Himmelsberg (Giesel)

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Himmelsberg

Der Himmelsberg von Südosten mit plateauartigem Gipfelbereich

Höhe 489,7 m ü. NHN [1]
Lage bei Giesel; Landkreis Fulda, Hessen (Deutschland)
Gebirge Unterer Vogelsberg
(Osthessisches Bergland)
Koordinaten 50° 30′ 44″ N, 9° 32′ 27″ OKoordinaten: 50° 30′ 44″ N, 9° 32′ 27″ O
Himmelsberg (Giesel) (Hessen)
Himmelsberg (Giesel) (Hessen)

Der Himmelsberg bei Giesel im hessischen Landkreis Fulda ist ein 489,7 m ü. NHN[1] hoher Berg des Unteren Vogelsbergs im Osthessischen Bergland.

Geographie

Lage

Der Himmelsberg erhebt sich im zwischen dem Vogelsberg im Westen und der Rhön im Osten im Gieseler Forst. Sein Gipfel liegt 4,4 km südwestlich von Oberrode (Stadt Fulda), 2 km westnordwestlich von Giesel (Gemeinde Neuhof), 4,5 km ostnordöstlich des Kernorts von Hosenfeld, 3,6 km ostsüdöstlich von Schletzenhausen (Gemeinde Hosenfeld), 4,6 km südöstlich von Hainzell (Hosenfeld) und 4,5 km südsüdöstlich von Kleinlüder (Gemeinde Großenlüder). Die Kernstadt der an der Fulda gelegenen Stadt Fulda liegt etwa 10 km nordöstlich. Der Berg gilt zwar als Hausberg von Giesel, er liegt aber in der Gemarkung von Hosenfeld. Ostsüdöstlich in Richtung Giesel vorgelagert ist die Egert (430,9 m).

Am Ostfuß des Himmelsberges liegt im Talzug der Giesel (Gieselbach) der Neuhofer Ortsteil Giesel. An seinem Westfuß befindet sich das Tal des Lüder-Zuflusses Kalte Lüder, das sich vom Siebenbrunnental vorbei am Weiler Sieberzmühle mit dem gleichnamigen Ausflugsgasthof unterhalb eines Wandererparkplatzes an der Landesstraße 3079 mit dem Rabental vereinigt. Es verläuft weiter in nördlicher Richtung an der Zwickmühle und an den Wohnplätzen Schlagberg und Hessenmühle westlich an der Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz vorbei, um sich südlich vor Kleinlüder mit dem Tal der Jossa zu vereinigen.

Naturräumliche Zuordnung

Der Himmelsberg gehört in der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Osthessisches Bergland (Nr. 35) und in der Haupteinheit Unterer Vogelsberg (350) zur Untereinheit Fuldavorland des Vogelsberg (Gieseler Forst) (350.6) und stellt eine Singularität der 5. bis 7. Ordnung dar. Nach Nordosten leitet die Landschaft zur Haupteinheit Fuldaer Senke (352) und nach Nordwesten zur Untereinheit Östlicher Unterer Vogelsberg (350.3) über.

Schutzgebiete

Auf dem Himmelsberg liegen oberhalb der 420-m-Höhenlinie das Naturschutzgebiet Himmelsberg (CDDA-Nr. 163681; 1980 ausgewiesen; 1,3261 km² groß) und das flächendeckende und gleich große Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Himmelsberg (FFH-Nr. 5423-301).[1]

Flora und Fauna

Auf der plateauartigen Gipfelregion des Himmelsbergs befindet sich ein geschützter, sukzessiv (sich selbst überlassen) entstandener und lichter Perlgras-Buchenbestand während der übrige Bereich des Waldes wie die des Gieseler Forstes überwiegend aus Kiefernforsten mit eingestreuten kleineren Fichten- und Mischwaldbeständen bestehen. Auf dem westlichen Berghang sind ehemals von Giesel aus landwirtschaftlich genutzte Waldwiesen eingestreut. Der Berg hat überwiegend die für Nordhessen einzigartigen Vorkommen von Heidelbeer-Kiefernwäldern als Lebensraum des Caprimulgus europaeus (Ziegenmelker). Er hat regionale Bedeutung als wertvolles Brutgebiet. Zum Beispiel gibt es Schwarzstorch-Vorkommen im Westen im Naturschutzgebiet Himmelsberg mit Nahrungsbeziehungen unter anderem in das Tal der Giesel (Gieselbach) im Süden und zu deren Zufluss Saurode (mit Teichen) im Norden. Hinweis auf vier Rotmilan-Brutvorkommen im Waldrandbereich im Nordwesten über den wesentlichen Teil.

