Magma (Band)

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Magma

Magma Symbol
Allgemeine Informationen
Genre(s) Zeuhl
Gründung 1969
Website seventhrecords.com
Gründungsmitglieder
Christian Vander
Gesang
Zabu
Laurent Thibault
Eddy Rabbin
Francis Moze
Claude Engel
René Garber
Guy Marco
René Morizur
Aktuelle Besetzung
Schlagzeug, Gesang
Christian Vander
Gesang, Percussion
Stella Vander
Gesang
Isabelle Feuillebois
Gesang
Hervé Aknin
Keyboards
Jérôme Martineau-Ricotti
Vibraphon, Keyboards
Benoît Alziary
Gitarre
Rudy Blas
E-Bass
Philippe Bussonet

Magma ist eine 1969 gegründete französische Progressive-Rock-Band. Die Band hat das Genre des Zeuhl begründet und trug viele Texte in der Kunstsprache Kobaïanisch vor. Diese Sprache wurde zudem zum wichtigen Stilmerkmal des Zeuhl.[1]

Werdegang

Gründung und klassische Phase (1969 bis 1984)

Magma wurde 1969 vom Schlagzeuger Christian Vander (* 21. Februar 1948) und dem Bassisten Laurent Thibault gegründet. Zur kurzlebigen Gründungsbesetzung zählten auch Francis Moze (Keyboards), Lucien Zabu Zabuski (Gesang), Eddy Rabbin (Keyboards), Claude Engel (E-Gitarre), René Garber (Bassklarinette), Guy Marco (Trompete) und René Morizur (Saxophon).[2]

Laurent Thibault überließ den Bass Francis Moze und widmete sich der Produktion von Magma's Erstling. Dieses erste Album, Magma (später Kobaïa), wurde dann im April 1970 von der Besetzung Christian Vander, Engel, Moze, Teddy Lasry (Sopransaxophon), François Cahen (Piano) und Klaus Blasquiz (Gesang) eingespielt, verstärkt durch die Bläser Richard Raux und Alain Charlery, die für das zweite Album 1001° Centigrades von 1971, das ohne den Gitarristen Claude Engel aufgenommen wurde, durch Yoch'ko „Jeff“ Seffer und Louis Toesca ersetzt wurden. Diese beiden ersten Magma-Alben waren stärker am Jazz/Jazzrock ausgerichtet als das Folgealbum, und die Kompositionen wurden von verschiedenen Bandmitgliedern beigesteuert. Diese Besetzung blieb bis Mai 1972 stabil.[2]

Zwischen diesen beiden Erstlingswerken verließ Thibault die Band, um in Zusammenarbeit mit Philips ein eigenes label namens Thélème zu gründen. Für dieses spielten 1971 Magmamusiker zusammen mit Tito Puente (Trompete) und Lionel Ledissez (Bass) unter dem Namen Univeria Zekt das Album The Unnamables ein, das eher im Jazz als im Zeuhl anzusiedeln ist.[2]

Moze, Cahen, Lasry, Seffer und Toesca verließen 1972 die Band, es stießen die Keyboarder Jean-Luc Manderlier und Gérard Bikialo, der Bassist Jean-Pierre Lembert, der Gitarrist Marc Fosset und die Sängerin Stella Vander, die damalige Ehefrau von Christian Vander, zur Band hinzu, die in Zukunft allerdings dennoch mit wechselnden Besetzungen auftrat, da die neuen Musiker auch in anderen Projekten engagiert waren. Auch René Garber, der bereits zur Erstbesetzung gehört hatte, war wieder an Aufnahmen beteiligt. Nach dem Weggang von Marc Fosset stieß im ersten Halbjahr 1973 der Gitarrist Claude Olmos zur Band. Zu dieser Zeit schloss sich ebenfalls Jannick Top Magma an, der Lembert am Bass ersetzte.[2]

Im Januar 1973 spielte die Formation S. und C. Vander, Lembert, Blasquiz, Manderlier, Garber zusammen mit dem Chœurs De La Stochhaus eine Alternativversion zu Mekanïk Destruktïw Kommandöh, dem nächsten Magma-Album, ein. Diese Aufnahme wurde 1989 unter dem Titel Mekanïk Kommandöh veröffentlicht.[3]

