Burg Eilenburg

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Burg Eilenburg
Die Eilenburg mit Amtshaus, Mauerturm, Bergfried und Gefängnis (v. l. n. r.), 1952

Die Eilenburg mit Amtshaus, Mauerturm, Bergfried und Gefängnis (v. l. n. r.), 1952

Alternativname(n) Ilburg
Staat Deutschland
Ort Eilenburg
Entstehungszeit 9./10. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung Hochadel
Bauweise Backstein
Geographische Lage 51° 28′ N, 12° 37′ OKoordinaten: 51° 27′ 31,7″ N, 12° 37′ 23,4″ O
Burg Eilenburg (Sachsen)
Burg Eilenburg (Sachsen)
Die Burg während der Gefängnissanierung

Die Eilenburg (auch Eulenburg) ist eine Burganlage in der gleichnamigen sächsischen Stadt Eilenburg im Landkreis Nordsachsen und lag ehemals im Bereich des Limes Sorabicus. Die vermutlich im 9. Jahrhundert angelegte slawische Befestigung wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Zentrum des Burgwards Ilburg. Um die Jahrtausendwende kam sie in den Besitz der Wettiner und gab danach dem Geschlecht derer zu Eulenburg (Adelsgeschlecht) seinen Herkunftsnamen. Die für die Landesgeschichte Sachsens bedeutende Burg besteht heute aus zwei mit Backstein errichteten Wohntürmen aus den Jahrzehnten um 1200, einer etwa gleichaltrigen Ringmauer, mehreren Gräben und dem barocken Amtshaus. Der dritte Turm, ein Bergfried unbekannten Alters, wurde 1972 gesprengt.

Geschichte

Frühes und hohes Mittelalter

Die Höhenburg wurde vermutlich im 9. Jahrhundert errichtet und bildete das Zentrum eines etwa 270 Quadratkilometer großen Siedlungsgebietes an der mittleren Mulde in der Grenzzone des Limes Sorabicus. Die Burginhaber wurden vermutlich als Siusli bezeichnet und gehörten dem Stammesverband der westslawischen Sorben an. Die Burg Eilenburg (Eulenburg u. ä.) war eine ringartig angelegte Burganlage auf einer kuppenartig ausgebildeten Randhöhe des Muldentales, die ein etwa 220 mal 150 Meter großes Plateau umfasste. Reste dieser Befestigungsanlage sind in bis zu zehn Meter hohen Erdwällen auf dem Burgberg erkennbar.

Mit der Eingliederung in das Ostfrankenreich und strukturellen Erfassung der Gebiete zwischen Saale und Elbe unter den Königen Heinrich I. und Otto I. wurde die Burg um die Mitte des 10. Jahrhunderts Mittelpunkt eines Burgwards und damit in dieser Region Zentrum der Grundherrschaft Ilburg (Eulenburg, Eilenburg). Vermutlich wurden im Zusammenhang mit der Einrichtung der Grundherrschaft auch die Befestigungsanlagen erneuert und ausgebaut, doch können über die Art und den Umfang der Umgestaltungen ohne ausgedehnte archäologische Ausgrabungen keine genauen Aussagen getroffen werden. Zur Burg gehörte auch eine dem heiligen Petrus geweihte Kirche, die vor allem als Kirche für die Burgbesatzung, darüber hinaus aber auch als Kirche für den gesamten Burgward diente. Kirchenrechtlich gehörte sie zum Bistum Merseburg, doch ist aufgrund von Übertragungen des Kirchenzehnts aus den Einkünften der Erbuntertanen der Grundherrschaft Ilburg an das Magdeburger Mauritiuskloster von einem nicht unbeträchtlichen Anteil der dortigen Benediktinermönche an der Mission des Christentums im Eilenburger Raum auszugehen. In einer Urkunde Ottos I. vom 29. Juli 961 wird erstmals eine civitas Ilburg im Gebiet Suisile genannt.[1]

Im Jahr 1000 befand sich die ursprünglich direkt dem König unterstehende Grundherrschaft, das heißt das gesamte Gebiet mit der Burg Eilenburg im Zentrum, in der Grafschaft des Grafen Friedrich I. aus dem Geschlecht der Wettiner.[2] Nach Friedrichs Tod wurde sein Neffe, der spätere Markgraf Dietrich I. mit der Grafschaft Eilenburg belehnt. Der pagus Siusili und damit auch die Burg Eilenburg wurden namensgebender Stammsitz des Geschlechts derer zu Eulenburg und waren zeitweilig auch wieder im Besitz des Haus Wettin.

