Das Böse unter der Sonne (1982)

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Film
Titel Das Böse unter der Sonne
Originaltitel Evil Under the Sun
Produktionsland GB
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1982
Stab
Regie Guy Hamilton
Drehbuch Anthony Shaffer
Barry Sandler
Produktion John Brabourne
Richard B. Goodwin
Musik Cole Porter
Kamera Christopher Challis
Schnitt Richard Marden
Besetzung

Das Böse unter der Sonne ist ein englischer Spielfilm aus dem Jahr 1982. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie.

Handlung

Der belgische Privatdetektiv Hercule Poirot wird von der „London Trojan Insurance Company“ beauftragt, den Verbleib eines kostbaren Diamanten zu klären, der seinem ursprünglichen Eigentümer, dem mehrfachen Millionär Sir Horace Blatt, im Rahmen einer Blitzaffäre mit einer Dame aus dem Showbusiness abhandengekommen ist. Seine Ermittlungen führen Poirot in das exklusive Luxushotel „Chez Daphne“, der auf einer idyllischen Insel im Mittelmeer gelegenen ehemaligen Sommerresidenz des Königs von Tyrrhenien, die dieser seiner einstigen Mätresse und jetzigen Hotelierin Daphne Castle für „ihre Verdienste“ überlassen hat.

Auf der Insel findet sich nach und nach eine illustre Gesellschaft ein: Zu dem bereits in dem Hotel weilenden Ehepaar Myra und Odell Gardener, zwei Showproduzenten aus New York, und Rex Brewster, einem Autor, stoßen der junge, attraktive Patrick Redfern und seine nervöse, überspannte und etwas verhuschte Ehefrau Christine sowie Stammgast Kenneth Marshall; begleitet wird dieser von seiner halbwüchsigen Tochter Linda sowie seiner frisch angetrauten Ehefrau, der einstmals gefeierten, aber nicht mehr ganz jungen Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin Arlena Marshall, geborene Stuart.

Schnell macht sich die allürenhafte Arlena Marshall bei allen unbeliebt: Allzu offensichtlich flirtet sie mit dem sportlichen, durchtrainierten Patrick Redfern, der sich von den Umwerbungen der reifen Frau geschmeichelt fühlt, und stößt damit dessen Ehefrau Christine, eine sensible Künstlernatur, die sich aufgrund ihrer vielfältigen Überempfindlichkeiten an der Teilnahme an den sommerlichen Vergnügungen gehindert sieht, in tiefe Selbstzweifel. Kenneth Marshall, der grundsolide, treuherzige, aber trotz allem gehörnte Ehemann der Actrice, lässt sich nur schwer von der offensichtlichen Untreue seiner Gattin überzeugen, will aber dennoch nicht von dem Grundsatz „… bis dass der Tod uns scheidet …“ lassen; auch die Tatsache, dass seine pubertierende Tochter Linda von ihrer neuen Stiefmutter ständig schikaniert wird, kann daran nichts ändern. Daphne, auf der Bühne einstmals Arlenas Rivalin und mit dieser noch immer in tiefer Animosität verbunden, hält dabei zu Kenneth und seiner Tochter, für die sie aufrichtige Gefühle empfindet. Myra und Odell Gardener hingegen bemühen sich verzweifelt, die einstmals gefeierte Diva für ihre neueste Produktion zu gewinnen, ein Ansinnen, das diese jedoch unter ostentativem Hinweis auf ihren neuen Zivilstand schroff zurückweist. Da die Rechte an der Show bereits zusammen mit dem zugkräftigen Namen „Arlena Stuart“ verkauft sind, droht dem zweitklassigen Produzentenehepaar damit der Bankrott.

Auch der schmierige Klatschreporter Rex Brewster sieht sich vor einem finanziellen Debakel: Nicht zuletzt mit Hilfe seiner Insiderkenntnisse aus der Showbranche hat er soeben eine Biografie über die einstige Broadway-Ikone fertiggestellt, durch deren Verkauf er seinen Lebensunterhalt zu bestreiten hofft. Allerdings wartet das Buch mit einigen pikanten Details auf, weswegen von einer Autorisierung des Werks keine Rede sein kann. Schließlich stellt sich heraus, dass es sich bei der flatterhaften Dame, die Horace Blatt unter Vorspiegelung falscher Tatsachen um einen Diamanten erleichtert hat, um eben jene unsympathische Zeitgenossin handelt, die ihre Liebesbeute natürlich nicht herausrücken will (oder kann).

