Christoph von Dohnányi
Christoph von Dohnányi (deutsch: [ ], ungarisch: [ ]) (* 8. September 1929 in Berlin) ist ein deutscher Dirigent und Intendant.
Leben
Dohnányi wurde als Sohn des Juristen und späteren Widerstandskämpfers Hans von Dohnanyi und von Christine Bonhoeffer, der Schwester von Dietrich Bonhoeffer, in Berlin geboren. Er besuchte die Thomasschule zu Leipzig, wo er Mitglied des Thomanerchores war, das Benediktinergymnasium Ettal und das Victoria-Gymnasium Potsdam.[1] Er studierte zunächst wie sein Bruder Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wechselte dann zu Komposition, Klavier und Dirigieren an die Hochschule für Musik und Theater München. Er wurde danach bei seinem Großvater Ernst von Dohnányi an der Florida State University und bei Leonard Bernstein in Tanglewood ausgebildet.
Er schlug Angebote von Bernstein in New York und László Halász in Hollywood aus. Stattdessen kehrte er nach Deutschland zurück und wurde 1953 Assistent von Georg Solti an der Oper Frankfurt. Mit 27 Jahren wurde er am Theater Lübeck zum jüngsten Generalmusikdirektor in Deutschland ernannt. Von 1963 bis 1966 war er GMD des Staatstheaters Kassel. Von 1964 bis 1969 leitete er das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester. Seit 1968 war er Generalmusikdirektor und seit 1972 zusätzlich Direktor der Oper Frankfurt und des Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchesters. Von 1977 bis 1984 folgte eine Tätigkeit als Intendant der Hamburgischen Staatsoper und Generalmusikdirektor des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Von 1982 bis 1984 wurde von Dohnányi zum Music Director Designate des Cleveland Orchestra ernannt, dessen Music Director er von 1984 bis 2002 war. 1997 folgte die Berufung zum Principal Conductor des Philharmonia Orchestra in London (bis 2008, seither Ehrendirigent). Von 1998 bis 2000 war er Chefdirigent des Orchestre de Paris. Von September 2004 bis zum Ende der Spielzeit 2011 war er Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters. Im selben Jahr kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück und dirigierte seitdem Abonnement-Konzerte mit dem Boston Symphony Orchestra, dem New York Philharmonic Orchestra, dem Kansas City Symphony, und dem Cleveland Orchestra.[2]
Wirken
Dohnányi liegt besonders die Neue Musik am Herzen, so brachte er u.a. Hans Werner Henzes Der junge Lord (1965) und Die Bassariden (1966) sowie Friedrich Cerhas Baal (1981) zur Uraufführung.
Auch als Mentor hat sich von Dohnányi hervorgetan. Alan Gilbert, heutiger Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker, war Dohnányis Assistent beim Cleveland Orchestra von 1995 bis 1997. Jens Georg Bachmann, Music Director des Crested Butte Music Festivals in Colorado, USA, war in gleicher Position beim NDR Sinfonieorchester von 2007 bis 2009.
Familie
→ Siehe auch: Dohnányi
Christoph von Dohnányi ist in dritter Ehe mit Barbara Koller verheiratet. Er war zuerst mit der Schauspielerin Renate Zillessen und dann mit der Sängerin Anja Silja verheiratet. Er hat fünf Kinder. Sein Sohn aus erster Ehe Justus von Dohnányi (* 1960) ist Schauspieler. Sein Bruder ist der Politiker Klaus von Dohnanyi.
Auszeichnungen
Dohnányi ist Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres, Träger des Bartók-Preises (Ungarn), der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main, des Hamburger Kunst- und Wissenschaftspreises und des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und des Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[3] (1992). Außerdem hält er Ehrendoktorwürden der Kent State University, der Case Western Reserve University, Oberlin College, der Eastman School of Music und des Cleveland Institute of Music.
- 1951: Richard-Strauss-Preis der Stadt München
- 1978: Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg
- 1992: „Dirigent des Jahres“ durch Musical America
- 2002: Ehrendirigent des Cleveland Orchestra
- 2008: Ehrendirigent des Philharmonia Orchestra
Literatur
- Jochen Thies: Die Dohnanyis. Eine Familienbiografie. Propyläen Verlag, München 2004, ISBN 3-549-07190-6
- Anja Silja: Die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren. Berlin 1999, ISBN 3-932529-29-4
- Klaus Schultz (Hrsg.): Offen sein zu – hören. Der Dirigent Christoph von Dohnányi. Murmann Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86774-074-6
- Christoph von Dohnányi in: Internationales Biographisches Archiv 35/2009 vom 25. August 2009, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Werke von und über Christoph von Dohnányi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Christoph von Dohnányi bei Discogs
- Christoph von Dohnanyi im Gespräch bei KlassikAkzente
- Informationen zur Aussprache des Familiennamens
- Eigene Website
Einzelnachweise
- ↑ Jochen Thies: Die Dohnanyis. Eine Familienbiografie.
- ↑ http://www.colbertartists.com/ArtistBio.asp?ID=christoph-von-dohnanyi
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Dohnányi, Christoph von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dirigent und Intendant |
GEBURTSDATUM | 8. September 1929 |
GEBURTSORT | Berlin |