FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte

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Frauen in die Aufsichtsräte
(FidAR)
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Rechtsform Gemeinnütziger eingetragener Verein
Gründung 7. November 2006 in Berlin
Sitz Berlin, Deutschland
Schwerpunkt Parität in den Aufsichtsräten und Führungsgremien deutscher Unternehmen
Vorsitz Anja Seng (Präsidentin)
Geschäftsführung Elisabeth Kern
Umsatz 330.000 Euro (2020)
Mitglieder ca. 1400
Website www.fidar.de

FidAR e. V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die im Jahr 2005 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen und im Herbst 2006 als Verein gegründet wurde. FidAR e. V. verfolgt das Ziel einer nachhaltigen Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen.

Ziele und Forderungen von FidAR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um das Ziel zu erreichen, den Frauenanteil in den Aufsichtsräten und Vorständen deutscher Unternehmen nachhaltig zu erhöhen, fordert FidAR insbesondere folgende verbindliche Maßnahmen:

  • Eine gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent Frauen auf der Anteilseignerseite der Aufsichtsräte aller privaten und öffentlichen Gesellschaften, die einen mitbestimmten Aufsichtsrat haben
  • Wirksame Sanktionen bei Nichtbeachtung der verbindlichen Mindestquoten
  • Die Steigerung der fachlichen Kompetenz aller Aufsichtsratsmitglieder, insbesondere durch adäquate Qualifizierungsmaßnahmen
  • Eine größere Transparenz bei der Besetzung von Aufsichtsratspositionen

FidAR hat die wesentlichen Forderungen der Initiative erstmals am 1. Oktober 2008 in der sogenannten „FidAR-Deklaration“ festgehalten und veröffentlicht.[1]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FidAR wurde am 7. November 2006 von Sabine Bangert, Anke Domscheit-Berg, Sibyll-Anka Klotz, Eva Kreienkamp, Brigitte Lammers, Monika Schulz-Strelow[2] und Jutta von Falkenhausen gegründet.[3] Das manager magazin zählt FidAR zu den „bedeutenden Netzwerken der deutschen Wirtschaftselite“.[4]

Wichtigster Impuls zur Gründung von FidAR war die Erkenntnis, dass die freiwillige „Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft“ vom 2. Juli 2001 zu wenige Fortschritte bei der Stärkung des Frauenanteils in Führungspositionen der Wirtschaft gebracht hat.[5] So zeigte eine Studie des DIW im August 2005, dass lediglich 7,5 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder der 100 größten Unternehmen in Deutschland weiblich waren und über 80 Prozent dieser Frauen von der Arbeitnehmerseite entsandt wurden.[6]

FidAR in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FidAR hat den Vereinssitz in Berlin und regionale Vertretungen in Hamburg, Köln, München und Frankfurt am Main. Die FidAR-Netzwerke in den Regionen kooperieren teilweise mit Unternehmen und Verbänden, die sich im Sinne der Ziele von FidAR engagieren.[7]

Seine Erfolge verdankt FidAR seiner hohen Vernetzung mit der Politik und Frauenverbänden und -vereinen. Kooperationspartner von FidAR sind:[8]

Aktivitäten und Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zentrum der umfangreichen Veranstaltungsaktivitäten von FidAR steht das jährliche FidAR-Forum. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Veranstaltung hat sich zu einer der wichtigsten Foren für das Thema Frauen in Führungspositionen in Deutschland entwickelt und eine Reihe wichtige Impulse für die öffentliche Debatte dieses Themas gegeben:

  • Anlässlich des ersten FidAR-Forums am 16. September 2009 veröffentlichte die damalige Frauenministerin Ursula von der Leyen einen Stufenplan zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten der Privatwirtschaft und der öffentlichen Unternehmen. Dieser Stufenplan wurde später Bestandteil des Koalitionsvertrags zwischen CDU, CSU und FDP vom 26. Oktober 2009.[9]
  • Im Rahmen des FidAR Forums II am 15. März 2010 in der Französischen Botschaft in Berlin kündigte der damalige Personalvorstand der Deutschen Telekom AG, Thomas Sattelberger, erstmals die freiwillige Einführung einer Frauenquote für Führungspositionen bei der Telekom an. Mindestens 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen des Unternehmens sollen danach bis 2015 mit Frauen besetzt sein.
  • Seit Anfang 2013 engagiert sich FidAR bei dem Aktionsbündnis Spitzenfrauen fragen, dem insgesamt zehn Frauenverbände angehören, die alle für Quotenregelungen in der Wirtschaft eintreten.[10]