Als am folgenden Tag Arlena Marshall in einer einsamen Bucht, in der sie sich mit ihrem Liebhaber in spe zu einem Tête-à-tête verabredet hatte, erdrosselt aufgefunden wird, haben also alle Anwesenden für die Tat ein Motiv – für die Tatzeit aber ein hieb- und stichfestes Alibi. Trotz dieser Widrigkeit gelingt es Hercule Poirot, den Fall dank seines überragenden kriminalistischen Spürsinns zu lösen und im großen Finale die wahren Täter zu präsentieren: die Redferns.

Bei der Person, die von Patrick vor einer Zeugin aufgefunden und als die tote Arlena erkannt wird, handelt es sich tatsächlich um seine Komplizin Christine, die sich künstlich gebräunt hatte, um Arlenas Äußeres vorzutäuschen. Dieses Manöver sowie eine Manipulation von Lindas Armbanduhr waren nötig, um die Ermittlungen auf falsche Fakten zu lenken. Am Ende kann Poirot die Tat zwar klären, aber zunächst nicht beweisen. Doch nach einer Leichtsinnigkeit von Patrick beim Unterschreiben des Schecks für das Hotelzimmer sind alle Zweifel ausgeräumt. Die Diebesbeute, auf die es die Redferns abgesehen hatten, Arlena Marshalls bzw. Horace Blatts Diamant, hat Patrick in seiner Pfeife versteckt, auf der er für Poirot sehr auffällig herumkaut. Zum Abschluss präsentiert Poirot triumphierend den verschollenen Diamanten und bekommt von Patrick Redfern noch einen Kinnhaken verpasst.

Hintergründe zur Produktion

Der mit Ausnahme der Frisuren der Damen (diese im 1980er-Jahre-Stil) im aufwendigen Art-Déco-Stil gehaltene und mit einem kleinen Augenzwinkern erzählte Kriminalfilm wurde in den Lee International Studios in London und auf Mallorca gedreht. Bei der Insel, die im Vorspann gezeigt wird, handelt es sich um Sa Dragonera vor der mittelwestlichen Küste Mallorcas. Drehorte auf Mallorca waren Formentor Beach als französische Südküste (Szenen auf Sir Horaces Yacht) sowie Cala d’en Monjo als Daphnes Bucht und Hotel (das Gebäude gehörte einem Deutschen, wurde später aber von der Mallorquinischen Gemeinde gekauft und dann abgerissen, noch heute kann man Reste des Fundaments sehen: 39° 31′ 45,5″ N, 2° 25′ 49,6″ OKoordinaten: 39° 31′ 45,5″ N, 2° 25′ 49,6″ O). Bei der „Gull Cove“ handelt es sich um eine schwer zugängliche Bucht auf der Halbinsel von Formentor (Cala en Feliu) und bei der „Ladder Bay“ um eine Bucht bei Camp De Mar (Cala Blanca). Da sich in dieser Bucht kein Sandstrand befindet, musste der Sand für die Dreharbeiten extra herangeschafft und verteilt werden. Außenaufnahmen von Daphnes Hotel wurden auf dem Landgut La Raixa gedreht, dieses befindet sich nördlich von Palma und ist wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Poirot geht in Deià an der Westküste Mallorcas an Bord, um auf Daphnes Insel zu gelangen.

Peter Ustinov spielte hier nach Tod auf dem Nil zum zweiten Mal die Rolle des Hercule Poirot. Auch Jane Birkin und Maggie Smith hatten bereits in dieser Verfilmung eines Agatha-Christie-Romans mitgewirkt, Denis Quilley und Colin Blakely in Mord im Orient-Expreß. Guy Hamilton, bekannt als Regisseur zahlreicher James-Bond-Filme, hatte zuvor bei Mord im Spiegel Regie geführt.

Der Roman wurde 2001 im Rahmen der englischen Fernsehserie Agatha Christie’s Poirot neu verfilmt. Das Böse unter der Sonne spielt wie im Roman auf Burgh Island und nicht im Mittelmeer.

