1864 (Fernsehserie)

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Fernsehserie

1864 – Liebe und Verrat in Zeiten des Krieges (Originaltitel: 1864) ist eine achtteilige dänische Fernsehserie von 2014, die sich um die Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 dreht. Für Drehbuch und Regie ist Ole Bornedal verantwortlich, während Tom Buk-Swientys Buch Slagtebænk Dybbøl („Schlachtbank Düppel“) als Vorlage diente. Mit Kosten von 173 Millionen dänischen Kronen (ca. 23 Millionen Euro) ist 1864 die bislang teuerste dänische TV-Produktion.[1]

Premiere feierte die Serie am 12. Oktober 2014 auf DR1, anlässlich des 150. Jubiläums des Deutsch-Dänischen Krieges, der im Oktober 1864 endete. Die deutsche Erstausstrahlung fand ab 11. Juni 2015 auf Arte statt. Neben der Serie war auch eine Spielfilmfassung geplant, die laut Ankündigung der Produktionsfirma Miso Film in das Rennen um den Goldenen Bären bei der Berlinale 2015 geschickt werden sollte.[2]

Handlung

Die beiden Brüder Laust und Peter wachsen in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf einem dänischen Gutshof auf. Mit der Zeit freunden sich die beiden mit Inge, der Tochter des Gutsverwalters, an, und es entsteht über die Jahre hinweg eine Art „Dreiecksbeziehung“. Vordergründig funktioniert diese Beziehung gut; Laust und Inge haben jedoch eine Liebesbeziehung, von der Peter nichts weiß. Die Zeiten sind von Kriegen geprägt, und obwohl ihr Vater aufgrund einer alten Kriegsverletzung vor den Augen der Söhne bei der Feldarbeit stirbt, gehen die beiden Brüder zum Militär und lernen schon bald die Schrecken des Krieges im Deutsch-Dänischen Krieg kennen. Als Peter vom Verhältnis seines Bruders zur gemeinsamen Freundin erfährt, bricht er mit Laust. Inge, die von Laust schwanger ist, macht sich auf die Suche nach dem Brüderpaar. An der Front wird ihr fälschlicherweise mitgeteilt, dass beide tot seien, woraufhin Inge als Krankenschwester im Lazarett anfängt. Ohne es zu wissen, ist sie dabei nicht weit von Laust und Peter entfernt.

Während der dänische Regierungschef Monrad im fernen Kopenhagen den Krieg weiter schürt, sterben in Schleswig immer mehr Soldaten, und es zeichnet sich die Niederlage Dänemarks ab. In der entscheidenden Schlacht am 18. April 1864 auf den Düppeler Schanzen stirbt Laust – bevor er sich mit seinem Bruder Peter versöhnen kann.

Die fiktive Geschichte von Laust, Peter und Inge ist in die historische Handlung des 19. Jahrhunderts eingebettet, so dass auch mehrere Persönlichkeiten der damaligen Zeit in der Serie vorkommen, wie z. B. der dänische Regierungschef Monrad, der dänische Oberbefehlshaber General de Meza, der preußische König Wilhelm, Generalmajor von Moltke, Bismarck und Königin Victoria.

Erzählt wird die Geschichte in einer Rahmenhandlung im Jahr 2014 – 150 Jahre nach dem Krieg –, indem aus den Tagebüchern von Inge vorgelesen wird: Claudia, eine Jugendliche ohne Perspektive, arbeitet bei Baron Severin quasi als Hausangestellte. Ihr Familienleben liegt am Boden, seit ihr Bruder in Afghanistan gefallen ist. Während sie den Baron eigentlich bestehlen will, findet sie Inges Tagebuch und fängt an, dem alten Herrn daraus vorzulesen. Am Ende stellen beide fest, dass sie mit den Personen von damals eng verbunden sind: Inge ist die Urgroßmutter von Baron Severin, und ihre beste Freundin Sofia, die, wie man auf einem Foto sehen kann, später mit Peter verheiratet war, ist eine Vorfahrin von Claudia.

Produktion

Die TV-Serie wurde von Miso Film in Zusammenarbeit mit DR produziert. 2013 wurden im Rahmen einer Pressekonferenz die Schauspieler bekannt gegeben. Neben bekannten Schauspielern wurden einige Schlüsselrollen auch mit bisher unbekannten Darstellern besetzt. Im Film treten ca. 160 Schauspieler und gut 6000 Komparsen auf.

Die Fernsehserie hatte ursprünglich ein Budget von 150 Millionen dänische Kronen, welches nach und nach erhöht wurde. Die notwendigen Nachfinanzierungen hatten zur Folge, dass die eigentliche Premiere (geplant am 18. April 2014, dem Jahrestag der Schlacht auf der Düppeler Anhöhe) auf den Herbst 2014 verschoben werden musste. Den größten Teil der Finanzierung stellte das dänische Kulturministerium mit 100 Millionen Kronen zur Verfügung.

