Haus Oldenburg

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Stammwappen des Hauses Oldenburg
Stammwappen der Oldenburger mit dem Wappenspruch

Das Haus Oldenburg ist eines der bedeutendsten Geschlechter des regierenden europäischen Hochadels. Es begründete sich auf einem alten norddeutschen Fürstengeschlecht, dessen Ursprünge im so genannten Osnabrücker Nordland liegen. Es wurde mit Egilmar I. 1091 erstmals sicher bezeugt. Die namensgebende Burg Aldenburg (Oldenburg) lag an der Hunte, wurde 1108 erstmals erwähnt und diente den Grafen von Oldenburg seit Mitte des 12. Jahrhunderts als Residenz.

1448 gelangte ein Oldenburger Graf durch Wahl auf den dänischen Königsthron und trat die Grafschaft an seinen jüngeren Bruder ab. Die dänische Linie, die seither bis heute ununterbrochen regiert, verzweigte sich später vielfach, regierte zugleich im Herzogtum Schleswig und in der Grafschaft Holstein, zeitweise auch in Schweden und (bis heute) in Norwegen, 1667 fiel ihr auch die Grafschaft Oldenburg – nach dem Erlöschen der jüngeren Linie – wieder zu, 1762 dann der russische Zarenthron und 1863 die Krone Griechenlands. Sämtliche Zweige bilden das Gesamthaus Oldenburg.

Die noch heute regierenden Königshäuser von Dänemark und Norwegen gehören genealogisch zum Zweig Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, desgleichen das frühere griechische Königshaus sowie die Nachkommen des (aus dem griechischen Königshaus stammenden) Gemahls der britischen Königin Elisabeth II. Die bis 1918 regierenden Großherzöge von Oldenburg sowie die russischen Zaren aus dem Hause Romanow-Holstein-Gottorp gehören genealogisch zum Hause Schleswig-Holstein-Gottorf, ebenfalls einem Zweig der dänischen Linie des Gesamthauses Oldenburg.

Geschichte

Europäische Bedeutung erlangte das Grafengeschlecht der Oldenburger, als 1448 Christian I., der älteste Sohn des Grafen Dietrich von Oldenburg († 1440), zum König von Dänemark und 1457 zum König von Schweden und Norwegen gewählt wurde. Er begründete die bis heute in Dänemark und Norwegen regierende Linie. Sein jüngerer Bruder Gerhard IV. gen. Gerd der Mutige (abged. 1482) (um 1430–1500) setzte die in der Grafschaft Oldenburg regierende gräfliche Linie fort, die mit dem Tod des landesgeschichtlich herausragenden Grafen Anton Günther im Jahr 1667 erlosch. Anton, der uneheliche Sohn Anton Günthers, wird Begründer des halbsouveränen Hauses Aldenburg-Bentinck, während die Grafschaft Oldenburg an die ältere, königlich dänische Linie fällt. Von dieser zweigten sich u. a. die Linien Schleswig-Holstein-Gottorf (auch Holstein-Gottorp, ab 1762 russisches Zarenhaus Romanow-Holstein-Gottorp) und Schleswig-Holstein-Sonderburg ab.

Die Sonderburger Linie zerfiel in zahlreiche Zweige: Der Augustenburger Zweig Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg erlosch 1931. Dagegen kam die jüngere Glücksburger Linie − Holstein-Sonderburg-Glücksburg, eigentlich Linie der Herzöge von Beck − 1863 mit Christian IX. auf den dänischen Thron und hält diesen bis heute inne. König Christians IX. zweiter Sohn wurde 1863 als Georg I. König von Griechenland. Seine Nachkommen haben dort bis 1967 regiert.

Karl, Enkel Christians IX., wurde als Håkon VII. 1905 König von Norwegen, wo die Oldenburger ebenfalls bis heute den König stellen. Der griechische Zweig stellt mit Charles, Sohn von Philip Mountbatten, Duke of Edinburgh (geboren als Prinz Philippos Andreou von Griechenland und Dänemark), den britischen Thronfolger.

Schon bevor die Glücksburger Linie die dänische Königswürde erhielt, hatte die ältere Linie Schleswig-Holstein-Gottorp mit Karl Peter Ulrich als Peter III. den russischen Zarenthron erlangt. Seine Nachkommen regierten unter dem Namen Romanow-Holstein-Gottorp bis 1918 in Russland.

1751 erlangte Adolf Friedrich, ein Spross der Gottorper Linie, die Krone Schwedens und wurde Begründer der schwedischen Königslinie, die bis 1818 den Thron besaß, der dann durch Adoption an das Haus Bernadotte überging. Mit Friedrich August von Holstein-Gottorp (1711–1786), dem Fürstbischof von Lübeck, erhielt ein Bruder Adolf Friedrichs von Schweden im Vertrag von Zarskoje Selo 1773 die Grafschaft Oldenburg und wurde 1776 zum Herzog erhoben. Von ihm stammen die Großherzöge (seit 1815) von Oldenburg (jüngere Linie Holstein-Gottorp) ab, die bis 1918 regierten.

