Christian Lacroix

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Christian Lacroix mit einem seiner Haute-Couture-Modelle, 2008

Christian Lacroix (* 16. Mai 1951 in Arles, Frankreich) ist ein französischer Modeschöpfer, Unternehmer und Kunsthistoriker sowie Gründer des nach ihm benannten Modeunternehmens, das seit Ende 2009 ohne ihn geführt wird.

Biographie

Geboren in Trinquetaille, einem Stadtteil von Arles in Frankreich, verbrachte Lacroix seine Kindheit überwiegend bei seinen Großeltern in Arles. Diese prägten ihn nachhaltig auf Stil und Eleganz. Nachdem er sein Abitur bestanden hatte, zog er Ende der 1960er Jahre nach Montpellier und studierte dort Französische Literatur. Im Jahre 1971 übersiedelte er nach Paris und studierte an der Universität Sorbonne Kunstgeschichte. Er begann Ende der 1970er Jahre mit einer Doktorarbeit über Kleidung in Gemälden des 17. Jahrhunderts mit dem eigentlichen Ziel, Museumskurator zu werden.

In Paris lernte Lacroix Anfang der 1970er seine zukünftige Frau, Françoise Rosenthiel, eine Hermès-Beraterin, kennen, die ihm den Weg in die Modebranche eröffnete. Mit ihr ist er seit 1974 verheiratet. Zu Rosenthiels Freunden gehörte der PR-Manager Jean-Jacques Picart, der für zahlreiche französische Haute Couture Modeunternehmen tätig war. Durch Rosenthiels und Picarts Vermittlung arbeitete Lacroix ab 1978 als Zeichen-Assistent in der Modeabteilung von Hermès, nahm 1980 eine Stelle bei dem französischen Designer Guy Paulin an und zeichnete von 1981 bis 1987 die Haute Couture-Kollektion des Hauses Jean Patou. Für den japanischen Designer Jun Ashida, der auch Mitglieder der kaiserlichen Familie ausstattete, war Lacroix ab 1980 nebenbei tätig. 1986 wurde Lacroix für seine Arbeit bei Patou mit dem französischen Dé d'or (Goldener Fingerhut) ausgezeichnet und erhielt vom Council of Fashion Designers of America den Sonderpreis als einflussreichster ausländischer Designer.[1]

Zwischen 1987 und 2009 war Lacroix Chef-Designer seiner eigenen Modemarke, siehe unten. In dieser Zeit war er nebenbei auch immer wieder als Kostümdesigner für Theater, Oper oder Ballet engagiert, bspw. von der Pariser Oper (2001), Opéra Garnier (2000), Opéra-Comique (1992), Comédie-Française (1995), Brüsseler Opernhaus La Monnaie/De Munt (2003), Wiener Staatsoper (1999), American Ballet Theatre (1987) und viele weitere. Für Madonna und Mireille Mathieu schuf er Tournee-Outfits.

2002 wurde Lacroix zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt. 2005 gründete er die Firma XCLX, die sich dem Design von Theaterkostümen, Hotels und Inneneinrichtungen oder Parfüms für den Kosmetikkonzern Avon widmet und ihm alleine gehört. Neben seinen zahlreichen Kollektionen hatte Lacroix auch immer wieder Kleider und Roben für Theaterstücke, Opern und Ballette geschneidert. 2004 designte er die Uniformen für das gesamte in Kundenkontakt stehende Air France Personal. Außerdem stammt das Design des Innenraums der neusten TGVs, welche seit 2007 die Strecken Frankfurt-Saarbrücken-Paris und Stuttgart-Straßburg-Paris befahren, aus Lacroix’ Feder. In Montpellier hat er zudem eine Straßenbahn-Linie im Meeres-Design gestaltet. Mitte 2010 wurde Lacroix zum künstlerischen Berater der französischen Münzprägeanstalt Monnaie de Paris ernannt.[2] Für die vom 4. Februar bis 15. Mai 2011 im Kölner Wallraf-Richartz-Museum gezeigte Alexandre Cabanel-Schau hat Christian Lacroix die Ausstellungsarchitektur entworfen.[3]

