Geoffrey (Erzbischof)

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Geoffrey (deutsch Gottfried, * um 1153; † 12. Dezember 1212 in der Normandie) war Bischof von Lincoln und Erzbischof von York.

Herkunft

Geoffrey wurde als unehelicher Sohn Heinrich II. von England geboren, bevor dieser den englischen Thron bestieg. Seine Mutter war vermutliche eine Engländerin namens Ykenai. Geoffrey wurde von seinem Vater anerkannt und gemeinsam mit den Kindern seiner Frau Eleonore erzogen.[1] Mit Eleonore hatte Heinrich einen Sohn, der ebenfalls Geoffrey hieß, jedoch später Herzog der Bretagne wurde.

Bischof von Lincoln und Kanzler Heinrichs II.

Sein Vater bestimmte ihn für eine kirchliche Laufbahn und ernannte ihn im September 1171 zum Archidiakon von Lincoln. Während der Revolte der Söhne von Heinrich II. stand er auf der Seite seines Vaters, der ihn anschließend im September 1173 zum Bischof von Lincoln ernannte. Da Geoffrey jedoch ein unehelicher Sohn, für das Amt zu jung und noch kein Priester war, musste sein Vater bei Papst Alexander III. einen Dispens bewirken, der 1175 erteilt wurde. Danach konnte Geoffrey feierlich in Lincoln einziehen. Anschließend schickte Heinrich seinen Sohn jedoch zur theologischen Ausbildung nach Tours. Weihnachten 1178 kehrte Geoffrey als Diakon nach Lincoln zurück und übernahm die Verwaltung der Temporalien des Bistums. Die Bischofsweihe zögerte er jedoch hinaus, bis Papst Lucius III. 1181 Richard of Dover, dem Erzbischof von Canterbury befahl, einen Bischof für das seit 15 Jahren vakante Bistum Lincoln zu weihen. Daraufhin verzichtete Geoffrey am 6. Januar 1182 auf sein Bistum, und an seiner Stelle wurde Walter de Coutances zum Bischof geweiht.

Heinrich II. hatte seinen Sohn als guten, wenn auch strengen Verwalter kennen gelernt und ernannte ihn noch vor seinem Verzicht auf den Bischofsstuhl zu seinem Kanzler. Geoffrey diente ihm weiterhin treu. Während des Krieges gegen König Philipp II. von Frankreich 1187 befehligte er einen Teil der Armee seines Vaters, und als sein Halbbruder Richard gegen seinen Vater rebellierte und ihn aus Le Mans vertrieb, blieb Geoffrey an der Seite seines Vaters. Als Heinrich II. am 6. Juli 1189 geschlagen in Burg Chinon starb, war Geoffrey als einziger seiner Söhne bei ihm und bereitete nach dem Tod des Königs zusammen mit William Marshal die Beisetzung des Königs vor.

Die Krypta von York Minster ist der einzige Teil der Kirche, der aus der Zeit Geoffreys of York erhalten ist

Ernennung zum Erzbischof von York

Das Amt des Kanzlers legte Geoffrey nieder, doch gemäß dem letzten Willen ihres Vaters ernannte Richard, der nun König von England war, ihn zum Erzbischof von York. Das Domkapitel bestätigte am 10. August 1189 die Ernennung, doch gegen diese Wahl erhoben einige Mitglieder des Domkapitels Einspruch, da bei der Wahl der Dekan Hubert Walter und der Suffraganbischof von Durham, Hugh de Puiset, gefehlt hätten. Sie brachten ihren Einspruch vor Papst Clemens III. Geoffrey ließ sich von Johannes, dem Bischof des dem Erzbistum York unterstellten Bistums Whithorn am 23. September 1189 zum Priester weihen. Gegen diese Weihe protestierte nun Balduin, der Erzbischof von Canterbury, der das Recht der Weihe des Erzbischofs von York für sich beanspruchte.