Die Stücke des dritten Albums Mekanïk Destruktïw Kommandöh (1973) wurden ausnahmslos von Christian Vander komponiert. Das Album wurde in der Besetzung Christian Vander, Top, Blasquiz, Manderlier, Garber, Olmos, Lasry, Stella Vander und vier weiteren Sängerinnen eingespielt.[4] Das Album ist ein Konzeptalbum, das in 7 Sätze unterteilt ist, und wird von vielen als das Meisterwerk der Band betrachtet.[5] Das Musikmagazin eclipsed wählte Mekanïk Destruktïw Kommandöh auf den 28. Platz seiner Liste der 150 wichtigsten Prog-Alben.[6] Im Juni 2015 wählten Redakteure des Magazins Rolling Stone das Album auf Platz 24 der 50 besten Progressive-Rock-Alben aller Zeiten.[7] Die französische Ausgabe listete 2010 das Album auf Platz 33 der 100 besten französischen Rock-Alben.[8]

Im April 1974 nahmen C. und S. Vander, Blasquiz und Top das Album Wurdah Ïtah auf, auf dem die letztendliche Version der Filmmusik zum Film Tristan et Yseult von Yvan Lagrange zu hören ist. Ursprünglich als Soloalbum von Christian Vander erschienen, gehört es heute zum Repertoire von Magma.

Auch als Konzeptalbum konzipiert ist das Album Köhntarkösz von 1974, zu dem Jannick Top das Stück Ork Alarm beitrug. Alle anderen Stücke des von C. und S. Vander, Top, Blasquiz, Bikialo, Michel Graillier (Piano) und Brian Godding (Gitarre) eingespielten Albums sind Kompositionen von Christian Vander. Die Aufnahmen erfolgten im Mai 1974. Für jene, die in den frühen Siebzigern keine Gelegenheit hatten, die Band live zu erleben, veröffentlichte Magma im Jahr 1975 eine Live-Doppel-LP, die unter dem Namen Magma Live erschien. Die Aufnahmen für dieses Album wurden zwischen dem 01. und 05.06.1975 in der Taverne de l´Olympia in Paris gemacht.[9] Zu hören sind S. und C. Vander, Klaus Blasquiz, Bernard Paganotti am Bass, Gabriel Federow an der Gitarre, Benoit Wîdemann und Jean-Pol Asseline an den Keyboards und der damals 19-Jährige Didier Lockwood an der Geige. Die beiden Stücke Hhai und Lihns waren vorher noch auf keinem Studioalbum zu hören.[10]

1976 erschien das Album Üdü Ẁüdü mit C. und S. Vander, Top, Blasquiz, Paganotti, Graillier, Lisa Deluxe und Catherine Szpira (beide Gesang), Pierre Dutour (Trompete) und Alain Hatot (Saxophone, Flöte). Auf dieser Platte findet sich die Top-Komposition De Futura. Die Aufnahmen erfolgten im Mai 1976. Zu dieser Zeit existierte Magma nur noch virtuell, da sich die Band vorher aufgelöst hatte. Ursprünglich erschien Üdü Ẁüdü daher auch unter der Bezeichnung VANDERTOP. Das Album Inédits wurde 1977 veröffentlicht. Es enthält Live-Mitschnitte verschiedener Formation von Magma zwischen 1972 und 1975. Zu hören sind bislang unveröffentlichte Stücke, die bis dahin nie von einer Studiobesetzung eingespielt wurden, aber zum regelmäßigen Live-Repertoire der Band gehörten. Das Cover des Albums Attahk von 1978, das musikalisch getragener, streckenweise fast schon sakral erscheint, entwarf H. R. Giger. Produzent und Toningenieur war wieder Laurent Thibault. Die Besetzung bestand aus S. und C. Vander, Garber, Wîdeman, Deluxe, Blasquiz, Guy Delacroix (Bass), Tony Russo (Trompete) und Jacques Bolognesi (Posaune). Christian Vander fungiert zum ersten Mal als Leadsänger, Blasquiz als Backgroundsänger. Aus diesem Album wurde zu Werbezwecken eine Single mit den Stücken Last Seven Minutes und Spiritual ausgekoppelt.[11]