Die Marke Christian Lacroix

Christian Lacroix Boutique in Paris, 2006

Blütezeit mit LVMH

Mit der Unterstützung seiner Frau, seinem Geschäftspartner Jean-Jaques Picart und dem Dior-Chef und späteren LVMH-Vorstandsvorsitzenden Bernard Arnault, der auf Lacroix über dessen Tätigkeit bei Jean Patou aufmerksam geworden war, gründete Lacroix im Jahre 1987 sein eigenes Unternehmen und präsentierte seine erste eigene Haute-Couture-Kollektion unter dem Namen Christian Lacroix. In der eleganten Pariser Rue du Faubourg Saint-Honoré 73 wurde ein Lacroix-Salon eröffnet. Seitdem war er bis 2009 ständiger Couturier. Lacroix war für seine opulent-eleganten Damen-Roben in leichten, farbenfrohen - gerne roten - Stoffen bekannt. Eines seiner Markenzeichen war der von ihm kreierte Ballonrock Le pouf. Lacroix selbst, der als Kunsthistoriker quasi durch Zufall in der Welt der Mode gelandet war, war immer mehr Künstler und weniger Geschäftsmann. Die Tragbarkeit der mitunter atemberaubenden Modelle stand nicht notwendigerweise im Vordergrund. 1988 erschien Lacroix auf dem Titelbild des amerikanischen Time Magazine und erhielt erneut den Dé d'or. Im gleichen Jahr stellte er auf Bitten ihres Vaters die damals 16-jährige Stella McCartney als Praktikantin ein. In den folgenden Jahren brachte er auch Prêt-à-porter-Kollektionen für Damen (ab 1988), eine Accessoire-Linie, Sportswear, eine Wohnbedarf-Kollektion (ab 1995) sowie Jeans (ab 1996) und Parfums (ab 1999) auf den Markt. Seine Glanzzeit hatte das Haus Christian Lacroix Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre. Lacroix war - mit einigen wenigen anderen Designern - der Inbegriff der unbezahlbar teuren Pariser Haute Couture. In dieser Zeit gab es unter anderem in Großbritannien, Bahrain, Saudi Arabien, Kuwait, Argentinien, Japan und in den USA Lacroix-Boutiquen.

1993 übernahm die LVMH-Gruppe die Marke Christian Lacroix komplett. 1994 kam die Zweitlinie Bazar zum Lacroix-Portfolio hinzu. 1999 wurde das erste Parfüm des Hauses präsentiert, weitere folgten. 2001 wurde eine Kinderkollektion lanciert. 2002 übernahm Lacroix zusätzlich den Posten des Chefdesigners bei Pucci, einer weiteren LVMH-Marke, den er allerdings Ende 2005 wieder räumte. 2004 wurde eine Christian Lacroix-Herrenkollektion lanciert.

Verkauf und Insolvenz

Anfang 2005 veräußerte LVMH das Unternehmen Christian Lacroix an die amerikanische Falic Group, einen Betreiber von amerikanischen Duty-free-Shops. Lacroix selbst gab an, über den Verkauf von Arnault nicht informiert worden zu sein. Der Verkauf wurde mit der Tatsache begründet, dass die Marke seit ihrer Gründung 1987 „nicht in die schwarzen Zahlen geführt werden konnte“, sondern stetig nur Verluste verbuchte.[4] Lacroix selbst blieb Chef-Designer und Minderheitsaktionär. Die Kollektionen Bazar und Jeans wurden eingestellt. 2007/08 gab es in Zusammenarbeit mit dem Versandhaus La Redoute eine niedrigpreisige Kooperations-Kollektion von Lacroix mit Damenmode, Accessoires und Wohnbedarf zu kaufen.

Ende Mai 2009 meldete das Unternehmen Lacroix Insolvenz an; die Suche nach einem neuen Finanzpartner war zuvor gescheitert.[5] Als Gründe für die Zahlungsunfähigkeit wurden massive Absatzeinbrüche, vor allem in den USA, infolge der Wirtschaftskrise genannt. Im Juli 2009 präsentierte Lacroix seine vorerst letzte Haute Couture Kollektion in Paris, für welche er eigene finanzielle Mittel aufwendete und auf beteiligte Firmen, die auf eine Bezahlung verzichteten, angewiesen war. Die bereits präsentierte Herbst/Winter 2009–2010 Prêt-à-porter-Kollektion wurde nicht mehr in Produktion gegeben. Lacroix verließ das von ihm gegründete Modeunternehmen Ende 2009 und konzentriert sich seither auf seine eigene, 2005 gegründete Design-Firma XCLX. Die Rechte an seinem Namen gehören der Falic Group.