Geschichte

Überblick

Der Himmelsberg gehörte von der Entstehung des Fränkischen Reiches unter den Dynastien der Merowinger und Karolinger ab dem 5. Jahrhundert über 13 Jahrhunderte und damit bis in die Neuzeit zu der zu Giesel gehörenden Waldgemarkung der ehemaligen Oberförsterei Giesel mit ihren zahlreichen Förstereien. Die Gemarkung rührt von der geschichtlichen Entwicklung her betrachtet aus dem früheren Wildbann Zunderhart – Karlmann-Schenkung an das Kloster Fulda – des bis in das 19. Jahrhundert bestehenden späteren Forstgut (Domäne). Die Grenzen des Gieseler Forstes decken sich fast mit dem Gebiet des Waldgebiets Zunderenhart (Zundernwald) zwischen den Flüssen Fulda und Lüder bis zur Fliede. Nach der Gebietsreform in Hessen seit den 1970er Jahren ist der Himmelsberg aus Gründen des Größenausgleichs der neuen Gemarkungsflächen aus der ehemaligen Gemarkung Oberförsterei Giesel der Gemarkung Hosenfeld zugeordnet worden.

Töpferei und Bergbau

Auf dem oberen Süosthanghang des Himmelsbergs gibt es eine große Zahl von teils mit Wasser gefüllten Ton-Kauten (Restlöcher), die Zeugnis von dem ab dem 15. Jahrhundert belegten alten Töpferhandwerk in Giesel sind. Zeugnis vom vorhandenen Braunkohlevorkommen unter dem Gipfelbereich legt ein alter Bergwerksstollen, der jetzt als Fledermaus-Refugium dient ab.

Sage

Einer Sage nach hauste vor vielen Jahrhunderten im Zunderhart, einem großen, tiefen Wald zwischen Rhön und Vogelsberg das Wilde Heer, das sich gegen seinen König erhoben hatte und aus seiner Heimat vertrieben wurde

Vermessungs- und Aussichtsturm

Auf dem Himmelsberggipfel stand bis nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) ein begehbarer hölzerner Vermessungs- und Aussichtsturm. Er bot über die Baumwipfel der alten Buchenbestände durch seine exponierte Lage eine hervorragende Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen – unter anderem zu diesen Sichtzielen: der Rimberg (Knüllgebirge) im Norden, die Wasserkuppe (Rhön) im Osten, der Hessische Landrücken im Süden, der Taufstein und Hoherodskopf (Vogelsberg) im Westen. Der Turm war aufgrund des Alters nach 1954 nicht mehr standsicher, zerfiel und wurde nicht mehr erneuert.

Heute befindet sich an der Stelle des ehemaligen Standortes ein Trigonometrischer Punkt der Landesvermessung als sichtbarer Granitstein auf dem Berggipfel.

Wirtschaftsgeschichte

Der Himmelsberg war einst für Giesel durchaus von wirtschaftlicher Bedeutung:

Steinbruch

Wenige hundert Meter entfernt vom einst auf dem Berg stehenden Vermessungs- und Aussichtsturm lag ein Steinbruch, in dem roter Sandstein abgebaut wurde. In den 1970er Jahren wurde er mit Abbruchmaterial der in der nahen Stadt Fulda angesiedelten ehemaligen Hutstofffabrik verfüllt. Nachdem dies aus naturschutzrechtlichen Gründen untersagt wurde, ist er mittlerweile in noch erkennbaren Randbereichen wieder im Zuge der Sukzession mit Büschen und jungen Bäumen bewachsen.