Im Winter 1978/79 löste sich die Band zum zweiten mal auf. Zum zehnjährigen Bandjubiläum fanden vom 09.-11. Juni 1980 mehrere Konzerte mit Musikern aus den verschiedenen früheren Besetzungen und dem damals aktuellen Line-up statt. Die beiden dabei entstandenen, Retrospektïw I - II bzw. Retrospektïw III betitelten Alben von 1981 enthalten Aufnahmen der Jubiläumskonzerte. Eine stabile Besetzung bildete sich allerdings auch jetzt nicht heraus, feste Mitglieder blieben lediglich Christian und Stella Vander, Benoît Wideman, die Bassisten Jean-Luc Chevalier und Dominique Bertram (die zur gleichen Zeit zu zweit Bass spielten) der Sänger Guy Khalifa und die Sängerin Lisa Deluxe. Das 1984 erschienene Studioalbum Merci enthielt erstmals Anklänge an Disco und Funk. Es wurde von Christian und Stella Vander, Wideman, Khalifa, Deluxe, dem Schlagzeuger Francois Laizeau und dem Bassisten Marc Eliard eingespielt und von Bläsersätzen und weiteren bei einzelnen Stücken unterstützt. Die Texte waren nur noch partiell in Kobaïanisch, meist jedoch englisch und französisch. Außergewöhnlich für dieses Album ist auch, dass Christian Vander sich neben der Produktion auf Percussion, Gesang, Celesta, Keyboards und Klavier beschränkte und seinen angestammten Platz am Schlagzeug Leizeau überließ. Trotz der mitunter quirligen Melodien wurde im Pressetext darauf hingewiesen, dass die Stücke von Merci alle den Tod zum Thema haben. Mit Ooh ooh baby, dem funkigsten und vielleicht in der gesamten Bandgeschichte am wenigsten charakteristischen Titel, wurde auch erstmals eine Single nicht zur Promotion ausgekoppelt,[11] die jedoch keinen kommerziellen Erfolg hatte. Auf der B-Seite ist Otis zu hören.

Die Alben Wurdah Ïtah (1974, eigentlich ein Vander-Solo-Album) und Mekanïk Destruktïw Kommandöh bilden mit dem Stück Theusz Hamtaahk vom Album Retrospektïw I - II die Trilogie Theusz Hamtaahk. Eine zweite Trilogie aus den Alben Köhntarkösz, K.A (2004) und Ëmëhntëhtt-Rê wurde 2009 fertiggestellt.

Nach dem Ende Magmas (1984 bis 1995)

In der Folgezeit erschienen zahlreiche Alben von anderen Projekten Christian Vanders wie dem Christian Vander Trio (Jazz), Welcome (Jazz), Fusion (Fusion, Jazzrock), Offering oder Les Voix de Magma, bei denen auch Musiker von Magma beteiligt waren. Die beiden letztgenannten Projekte fügen sich klanglich nahtlos in das Magma-Gesamtwerk ein. Außerdem veröffentlichte Christian Vander Soloaufnahmen. 1987 gründeten Francis Linon, der Tontechniker von Magma, und Stella Vander die Plattenfirma Seventh Records. Unter dem Namen Magma erschienen für über zehn Jahre allerdings lediglich nachveröffentlichte Live-Aufnahmen aus den 1970er und frühen 1980er Jahren. Die einzige Ausnahme bildete das bereits erwähnte Album Mekanïk Kommandöh, das 1989 erschien.

Comeback (1996 bis heute)

Magma live 2007

1996 formierte Christian Vander Magma neu, nachdem ein Freund ihm anbot, eine Tournee zu organisieren, wenn er wieder eine Band zusammenstellt.[12] Die Band, die im Dezember des Jahres durch Frankreich tourte, bestand aus C. und S. Vander, Simon Goubert (Schlagzeug), Isabelle Feuillebois (Gesang), Philippe Bussonet (Bass), Franck Vedel und Jean- Francois Déat (Keyboards) sowie dem Sänger Bertrand Cardiet. 1997 schied Simon Goubert aus, der Pianist Pierre-Michel Sivadier, der auch schon bei Offering spielte, stieß hinzu. Zur zweiten Jahreshälfte schieden Vedel und Déat aus, Emmanuel Borghi (Keyboards) und James Mac Gaw (Gitarre) ergänzten die Band.

1998 erschien mit der Single Floe Essi/Ektah erstmals seit 1984 neu eingespieltes Material der Band.