König Richard sandte im November 1189 seinen Bruder nach Schottland, von wo er den schottischen König Wilhelm den Löwen nach Canterbury begleiten sollte, damit er Richard als neuen König huldigte. Auf der Reise nach Schottland baten die Domherren von York, dass Geoffrey doch mehrere neue Domherren einsetzen solle, die von Richard ernannt worden waren. Geoffrey lehnte dies mit dem Hinweis ab, dass er dies nur tun könne, wenn er als Erzbischof vom Papst bestätigt worden sei. Durch diese Weigerung verärgerte er nicht nur die Domherren, sondern auch seinen königlichen Bruder, dessen Autorität er so in Frage gestellt hatte. Als Geoffrey mit dem schottischen König in Canterbury eintraf, war er somit von Gegnern umgeben: neben seinem Bruder waren auch der Erzbischof von Canterbury, der ehemalige Dekan von York und jetzige Bischof von Salisbury Hubert Walter sowie Bischof Hugh de Puiset anwesend. Walter und Hugh Puiset protestierten nun vor Kardinal Johann von Anagni, dem päpstlichen Legaten, gegen die Wahl Geoffreys zum Erzbischof. Geoffrey ergriff nun jedoch selbst die Initiative und erreichte, dass der Legat seine Wahl bestätigte, die endgültige Entscheidung jedoch dem Papst in Rom überließ. Die Gunst seines Bruders erkaufte sich Geoffrey zurück, indem er ihm £ 3000 zur Finanzierung des Dritten Kreuzzugs versprach. Als er jedoch seinen Bruder 1190 vor dessen Aufbruch ins Heilige Land in der Normandie wieder traf, hatte er das Geld nicht aufbringen können. Sein erzürnter Bruder drohte ihm daraufhin, die Wahl Geoffreys beim Papst zu widerrufen und verbot ihm, während der nächsten drei Jahre seiner Abwesenheit nach England zurückzukehren. Geoffrey folgte Richard nach Vézelay, wo dieser sich mit dem französischen König zur Reise ins Heilige Land traf, und konnte durch die Zahlung von 2000 Mark verhindern, dass Richard seine Drohung wahr machte.[2] Von Vézelay reiste Geoffrey dann nach Tours, wo er auf die päpstliche Bestätigung seiner Wahl wartete.

Drohender Bürgerkrieg in England

Während seiner Reise nach Pälästina erfuhr Richard auf Sizilien von dem drohenden Bürgerkrieg in England zwischen seinem Bruder Johann und dem Justitiar William Longchamp. Vermutlich wollte er, dass Geoffrey nach England zurückkehrte und sowohl Johann wie auch Longchamp in Schach halten würde.[3] Er sandte deshalb seine Mutter Eleonore nach Rom, wo diese den neuen Papst Coelestin III. bewegte, den Erzbischof von Tours mit der Bischofsweihe von Geoffrey zu beauftragen. Geoffrey wurde nun tatsächlich am 18. August 1191 von Erzbischof Barthelemy von Vendôme in Tours geweiht. Er glaubte, dass durch die Weihe nun auch Richards Verbot der Rückkehr nach England aufgehoben sei, und setzte gegen den Widerstand von Beamten von Longchamp am 14. September nach Dover über. Dort flüchtete er vor den Beamten Longchamps in das Kirchenasyl der Priorei St Martin, wo er nach fünf Tagen gewaltsam festgenommen wurde und in den Kerker von Dover Castle gebracht wurde. Dieser Gewaltakt erinnerte an den Tod von Thomas Becket, und als die Nachricht von dieser Demütigung Geoffreys, der als treuer Sohn von Heinrich II. in England hoch geachtet wurde, bekannt wurde, kam es zu einem allgemeinen Aufruhr, der schließlich zum Sturz von Longchamp führte. Geoffrey dagegen kam rasch frei und wurde schließlich am 1. November 1191 als Erzbischof im York Minster inthronisiert.

Schon kurz nach seiner Inthronisation kam es zwischen ihm und dem ihm unterstellten Bischof von Durham erneut zum Streit. Geoffrey verlangte von Puiset das Gelöbnis des Gehorsams. Puiset, der schon seit fast 40 Jahren Bischof von Durham war, erwiderte, das er bereits dem früheren Erzbischof Roger de Pont L'Evêque Gehorsam gelobt hatte und verweigerte ein neues Gelöbnis. Daraufhin exkommunizierte Geoffrey Puiset und auch seinen Halbbruder Johann, der Weihnachten als Gast von Puiset auf Hoveden Castle verbracht hatte. Puiset wandte sich an den Papst, der die Exkommunikationen als unbegründet aufhob.[4] Geoffrey blieb weiter in Opposition zu Johann, und als König Richard nach seiner Freilassung aus der Gefangenschaft, in die er auf der Rückreise vom Kreuzzug geraten war, nach England zurückkehrte und Johanns Burg Nottingham Castle belagerte, schloss sich Geoffrey ihm am 25. März 1194 an. Nachdem Geoffrey später jedoch seinem Bruder Vorhaltungen über dessen Lebenswandel machte, kam es zwischen ihm und Richard zum endgültigen Bruch, und Geoffrey zog sich nach Rom zurück.

