Witzmann (Orgelbauer)

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Witzmann war eine Orgelbauerfamilie, die von 1803 bis 1881 im thüringischen Stadtilm und von 1840 bis 1877 in Kleinrudestedt im Thüringer Becken tätig war.

Firmenschild an der unspielbaren Orgel in Obergrunstedt

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Benjamin Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Benjamin Witzmann (* 29. Januar 1782 in Stadtilm; † 7. Februar 1814 in Stadtilm) begründete die Werkstatt. Er war der Sohn des Bürgers und Böttchers Johann Michael Witzmann und dessen Ehefrau Catharina Christine Hauck aus Stadtilm und erlernte den Orgelbau vor 1800 vermutlich bei Johann Andreas Schulze (1753–1806), dem Vater von Johann Friedrich Schulze, der wiederum bei Witzmann in die Ausbildung ging. Johann Benjamin Witzmann erlangte im Jahr 1809 das Stadtilmer Bürgerrecht und baute dort von 1803 bis zu seinem Tod Orgeln. Nach dem Stimmen der Orgel in Ulla verunglückte Witzmann auf dem Heimritt tödlich. Er war privilegierter Orgelbauer im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg.

Gebrüder Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1834 bis um 1846 arbeiteten Carl August Eduard Witzmann und Heinrich Louis Witzmann immer wieder zusammen, unter dem Namen Gebrüder Witzmann. Danach arbeiteten beide nur noch selbst ständig.

Carl August Eduard Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Sohn Carl August Eduard Witzmann (* 8. September 1809 in Stadtilm; † 21. Juni 1881 in Stadtilm) erlernte den Orgelbau bei Johann Friedrich Schulze. Nachdem sich die Gebrüder Witzmann um 1840 getrennt hatten, führte er die Firma in Stadtilm alleine weiter. 1867 heiratete Adam Eifert seine einzige Tochter Auguste Fanny Lina Witzmann (* 24. Juni 1843 in Stadtilm; † 3. September 1896 in Stadtilm) und wurde sein Werkmeister, bis Eifert 1871 seine eigene Werkstatt gründete.[1] August Witzmann baute von 1830 bis 1881 zahlreiche Orgeln.

Heinrich Louis Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Louis Witzmann (* 5. August 1812 in Stadtilm; † 11. August 1877 in Kleinrudestedt) war ein weiterer Sohn von Johann Benjamin Witzmann. Wie sein älterer Bruder ging er bei Johann Friedrich Schulze in die Lehre. Louis Witzmann wurde Lehrmeister von Adalbert Förtsch. Er ließ sich, nach der Trennung der Gebrüder Witzmann, in Kleinrudestedt nieder und wirkte hier von um 1840 bis 1877 als Orgelbauer.[2]

Emil Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Karl-Friedrich Wilhelm) Emil Witzmann (* 10. März 1845 in Kleinrudestedt; † 1890) war Sohn von August Witzmann. Er wanderte nach Amerika aus und machte sich in Chicago als Orgelbauer selbstständig.[3]

Orgelbau Schönefeld sieht sich über Eifert in der Nachfolge der Orgelbauerfamilie Witzmann.[1]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist oder lediglich noch der Prospekt aus der Werkstatt stammt.

Der Zeitraum, in dem die Gebrüder Witzmann zusammenarbeiteten, ist nicht genau belegt, deshalb ist auch die Zuordnung der Orgeln zwischen den Brüdern nicht immer eindeutig.

Johann Benjamin Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1803 Ulrichshalben Dorfkirche
II/P 12 Neubau im barocken Gehäuse, um 1860 Umbau durch Emil Heerwagen, 2007 Restaurierung durch Orgelbau Schönefeld[4]
1807 Mellingen St. Georg
II/P 23 Neubau, 1893 Umdisponierung durch Friedrich Wilhelm Böttcher, 1971 neobarocke Umdisponierung durch Günter Bahr, 1999 Rückbau durch Orgelbau Schönefeld[5]
1810 Oßmannstedt St. Peter
II/P 21 Neubau, 2010 Restauriert durch Orgelbau Waltershausen[6]
1812 Millingsdorf Dorfkirche I/P 8 Umsetzung der Johann Georg Franke-Orgel von 1717 aus Oßmannstedt
1814 Traßdorf Dorfkirche II/P 14 Neubau, Vollendung durch Johann Friedrich Schulze

