Kommunale Wasserwerke Leipzig

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Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1994
Sitz Leipzig, Deutschland
Leitung Michael M. Theis
Dr. Ulrich Meyer
Mitarbeiterzahl 558 (2011)[1]
Umsatz 151,6 Mio. Euro(2011)[1]
Branche Wasser, Abwasser
Website www.L.de/wasserwerke
Logo der KWL bis Januar 2016

Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH (KWL) sind ein Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland. Die im Eigentum der Stadt Leipzig (74,65 %) und des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land (25,35 %) befindliche Gesellschaft nimmt die Wasserver- und Abwasserentsorgung für den Leipziger Raum wahr.

Unternehmen

Die KWL betreiben heute die fünf Wasserwerke Naunhof 1 und 2, Canitz, Thallwitz und Belgershain sowie die Wasserversorgungsanlage Probstheida. Zur Abwasserbehandlung gibt es 17 Kläranlagen, von denen die größte das Klärwerk Rosental ist. Von den neun historischen Wassertürmen, die der KWL in Leipzig und Umgebung gehören und die alle unter Denkmalschutz stehen, sind noch drei in Probstheida, Engelsdorf und Zwenkau in Betrieb.[2] Zur Stabilisierung der Wasserversorgung werden auf hoch gelegenen Geländebereichen unterirdische Zisternen als Hochbehälter betrieben, so seit 1958 auf dem Galgenberg bei Liebertwolkwitz[3] und seit 1977 auf dem Schwarzen Berg bei Taucha.[4]

Das Trink- und Abwassernetz mit einer Vielzahl von Behälteranlagen, Pump- und Druckerhöhungsstationen hat eine Gesamtlänge von 6055 Kilometern.[5]

Geschichte

Warnschild gegen Wasserverschwendung

Noch bis zum Jahre 1866 erfolgte die Wasserversorgung der Stadt Leipzig aus der Mühlpleiße. Die mittelalterlichen Wasserkünste pumpten das Flusswasser in die Stadtbrunnen. Durch Wasserkraft angetriebene hölzerne Pumpen förderten das Wasser in höher gelegene Vorratsbehälter, von denen es durch Leitungen zu den Abnehmern floss.

Wasserwerk Connewitz (1865)

Der durch die Industrialisierung bedingte steigende Wasserverbrauch machte 1866 den Bau des Wasserwerks Connewitz erforderlich. Am westlichen Ende der Kaiserin-Augusta-Straße (heute Richard-Lehmann-Straße) wurde auf dem Gelände der späteren Stadtgärtnerei von englischen Ingenieuren das erste Grundwasserwerk der Stadt errichtet. Das aus einer Sickerwassergalerie auf den Bauernwiesen in der Pleißenaue gewonnene Wasser wurde zur 4000 Kubikmeter fassenden Erdbehälteranlage Probstheida gefördert, es speiste erstmals eine moderne Druckwasserversorgungsanlage. Mit dem Übergang zur Überlandversorgung ging das Wasserwerk Connewitz nach 1887 schrittweise außer Betrieb.

Nachdem der 1877 von der Stadt Leipzig beauftragte Wasserbauingenieur Adolf Thiem im Stadtgebiet keine Grundwasservorkommen in ausreichender Menge finden konnte, wurde er vom damaligen Leiter der Königlich-Sächsischen Geologischen Landesanstalt Hermann Credner nach Naunhof verwiesen, „wo ein eiszeitliches Muldebett große Grundwassermengen führt, an deren Versiegen nicht zu denken ist.“ Nachdem Bohrungen die Wasservorkommen bestätigt hatten, wurde nach Thiems Planungen von 1882 bis 1887 mit dem Wasserwerk Naunhof 1 einschließlich der 15 Kilometer langen Fernleitung nach Leipzig das damals größte und modernste Wasserwerk Europas errichtet. Zusätzlich ließ Thiem in Probstheida eine Enteisenungsanlage für das Naunhofer Wasser bauen. Das Wasserwerk übernahm mit einer Förderleistung von 30.000 Kubikmetern pro Tag die Versorgung der Stadt über eine Hochdruckwasserleitung. Um den weiteren Wasserbedarf zu decken folgte 1896 westlich der Stadt Naunhof das Wasserwerk Naunhof 2 mit derselben Förderleistung.

Pumpstation im Wasserwerk Naunhof (1892)
Wasserwerk Canitz nach seiner Fertigstellung (1912)
Klärwerk im Rosental, vom Turm auf dem Rosentalhügel aus gesehen

Zur Sicherung eines weiteren Trinkwasser-Förderstandortes erwarb der Rat der Stadt Leipzig nach umfangreichen hydrogeologischen Untersuchungen 1907 für 5 Mio. Mark das Gebiet in der Muldenaue zwischen Nischwitz und Wasewitz einschließlich der Bauerngüter. Dort konnte 1912 das ebenfalls von Thiem geplante Wasserwerk Canitz seinen Betrieb aufnehmen, es ist bis heute das größte der Leipziger Wasserwerke. Das Wasser wird seit 1912 über eine 25 Kilometer lange Fernleitung bis nach Leipzig transportiert. Unweit entfernt erfolgte von 1936 bis 1943 der Bau des Wasserwerks Thallwitz.

