) den aktuellen Marktgegebenheiten entsprach. Infolge der geringen regionalen Größe des Gebiets Berlin gab es zudem stärkere Verschiebungen der Kaufkraft durch Einkäufe über die Stadtgrenze hinweg. Daher wurden die Gebiete 5 und 6 im Januar 2008 zusammengelegt.
Wie aus der Aufstellung ersichtlich, stellen einige Nielsengebiete eine Gesamtgruppe aus mehreren Bundesländern dar. Hier wurden Länder in einem Gebiet zusammengefasst, in denen möglichst viele Marktgegebenheiten wie Kaufkraft und Konsumverhalten ähnlich sind. Ursprünglich befürchtete man, bei Zusammenlegung der geografisch benachbarten Gebiete 5 (Berlin) und 6 die sehr unterschiedlichen volkswirtschaftlichen Bedingungen der beiden Gebiete zu nivellieren. Es zeigte sich jedoch, dass die Klassifizierung von Berlin als eigenes Kaufkraft- und [[Testgebiet]] den aktuellen Marktgegebenheiten nicht (mehr) entsprach; so gab es etwa infolge der geringen regionalen Größe des Gebiets Berlin stärkere Verschiebungen der Kaufkraft durch Einkäufe über die Stadtgrenze hinweg. Daher wurden die Gebiete 5 und 6 im Januar 2008 zusammengelegt.<ref>{{Literatur | Autor=Oliver Erens | Titel=Pressearbeit für Dummies | Kapitel=Nielsengebiete | Verlag=Wiley | Ort=Weinheim | Datum=2010 | Seiten=210 | ISBN=978-3-527-70503-0 |Online=[https://books.google.de/books?id=7GXx4c_lKDQC&pg=PA210&f=false#v=onepage&q&f=false]}}</ref>

Eine Zuordnung zu Nielsengebieten alleine über die fünfstelligen [[Postleitzahl (Deutschland)|Postleitzahlen]] ist nicht automatisch möglich, da es einige Postleitbereiche gibt, die bundesländerübergreifend vergeben wurden.

=== Nielsen-Ballungsräume ===
Zusätzlich werden innerhalb der deutschen Nielsengebiete 13 Ballungsräume um Kernzonen mit hoher Bevölkerungsdichte definiert.<ref>{{Literatur | Autor=Joachim Seebohn | Titel=Gabler Kompakt-Lexikon Werbepraxis | Kapitel=Nielsen-Ballungsräume | Verlag=Gabler | Ort=Wiesbaden | Datum=2005 |Seiten=154 ff. | ISBN= 978-3-409-31416-9 |Online=[https://books.google.de/books?id=5n6ABwAAQBAJ&pg=PA157&f=false#v=onepage&q&f=false]}}</ref> Diese sind vergleichbar mit den deutschen [[Metropolregion#Liste_der_Metropolregionen_in_Deutschland|Metropolregionen]] bzw. den innerhalb dieser definierten [[Agglomeration]]en.


Die Nielsen-Ballungsräume sind:
Eine Zuordnung zu Nielsengebieten alleine über die fünfstelligen [[Postleitzahl (Deutschland)|Postleitzahlen]] ist ohne weitere geometrische Präzisierung nicht automatisch möglich, da es einige Postleitbereiche gibt, die bundesländerübergreifend vergeben wurden.
*[[Hamburg]]
*[[Freie Hansestadt Bremen|Bremen/Bremerhaven]]
*[[Hannover]]
*[[Metropolregion Rhein-Ruhr|Rhein-Ruhr]]
*[[Rhein-Main-Gebiet|Rhein-Main]]
*[[Metropolregion Rhein-Neckar|Rhein-Neckar]]
*[[Stuttgart]]
*[[Nürnberg]]
*[[München]]
*[[Berlin]]/[[Potsdam]]
*[[Ballungsraum Leipzig-Halle|Halle/Leipzig]]
*[[Ballungsraum Chemnitz-Zwickau|Chemnitz/Zwickau]]
*[[Ballungsraum Dresden|Dresden]]