Am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts erlebte die Burg einen repräsentativen Ausbau mit einer Ringmauer und mindestens zwei, möglicherweise auch drei Türmen aus Backstein. Der sogenannte Sorbenturm und der Südwestturm der Burg waren Wohntürme, die den Burgmannen, vermutlich zahlreich sorbischer Herkunft, der Burg als Sitz gedient haben dürften.[3] Unter den Burgmannen sind besonders die zu Eulenburg zu nennen, eine der bedeutendsten Ministerialenfamilien der Wettiner und nachfolgend Inhaber der Burg Eilenburg (Eulenburg u. ä.). Möglicherweise gehört der Bergfried in diese Ausbauphase.

Spätmittelalter

Um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert wurden die Eilenburg und die Mark Landsberg als Pfand in den Herrschaftsbereich der Markgrafen von Brandenburg eingegliedert. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg erneut umgestaltet.

Die Herren von Eulenburg verkauften die Herrschaft 1376 an Thimo von Colditz, ehe sie 1386 in der Merseburger Bischofsfehde zerstört wurde.[4] 1402 kaufte Markgraf Wilhelm I. nach vorhergehender Verpfändung die Burg und ließ sie erneut umgestalten. Die Anlage wurde als Mittelpunkt einer Grundherrschaft ein landesherrschaftlicher Amtssitz des Amts Eilenburg und diente als Gerichtssitz über die Bewohner in Erbuntertänigkeit.

Neuzeit

Für das Jahr 1523 ist ein Aufenthalt des Reformators Martin Luther auf der Burg Eulenburg belegt. Im Schmalkaldischen Krieg wurde sie durch Herzog Moritz von Sachsen erobert. Im Dreißigjährigen Krieg eroberten die Schweden 1644 die Burg. In der Folgezeit verfiel die bei der Eroberung beschädigte Anlage. Die mittelalterlichen Verteidigungseinrichtungen und Gebäude wurden bis auf einige Reste als Steinbruch abgetragen. Die bis in jüngste Zeit genutzten Gebäude, das Amtshaus und das Gefängnis, entstanden im 17./18. Jahrhundert.

Stadtansicht Eilenburgs um 1650 von Matthäus Merian

Abrisse und Sanierungen im 20. und 21. Jahrhundert

Zur Zeit der Deutschen Demokratischen Republik drohte der Bergfried einzustürzen, nachdem eine Autogarage in seinem Inneren eingerichtet worden war. Er wurde daraufhin 1972 gesprengt und der angefallene Schutt als Baumaterial verwendet. 1993 brannte das Amtshaus aufgrund von Brandstiftung aus. Es wurde daraufhin mit einem flachen Notdach versehen, das sich noch heute auf dem Gebäude befindet. Der Amtshausbrand bot den Anlass für die Gründung eines Burgvereins in Eilenburg. Seit den 1990er Jahren erfolgten Sanierungsarbeiten an der Burganlage. Die umfassendsten Bauwerksarbeiten waren die Sanierung des Mauerturms im Jahr 2004 sowie des alten Gefängnisses in den Jahren 2008/09 und 2014/15. Nach dem Augusthochwasser 2002 entstanden aufwendige Hangsicherungsarbeiten in Höhe von sechs Millionen Euro, als der lehmige Osthang des Burgberges ins Rutschen gekommen war. In der Nacht zum 10. Januar 2011 kam es zu einem erneuten Erdrutsch an dem gerodeten Osthang, wobei etwa 600 Kubikmeter Erde und Geröll auf die am Fuße des Berges verlaufende Mühlstraße rutschten.[5] Durch verschiedene Maßnahmen wie dem Abbau der Feldsteintreppe am Sorbenturm (2007) und dem Straßenausbau am Schloßberg (2012/13) verlor die Anlage noch in jüngster Zeit Teile ihrer authentischen Erscheinung.

Heutige Nutzung

Die Burgruine Eilenburg ist frei zugänglich und die Besteigung ihrer beiden Türme zu bestimmten Öffnungszeiten möglich. In den drei Geschossen des Sorbenturms finden gelegentlich Ausstellungen statt. Bereits seit 1863 ist er eine allgemein zugängliche Aussichtsplattform.

