Die Märchenbraut

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Fernsehserie

Die Märchenbraut (OT: Arabela) ist eine tschechoslowakische Fantasy-Kinderserie des Regisseurs Václav Vorlíček und des Drehbuchautors Miloš Macourek aus den Jahren 1979–1981, in der mit Zauberkräften ausgestattete Figuren aus dem Märchenreich in der wirklichen Welt auftauchen. Die Musik zur Serie schrieb Luboš Fišer. Die Serie wurde vom Tschechoslowakischen Fernsehen in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) produziert und im Filmstudio Barrandov in Prag gedreht.

Im Programm des DDR-Fernsehens lief die Serie 1983 unter dem Titel Die schöne Arabella und der Zauberer mit 16 Folgen zu je ca. 25 Minuten. Die Episodentitel unterschieden sich größtenteils von denen der ARD, viele ähnelten ihnen aber stark.

Die Serie wurde unter Co-Produktion mit dem WDR mit Die Rückkehr der Märchenbraut ab 1990 fortgeführt.

Inhalt

Der Schauspieler und Märchenerzähler Karl Majer gerät zufällig in den Besitz eines magischen Glöckchens, das beim Läuten den Zauberer Rumburak aus dem Märchenreich herbeiruft. Dieser nimmt ihn zum von Majer gewünschten Schießunterricht mit in das Märchenreich, wo Herr Majer aus Versehen den Tod des Wolfes von Rotkäppchen verschuldet. Rumburak wird dafür zur Verantwortung gezogen und muss fortan der Wolf sein. Er erlangt aber mit Hilfe der Hexe seine ursprüngliche Gestalt zurück und aus Rache erzählt er im Fernsehen in der Gestalt von Herrn Majer die Märchen in eigener Version, was katastrophale Auswirkungen auf das Märchenreich hat. Herr Majer wird persönlich dafür verantwortlich gemacht und um ihn zur Vernunft zu bringen, schickt der Märchenkönig seinen Hofzauberer Vigo und seine Töchter in die Menschenwelt.

Arabella, die jüngere Tochter des Königs, verliebt sich dort in Peter, den Sohn von Herrn Majer. Rumburak will sie jedoch für sich selbst haben und entführt Arabella auf seine Burg. Von dort aus kann sie aber in die reale Welt zu Peter fliehen. Rumburak folgt ihr, während der König und der Zauberer Vigo versuchen, Arabella zu retten, doch sie alle stoßen in der Menschenwelt auf unerwartete Schwierigkeiten. Inzwischen nutzt Arabellas Schwester Xenia, die mittlerweile mit Prinz Willibald aus dem Märchen Dornröschen verheiratet ist, die Abwesenheit des Königs, um im Märchenreich eine moderne Zivilisation zu errichten – nach dem Vorbild der Menschenwelt. Peter Majer, den es versehentlich ins Märchenreich verschlagen hat, hilft ihr widerwillig dabei, da sie ihn erpresst. Als sie aber ihr Versprechen, ihn als Gegenleistung zurückkehren zu lassen, nicht einhält, macht er sich auf eigene Faust auf die Suche nach einem Rückweg.

Auch die Bewohner des Märchenreichs haben bald genug von Xenias Modernisierungsmaßnahmen und schmieden einen Plan, ihr den Zauberring zu entwenden. Als dieser scheitert, soll dem verhinderten Dieb ein Arm abgehackt werden, was einen Volksaufstand auslöst. Daraufhin verwandelt Xenia kurzerhand alle in Autos und flieht mit Willibald und der Hexe (die, in der Gestalt der Königin, schon seit einiger Zeit Rumburaks Spionin in der Königsfamilie ist) in die Menschenwelt.

Peter trifft auf seinen kleinen Bruder Hansi und dessen Freundin Gretchen. Die Kinder hatten mit Arabellas Zauberutensilien allerlei Unfug getrieben und sich schließlich unabsichtlich in die Märchenwelt versetzt. Gemeinsam erreichen die drei Rumburaks Burg, wo sie mit Hilfe von dessen Fernsehstudio Kontakt mit der Menschenwelt aufnehmen. Auch hier hat es unterdessen einige Verwicklungen gegeben, in deren Verlauf die drei Zauberringe mehrmals den Besitzer wechselten und zwei davon vernichtet wurden.