=== Nielsen Microregionen ===
=== Nielsen Microregionen ===

Version vom 13. November 2019, 01:39 Uhr

Als Nielsengebiete (auch Nielsen-Gebiete) bezeichnet man eine von dem Marktforschungsunternehmen The Nielsen Company ursprünglich für die regionale Erhebung, Auswertung und Aufbereitung der eigenen Marktstudien eingeführte Aufteilung Deutschlands und Österreichs in verschiedene Regionen.[1]

Die nach wirtschaftlichen Kriterien festgelegten, jeweils ein oder mehrere Bundesländer umfassenden Nielsengebiete sind über die Tätigkeit der Nielsen Company hinaus im Bereich von Marktforschung, Marketing, Medien- und Werbeplanung sowie Außendienststeuerung als Analyse- und Planungsregionen allgemein anerkannt, und sie spielen auch in der Sozialforschung eine Rolle.[2]

Vergleichbare Gebietseinteilungen hat Nielsen auch für weitere Länder, in denen das Unternehmen tätig ist, eingeführt.[1]

Geschichte

Das System der Nielsengebiete (englisch Nielsen Areas) entstand im Zusammenhang mit der Einführung von Panelstudien in der Marktforschung. Das erste Einzelhandels-Panel zur Erhebung realer Absatzdaten, der „Nielsen Food and Drug Index“, wurde von A.C. Nielsen 1933 in den USA entwickelt.[3] Bald bot das expandierende Marktforschungsunternehmen seinen Kunden auch in weiteren Ländern derartige Erhebungen an. In der BRD werden die Panel-Erhebungen „Nielsen Gesundheits- und Körperpflegemittel-Index“ (NGI) und „Nielsen Lebensmittel-Index“ (NLI) seit 1954 durchgeführt; das Land wurde dafür in fünf Nielsengebiete plus Westberlin unterteilt. In Österreich führte Nielsen seine Dienstleistungen und die damit einhergehenden Gebietsdefinitionen 1961 ein.[4]

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die neuen Bundesländer in die Aufteilung einbezogen.[1]

Zweck der Gliederung

Die Aufteilung in Nielsengebiete wird genutzt, um Markt- und andere Daten für Regionen gesondert zu erheben, auszuwerten und darzustellen, die sich hinsichtlich des Konsumverhaltens der Verbraucher und anderer Marktgegebenheiten (insbesondere der durchschnittlichen Kaufkraft) unterscheiden. Die so gewonnenen Daten können wiederum dazu dienen, Produkteinführungen, Preisgestaltung, Werbekampagnen, Außendiensteinsätze etc. auf regionale Gegebenheiten abzustimmen. In diesem Sinne sind die Nielsengebiete ein Instrument der geographischen Marktsegmentierung.[5]

Die Märkte verschiedener Nielsengebiete können sich stark unterscheiden. Viele Werbeträger weisen ihre Leistungsdaten (Auflage, Zielgruppen) nach Nielsen-Gebieten aus (siehe auch Nielsen-BallungsRaum-Zeitungen).[6][7]

Deutschland

Die deutschen Nielsengebiete sind:

Wie aus der Aufstellung ersichtlich, stellen einige Nielsengebiete eine Gesamtgruppe aus mehreren Bundesländern dar. Hier wurden Länder in einem Gebiet zusammengefasst, in denen möglichst viele Marktgegebenheiten wie Kaufkraft und Konsumverhalten ähnlich sind. Ursprünglich befürchtete man, bei Zusammenlegung der geografisch benachbarten Gebiete 5 (Berlin) und 6 die sehr unterschiedlichen volkswirtschaftlichen Bedingungen der beiden Gebiete zu nivellieren. Es zeigte sich jedoch, dass die Klassifizierung von Berlin als eigenes Kaufkraft- und Testgebiet den aktuellen Marktgegebenheiten nicht (mehr) entsprach; so gab es etwa infolge der geringen regionalen Größe des Gebiets Berlin stärkere Verschiebungen der Kaufkraft durch Einkäufe über die Stadtgrenze hinweg. Daher wurden die Gebiete 5 und 6 im Januar 2008 zusammengelegt.[8]

Eine Zuordnung zu Nielsengebieten alleine über die fünfstelligen Postleitzahlen ist nicht automatisch möglich, da es einige Postleitbereiche gibt, die bundesländerübergreifend vergeben wurden.

