94e régiment d’infanterie

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Régiment de Royal-Bavière
94e régiment d’infanterie


Internes Verbandsabzeichen
Aktiv 1706 bis 1993
Staat Frankreich
Streitkräfte Französische Streitkräfte
Teilstreitkraft Armée française de terre
Truppengattung Infanterie
Typ Régiment d’infanterie mécanisée
Unterstellung 8e division d’infanterie
Standort Bar-le-Duc
Schutzpatron Saint Maurice
Motto On l’engage pour vaincre („Im Einsatz, um zu siegen“)
Auszeichnungen Medaille militaire, Croix de guerre 1914–1918 mit fünf Palmenzweigen und einem vergoldeten Stern
Führung
Kommandeur Colonel Joret

Das 94e régiment d’infanterie war ein Infanterieverband im Französischen Heer. Aufgestellt wurde es 1706 als Régiment de Royal-Bavière, der königlich französischen Armee. Da es ein ausländisches Regiment war und zum größten Teil aus Ausländern bestand, wurde es im französischen Militärjargon als régiment étranger (Fremdenregiment) bezeichnet. 1780 wurde es in Régiment Royal Hesse-Darmstadt, umbenannt. Der Zusatz Royal sagte aus, daß es ein Regiment der Krone war, der Regimentsinhaber (Colonel) war somit der König selbst und es wurde von einem Colonel en second militärisch geführt.

Ordonnanzfahne des Regiments Royal-Bavière
Leibfahne des Regiments Royal-Bavière

Errichtung

Das Regiment wurde im Jahre 1706 während des Spanischen Erbfolgekrieges in Alessandria als Verband der kurbayerischen Armee aufgestellt und am 1. Januar 1709 dem König von Frankreich überlassen. Colonel en second war Emmanuel-François-Joseph de Bavière, Comte de Bavière genannt, der natürliche Sohn des Kurfürsten von Bayern. Es war das letzte Regiment, das in der französischen Armee während der Regierungszeit von König Ludwig XIV. in Dienst genommen wurde. Es bestand ursprünglich aus zwei Bataillonen, erhielt jedoch 1715 das Regiment d’Hesse-Darmstadt eingegliedert und wurde im Zuge der Reorganisation der Infanterie im Jahre 1760 aus dem aufgelösten Infanterieregiment La Dauphiné auf ein drittes Bataillon verstärkt. Im Jahre 1780 wurde es dann in „Régiment de Royal Hesse Darmstadt“ umbenannt. In der Rangfolge der Infanterieregimenter rangierte es zunächst an 101. Stelle, 1757 nahm es die Nummer 86 ein.[1]

Uniformierung des 18. Jahrhunderts

Gefechtskalender

Polnischer Erbfolgekrieg

Polnischer Erbfolgekrieg

  • 1734 war das Regiment in der Gegend um Ettlingen stationiert.
  • 1735 Verlegung auf den Kriegsschauplatz nach Italien
  • 1736 Als Besatzung in Fort-Louis

Österreichischer Erbfolgekrieg

Österreichischer Erbfolgekrieg

  • 1741 Gefechtstätigkeit in Bayern
  • 1742 Belagerung von Prag. Das Regiment verlor 3 Mann. Von den dort stationierten bayerischen Truppen starben 99 Mann an Krankheiten, 46 Männer desertieren.
  • 1743 Garnison in Eger Bei den Gefechten von Braunau am Inn und Rosenheim fielen 200 Mann.
  • 1744 Sicherungsdienste in der Kurpfalz
  • 1745 Nach Beendigung der Kampfhandlungen der französischen Truppen in diesem Gebiet, wies das Regiment noch eine Stärke von 1094 Man auf.
  • 1747 Der Regimentsinhaber, Emmanuel-François-Joseph, Comte de Bavière, fällt in der Schlacht bei Lauffeldt und wird durch seinen Neffen Emmanuel-Joseph, Comte d’Helfenberg, ersetzt. Dieser war ein natürlicher Sohn des bayerischen Kurfürsten und Kaisers Karl VII.
  • Nach dem Friedensschluss wurde das Regiment nach Korsika verlegt, wo es bis 1753 blieb.

Siebenjähriger Krieg

Siebenjähriger Krieg

  • Im Jahre 1757 wurde das Regiment der Armee am Niederrhein unter dem Kommando von Maréchal d'Estrées zugeteilt. Ende Juni des gleichen Jahres befand es sich mit dem Gros der Armee im Feldlager bei Bielefeld. Am 26. Juli kämpfte es in der Schlacht bei Hastenbeck, wo es am linken Flügel in die vordere Angriffskolonne eingeteilt war. Am Jahresende lag das Regiment im Winterquartier in Vienenburg.[2]

Ende Januar 1758 wurde das Regiment zu der Armee detachiert, die von Ludwig XV. aufgestellt wurde um in Böhmen die Österreichischen Truppen zu unterstützen. Als jedoch Ferdinand von Braunschweig im Februar seine Offensive nach Böhmen begann, zog sich die französische Armee an den Rhein zurück. Vom 30. April bis zum 4. Mai lag es in der zweiten Linie der Armee des Grafen von Clermont im befestigten Lager vor Wesel. Im Juli des gleichen Jahres wurde es in die Nähe von Friedberg (Hessen) verlegt, wo sich die Armee des Prinzen von Soubise versammelte. Am 23. Juli 1758 war das Regiment in der Schlacht bei Sandershausen in der vordersten Linie des Zentrums eingesetzt. Hier gelang es dem Verband, die angreifende hessische Kavallerie aufzuhalten, die vorher die französische Kavallerie in die Flucht geschlagen hatte.