Gebrüder Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1834 Mechelroda Dorfkirche
I/P 8 erster Neubau der Gebrüder Witzmann, 2002 Restaurierung durch Norbert Sperschneider
1837 Büchel St. Ulrich
II/P 23 Neubau[7]
1838 Obergrunstedt Dorfkirche
II/P 15 Neubau; nach Vandalismus geplündert und unspielbar erhalten → Orgel
1839 Utzberg St. Johannes Baptist
II/P 21 Neubau im Gehäuse von 1725
1839 Ulla St. Georg
II/P 15 Neubau
1839 Geunitz St. Elisabeth Neubau
1841 Neusiß Dorfkirche
II/P 20 Neubau
1846 Schönewerda St. Johannes
II/P 21 Neubau[8]

August Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1840 Lehnstedt Magdalenenkirche
I/P 11 Neubau → Orgel
1841 Breitenhain Dorfkirche II/P 14 Neubau
1842 Hausen St. Nikolaus I/P 9 Neubau, später um eine Flauto traverso 8' erweitert
1842 Legefeld St. Trinitatis
II/P 14 Neubau
1843 Witzleben St. Magdalenen II/P 19 Neubau
1844 Lengefeld Dorfkirche Lengefeld
I/P 10 Neubau
1844 Mönchenholzhausen St. Peter und Paul
II/P 18 Neubau unter Einbeziehung von Teilen der Herold-Orgel von 1700
1847 Waldau Dorfkirche II/P 20 Neubau
1848 Taubach St. Ursula
II/P 21 Neubau
1848 Haindorf Dorfkirche
II/P 14 Neubau, seit 1917 Prospektpfeifen nicht mehr vorhanden
1849 Sachsenhausen St. Kilian
II/P 20 Neubau, 2000 Restaurierung durch Orgelbau Schönefeld[9]
1851 Großenehrich St.-Crucis-Kirche
II/P 23 Neubau
1852 Ballstedt Dorfkirche Neubau
1855 Krakendorf Dorfkirche
I/P 9 Neubau, 1993 Auslagerung; 2005 Rücklagerung in die Kirche
1856 Wippra St. Marien
II/P 20 Neubau[10]
1857 Elleben Dorfkirche
II/P 24 Umbau der Schmaltz-Orgel von 1768
1860 Leubingen St. Petri
II/P 22 Neubau
1861 Hermerode St. Matthäus
I/P 6 Neubau
1861 Oettern Dorfkirche
I/P 11 Neubau
1862 Stadtilm St. Marien II/P 24 Neubau
1865 Kerspleben Heilig Geist Kirche
II/P 26 Umdisponierung der Schröter-Orgel von 1721
1865 Pennewitz Dorfkirche II/P 20 Neubau
1867 Remda St. Simon und Juda
II/P 24 Neubau, 2013 Restaurierung durch Orgelbau Schönefeld[11][12]
1867 Riechheim Dorfkirche II/P 14 Neubau
1867 Ottmannshausen Ottmannshausen
II/P 14 Neubau, Orgelabnahme durch Johann Gottlob Töpfer
1869 Gerbstedt St. Johannes II/P 28 Neubau, 1908 Umbau durch Adam Eifert Nachfolger auf III/P/38, 2003 Restaurierung durch Orgelbau Schönefeld[13]
um 1870 Stedten am Ettersberg St. Kilian II/P 11 Neubau
1876 Niedergrunstedt St. Mauritius
II/P 21 Neubau, Orgelabnahme durch Stadtorganist B. Sulze und Hoforganist Alexander Wilhelm Gottschalg
1877 Bechstedtstraß St. Bonifatius II/P 25 Neubau
1878 Oberndorf St. Anna
II/P 14 Neubau