Schließlich gelangt der letzte Ring wieder in Arabellas Hände und es scheint sich alles zum Guten zu wenden, als Rumburak doch noch einmal das Ruder herumreißen kann. Er bemächtigt sich der Zauberutensilien und entführt Arabella auf seine Burg, wo er alle Anwesenden in das Verlies sperrt. Zu allem Überfluss will er Peter köpfen lassen, um anschließend Arabella zur Frau nehmen zu können.

Peters Hinrichtung wird in letzter Minute von Fantômas, einer Figur aus dem benachbarten Märchenreich für die Erwachsenen, verhindert, den Arabella mit Hilfe ihrer zur Taube verzauberten Mutter alarmiert hatte. Rumburak wird selbst ins Verlies gesperrt und die Königin erhält ihre Gestalt zurück. Allerdings gelingt Rumburak, in einen Raben verwandelt, die Flucht.

Von Doktor Frankenstein, ebenfalls ein Bewohner des Märchenreichs für Erwachsene, kauft die Königin einen elektrischen Wolf, welcher nun den Wolf von Rotkäppchen ersetzt. Nachdem sie mit dem Zauberring das Märchenreich in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt haben, reisen alle in die Menschenwelt, wo die Hochzeit von Arabella und Peter gefeiert werden soll.

Rumburak versucht, noch einmal dazwischenzufunken, indem er Arabella und Peter während der Trauung in ein Schaf und eine Standuhr verwandelt. Die Hochzeit wird dennoch vollzogen und Rumburak und seine Helfershelferin, die Hexe, werden für ihre Taten von Vigo in Haushaltsgeräte verwandelt.

Die Besucher aus dem Märchenreich kehren nach der Trauung nach Hause zurück, nicht ohne für den Notfall das Glöckchen zurückzulassen, mit dem alles angefangen hatte. Bereits am selben Abend kann es nicht mehr aufgefunden werden, da Waldi, der Dackel der Majers, es sich unbemerkt geschnappt und vergraben hat. Doch Arabella ist nicht traurig darüber, denn jetzt kann sie endlich ein normales Leben ohne besondere Privilegien führen, wie sie es sich immer gewünscht hat.

Vorgeschichte

Der Fernsehserie ging der 1972 erschienene Märchenfilm Saxana-Das Mädchen auf dem Besenstiel voraus, ebenfalls in den Barrandov-Filmstudios Prag gedreht. Neben der ähnlichen Handlung, demselben Regisseur Václav Vorlíček und demselben Drehbuchautor Miloš Macourek sind auch die gleichen Filmeffekte und ähnliche Kulissen (Schule und Nervenklinik) augenscheinlich. Vladimír Menšík spielt im Film den Hausmeister der Hexenschule, in Die Märchenbraut Karl Majer.

Mit Saxana und die Reise ins Märchenland drehte Regisseur Václav Vorlíček 2011 sogar einen Fortsetzung zu dem Film, mit dem alles begann.[1]

Besonderheiten

Konzeption

In der Serie treten Märchenfiguren, beispielsweise aus den Grimmschen Märchen, sowie auch einige "Märchenfiguren" für Erwachsene auf, wie Fantômas. Hierdurch wurde der Eindruck eines übergreifenden Märchenkosmos im Sinne einer in sich geschlossenen Parallelwelt erzeugt. Die Serie lief erfolgreich. Ein Teil dieses Erfolgs liegt auch in der kritischen Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft im Allgemeinen und einer versteckten Kritik am real existierenden Sozialismus im Besonderen begründet – so zum Beispiel den im Plattenbau/ Hochhausneubau errichteten Trabantenstädten und der Zerstörung alter Bausubstanz zugunsten der modernen sozialistischen und autogerechten Stadt.

Zauberei

Der Zauberring und der Zaubermantel sind die beiden magischen Gegenstände, die in der Serie eine tragende Rolle spielen. Von beiden gibt es zu Anfang drei Exemplare, von denen zwei im Verlauf der Serie zerstört werden. Daneben existieren noch andere, weniger bedeutsame Gegenstände, wie der fliegende Koffer und die Kristallkugel, mit der man sehen kann, was eine Person gerade tut.

