Gymnasium Philippinum (Marburg)
Gymnasium Philippinum | |
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Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1527 |
Ort | Marburg |
Land | Hessen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 48′ 3″ N, 8° 45′ 26″ O |
Träger | Universitätsstadt Marburg |
Schüler | 1095 (Stand 1.11.2010) |
Leitung | Wolf-Dieter Stein |
Website | www.philippinum.de |
Das Gymnasium Philippinum ist ein traditionsreiches Gymnasium in Marburg in Oberhessen, das im Jahre 1527 vom Landgraf Philipp gegründet wurde.
Geschichte
Das Gymnasium wurde 1527 als protestantisches Pädagogium der gleichzeitig gegründeten Marburger Universität von Philipp dem Großmütigen eingerichtet und sollte vor allem den angehenden Studenten die notwendigen Latein- und Griechischkenntnisse vermitteln. Erst 1833 erlangte es als kurfürstliches Gymnasium unter seinem neuen Direktor August Vilmar die Selbständigkeit von der Universität. Seit 1866 war es ein königlich-preußisches Gymnasium.
1868 zog die Schule vom ehemaligen Dominikanerkloster in ein neugotisches Gebäude in der Untergasse. Über einem Portal dort war in Stein gemeißelt zu lesen: Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.[1] 1904 erhielt die Schule zum 400. Geburtstag des Gründers den heutigen Namen. Beim 425. Schuljubiläum im Sommer 1952 hielt Rudolf Bultmann den Festvortrag zum Thema „Humanismus und Christentum“.[2] 1953 wurde in der ehemaligen Knabenschule die Koedukation eingeführt, das erste Mädchen legte 1959 die Abiturprüfung ab. 1969 bezog das Gymnasium einen Neubau gegenüber der Elisabethschule in der Leopold-Lucas-Straße. Das alte Gebäude im Zentrum von Marburg wurde im Rahmen der Stadtsanierung abgerissen. Heute steht an diesem Platz ein Kaufhaus. Am 2. August 2010 wurden am Gymnasium Philippinum die Sanierungsarbeiten eingeleitet.
Philippinum heute
Ein besonderer Schwerpunkt des Philippinums ist der Musikunterricht mit musikalischer Frühförderung (Streicherklassen, Bläserklassen) und Leistungskursen Musik in der Oberstufe. Die humanistische Tradition des Philippinums ist noch am Fremdsprachenunterricht zu erkennen, der mit Latein und Englisch in der fünften Klasse beginnt. Außerdem stehen ab der 7. Klasse Französisch und Griechisch und ab der 11. Klasse Spanisch, Italienisch und Russisch als Fremdsprachen zur Verfügung. Schüler des Gymnasiums Philippinums können außerdem das Graecum erwerben.
Bezüglich der Sekundarstufe II hat das Philippinum eine enge Kooperation mit vier Gesamtschulen der näheren Umgebung aufgebaut. Zu diesem Schulverbund gehören die Wollenbergschule in Wetter, die Gesamtschule Ebsdorfergrund in Heskem, die Gesamtschule Niederwalgern und die Richtsberg-Gesamtschule der Stadt Marburg.
Die enge Zusammenarbeit mit der Marburger Philipps-Universität ermöglicht den Schülern ab Klasse 12 die Teilnahme an zahlreichen Propädeutika in den Fachbereichen Philosophie, Mathematik, Literaturwissenschaft und Rechtswissenschaft.
Das Große Orchester der Schule errang gemeinsam mit dem Alten Kurfürstlichen Gymnasium Bensheim den 1. Preis beim 1. Hessischen Schulorchester-Wettbewerb 2011.