Tonabbau

Der Tonabbau spielte im Mittelalter bis in die Neuzeit hinein, zur Herstellung von irdener Töpferware, für das Gebiet des Klosters Fulda und darüber hinaus eine wichtige Rolle. Zahlreich sind die noch erkennbaren Tonkauten auf den südöstlichen Hanglagen, die bis nahe an die Gipfelregion heranreichen. Sie zeugen als trichterförmige Abbaugruben von dem historischen Tonabbau. Es sind keine von Bombeneinschlägen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs verursachte Bombentrichter, wie oft fälschlich angenommen wird.

Ehemaliges Braunkohlebergwerk nach Aufgrabung des eingebrochenen Stolleneinganges mit Gebäuderesten der Anlage über Tage (links).

Braunkohlebergbau

Für einen Braunkohlebergbau in der Neuzeit gab es Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Südhang des Berges auf dem Niveau der 450-m-Höhenlinie zwei Phasen von Abbauversuchen. Durch die Anlegung eines bergmännisch vorgetriebenen Stollens durch den anliegenden Buntsandstein sollte Braunkohle abgebaut werden. Die Versuche scheiterten. Die vorgefunden Kohle, so die Heimatforschung, war 1000 Jahre zu jung. 1920 wurde die Schachtanlage endgültig geschlossen.

Der Stolleneingang und Reste der Anlagen sowie die kleine Abraumhalde mit geringer Haldensturzhöhe sind an der im Volksmund sogenannten Bergwerksstraße, die man vom Wandererparkplatz Sieberzheiligen fast niveaugleich erreicht, noch vorzufinden.

Verkehr und Wandern

Südlich vorbei am Himmelsberg verläuft die Landesstraße 3079 (Hosenfeld–Sieberzmühle–Giesel). Südsüdöstlich des Berges bei der Anhöhe Sieberzheiligen verlief die frühgeschichtliche Handelsstraße Antsanvia. Alte Wegemarken zeugen noch heute von deren Verlauf unmittelbar seitlich der asphaltierten und bis in die 1970er Jahre nach Oberrode führenden Kreisstraße 107. Im Rahmen eines Entwidmungsverfahrens nach dem Hessischen Straßengesetz (HessStrG) wurde die ehemals dem öffentlichen Straßenverkehr gewidmete Straße im Einvernehmen mit dem Forstamt Fulda, dem Landkreis Fulda und der Gemeinde Hosenfeld zur Forststraße abgestuft. Die K 107 besteht nur noch zwischen den Fuldaer Stadtteilen Oberrode und Besges.

Gegenüber dem Wandererparkplatz Sieberzheiligen stehen seitlich der Landesstraße ein Bildstock sowie ein senkrecht stehender Sandstein, ein alter Grenzstein der frühgeschichtlichen Karlmann-Schenkung, die im Zuge des Straßenbaues der L 3079 in den 1960er Jahren auf die nun gegenüberliegende Straßenseite versetzt wurden.

Unmittelbar an den Wandererparkplatz angrenzend wurde 1966 der neue Hochbehälter der Wasserversorgung Giesel errichtet.

Der Himmelsberg lässt sich unmittelbar vom viel genutzten Wandererparkplatz Sieberzheilgen an der L 3079 auf markierten Wanderwegen, die sich in einem guten Zustand befinden, Er- und Umwandern. Auch von weiteren um den Berg gelegenen Wandererparkplätzen, lässt er sich von verschieden Ausgangspunkten erkunden: An dem Weiler Sieberzmühle mit dem gleichnamigen Ausflugslokal oder bei der Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz beginnend kann der Berg auf – für den öffentlichen Fahrzeugverkehr gesperrten – Wald- und Forstwegen erwandert werden.

Bildergalerie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)

Literatur

  • Erwin Lorey: Der Himmelsberg und seine natürliche Umgebung – vom Werden und entdecken seiner Landschaft, 1. Auflage 2010, Deutsche Nationalbibliothek, ISBN 978-3-86805-567-2