1964 wurde der VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Leipzig (VEB WAB Leipzig) gegründet, der die Wasserversorgung in der Stadt Leipzig, dem Landkreis Leipzig und den Kreisen Delitzsch, Eilenburg, Wurzen, Torgau, Geithain, Grimma, Döbeln, Oschatz, Altenburg, Schmölln und Borna übernahm.

Nach der politischen Wende wurde der VEB WAB Leipzig in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt, die 1990 gegründete Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Leipzig GmbH. Am 1. März 1991 erfolgte die Gründung der Städtischen Wasserwerke Leipzig GmbH. Im Dezember desselben Jahres schlossen sich 49 Städte und Gemeinden des Landkreises Leipzig-Land zum Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land (ZV WALL) zusammen und übertrugen damit dem Verband sämtliche Rechte und Pflichten der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung. Im Zuge der Realteilung der Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Leipzig GmbH wurden Anlagevermögen und Investitionen zum 1. Januar 1994 an die Städtischen Wasserwerke Leipzig übergeben. Mit Beschluss des Leipziger Stadtrates vom 15. September 1993 erfolgte am 14. Oktober 1994 die Umfirmierung in Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH. Gleichzeitig schloss der Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land mit den Kommunalen Wasserwerken Leipzig einen Betreibervertrag über Wasserver- und Abwasserentsorgung sowie Wartung, Erneuerung und Erweiterung der öffentlichen Anlagen des Zweckverbandes.

1994 wurde die Wassergut Canitz GmbH zur ökologischen Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen im Trinkwassereinzugsgebiet als Tochterunternehmen gegründet. Als weitere Tochterunternehmen kamen 2000 die Sachsen Wasser GmbH und die Bau und Service Leipzig GmbH sowie 2004 die Sportbäder Leipzig GmbH und die Wasseraufbereitung Knautnaundorf GmbH hinzu.

Die Kommunalen Wasserwerke übernahmen 2008 die Versorgung der Gemeinde Wiedemar sowie 2010 die Abwasserentsorgung der Gemeinden Machern und Jesewitz.

Seit 1997 gehören die Kommunalen Wasserwerke Leipzig zur Holding Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH.

Rechtsstreitigkeiten

Unter dem Geschäftsführer Klaus Heininger hatte die KWL hochriskante Finanzwetten mit der Schweizer Bank UBS durchgeführt. Hierbei entstand ein Verlust von 400 Millionen Euro. Dieser Verlust wurde nun vom Londoner High Court of Justice entschieden. Dennoch muss die KWL der Bank eine Prämie von 28,1 Millionen US-Dollar sowie 3,3 Millionen Britische Pfund für die Rückabwicklung eines Geschäfts erstatten. Von einer weiteren 6,4-Millionen-Euro-Zahlung dürfen die KWL unter anderem ein ihrem Ex-Geschäftsführer gezahltes Bestechungsgeld abziehen. [6]

Literatur

  • Helge-Heinz Heinker: Wasser macht Geschichte. 500 Jahre Wasserversorgung in Leipzig. 1504–2004. Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH, Leipzig 2004
  • Adolf Thiem: Grundwasserströme. In: Leipzig und seine Bauten. Hrsg. von der Vereinigung Leipziger Architekten und Ingenieure, J. M. Gebhardt’s Verlag, Leipzig 1892, S. 21–31
  • Adolf Thiem: Wasserversorgung. In: Leipzig und seine Bauten. Hrsg. von der Vereinigung Leipziger Architekten und Ingenieure, J. M. Gebhardt’s Verlag, Leipzig 1892, S. 572–583

Weblinks

Commons: Wasserwerke Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Kommunale Wasserwerke Leipzig Webseite - Über uns. Abgerufen am 19. November 2012.
  2. Kommunale Wasserwerke Leipzig: Faszination Wasserturm. (abgerufen am 1. Mai 2012)
  3. Kommunale Wasserwerke Leipzig: Bauarbeiten an einem der wichtigsten Trinkwasserknotenpunkte in Leipzig. Pressemitteilung vom 24. Juli 2009 (abgerufen am 1. Mai 2012)
  4. Kommunale Wasserwerke Leipzig: KWL fördert jährlich eine Million Kubikmeter Trinkwasser mehr. Pressemitteilung vom 24. November 2011 (abgerufen am 1. Mai 2012)
  5. Kommunale Wasserwerke Leipzig: weit verzweigt und eng vermascht. (abgerufen am 1. Mai 2012)
  6. Aufatmen in Leipzig – Stadt gewinnt KWL-Prozess. In: MDR. 4. November 2014, abgerufen am 4. November 2014.