Darsteller

Marie Tourell Søderberg, die Darstellerin der Inge Juhl.

Rezeption

Kritik

Die Serie erfuhr in Dänemark eine kritische Aufnahme, nicht zuletzt aufgrund mehrerer historischer Fehler. So behauptet die Serie, der Krieg wäre der blutigste Krieg der dänischen Geschichte gewesen, was jedoch unter Verweis auf u. a. den Großen Nordischen Krieg oder den Schonischen Krieg von Historikern verworfen wurde.[3] Auch der multinationale Charakter des Dänischen Gesamtstaates vor 1864 wurde in der Serie nicht thematisiert, weder die Herzogtümer Holstein und Lauenburg noch die verschiedenen Sprach- und Volksgruppen in den Herzogtümern werden in der Serie genannt.[4][5] Die deutschen Nationalliberalen werden nicht als Schleswig-Holsteiner, sondern als Schleswiger betitelt. Auch auf die Mehrsprachigkeit Schleswigs wird nicht eingegangen. Weiter behauptet die Serie, der Deutsche Bund hätte Dänemark angegriffen. Faktisch wurde Dänemark jedoch von Preußen und Österreich angegriffen, der Deutsche Bund selbst erklärte den Krieg für rechtswidrig.[6] Die Darstellung des Staatsministers Monrad wurde ebenfalls kritisiert. Durch die Fokussierung auf die schwierige Persönlichkeit Monrads werde die Geschichte selbst vereinfacht, viele historische Figuren glichen mehr Karikaturen.[7][8] Viele Historiker sahen in 1864 eher eine Analogie auf moderne Konflikte und Kriege wie den Irakkrieg als eine korrekte Wiedergabe der Ereignisse im 19. Jahrhundert.[9] Im Verlauf der öffentlichen Debatte wurde die Frage diskutiert, inwieweit historische Filme in der Verantwortung stehen, historische Begebenheiten auch historisch korrekt wiedergeben zu müssen.[10]

Entgegen früheren Aussagen sagte Ingolf Gabold, der frühere Leiter für Fernsehfilme bei Danmarks Radio, in einem Interview mit der Tageszeitung Politiken im Februar 2016, dass die Fernsehserie durchaus die Absicht gehabt habe, ein kulturpolitisches Statement gegen den Nationalismus zu sein. Bisher hatten Gabold und Filmregisseur Ole Bornedal noch jegliche politische Beeinflussung der gegenwärtigen Politik verneint [11]. Kulturminister Bertel Haarder nannte die Vorkommnisse unglücklich[12].

Sonstiges

Ursprünglich sollte Sofie Gråbøl die Rolle der Mutter der beiden männlichen Protagonisten spielen, lehnte dies jedoch ab.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "1864" ist Dänemarks teuerste Serie aller Zeiten In: WAZ.de, 20. Januar 2014. Abgerufen am 7. Januar 2015 
  2. Storserien om 1864, (dänisch), Berlingske, 11. Oktober 2013. Aufgerufen am 7. Januar 2015.
  3. Dramaserie gør 1864-krigen blodigere end den var. Danmarks Radio, abgerufen am 17. Mai 2015.
  4. Historiker: Bornedal har vist os en fejlagtig version af 1864. Politiken, abgerufen am 17. Mai 2015.
  5. TV-serien 1864, historiebrug og Bornedals nationalisme. University College Lillebælt, abgerufen am 17. Mai 2015.
  6. Jürgen Müller: Der Deutsche Bund 1815–1866. Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-55028-3, S. 46.
  7. DR’s ”1864”-satsning anklages for historieforvrængning. Jyllands Posten, abgerufen am 17. Mai 2015.
  8. Historiker om faktatjek på dramaserier: Vi ville aldrig blive enige. Danmarks Radio, abgerufen am 17. Mai 2015.
  9. ”Utroværdig”: Historikere sabler 1864-serie. Maediawatch.dk, abgerufen am 17. Mai 2015.
  10. Hvem har ansvaret for historien? Filmmagasinet Ekko, abgerufen am 17. Mai 2015.
  11. Gabold: '1864' var et slag mod DF. Politiken, abgerufen am 12. Februar 2016.
  12. Bertel Haarder er ked af politiske bihensigter i 1864. Kristelig Dagblad, abgerufen am 12. Februar 2016.
  13. Kenan Seeberg: Kræftramt Sofie Gråbøl: Måtte sige nej til Ole Bornedal. In: BT. 9. Oktober 2013, abgerufen am 7. Januar 2015 (dänisch).