Im Jahr 2000 feierte Magma das 30-jährige Bandjubiläum. In Paris im Trianon fanden im Mai zwei Konzerte statt, bei denen erstmals die komplette Theusz Hamtaahk-Trilogie aus Theusz Hamtaahk, Wurdah Ïtah und Mekanïk Destruktïw Kommandöh von derselben Band aufgeführt wurden. Dies geschah in der Besetzung C. und S. Vander, Feuillebois, Mac Gaw, Borghi, Bussonet, Antoine Paganotti (Gesang, Piano) und Jean-Christophe Gamet (Gesang). Unterstützt wurde die Band teilweise von Julie Vander und Claude Lamamy (Gesang) bei Wurdah Itah bzw. einem Bläsersatz bei Mekanïk Destruktïw Kommandöh.[13] Die Aufnahmen wurden als 3 CD-Set veröffentlicht.

Im Jahr 2004 legten Magma mit K.A dann ein neues Album vor, das ein Stück aus den siebziger Jahren rekonstruiert und daher stilistisch direkt an die klassische Phase der Band Mitte der 70er Jahre anschließt (und erneut kobaïanische Texte aufweist). Die Besetzung bestand aus C. und S. Vander, Feuillebois, Mac Gaw, Borghi, Bussonnet, Antoine und Himiko Paganotti (Gesang) und Frédéric d'Oelsnitz (Fender Rhodes). Die kurz darauf erfolgte Veröffentlichung Uber Kommandoh ist eine nicht-autorisierte Kompilation. Ab 2006 setzte die Gruppe ihr Rekonstruktionswerk fort und arbeitete an Emëhntëht-Rê, einem albumfüllenden Stück, das 2009 ihre zweite Alben-Trilogie vervollständigte. Im Februar 2008 verließen die Paganotti-Geschwister und Emmanuel Borghi die Band aus persönlichen Gründen, werden aber bei Emëhntëht-Rê ebenso als Gastmusiker geführt wie auch Claude Lamamy, Marcus Linon (Sohn von Stella Vander und Francis Linon) und Pierre-Michel Sivadier. Die Hauptbesetzung bildeten C. u. S. Vander, Feuillebois, Hervé Aknin (Gesang), Benoît Alziary (Vibraphon), Mac Gaw, Bruno Ruder (Fender Rhodes) und Bussonnet.

Diese Besetzung war es auch, die im Jahr 2012 Félicité Thösz einspielte. Hierbei handelt es sich um ein Album aus neueren Kompositionen aus den Jahren 1992/1993 bzw. 2001/2002, die aber erst seit 2009 bei Konzerten von Magma zu hören waren. Bei den beiden nachfolgenden Studio-Minialben Rïah Sahïltaahk (2014) und Šlag Tanz (2015) ersetzte Jéremie Ternoy Bruno Ruder.

Im Juli 2015 gab James Mac Gaw bekannt, an Krebs erkrankt zu sein.[14] Im Juli 2016 spielen Rudy Blas Gitarre und Jérôme Martineau-Ricotti Keyboards, die restliche Besetzung blieb gleich.

Stil

Die Musik von Magma wird von der Rhythmusgruppe um Christian Vander dominiert, die von E-Piano und Bläsern unterstützt wird. Im Laufe der Bandentwicklung blieb die Gruppe dieser Klangmischung treu, der Gesangspart entwickelte sich dabei immer mehr in Richtung ekstatischem, komplexem mehrstimmigen Chorgesang, so dass gleichzeitig bis zu sechs Sängerinnen und Sänger beteiligt waren. Die Besetzung der Band hat sich somit oft verändert. Praktisch auf jedem Album unterschied sich die Besetzung mehr oder weniger stark von der der vorherigen Veröffentlichung. Die einzigen personellen Konstanten waren und sind Stella (seit 1973) und Christian Vander, dessen Schlagzeugstil bis heute die meisten Stücke dominiert, der die meiste Musik komponiert hat und der auch häufig als Sänger in Erscheinung trat. Sein Schlagzeugspiel ist stark vom Jazz-Schlagzeuger Elvin Jones beeinflusst.

Die stark von monolithischer rhythmischer Komplexität und geringer melodischer Modulation geprägte Musik Magmas zeichnet sich von Beginn an durch ausgeprägte Einflüsse von Carl Orff (auf musikalischer Ebene) und John Coltrane (auf spiritueller Ebene, wie Vander betont) aus. Sie wird von der Rhythmusgruppe dominiert, die von E-Piano und Bläsern unterstützt wird.