Architektur

Türme und Ringmauer

Burgtor
Ringmauer

Die Burganlage Eulenburg besitzt heute noch den Sorbenturm und den Mauerturm. Der als Bergfried bezeichnete Turm existiert heute nicht mehr. Die Ringmauer wurde aus Backstein erbaut, wobei in weiten Partien an der Innenseite ein Verband ausschließlich aus Läufern erkennbar ist. Die Datierung der beiden Türme, von denen der eine in unmittelbarer Nähe und der andere direkt an der Ringmauer steht, und der Vergleich mit der um 1210 zu datiernden Ringmauer der Burg Jessen, sprechen für eine Errichtung noch im Hochmittelalter.

Sorbenturm und Mauerturm gehören gemeinsam mit der Ringmauer zu einer Gruppe von Backsteinbauten aus der zweiten Hälfte des 12. und 13. Jahrhunderts in Mitteldeutschland. Beginnend mit dem wohl ab 1165 erbauten Augustiner-Chorherrenstift in Altenburg - das sogenannte „Bergerkloster“ – wurden ab dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts mehrere bedeutenden Sakral- und Profanbauten aus Backstein errichtet, so etwa das Zisterzienserkloster Altzella oder der im 13. Jahrhundert entstandene Ostflügel der Burg Glauchau. Insbesondere wurde eine größere Zahl von Türmen, darunter sowohl Wohntürme als auch Bergfriede, in Backstein aufgeführt. Hierzu zählen unter anderem die beiden Bergfriede der Burg Mildenstein in Leisnig (der Turm in der Hauptburg stammt wohl aus dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts und in der Vorburg aus dem Zeitraum zwischen 1180/90 und 1230/59), der Hausmannsturm in der Burg Altenburg, der etwa in die Zeit um 1180 bis um 1220/30 zu datieren ist, der um 1200 bis um 1300 errichtete Bergfried der Rochsburg, der aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts stammende Turm in der Burg Gruna, der kurz nach 1226/27 [d] erbaute Bergfried der Burg Schnaditz sowie die Bergfriede auf dem Oberen Schloss in Greiz (zwischen 1220/30 und 1300) und auf der Weidaer Osterburg, deren Backsteinaufsatz frühestens aus dem Jahr 1280 [d] stammt. Des Weiteren sind einige Bauwerke mit vereinzelter Verwendung von Backsteinen entstanden, so etwa der 1225/30 errichtete Saalbau der Burg Gnandstein.[6]

Sorbenturm

Sorbenturm; die alte Feldsteintreppe davor wurde durch eine moderne Treppe ersetzt

Das bekannteste Bauwerk ist der um den Beginn des 13. Jahrhunderts entstandene, sogenannte Sorbenturm im Nordosten der Burg unmittelbar vor der Ringmauer. Die historistische Bezeichnung hat nichts mit seiner ursprünglichen Bedeutung und Aufgabe zu tun. Auch die lange Zeit angenommene Datierung in das 10. Jahrhundert ist falsch.

Mit seiner gut erhaltenen und reichen Ausstattung mit Kamin, Nische und Abort ist der Sorbenturm in Eilenburg ein Unikat in Sachsen. Er gehört zu den reich ausgestatteten Wohntürmen im deutschen Sprachraum und ist ein höchst bedeutender Vertreter dieser Bauform in Mitteldeutschland. Als der Sorbenturm Mitte des 19. Jahrhunderts baufällig war und abgerissen werden sollte, verhinderten das die Bürger von Eilenburg durch massive Proteste.

Der Turm wurde aus in Mitteldeutschland bislang einzigartigen gelben, teilweise auch gelbgrauen bis dunkelgrauen Backsteinen in einem unregelmäßigen Mauerwerksverband errichtet. Auch das Fundament des Turms besteht aus Backstein. Der quadratische Grundriss hat eine äußere Seitenlänge von 7,55 Metern, eine Mauerdicke von 1,65 Metern und ein inneres Maß von 4,25 Metern im Quadrat (gemessen oberhalb der leichten Schräge in einer Höhe von etwa 1,20 Metern).