Louis Witzmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1849 Erdeborn St. Bartholomäus Neubau
um 1850 Kleinrudestedt Dorfkirche II/P 26 Neubau
1853 Niederroßla Dorfkirche II/P 21 Umbau der Trebs-Orgel von 1730, Orgelabnahme 1853 durch Johann Gottlob Töpfer
1856 Sprötau Zum Heiligen Kreuz II/P 19 Neubau
1856 Wippra St. Marien II/P 21 Neubau
1863 oder 1848 Schraplau St. Johannes II/P 21 Neubau, 1964 neuer Prospekt[14]
1866 Kutzleben St. Petri
II/P 20 Neubau
1867 Rohrborn St. Michael II/P 11 Erweiterung und Umsetzung der Christian Sigismund Voigt-Orgel von 1775 aus St. Laurentius, Maua[15]
1868 Maua St. Laurentius II/P 17 Neubau
1869 Nöda St. Marien Restaurierung der Berger-Orgel von 1733[16]
1871 Sömmerda St. Bonifatius
II/P 31 Umbau Johann Georg Krippendorff-Orgel von 1709[17]
1872 Schloßvippach St. Vitus
II/P 33 Umbau Johann Friedrich Hartung-Orgel von 1777[18]
1875 Jena St. Michael I/P 13 Umbau Orgel von 1706
1875 Lindig St. Ursula II/P 19 Erweiterung Gerhard-Orgel von 1742[19]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden, Teil 1 (A–K) (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 2, Nr. 7,1). Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2.
  • Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden, Teil 1 (A–L) (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 2, Nr. 7,2). Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6.
  • Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Ehemalige Provinz Oberhessen (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 3, Nr. 29,1). Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7.
  • Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Ehemalige Provinz Oberhessen, Teil 2 (M–Z) (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 3, Nr. 29,2). Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1331-5.
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 175.
  • Hartmut Haupt: Orgeln in Nord- und Westthüringen. Hrsg.: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege, Landeskonservator Rudolf Zießler. Ausbildung und Wissen GmbH, Bad Homburg und Leipzig 1998, ISBN 3-932366-00-X.
  • Hartmut Haupt: Orgeln im Bezirk Gera. Rat des Bezirkes Gera, Gera 1989.
  • Viola-Bianka Kießling: Königin der Instrumente. Ein Orgel-Führer durch die Region Weimar und Weimarer Land. Hrsg.: Landratsamt Weimarer Land. Fagott-Orgelverlag, Friedrichshafen 2007, ISBN 978-3-00-021071-6.
  • Uwe Pape, Wolfram Hackel (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S. 339 f.
  • Uwe Pape, Wolfram Hackel (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2: Sachsen und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5, S. 435 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Witzmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Firmengeschichte Orgelbau Schönefeld. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  2. Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S. 239 f.
  3. Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2: Sachsen und Umgebung. Pape, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5, S. 436.
  4. Informationen zur Orgel in Ulrichshalben. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  5. Viola-Bianka Kießling: Königin der Instrumente. Ein Orgel-Führer durch die Region Weimar und Weimarer Land. Hrsg.: Landratsamt Weimarer Land. Fagott-Orgelverlag, Friedrichshafen 2007, ISBN 978-3-00-021071-6.
  6. Informationen zur Orgel in Oßmannstedt. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  7. Informationen zur Orgel in Büchel. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  8. Informationen zur Orgel in Schönewerda. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  9. Informationen zur Orgel in Sachsenhausen. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  10. Informationen zur Orgel in Wippra. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  11. Informationen zur Orgel in Remda. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  12. Witzmann-Orgel Remda. Evangelischer Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld, abgerufen am 30. November 2023.
  13. Informationen zur Orgel in Gerbstedt. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  14. Informationen zur Orgel in Schraplau. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  15. Informationen zur Orgel in Rohrborn. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  16. Informationen zur Orgel in Nöda. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
  17. Informationen zur Orgel in St. Bonifatius, Sömmerda. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  18. Informationen zur Orgel in Schloßvippach. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  19. Informationen zur Orgel in Lindig. Abgerufen am 2. Dezember 2021.