Deutsche Fassung

Das Böse unter der Sonne ist einer von nur sieben Filmen in rund 50 Jahren, in denen sich, anders als im vier Jahre zuvor gedrehten Hercule-Poirot-Krimi Tod auf dem Nil, der sehr gut Deutsch sprechende Peter Ustinov selbst auf Deutsch synchronisierte und dazu noch einen französischen Akzent simulierte.

Rolle Darsteller Synchronsprecher[1]
Hercule Poirot Peter Ustinov Peter Ustinov
Christine Redfern Jane Birkin Andrea Heuer
Sir Horace Blatt Colin Blakely Wolfgang Völz
Patrick Redfern Nicholas Clay Manfred Lehmann
Odell Gardener James Mason Ernst Wilhelm Borchert
Rex Brewster Roddy McDowall Horst Gentzen
Myra Gardener Sylvia Miles Gisela Trowe
Captain Kenneth Marshall Denis Quilley Christian Rode
Arlena Marshall Diana Rigg Regina Lemnitz
Daphne Castle Maggie Smith Eva Katharina Schultz
Linda Marshall Emily Hone Madeleine Stolze
Mr. Flewitt Richard Vernon Friedrich W. Bauschulte

Auszeichnungen

Kritiken

Auf Rotten Tomatoes erhielt der Film überwiegend positive Kritiken und erreichte eine Bewertung von 83 %, basierend auf sechs Kritiken.[2]

„Diese Agatha-Christie-Verfilmung von James-Bond-Regisseur Guy Hamilton wartet mit zahlreichen Stars bis in die Nebenrollen auf. Als Meisterdetektiv Hercule Poirot agiert, wie schon in ‚Tod auf dem Nil‘, der große Peter Ustinov. Das Ganze ist zwar nicht immer logisch, aber dennoch recht unterhaltsam.“

prisma-online

„Im mondänen Art deco-Design der 30er Jahre spielende Verfilmung eines Romans von Agatha Christie; stereotyp und spannungslos inszeniert.“

„‚Das Böse unter der Sonne‘ von Guy Hamilton ist das jüngste Beispiel jener Serie (‚Mord im Orient-Expreß‘, ‚Tod auf dem Nil‘, ‚Mord im Spiegel‘), die einen Roman von Agatha Christie zum Vorwand nimmt, ein erlesenes Starensemble in mehr oder minder exotischer Kulisse zu versammeln – und die Geduld des Zuschauers zu strapazieren. […] Während die Herren (Peter Ustinov, James Mason, Roddy McDowell, Nicholas Clay), in Knickerbocker, steifes Leinen und Würgekrawatten gezwängt, einen aussichtslosen Kampf mit hölzernen Dialogzeilen ausfechten, erwecken die Damen (Diana Rigg, Jane Birkin, Sylvia Miles, Maggie Smith) immerhin den Eindruck, zum Wettbewerb angetreten zu sein um einen Platz in der Welt-Besten-Liste der am auffälligsten gekleideten Ladys.“

Helmut W. Banz: Die Zeit[4]

„Elegantes Krimirätsel für eifrige Mitdenker.“

Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz meinen in Lexikon „Filme im Fernsehen“: „Mit großem Aufwand im Art-deco-Stil der 30er Jahre realisiert; leider zu kopflastig, worunter die filmische Umsetzung leidet.“ (Wertung: 1½ von vier möglichen Sternen = mäßig).[6]

Medien

  • Das Böse unter der Sonne. DVD, Kinowelt Home Entertainment 2004
  • Cole Porter: Evil Under the Sun. World Premiere Release of the Music from the Original Soundtrack. DRG, New York o.J., Tonträger-Nr. DRG 12615 – Original-Filmmusik-Aufnahme unter der Leitung von John Lanchbery
  • Agatha Christie: Das Böse unter der Sonne. Roman (Originaltitel: Evil Under the Sun). Deutsch von Ursula Gail. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-17143-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Böse unter der Sonne in der Deutschen Synchronkartei; abgerufen am 16. Mai 2011
  2. Das Böse unter der Sonne bei Rotten Tomatoes (englisch)
  3. Das Böse unter der Sonne im Lexikon des internationalen Films
  4. Die Zeit. 8. Oktober 1982, Nr. 41.
  5. Das Böse unter der Sonne – Film – Cinema. Abgerufen am 19. Dezember 2014.
  6. Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: Lexikon „Filme im Fernsehen“. (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 104.