  • 1759 Gefecht bei Bergen
  • 1760 Das Regiment wird im Gefecht bei Emsdorf aufgerieben, die Überlebenden gehen in Gefangenschaft. Der Comte d’Helfenberg fällt in der Blüte seiner Jahre. Neuer Regimentsinhaber wird Colonel Graf Adam de Löwenhaupt.[3]
  • 1761 Verlegung nach Ostende zur Beobachtung der englischen Flottenbewegungen auf der Nordsee
  • 1762 Abmarsch nach Deutschland. Es folgt die Campagne am Niederrhein mit Garnison in Neubreisach. Nach dem Friedensschluss wurde das Regiment nach Landau verlegt.
  • 1763 Verlegung nach Sunsbourg,[4] 1764 nach Landau und dann nach Wissembourg.
  • 1766 Verlegung nach Dünkirchen
  • 1767 Verlegung nach St. Omer
  • 1768 Garnison in Lille
  • 1769 Im Feldlager bei Compiègne
  • 1771 Garnison in Neubreisach und Straßburg

Umbenennung und Tradition

Im Jahre 1780 wurde der Name des Regiments geändert, es hieß von nun an Régiment d’infanterie Royal Hesse-Darmstadt

Im Zuge der Französischen Revolution wurde 1791 die Armee umorganisiert, die Regimenter verloren ihre Namen und wurden nur noch nach Nummern bezeichnet. Der Verband hieß von nun an nur noch 94e régiment d’infanterie de ligne. Dieses Regiment bestand bis zum Jahre 1993, als es aufgelöst wurde.

Die Tradition und Fahne des Regiments werden seit dem 1. Juli 2014 vom „Centre d'entraînement aux actions en zone urbaine“ (etwa:Häuserkampf-Ausbildungszentrum) im „Camp de Sissonne“ (Champagne) weitergeführt.

Sonstiges

Ab 1779 gehörte Hans Axel von Fersen, Favorit[5] der französischen Königin Marie-Antoinette, dem Regiment an.

Einzelnachweise

  1. nach „LES UNIFORMES ET LES DRAPEAUX DE L’ARMÉE DU ROI“ Marseille 1899.
  2. nach anderen Quellen in Phalsbourg (Pfalzburg) in Lothringen - das liegt dermaßen weit auseinander, dass nur eine der Angaben richtig sein kann.
  3. auch Lowenhaupt
  4. damit ist offenbar Straßburg gemeint
  5. damit wird der Begriff „Liebhaber“ umschrieben

Literatur

  • Ludwig Hüttl: Max Emanuel - der Blaue Kurfürst. München, 1976, ISBN 3-7991-5863-4
  • Paul Martin, « Le Régiment Royal Hesse-Darmstadt », L’Essor, n° 77
  • Mouillard, Lucien, Les Régiments sous Louis XV, Paris, 1882
  • Pajol, Charles P. V., Les Guerres sous Louis XV, vol. VII, Paris, 1891
  • Rogge, Christian; The French & Allied Armies in Germany during the Seven Years War, Frankfurt, 2006
  • Service historique de l’armée de terre, Archives du génie, article 15, section 1, §5, pièce 23
  • Jean-Jaques de Nauyon de Curmont: „LES UNIFORMES ET LES DRAPEAUX DE L’ARMÉE DU ROI“ 3 Bände - Marseille 1899
  • Denis Diderot & Jean le Rond d’Alembert: „Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“ Paris 1751–1772 - 28 Bände.
    Einzusehen in der französischen Wikipedia unter École militaire (France)
  • Général Andolenko „A partir du Recueil d’Historiques de l’Infanterie Française“ - Eurimprim 1969
  • Eugene Fieffé: Geschichte der Fremdtruppen im Dienste Frankreichs. Band I. München 1866.
  • Hans-Joachim Kühn: Deutsche Fremdenregimenter in königlich französischen Diensten, in: Saarländische Familienkunde, 28. Jg., 1995, Band 7, Heft 111, S. 439-448. (online PDF)
  • Henri Bouchot: „L’Epopée du costume militaire français“. Aquarelles et dessins originaux de JOB (Paris 1898)
  • Charrié, P., Drapeaux et étendards du Roi, Léopard d’Or, 1989
  • Chartrand, R., Louis XV’s Army (1), Osprey, 1996
  • Chartrand, R., Louis XV’s Army (3), Osprey, 2003
  • Chartrand, R., Louis XV’s Army (4), Osprey, 1997
  • Chartrand, R., Louis XV’s Army (5), Osprey, 1998
  • Funcken, Le costume et les armes des soldats de tous les temps, Casterman, 1966
  • Funcken, L’uniforme et les armes des soldats de la Guerre en dentelles, Cast. 1975
  • Albert Rigondaud „Le Plumet - l’uniformes et les drapeaux de l’armée de l’Ancien régime et du 1er Empire.“ Paris 1971
  • Lucien Rousselot: „L’Armée Française - ses uniformes, son équipement, son armement“. 1969