Erdbach

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Erdbach
Gemeinde Breitscheid
Koordinaten: 50° 41′ N, 8° 13′ OKoordinaten: 50° 41′ 23″ N, 8° 13′ 7″ O
Höhe: 320 m ü. NN
Fläche: 4,4 km²
Einwohner: 645 (Mrz. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 147 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 35767
Vorwahl: 02777
Erdbach
Erdbach

Erdbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Breitscheid in Mittelhessen nahe der Grenze zu Rheinland-Pfalz.

Geologie

Erdbach liegt im erdgeschichtlich interessanten östlichen Teil des Westerwaldes nahe bei dessen höchstem Berg Fuchskaute (657,3 m ü. NHN).

In diesem Gebiet finden sich interessante Kalkvorkommen aus unterschiedlichsten geologischen Zeiträumen. Der „Erdbacher Kalk“ aus dem Unterkarbon gab einer Zeitstufe den Namen „Erdbachium“. In einem System von Karsthöhlen (Erdbach-Höhlensystem) verschwindet der Erdbach und taucht nach 1½ Kilometern bei einem Steinbruch aus der Karstquelle Erdbachauslauf wieder ans Tageslicht. Die Gemeinde Breitscheid hat hier einen „Karst-Lehrpfad“ eingerichtet, über den auch die neue Schauhöhle Herbstlabyrinth zu erreichen ist.

Unweit des Steinbruchs wurde das Fossilien-Schutzgebiet „Homberg“ eingerichtet, das einigen Universitätsinstituten von Jena bis zum Rhein als Forschungsgebiet dient. Die ältere Kalkformation bei Breitscheid stammt von einem subtropischen Korallenriff aus der Zeit des Devon (Mitte des Paläozoikums vor 400 Millionen Jahren).

Geschichte

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. Januar 1977 die bis dahin selbstständige Gemeinde Erdbach durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen der Gemeinde Breitscheid angegliedert.[2]

Archäologie

In den „Steinkammern“ des Rolsbachtals wurden 1884 Grabstätten aus der späten Hallstattzeit (um 550 v. Chr.) zutage gefördert. Eine spezielle Grabbeigabe nennt die Archäologie „Erdbacher Wendelhalsring“. In der Nähe vermutet man auch Wohnstätten von Neandertaler-Menschen, die allerdings noch der Entdeckung harren. Die „Steinkammern“ sind als Geotope Teil des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus.

Verkehrsgeschichte

Erdbach lag von 1906 bis 1980 an der Westerwaldquerbahn, die hier eine betriebliche Besonderheit aufwies: Wegen der zu überwindenden Steigung war der Bahnhof Erdbach zugleich eine Spitzkehre. Am 13. August 1973 kam es hier zu einem spektakulären Unfall: Durch den Eingriff Betriebsfremder im Bahnhof Mademühlen wurden 16 Güterwagen von einem Zug abgekuppelt und begannen im Gefälle bergabwärts zu rollen. Nach 15 km und Querung von 20 Bahnübergängen trafen sie auf den Prellbock des Bahnhofs Erdbach, überfuhren ihn und schlugen 50 Meter weiter in ein Wohnhaus ein, wo eine Frau ums Leben kam.[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Seit Mai 2009 wird das Herbstlabyrinth-Adventhöhle-System als Schauhöhle betrieben. Das Herbstlabyrinth zählt zu den größten Höhlen Deutschlands. Es wurde erst 1993 entdeckt und seitdem von der speläologischen Arbeitsgemeinschaft Hessen erforscht.

Am Rand von Erdbach entspringt der gleichnamige Bach, der am Kleingrubenloch in die Erde verschwindet und erst nach 14-34 Stunden Fließdauer in 1.200 m Entfernung wieder austritt. Dieses Erdbach-Schwinde genannte Phänomen zog früh Archäologen nach Erdbach, die zunächst in den heute frei zugänglichen Steinkammern im Rolsbachtal gruben. Erst 1965 wurde dann aber die eigentliche Erdbachhöhle erstmals betreten und in den folgenden dreißig Jahren erforscht[4].

Am Austritt des Erdbachs befindet sich heute das Fossilienschutzgebiet Homberg. Viele Versteinerungen, die hier gefunden wurden, belegen, dass vor ca. 350 Mio. Jahren Erdbach ein Wattenmeer war. Wissenswertes zur Erdgeschichte vermittelt der Karstlehrpfad, der über 15 Stationen u.a. auch am Museum „Zeitsprünge“ vorbeiführt[5].

Die denkmalgeschützte Erdbacher Kapelle stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts[6].

Für die anderen Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Erdbach.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Zahlen Daten Fakten“ in Internetauftritt der Gemeinde Breitscheid, abgerufen im September 2015.
  2. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen vom 13. Mai 1974. In: GVBl. I S. 237
  3. Hans-Joachim Ritzau, Jürgen Höstel: Die Katastrophenszenen der Gegenwart = Eisenbahnunfälle in Deutschland Bd. 2. Pürgen 1983. ISBN 3-921304-50-4, S. 159.
  4. Erdbach-Schwinde In: Wanderatlas Deutschland
  5. Karstlehrpfad der Gemeinde Breitscheid
  6. Erdbach-Porträt In: Wanderatlas Deutschland
  7.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!