Übersicht über die wichtigsten Linien des Gesamthauses Oldenburg

  • Oldenburg (ursprünglich gräfliche Linie, stellte ab 1448 die Könige von Dänemark, erloschen 1863)

Prominente Vertreter

Die bedeutendsten Vertreter des Gesamthauses Oldenburg (alle der Glücksburger Linie angehörig) sind derzeit:

Das jüngere Haus Oldenburg seit 1776

Friedrich August von Schleswig-Holstein-Gottorf, ab 1773 erster Herzog von Oldenburg

Zarin Katharina II. von Russland, welche die Vormundschaft über ihren Sohn, den Großfürsten und Zarewitsch Paul Petrowitsch, zugleich Erbherzog von Holstein-Gottorp, innehatte (die ältere Linie des Hauses Holstein-Gottorp regierte seit der Thronbesteigung seines Vaters 1762 als Haus Romanow-Holstein-Gottorp in Russland), tauschte nach Verhandlungen von 1767 im Mai 1773 die holstein-gottorpischen Erblande gegen die bis dahin dänischen Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst; diese trat Großfürst Paul durch den Vertrag von Zarskoje Selo Ende 1773 dem Fürstbischof von Lübeck, Friedrich August, einem Mitglied der in Holstein verbliebenen jüngeren Linie des Hauses Holstein-Gottorp und Bruder des schwedischen Königs Adolf Friedrich, ab. Durch diesen Vorgang entsagte Russland allen Ansprüchen an das Herzogtum Schleswig, das nun vollständig in dänischen Besitz kam, des Weiteren wurde das Fürstbistum Lübeck, bis dato eine gottorpische Sekundogenitur mit reichsunmittelbaren Gebieten nördlich von Lübeck und um Eutin, mit Oldenburg faktisch in Personalunion vereinigt. Die seit dem Mittelalter bestehende Grafschaft Oldenburg wurde Ende 1774 durch Reichsdekret zum Herzogtum erhoben. Im Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Hochstift Lübeck dann in ein erbliches weltliches Fürstentum umgewandelt und als Fürstentum Lübeck den Herzögen von Oldenburg zugesprochen. 1804 einigte sich der Herzog von Oldenburg Peter Friedrich Ludwig in einem Vergleich mit der Hansestadt Lübeck auf eine Verteilung der Stiftsgrundstücke in der Stadt und der Ländereien des Domkapitels, sodass wechselseitig eine arrondierende Gebietsabgrenzung besonders bei den Lübecker Exklaven erfolgte.

1815 wurde auf dem Wiener Kongress das Herzogtum dann zum Großherzogtum Oldenburg erhoben und erlangte kurz danach weiteren Gebietszuwachs, namentlich das Fürstentum Birkenfeld an der Nahe und die Herrschaft Jever. 1854 trat Oldenburg dem Deutschen Zollverein und 1867 dem Norddeutschen Bund bei, 1871 wurde es ein Bundesland des Deutschen Kaiserreichs. Im Zuge der Novemberrevolution entsagte Großherzog Friedrich August am 11. November 1918 dem Thron. Das Oldenburger Residenzschloss und Schloss Jever gingen in Staatsbesitz über, die Schlösser Rastede bei Oldenburg sowie Eutin und Güldenstein in Ostholstein verblieben im Besitz des herzoglichen Hauses.

Oberhäupter des Hauses Oldenburg (deutsche Linie) seit 1776

Siehe auch

Literatur

  • Robert Bohn: Dänische Geschichte. Beck, München 2001, ISBN 3-406-44762-7.
  • Hans Friedl: Oldenburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 511–513 (Digitalisat).
  • Egbert Koolman (Hrsg.): Das Haus Oldenburg in Rußland. Isensee, Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-715-8.
  • Oldenburgische Landschaft (Hrsg.): Dem Wohle Oldenburgs gewidmet. Aspekte kulturellen und sozialen Wirkens des Hauses Oldenburg 1773–1918. Isensee, Oldenburg 2004, ISBN 3-89995-142-5.
  • Margarethe Pauly: Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa. Isensee, Oldenburg 2004, ISBN 3-89995-146-8.
  • Hartmut Platte: Das Haus Oldenburg. Börde, Werl 2006, ISBN 3-9810315-4-7.
  • Gerd Steinwascher: Die Oldenburger. Die Geschichte einer europäischen Dynastie. Urban-Taschenbücher Bd. 703, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-021061-5.
  • Jörgen Welp (Red.): Dem Wohle Oldenburgs gewidmet: Aspekte kulturellen und sozialen Wirkens des Hauses Oldenburg, 1773–1918 (= Veröffentlichungen der Oldenburgischen Landschaft. Bd. 9). Hrsg. von der Oldenburgischen Landschaft, Isensee, Oldenburg 2004, ISBN 3-89995-142-5.

Weblinks

Commons: Haus Oldenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Oldenburg. Gotthard Matysik, abgerufen am 29. November 2010.