Das erste Geschoss war zugleich das Eingangsgeschoss, wie der rundbogig geschlossene und nicht durch Rollschichten betonte Hocheingang in der der Burginnenfläche zugewandten Südostmauer zeigt. Der Innenraum hat hier eine Größe von 4,43 Metern im Quadrat, und das Mauerwerk des Turms springt außen um etwa 25 Zentimetern zurück, sodass die Mauer noch 1,30 Meter dick ist. Rechts neben dem Eingang ist in einer Höhe von etwa 1,30 Metern eine große rundbogige Wandnische in die Mauer eingelassen, für die es nur wenige Vergleichsbeispiele gibt, so etwa im Roten Turm der um 1200 erbauten Pfalz Wimpfen und im Bergfried der württembergischen Burg Lichtenberg. In der Südwestmauer stecken die Reste eines teilweise rekonstruierten Kamins, der bis in eine Tiefe von 55 cm halbrund in das Mauerwerk eingeschnitten war und durch seitliche Lisenen betont wird. Die Nordostmauer wird in einer Höhe von 2,50 Metern von einem Schlitzfenster und die Nordostmauer in einer Höhe von etwa einem Meter durch eine weitere rundbogige Tür durchbrochen. Da diese Öffnung einerseits für ein Fenster zu groß ist und Aborte in hochmittelalterlichen Türmen häufig etwas über dem Fußboden des jeweiligen Geschosses angeordnet sind, dürfte es sich dabei um einen Abtritt handeln.

Das Mauerwerk im zweiten Obergeschoss ist stark gestört und erneuert worden. Allerdings dürfte das rundbogige Biforienfenster in der Südostmauer ebenfalls noch zum originalen Bestand gehören.

Die Datierung des Turmes beruht neben der bauhistorischen Einordnung der Innenausstattung im Wesentlichen auf der dendrochronologischen Bestimmung des eichenen Sturzbohlens des Schlitzfensters im Eingangsgeschoss des Turmes.a Durch das Hinzurechnen des Splintholzes mit einem Wachstum von mindestens 20 Jahren wäre entsprechend dem Protokoll des Dendrolabors mit einer Bauzeit des Turmes „um/nach 1179“ zu rechnen.[7] Bei einer erneuten Begutachtung des Holzes vor Ort durch den Leiter der Forschungen, Yves Hoffmann, war keine Splintholzgrenze zu erkennen, sodass der Baum erst eine gewisse Zeit nach 1179 gefällt worden sein kann. Eine genauere Datierung des Sorbenturmes ist derzeit nicht möglich.

Mauerturm

Mauerturm

Etwas abgesetzt von der Ringmauer steht im Südwesten der Anlage ein weiterer Turm, der unter der Bezeichnung Mauerturm bekannt ist. Im lokalen Sprachgebrauch wird er auch als „kleiner Bergfried“ bezeichnet, doch handelt es sich eben nicht um einen Bergfried, sondern eher um einen Wohnturm. Der Mauerturm wurde mit roten Backsteinen ausgeführt, die in einem weitgehend regelmäßigen Läufer-Läufer-Binder-Verband gesetzt sind. Die Seitenlänge des etwa quadratischen Turmes beträgt in Erdbodenhöhe etwa 7,90 Meter. Der Zugang erfolgte durch einen schlichten rundbogigen Hocheingang. Der Turm wurde im 16. Jahrhundert mit etwas helleren Backsteinen leicht aufgestockt, sodass die ursprünglichen Zinnen noch deutlich zu erkennen sind. Teilweise wurden hier auch kleine Fenster eingefügt.

Im Zuge der Sanierung 2001 wurde auch dieser Turm bauarchäologisch untersucht und das Alter mehrerer erhaltener Decken- und Streichbalken dendrochronologisch bestimmt.b Die jeweils mit Waldkante erhaltenen Hölzer wurden 1187, 1229 und 1230 gefällt. Demnach kann der Wohnturm frühestens im Jahr 1231 errichtet worden sein.

1546 wurde das Innere des Turmes verstärkt und weitere Hölzer eingebaut. Ein Holz wurde der dendrochronologischen Analyse zufolge kurz nach 1543 und zwei weitere im Winter 1545/46 gefällt. Der oktonogonale Turmaufsatz wurde im Jahr 1573 errichtet, was zwei Proben mit Waldkante im Winter 1572/73 belegen.

Ehemaliger Bergfried

Ein weiterer, wegen angeblicher Baufälligkeit 1972 gesprengter Turm muss aufgrund seiner Größe und seiner nur geringen Durchfensterung als Bergfried bezeichnet werden. Der quadratische Turm hatte eine Mauerdicke von etwa 3,50 Meter. Eine zeitliche Einordnung ist derzeit nicht möglich. Die „dem Südostturm entsprechende, gleichartige Mauerstruktur“ könnte für eine Datierung in das frühe 13. Jahrhundert sprechen, doch kann auch eine Datierung in das 14. Jahrhundert nicht ausgeschlossen werden.

Amtshaus

Doppelwappen über dem Eingang des Amtshauses.