Kennzeichnend für Magma wurden lange Kompositionen mit vertrackter Rhythmik, die den philosophischen und futuristischen Inhalt weniger mit Science-Fiction-Klängen, sondern mehr in theatralischer und emotionaler Form umsetzen.

Mythos von Kobaïa

Die Musik Magmas erzählt Mythen von dem fiktiven Planeten Kobaïa, der von ausgewanderten Erdenbewohnern kolonisiert wurde. Die beiden ersten Alben der Band beschreiben die Reise nach Kobaïa, die Erleuchtung und die Rückkehr der Astronauten auf eine dem Untergang geweihte Erde. Erlösung verspricht der Glaube an eine Kreuhn Kohrman genannte Lichtgestalt, die die Menschheit aus dem Theusz Hamtaahk, dem Zeitalter des Hasses, führt. Die Trilogie Theusz Hamtaahk beschreibt eine Konfrontation zwischen Erdenbürgern und Kobaïanern, die zweite Trilogie aus den Alben Köhntarkösz, K.A und Ëmëhntëhtt-Rê berichtet von einer Verbindung des frühen Ägypten mit den Kobaïanern. Die Mythologie ist stark von dem esoterischen Buch Urantia beeinflusst, einer Art Pseudo-Bibel, die religiöse Elemente unterschiedlichsten Ursprungs mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Science Fiction verbindet.

Christian Vander und Klaus Blasquiz entwickelten die Kunstsprache Kobaïanisch (frz. Kobaïen), in der die meisten Texte der Band vorgetragen werden. Auch tragen die Mitglieder der Gruppe oft kobaïanische Namen, darunter Zebëhn Straïn dë Ğeuštaah, etwa ['zebɛn ʃtrain dɛ 'gœʃta] (Christian Vander), Klötsz Zaspïaahk, [klots 'zas'pjak] (Klaus Blasquiz) oder Ẁahrğenuhr Reuğhelem/ësteh, etwa ['va:rgɛ'ny:r 'rœgɛlɛ'moʃtɛ:] (Bassist Jannick Top). Daneben sind die Texte auf den Plattenhüllen ebenfalls oft in der Sprache des Planeten verfasst. Auch die Genrebezeichnung Zeuhl ist dem Kobaïanischen entlehnt. Zeuhl oder Zeuhl Wortz ([zœl vorts]) bedeutet ‚himmlische Musik‘, ‚Musik der allumfassenden Macht‘. Kobaïanisch (oder eine seiner Varianten) wurde über die Jahre zum wichtigen Stilmerkmal des Zeuhl, auch bei anderen Bands wie etwa Weidorje, Koenjihyakkei, Zoïkhem oder Ruins.

Dem Musikjournalisten Siegfried Schmidt-Joos erschien das Kobaïanische in seinem 1973 erschienenen Rock-Lexikon als „eine rückwärts gesprochene Melange aus deutschen und slawischen Sprachbrocken“, tatsächlich entwickelten Vander und Blasquiz die Sprache aber aus dem im Jazz verbreiteten Scat-Gesang, einer Art improvisiertem Singen von rhythmisch und melodisch aneinandergereihten lautmalerischen Silbenfolgen ohne semantischen Gehalt (Bedeutung). Die von Vander und Blasquiz gesungenen Silbenfolgen verdichteten sich nach und nach zu wiederkehrenden Mustern, denen in der Folge Bedeutungen zugewiesen wurden:

  • ëmgalaï: Apokalypse
  • glao: Blut
  • hamataï: begrüßen, Gruß; auch: sei gegrüßt!
  • hamtaahk: Hass
  • hündïn: ewig
  • kreuhn: Übergeordnetes Wesen, Gott
  • ẁurdah: Tod
  • theusz: Zeit
  • zeuhl wortz: himmlische Musik

Einige Wörter scheinen nach französischem bzw. lateinisch/griechischem Vorbild gebildet zu sein, wie z. B.:

  • dëstruktïẁ: Zerstörer
  • klawiehr: Klavier, Keyboard
  • kömmandöh: Kommando
  • mëkanïk: Bewegung
  • zeuhl: Himmel (franz. ciel)

Allerdings lassen sich lediglich semantische Strukturen identifizieren, Kobaïanisch scheint keinerlei Grammatik aufzuweisen. So bedeutet theusz „Zeit“, hamtaahk „Hass“, und die Verbindung theusz hamtaahk „Zeit des Hasses“. Wie oder ob der Genitiv markiert wird, ist unklar (evtl. durch Wortstellung, Betonung oder Melodie).