Internationale Partnerschaften
Es bestehen vielfältige Austauschprogramme und Partnerschaften:
- Frankreich: Poitiers zum Lycée Camille Guérin
- Spanien: Merida
- Schottland: Edinburgh
- Italien: Rom
- Vereinigte Staaten: Kennebunkport/Maine, Fairfield/Maine, Millersville/Pennsylvania, Topeka (Kansas), LaCrescenta/California
- Australien: Melbourne
Bekannte Lehrer
- Justus Vultejus (1529–1575), Schulleiter und Professor für Hebräisch
- Karl Reinhard Müller (1774–1861), Mathematiker und Ehrenbürger Marburgs
- August Friedrich Christian Vilmar (1800–1868), konservativer lutherischer Theologe, Direktor 1833–1850
- Philipp Braun (Pädagoge) (1844–1929), Altphilologe
- Gottfried Friedrich Aly (1852–1913), Altphilologe, Direktor ab 1909
- Cornelius Hölk (1869–1944), Altphilologe, Direktor 1917–1932
- Wilhelm Enßlin, (1885–1965) deutscher Althistoriker, Lehrer ab 1922
- Hans Volkmann, (1900–1975) deutscher Althistoriker, Lehrer ab 1930
- Wilhelm Luther (1910–1976), deutscher Altphilologe und Fachdidaktiker, Direktor 1953–1975
- Richard Weber (* 1938), ehemaliger deutscher Fußballspieler, Lehrer für Sport und Englisch bis 2002
- Jürgen Gießing (* 1967), Sport- und Erziehungswissenschaftler, Lehrer für Sport und Englisch von 2001 bis 2007
Bekannte Schüler
- Adam Lonitzer (1528–1586), Botaniker
- Johannes Althusius (um 1563–1638), Rechtsgelehrter und Staatstheoretiker
- Johann Friedrich Hombergk zu Vach (1673–1748), Rechtswissenschaftler, Rektor und Kanzler der Universität Marburg
- Carl Justi (1832–1912), Kunsthistoriker
- Ludwig Bickell (1838–1901), Fotograf, Denkmalpfleger, Gründer des Marburger Universitätsmuseums
- Carl Bantzer (1857–1941), Maler
- Karl Vorländer (1860–1928), vertrat als Kantforscher die Marburger Schule/Neukantianismus
- Otto Ubbelohde (1867–1922), Maler, Radierer und Illustrator
- Leopold Lucas (1872–1943), jüdischer Historiker und Rabbiner
- Ludwig Justi (1876–1957), Kunstwissenschaftler, von 1909–1933 Direktor der Nationalgalerie Berlin
- Walter Bauer (1877–1960), Theologe
- Kurt Wolff (1887–1963), Verleger
- Werner Bergengruen (1892–1964), Schriftsteller
- Erwin Piscator (1893–1966), Theaterintendant und Regisseur
- Leo Strauss (1899–1973), Philosoph
- Max Plaut (Jurist, 1901), Jurist, Ökonom, jüdischer Verbandsfunktionär
- Carl Joachim Friedrich (1901–1984), Politikwissenschaftler (Harvard und Heidelberg)
- Adolf Arndt (1904–1974), Jurist, Politiker (SPD), Architekturkritiker
- Richard Hamann-Mac Lean (1908–2000), Kunsthistoriker
- Friedrich Freiwald (1911–1974), Jurist und Politiker (CDU)
- Wolfgang de Boor (1917–2014), deutscher Psychiater, Professor für forensische Psychiatrie und Kriminologie
- Dieter Henrich (* 1927), deutscher Philosoph
- Siegmar Döpp (* 1941), Altphilologe (München, Bochum, Göttingen, Berlin), Vorsitzender der Mommsen-Gesellschaft
- Claus Schreiner (* 1943), Musikpublizist und -produzent, Preisträger des Jazz-Echo 2010
- Karl-Heinz Lather (* 1948), General der Bundeswehr (Heer)
- Jürgen Schölmerich (* 1948), Internist und Hochschullehrer, Vorstandsvorsitzender und Ärztl. Dir. am Uniklinikum Frankfurt am Main
- Christoph Heubner (* 1949), Schriftsteller
- Wau Holland, mit bürgerl. Namen Herwart Holland-Moritz (1951–2001), Internet-Pionier, Mitbegründer des "Chaos Computer Clubs" (CCC)