Women-on-Board-Index[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2011 veröffentlichte FidAR erstmals den Women-on-Board-Index.[11] Der WoB-Index ist das erste Ranking der 160 in den Börsensegmenten DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten Unternehmen nach dem kumulierten Frauenanteil in den Aufsichtsräten und Vorständen.[12]

Berliner Erklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FidAR gehört gemeinsam mit Business and Professional Women Germany e. V., Deutscher Landfrauenverband e. V., European Women’s Management Development und Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) e. V. sowie den Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär, Ekin Deligöz, Sibylle Laurischk, Cornelia Möhring, Rita Pawelski und Dagmar Ziegler zu den Initiatorinnen der Berliner Erklärung von 2011.[13] Die Initiative fordert „eine Quote bei den Aufsichtsräten der börsennotierten, mitbestimmungspflichtigen und öffentlichen Unternehmen ein, die zunächst mindestens 30 Prozent betragen soll“.[14] Zu den prominenten Erstunterzeichnern gehören unter anderem die Vizepräsidentin der EU-Kommission Viviane Reding, Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin des Saarlands, Annegret Kramp-Karrenbauer und die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Axel Springer AG, Friede Springer.[15] Die Berliner Erklärung ist weiterhin in unterschiedlicher Zusammensetzung tätig[16] (2017: 17 Initiatorinnen – 2021: 21 Initiatorinnen und 25 Verbündete).

Gesetzesinitiative für gesetzliche Mindestquote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitglieder des FidAR-Vorstands werden als Expertinnen bei Anhörungen auf Bundes- und Landesebene gehört und haben an der Gesetzesinitiative von Bündnis 90/Die Grünen zur Einführung einer gesetzlichen Mindestquote für Frauen in Aufsichtsräten mitgearbeitet.[17] Der Gesetzentwurf wurde am 13. Oktober 2010 von Renate Künast, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, im Bundestag vorgestellt[18] und am 2. Dezember 2011 vom Deutschen Bundestag in namentlicher Abstimmung abgelehnt.[19]

Allerdings wurde 2016 doch noch eine Frauenquote in Aufsichtsräten eingeführt.[20]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gesetzliche Frauenmindestquote von 25 Prozent für Aufsichtsräte gefordert, Zweiwochendienst, 20. Oktober 2008, abgerufen am 10. September 2012 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  2. Monika Schulz-Strelow – Das „freche Gesicht“ für die Frauenquote. In: Handelsblatt, 19. Mai 2011. Die Frau hinter der Frauenquote. Zeit Online, 8. September 2011. Kampf für weibliche Aufsichtsräte – Warum Frauen die Finanzkrise managen sollten. Spiegel Online, 4. Januar 2009
  3. Selbstverständnis von FidAR. (PDF) klotz-info.de; abgerufen am 1. September 2012
  4. Streng vertraulich! In: manager magazin, 2/2011.
  5. Frauen in Führung, emotion, 01/2012
  6. Führungskräfte im internationalen Vergleich: Frauen in Aufsichtsräten in Deutschland meist von Arbeitnehmervertretungen entsandt. (PDF; 168 kB) In: DIW Wochenbericht, Nr. 35/2005
  7. FidAR in den Regionen. fidar.de; abgerufen am 10. September 2012
  8. FidAR Forum 2017. Homepage FidAR; abgerufen am 19. August 2017
  9. Wachstum. Bildung. Zusammenhalt. (Memento vom 9. Januar 2013 im Internet Archive) Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP, 26. Oktober 2009; abgerufen am 6. Oktober 2012
  10. Homepage von Spitzenfrauen fragen (Memento des Originals vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spitzenfrauen-fragen.de
  11. Women-on-Board-Index. (Memento vom 5. Juni 2013 im Internet Archive) fidar.de; abgerufen am 10. September 2012
  12. 160 Firmen, eine Chefin, manager magazin online, 17. Februar 2011
  13. Initiatorinnen der Berliner Erklärung
  14. Berliner Erklärung
  15. Erstunterzeichnerinnen der Berliner Erklärung. (Memento vom 12. Februar 2013 im Internet Archive) berlinererklaerung.de; abgerufen am 10. September 2012
  16. Berliner Erklärung. In: berlinererklaerung.de. 22. September 2022, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  17. Entwurf eines Gesetzes zur geschlechtergerechten Besetzung von Aufsichtsräten. (PDF; 197 kB) bundestag.de, Bundestagsdrucksache 17/3296; abgerufen am 10. September 2012
  18. Grüne fordern 40 Prozent, die tageszeitung, 13. Oktober 2010
  19. Extrakt. DIP, Dokumentations- und Informationssystem für Parlamentarische Vorgänge; abgerufen am 10. September 2012
  20. Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen. 1. Oktober 2016, archiviert vom Original am 1. Oktober 2016; abgerufen am 3. Juli 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmfsfj.de