Das Amtshaus entstand etwa um 1700 unter Verwendung von Materialien des verfallenden Schlosses. 1786 folgte der Einbau eines repräsentativen Portals an der Nordfassade mit kurfürstlich-sächsischem Doppelwappen. Diente es zunächst als Sitz des Amtes Eilenburg wurde von 1890 bis 1992 das Amtsgericht Eilenburg im Gebäude untergebracht. 1993 wurde der Dachstuhl des hohen Mansardwalmdaches durch Brandstiftung komplett zerstört. Das infolgedessen aufgesetzte Notdach konnte bis heute nicht durch eine adäquate Dachstuhlrekonstruktion ersetzt werden. Das Gebäude ist seither ungenutzt.

Gefängnis

Das unmittelbar an die Ringmauer angrenzende ehemalige Gefängnis wurde um 1700 und damit etwa zeitgleich mit dem Amtshaus errichtet. Der verputzte Ziegelbau steht auf dem rechteckigen Grundriss des ehemaligen Südhauses des alten Schlosses. Von diesem Vorgängerbau ist das Erdgeschoss erhalten geblieben und bildet nunmehr das Kellergeschoss des Gefängnisses, da das umliegende Höhenniveau durch die am Ort verscharrten Schuttmassen des zerstörten Schlosses zunahm. Das Gebäude diente zunächst als zentrale Haftanstalt des Amtes Eilenburg, war später preußisches Inquisitoriat und wurde noch bis hinein in die Zeit des Zweiten Weltkriegs als Untersuchungsgefängnis genutzt. So wurden verhaftete Widerstandskämpfer bis zu ihrer Überführung in ein Gestapo-Gefängnis hier inhaftiert. Zu DDR-Zeiten wurde das Gebäude als Wohnhaus genutzt. Nach einem mehrjährigen Leerstand begann 2008 die denkmalgerechte Sanierung des Dachstuhls und der der Stadt zugewandten Fassade. Dabei erhielt das Schopfwalmdach zu beiden Seiten eine Gaube. Im März 2014 beschloss der Stadtrat den Ausbau zur Pension für Rad- und Pilgertouristen. Bis zur Fertigstellung im Frühjahr 2015 wird die Stadt etwa zwei Millionen Euro investieren.

Literatur

  • Gerhard Billig, Heinz Müller: Burgen. Zeugen sächsischer Geschichte. Degener, Neustadt a. d. Aisch 1998, ISBN 3-7686-4191-0, S. 93–94.
  • Heinz Müller, Heyko Dehn: Burgenwanderung durch Sachsen. Ein Burgenbuch mit Begleit-CD. Beier & Beran, Langenweißbach 2006, ISBN 978-3-937517-60-5, S. 26–28.
  • Yves Hoffmann: Backsteintürme des 12. und 13. Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen. In: Das Obere Schloss in Greiz. Ein romanischer Backsteinbau in Ostthüringen und sein historisches Umfeld. Erfurt 2008 (Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie N. F. 30), ISBN 978-3-937940-51-9, S. 130–143, hierzu S. 133–136.

Weblinks

Commons: Burg Eilenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I A 1, S. 238 Nr. 3. Online-Edition
  2. Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I A 1, S. 280 Nr. 52 Z. 15–16. Online-Edition
  3. Yves Hoffmann: Backsteintürme des 12. und 13. Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen, S. 133–136
  4. Gerhard Billig, Heinz Müller: Burgen. Zeugen sächsischer Geschichte, S. XXX
  5. Kathrin Kabelitz und Heike Liesaus: Erdrutsch in Eilenburg: Teile des Burgberges sacken in die Tiefe, 10. Januar 2011 in LVZ Online (abgerufen am 11. Januar 2011)
  6. Yves Hoffmann: Backsteintürme des 12. und 13. Jahrhunderts auf Burgen in Obersachsen und Ostthüringen, S. 133–136.
  7. Protokoll vom 14. März 2001, siehe so auch in einem von Andreas Flegel verfassten Faltblatt Der Sorbenturm in Eilenburg.

Anmerkungen

a 
Das Holzstück wurde im Zuge der Sanierung 1997/98 durch den Restaurator Stefan Reuther beprobt und durch Bärbel Heußner bestimmt. Diese ergab eine Datierung „nach 1159“, ohne dass jedoch sicher war, ob die Splintholzgrenze erhalten ist.
b 
Die Untersuchungen lagen in den Händen von Stefan Reuther aus Neichen sowie Günter Kavacs und Norbert Oelsner vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen. Die dendrochronologische Bestimmung erfolgte durch Bärbel Heußner (Protokoll vom 11. Juni 2001).