Der Zaubermantel dient dem Übergang von einer Welt in die andere. Es handelt sich um einen langen, weiten Umhang mit einem einzelnen Knopf am Kragen. Nachdem man den Mantel angelegt hat (wobei mehrere Personen darunter mitreisen können) erfolgt der Übergang mit dem Schließen des Knopfes. Man sieht dem Zaubermantel seine Besonderheit nicht an, worin eine gewisse Gefahr liegt. So gelangen erst Peter, dann Hansi und Gretchen in das Märchenreich, weil sie in Unkenntnis von dessen Funktionsweise den Mantel angezogen und geschlossen haben. Hansi und Gretchen geraten zudem in Gefahr, da sie nicht sofort erkennen, dass sie ins Märchenreich transferiert wurden.

Der Zauberring wird eingesetzt, indem man einen Wunsch denkt oder - seltener - ausspricht und den Ring am Finger um 180 Grad dreht. Auf diese Weise werden besonders häufig Menschen in Gegenstände, Tiere oder in eine andere menschliche Gestalt verwandelt (bzw. wieder zurück). Im Falle der Tierverwandlung bleibt in manchen Fällen die Fähigkeit zu sprechen erhalten (Rumburak als Wolf, Herr Majer als Hund), in anderen nicht (die Königin als Taube, Arabella als Schaf). Im Falle der Verwandlung in eine andere menschliche Gestalt bleibt die ursprüngliche Stimme erhalten. So wird Arabella kurioserweise zu einem massigen älteren General mit Frauenstimme. Verzauberte Menschen werden manchmal durch Drehen am Ring unbeabsichtigt zurückverwandelt. Als weitere Anwendungsmöglichkeiten kann man beliebige (nicht-magische) Gegenstände entstehen lassen und sich selbst oder andere an einen anderen Ort (jedoch nicht in eine andere Welt) zaubern. Zauberer wie Vigo, Rumburak und die Hexe verfügen noch über andere Methoden der Zauberei, der Zauberring gilt jedoch als besonders mächtig, da er sehr vielfältig eingesetzt werden kann und von jedermann einfach zu benutzen ist.

Der verhinderte Kuss

Ein Running Gag der Serie besteht darin, dass Arabella und Peter nie dazu kommen, einander zu küssen. Immer wenn sie es versuchen, werden sie gestört oder durch einen plötzlichen Einfall abgelenkt. Erst in der allerletzten Szene findet der lang erwartete Kuss schließlich statt.

TV-Märchen

Folgende Märchen werden im Verlauf der Serie im Fernsehen erzählt:

  • Prinzessin Arabella Ein offenbar für die Serie neu erfundenes Märchenfragment. Erzählt von Herrn Majer, abgebrochen weil dazu versehentlich die Bilder für Der Wolf und die sieben Geißlein gezeigt wurden. Episode: Der Wolf ist tot
  • Rotkäppchen Von Herrn Majer erzählt, von Rumburak verfälscht. Episode(West): Rumburaks Rache
  • Dornröschen Von Herrn Majer erzählt, von Rumburak verfälscht. Episode: Liebe auf den ersten Blick
  • Schneewittchen und die sieben Zwerge Erzählt von der neuen Märchentante, von Rumburak verfälscht. Episode: Der Dackel Herr Majer
  • Die Bremer Stadtmusikanten Von Herrn Majer und Herrn Groß mit großem Erfolg gemeinsam erzählt. Einzige Märchenausstrahlung ohne Panne. Episode: Im Verlies der Geisterburg

Folgen

Die Serie umfasste 13 Folgen zu je 30 Minuten:

  1. Der Wolf ist tot
  2. Rumburaks Rache
  3. Liebe auf den ersten Blick
  4. Der Dackel Herr Majer
  5. Arabella auf der Flucht
  6. Wunschring und Zaubermantel
  7. Märchen für den Müll
  8. Hänsel und Gretel
  9. Verhexte Autos
  10. Rumburaks große Chance
  11. Ein Taxi und fünf Generäle
  12. Im Verlies der Geisterburg
  13. Glöckliches Ende

Sie lief ebenfalls zusammengefasst zu 6 Folgen (ausgestrahlt z.B. bei RBB 2009)

  1. Der Wolf ist tot (01:21:41)
  2. Der Dackel Herr Mayer (00:55:04)
  3. Wunschring und Zaubermantel (00:55:08)
  4. Hänsel und Gretel (00:55:08)
  5. Rumburaks große Chance (00:54:41)
  6. Glöckliches Ende (00:54:37)

In der Fassung des DDR-Fernsehens hatte die Sendereihe 16 Teile, die mit jeweils 25 Minuten Sendelänge etwas kürzer waren, als die Teile der Original- bzw. der westdeutschen Fassung. Diese Teile hatten folgende Titel:

  1. Ein sonderbares Glöckchen
  2. Rumburaks Rache
  3. Spuk im Fernsehen
  4. Herr Majr, der Dackel
  5. Peter und die Prinzessin
  6. Wer rettet das Königreich?
  7. Arabella auf der Flucht
  8. Die Märchen auf den Müll …
  9. Ein teuflischer Irrtum
  10. Verhexte Schule
  11. Hänsel und Gretel
  12. Die verschwundenen Ringe
  13. Königliche Havarie
  14. Rumburak sieht eine Chance
  15. In letzter Minute
  16. Ende gut, alles gut

Synchronisation

Westdeutsche Version

Die deutsche Bearbeitung für die ARD erfolgte durch Bavaria Synchron München unter der Leitung von Hans-Peter Kaufmann.[2]

Darsteller Rolle Sprecher
Jana Nagyová Arabella Susanne Uhlen
Vladimír Dlouhý Peter Majer Hans-Georg Panczak
Jiří Lábus Rumburak Tommi Piper
Vladimír Menšík Karl Majer Wolfgang Hess
Vlastimil Brodský König Peter Pasetti
Jana Brejchová Königin Karin Anselm
Dagmar Patrasová Xenia Susanna Bonaséwicz
Ondrej Kepka Hansi Majer
Veronika Týblová Gretchen Hermann
Jiří Sovák Hofzauberer Vigo Holger Hagen
Stella Zázvorková Vera Majer Sabine Eggerth
Oldřich Vízner Prinz Willibald Ekkehardt Belle
Jana Andresíková Hexe Karin Kernke
František Filipovský Stunk Benno Hoffmann
František Peterka Fantômas Klaus Kindler
Jírí Hrzan Franz Groß Peter Thom
Iva Janžurová Fräulein Müller Dinah Hinz-Weiss
Antonín Jedlicka Lehrer Adam Fred Klaus
Otto Šimánek Der Lange Horst Raspe
Vít Olmer Dr. Frankenstein Elmar Wepper
Helena Růžičková Neue Märchentante Marianne Wischmann
Jiří Pleskot Schulinspektor Wolf Ackva
Lenka Korinková Zimmermädchen Simone Brahmann
Alena Karesová Erzählerin Edith Schneider

Ostdeutsche Version

In der Bearbeitung für das DDR-Fernsehen sprach Erhard Köster den Karl Majer und Michael Narloch den Rumburak.[3]

Sonstiges

Für die tschechischsprachige Originalversion der Serie synchronisierte die auch in Deutschland bekannte Schauspielerin Libuše Šafránková (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, 1973) die Rolle der Arabella. Der deutliche slowakische Akzent von Jana Nagyová, die in der Rolle zu sehen ist, wurde von den Machern der Serie als störend empfunden.

Die Serie bekam einen Nachfolger mit Die Rückkehr der Märchenbraut (Arabela se vrací, 1993), an der der 1988 verstorbene Vladimír Menšík nicht mehr teilnehmen konnte, sowie ohne die ursprüngliche Arabella Jana Nagyová und den ursprünglichen Fantômas František Peterka, und einen Ableger mit der Serie Der Zauberrabe Rumburak (Rumburak, 1984), in der Jiří Lábus seine Rolle als böser Zauberer ausbaute.

1979 drehte Jindřich Polák, in Deutschland als Schöpfer und Regisseur der Serie Pan Tau bekannt, das Kriminaldrama Smrt Stoparek (1979, deutsch: Per Anhalter in den Tod bzw. Vergewaltigt), in welchem Jana Nagyová (Arabella) und Dagmar Patrasová (Xenia) zwei Mordopfer spielen.

Die Serie wurde zuerst im Tschechoslowakischen Fernsehen ausgestrahlt. Die deutsche Erstausstrahlung begann im Programm der ARD am 4. Oktober 1981. In der DDR wurde die Serie – in der DDR-Fassung – vom 30. Juli bis zum 12. November 1983 im 1. Programm erstausgestrahlt und 1987 im 2. Programm wiederholt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Saxana und die Reise ins Märchenland, Anastratin.de
  2. Die Märchenbraut in der Deutschen Synchronkartei, Westdeutsche Version
  3. Die Märchenbraut in der Deutschen Synchronkartei, Ostdeutsche Version