Nielsen-Ballungsräume

Zusätzlich werden innerhalb der deutschen Nielsengebiete 13 Ballungsräume um Kernzonen mit hoher Bevölkerungsdichte definiert.[9] Diese sind vergleichbar mit den deutschen Metropolregionen bzw. den innerhalb dieser definierten Agglomerationen.

Die Nielsen-Ballungsräume sind:

Nielsen Microregionen

Um regionale und lokale Besonderheiten aufzudecken und zu verstehen, hat Nielsen 2015 auf Basis der Regierungsbezirke zusätzlich zu den sieben Nielsengebieten 36 Nielsen-Microregionen entwickelt. Durch die Nielsen-Microregionen können die spezifischen Anforderungen, die sich aus einer regional geprägten Konsumlandschaft ergeben, erfüllt und Potenziale aufgedeckt werden. Neben der generellen Sortimentsoptimierung bieten die Nielsen-Microregionen weitere Erkenntnisse für Händler und Hersteller. So können mit Hilfe einer detaillierteren Sichtweise regionale Einflussfaktoren ermittelt und lokale Verkaufsförderung auf ihren Erfolg hin bewertet werden, außerdem kann zielgerichtet auf lokale Veränderungen reagiert werden. Ein weiterer elementarer Anwendungsbereich ist die detaillierte Messung und Steuerung des Außendienstes. Expansionsbereiche können dadurch aufgedeckt und Produkte des Wettbewerbs genauer analysiert werden.

Österreich

Österreich kann in drei oder fünf Nielsengebiete aufgeteilt werden:[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Insa Sjurts (Hrsg.): Gabler Lexikon Medienwirtschaft. Gabler, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-0140-8, Nielsen-Gebiete, S. 442 ([1]).
  2. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik: Regionalisierung sozialwissenschaftlicher Umfragedaten: Siedlungsstruktur und Wohnquartier. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 978-3-531-13538-0, 2.3.2 Regionenabgrenzungen nach wirtschaftlichen Kriterien, S. 48 ff. ([2]).
  3. Stefan Schwarzkopf: The Routledge Companion to Marketing History. Hrsg.: D.G. Brian Jones, Mark Tadajewski. Routledge, Abingdon, New York 2016, ISBN 978-0-415-71418-1, In search of the consumer: The history of market research from 1980 to 1960, S. 68 ([3]).
  4. Erwin Georg Walldorf: Auslandsmarketing: Theorie und Praxis des Auslandsgeschäfts. Gabler, Wiesbaden 1987, ISBN 978-3-409-13003-5, 5.4.2.2.5 Panelerhebung, S. 254 f. ([4]).
  5. Tobias Kesting, Carsten Rennhak: Marktsegmentierung in der deutschen Unternehmenspraxis. Gabler, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8349-0831-5, 2.1.1 Geographische Segmentierung, S. 8 ([5]).
  6. Jürgen Heinrich: Medienökonomie: Band 2: Hörfunk und Fernsehen. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-531-12713-2, 6.4.2 Landesweite Hörfunk-Werbemärkte, S. 390 ff. ([6]).
  7. Anzeigenpreisliste Nr. 30. (PDF) TAZ, 1. Januar 2008, abgerufen am 4. November 2019.
  8. Oliver Erens: Pressearbeit für Dummies. Wiley, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-70503-0, Nielsengebiete, S. 210 ([7]).
  9. Joachim Seebohn: Gabler Kompakt-Lexikon Werbepraxis. Gabler, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-409-31416-9, Nielsen-Ballungsräume, S. 154 ff. ([8]).
  10. FirmenDB.de: Nielsengebiete. Abgerufen am 21. Mai 2019.