Lacroix ohne Lacroix

Im Dezember 2009 entschied ein Pariser Handelsgericht, nachdem potentielle Interessenten keine finanziellen Garantien vorlegen konnten, dass die Falic Group einen Restrukturierungsplan beginnen solle, der die Entlassung aller bis auf zwölf Mitarbeiter sowie die einstweilige Einstellung der Bekleidungssparte für Damenmode (Haute Couture und Prêt-à-porter) vorsah. Das Haus Lacroix besteht seit Anfang 2010 nur noch aus dem Lizenzgeschäft mit Herrenmode, Krawatten, Brautkleidern, Parfüm, Brillen, Heimtextilien und Schreibwaren. Im März 2010 wurde Sacha Walckhoff, ein französisch-schweizerischer Lacroix-Mitarbeiter seit 1992, zum Chefdesigner ernannt. Eine von Walckhoff designte und in Lizenz gefertigte Herrenkollektion für Frühjahr/Sommer 2011 wurde Mitte 2010 vorgestellt. Seither wurde regelmäßig Lacroix-Herrenmode bei den Pariser Modewochen präsentiert. Das Unternehmen ließ gleichzeitig verlauten, dass vor Ende 2014 kein Relaunch der Damenmode geplant sei.

Sonstiges

Christian Lacroix war die Lieblingsmarke der von Jennifer Saunders gespielten Hauptfigur in der ab den 1990er Jahren populären, britischen Sitcom Absolutely Fabulous.[6]

Als Kostümbildner

Kostüme von Lacroix für Johannes Eraths Lohengrin-Inszenierung in Graz und Oslo

Parallel zu seiner Tätigkeit als Couturier begann Lacroix in den 1980er Jahren, für Oper, Ballett und Schauspiel – an der Metropolitan Opera New York, am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, an der Wiener Staatsoper, in Berlin, Hamburg, Köln und München – Kostüme zu entwerfen. Für seine Arbeit an der Comédie-Française wurde er zweimal mit dem Theaterpreis Molière ausgezeichnet.

Eine langjährige Zusammenarbeit im Bereich der Oper verbindet den Designer mit dem Regisseur Vincent Boussard, für dessen Inszenierungen er unter anderem an der Bayerischen Staatsoper in München, an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, am Theater St. Gallen, an der Oper Frankfurt, der Hamburgischen Staatsoper und im Theater an der Wien das Kostümbild übernahm. Weiters arbeitet Lacroix fallweise mit den Regisseuren Denis Podalydès und Johannes Erath zusammen. Für Podalydès entwarf er die Kostüme für Don Pasquale (in Paris), für Le Bourgeois gentilhomme (in Luxembourg und Versailles) und für La clemenza di Tito (in Paris und Saint-Etienne). Mit Erath kooperierte er für Aida (in Köln) und Lohengrin (in Graz und Oslo).[7][8]

Arbeit als Kostümbildner (Auswahl)

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. CFDA: CFDA: Past Winners, abgerufen: 10. November 2012.
  2. DNews: Neuer Job für Christian Lacroix (14. Juli 2010).
  3. Wallraf-Richartz-Museum: Alexandre Cabanel (21. Oktober 2010).
  4. Textilwirtschaft: LVMH verkauft Christian Lacroix (7. Januar 2005).
  5. Süddeutsche Zeitung: Steiler Aufstieg, rapides Ende (28. Mai 2009).
  6. Sounds like me: Absolutely not fabulous: Lacroix geht baden, 2. Januar 2010.
  7. Christian Lacroix. In: oper-graz.com, abgerufen am 30. September 2013.
  8. Helmut Christian Mayer: Bildgewaltige Welt des „Schwanenritters“. In: kurier.at, 29. September 2013, abgerufen am 30. September 2013.