Erzbischof unter Johann Ohneland

Als Richard 1199 starb, war Geoffrey noch in Rom und konnte deswegen nicht an der Krönung von Johann zum englischen König teilnehmen. Auf seiner Rückreise nach England traf er am 15. August 1199 in Rouen mit dem neuen König zusammen, um ihre Freundschaft zu erneuern, und gemeinsam setzten sie im Februar 1200 von Barfleur nach Portsmouth über. Als Johann jedoch in England neue Steuern zur Finanzierung seines Krieges mit dem französischen König erhob, verweigerte Geoffrey den königlichen Steuereintreibern, die Steuer in seiner Diözese zu erheben. Als Johann ihn bat, ihre Nichte Blanka von Kastilien und den französischen Prinzen Ludwig zu trauen, lehnte Geoffrey dies ab. Nachdem Geoffrey seinem Bruder auch noch 3000 Mark versprochen hatte, damit er das Amt des Sheriffs von Yorkshire erhält, die Zahlung der Summe jedoch verzögerte, setzte Johann ihn als Sheriff wieder ab und vergab das Amt an seinen Vertrauten Geoffrey fitz Peter. Dieser setzte James Poterne als seinen Vertreter ein, worauf Geoffrey Poterne exkommunizierte.[5] Daraufhin beschlagnahmte Johann im Sommer 1200 Geoffreys Güter und Besitzungen. Erst als Geoffrey ihn im Oktober ihn im Oktober in Dover und im November bei der Beerdigung von Bischof Hugo von Lincoln traf, konnte er eine teilweise Rückerstattung erreichen. Im Frühjahr 1201 trafen sich die beiden erneut in York, und gegen die Zahlung einer Strafe von 1000 Mark erhielt Geoffrey seine Besitzungen zurück, während er die Exkommunikation von William de Stuteville und von James Poterne aufhob.

Als Johann im Frühjahr 1207 wieder eine Sondersteuer in England erhob, protestierte Geoffrey erneut dagegen und flüchtete ins Exil in die inzwischen von Frankreich eroberte Normandie und bat Papst Innozenz III., seine Diözese mit dem Interdikt zu belegen. Johann besetzte sein Bistum und behielt die Einkünfte daraus für sich. Geoffrey starb Ende 1212 im Exil in der Priorei Sant Michel in Grandmont bei Rouen, ohne sich mit seinem Bruder ausgesöhnt zu haben.[6] Er wurde in der Priorei begraben.

Die Vertreibung aus dem Paradies, Szene aus dem für Geoffrey von York hergestellten Leiden-Psalters

Nachwirkung

Geoffrey war ein begabter Mann, doch hatte er das aufbrausende Temperament und den Starrsinn der Plantagenets geerbt. Sein Leben war von vielen Konflikten geprägt, was schließlich zu seinem Tod im Exil führte.[7]

Für Erzbischof Geoffrey wurde ein reich illuminiertes Psalter hergestellt, das später in den Besitz des französischen Königs Ludwig des Heiligen kam. Es befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Leiden.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. John T. Appleby: Johann "Ohneland". König von England. Riederer, Stuttgart 1965, S. 49
  2. John T. Appleby: Johann "Ohneland". König von England. Riederer, Stuttgart 1965, S. 51
  3. John T. Appleby: Johann "Ohneland". König von England. Riederer, Stuttgart 1965, S. 51
  4. John T. Appleby: Johann "Ohneland". König von England. Riederer, Stuttgart 1965, S. 57
  5. John T. Appleby: Johann "Ohneland". König von England. Riederer, Stuttgart 1965, S. 93
  6. John T. Appleby: Johann "Ohneland". König von England. Riederer, Stuttgart 1965, S. 127
  7. Dieter Berg: Die Anjou-Plantagenets: Die englischen Könige im Europa des Mittelalters (1100–1500). Kohlhammer, 2003, ISBN 3-17-014488-X, S. 77
  8. The Courtauld Institute of Art: The Leiden Psalter: Production, Patronage and Ownership. Abgerufen am 6. März 2015.
VorgängerAmtNachfolger
Robert de ChesneyBischof von Lincoln
1173–1181
Walter de Coutances
Roger de PontErzbischof von York
1191–1212
Walter de Gray
Ralph de WarnevilleLordkanzler von England
1181–1189
Wilhelm Longchamp