- Georg Ulrich Großmann (* 1953), Kunsthistoriker, Hochschullehrer und Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg
- Katharina Krause (* 1960), Kunsthistorikerin, Präsidentin der Philipps-Universität Marburg
- Ingrid Arndt-Brauer (* 1961), Politikerin (SPD)
- Hartmut Leppin (* 1963), Althistoriker und Leibniz-Preisträger 2014
- Gert Anhalt (* 1963), Journalist und Autor von Sachbüchern und Kriminalromanen
- Matthias Schmidt (* 1963), Politiker (SPD)
- Henning Rübsam, Tänzer und Choreograph
- Henning Harnisch (* 1968), Basketballspieler
- Michael Frowin (* 1969), Kabarettist, Schauspieler, Regisseur
- Nkechi Madubuko (* 1972), Soziologin, Schauspielerin und TV-Moderatorin
- Andy Groll (* 1974), Filmkomponist
- Gyburg Uhlmann (* 1975), Altertumswissenschaftlerin
- Oliver Junk (* 1976), Politiker (CSU), Oberbürgermeister von Goslar
- Felix Rech (* 1977), Theaterschauspieler
- Lisa Koop (* 1985), Basketballspielerin
Förderverein
Aktive Elternvertreterinnen und -vertreter betätigen sich als Sponsoren für vielfältige schulische und außerschulische Belange. So wurde eine Schülerbibliothek aufgebaut, die weitgehend auf dieser ehrenamtlichen Tätigkeit basiert.
Vereinigung der Ehemaligen
1927, also im 400. Jahr des Bestehens der Schule, wurde ein Ehemaligenverein gegründet, der jährlich – in bisher ununterbrochener Folge – die CHRONIKA herausgibt. Interessierte Alumni, Schüler, Lehrer und Freunde der Schule haben sich so eine Möglichkeit geschaffen, die Verbindung zu ihrem Gymnasium aufrechtzuerhalten. Außerdem unterstützt der Ehemaligenverein die Schule bei Anschaffungen im kulturellen und sportlichen Bereich, fördert aber auch einzelne Schülerleistungen und gestaltet dadurch aktiv das heutige Schulleben mit.
Quellen und Literatur
- Jahresbericht des Königlichen Gymnasiums zu Marburg. Marburg 1885–1904 (Digitalisat)
- Jahresbericht des Königl. Gymnasium Philippinum zu Marburg. Marburg 1905–1915 (Digitalisat)
- Friedrich Aly, Emil Becker: Das Album des akademischen Pädagogiums. In: Jahresbericht des Königl. Gymnasium Philippinum zu Marburg. Marburg 1905–1906 (2 Aufsätze) (Digitalisat)
- Friedrich Engelhardt: Verzeichnis der Direktoren und Lehrer des Marburger Gymnasiums von seiner Neugründung 1833 bis Ostern 1910. In: Jahresbericht des Königl. Gymnasium Philippinum zu Marburg. Marburg 1910–1911 (2 Aufsätze) (Digitalisat)
- Friedrich Engelhardt: Die Abiturienten des Marburger Gymnasiums von seiner Neugründung 1833 bis Ostern 1910. In: Jahresbericht des Königl. Gymnasium Philippinum zu Marburg. Marburg 1911–1912 (2 Aufsätze) (Digitalisat)
- Gymnasium Philippinum 1527–1977. Festschrift zur 450-Jahrfeier, hrsg. von Albrecht H. Danneberg, Marburg 1977.
- Zukunft braucht Erfahrung. Eine Festschrift zur 475-Jahrfeier, hrsg. von Erdmute Johanna Pickerodt-Uthleb, Marburg 2002.
- Bernhard Unckel: Vom Pädagogium der Reformation zum Gymnasium der Gegenwart. Vierhundertfünfzig Jahre Gymnasium Philippinum, in: Gymnasium Philippinum 1527–1977. Festschrift zur 450-Jahrfeier, hrsg. von Albrecht H. Danneberg, Marburg 1977, S. 33–108.
- Jahrbuch des Gymnasiums Philippinum, erscheint seit 2006, hrsg. von Dieter Gabrian und Roland Knoke