Der Beginn des Textes zu Magmas Magnum Opus Mëkanïk Dëstruktïẁ Kömmandöh lautet beispielsweise:

Lah ẁortz rëišfünk dëh ẁërëstëgëuhnzür ünd dëh bündëhr drakeïdah kömmandöh ẁürdï hëul zortsüng. Hurẁah dëh zün Hurẁah dëh Zëbëhn Hurẁah dëh Ğëuštaah Hurẁah dëh ğlëšt Hurẁah dëh kümpkah Hurẁah dëh Hürẁah Hurẁah Kamkaï!

Einfluss und Bedeutung

Magmas Einfluss auf die französische Musikszene sowohl des (Progressive) Rock als auch des Jazz ist groß. Zahlreiche bedeutende Musiker aus diesen Bereichen (Jannick Top, Bernard Paganotti, Teddy Lasry) sammelten bei Magma Erfahrungen, die sie später in eine sich neu entwickelnde Musikszene einbrachten. Zudem begründete die Band praktisch im Alleingang den Zeuhl, ein Subgenre des Progressive Rock, dem heute weltweit zahlreiche Bands zuzurechnen sind. Dies umfasst zunächst Bands, die von den zahlreichen im Verlauf der Bandgeschichte involvierten Musikern gegründet wurden (Weidorje, Zao, One Shot) und weitere französische Bands wie Dün, Eskaton, Shub-Niggurath, Eider Stellaire, Vortex oder Zoïkhem, aber auch Bands aus England (Guapo) und Belgien (Univers Zéro, Present). Vor allem in Japan wurde das Genre weiterentwickelt und mit Elementen aus Hard Rock, Heavy Metal und Jazz angereichert (Bondage Fruit, Koenjihyakkei, Ruins). Die Protagonisten des Zeuhl bedienen sich dabei nicht nur der von Magma entwickelten Stilelemente, sondern auch gerne des Kobaïanischen oder einer Variante desselben.[1]

Diskografie

Studioalben

  • 1970 – Magma (Wiederveröffentlichung als Kobaïa)
  • 1971 – 1001° Centigrades
  • 1973 – Mekanïk Destruktïw Kommandöh
  • 1974 – Ẁurdah Ïtah
  • 1974 – Köhntarkösz
  • 1976 – Üdü Ẁüdü
  • 1977 – Attahk
  • 1984 – Merci
  • 1989 – Mekanïk Kommandöh
  • 2004 – K.A
  • 2009 – Ëmëhntëhtt-Rê
  • 2012 – Félicité Thösz
  • 2014 – Riah Sahiltaahk
  • 2015 – Slag Tanz

Live-Alben

  • 1975 – Live (Hhai)
  • 1976 – Inédits
  • 1981 – Retrospektïẁ 1-2
  • 1981 – Retrospektïẁ 3
  • 1984 – Concert Bobino 1981
  • 1992 – „Les Voix“ Concert 1992
  • 1996 – Concert 1971 Bruxelles – Théâtre 140
  • 1996 – Theatre du taur Concert – Toulouse 1975
  • 1996 – Concert 1976 Opéra de Reims
  • 1999 – BBC 1974 Londres
  • 2001 – Theusz Hamtaahk Trilogie
  • 2008 – Bourges 1979
  • 2009 – Live in Tokyo (Aufnahmen von 2005)
  • 2014 - Zühn Wöhl Ünsaï - Live in Bremen 1974

Live-DVDs

  • 2001 – Theusz Hamtaahk Trilogie
  • 2004 – Concert Bobino 1981
  • 2006 – Mythes et légendes Volume I
  • 2006 – Mythes et légendes Volume II
  • 2007 – Mythes et légendes Volume III
  • 2008 – Mythes et légendes Volume IV
  • 2013 – Mythes et légendes Volume V

weitere Aufnahmen

  • 1972 - The Unnamables (als Univeria Zekt)
  • 1993 - Mythes et Légendes (mit gesprochenen Kommentaren)
  • 1995 - Baba Yaga la Sorcière, quand les enfants chantent Magma
  • 1997 – Kompila
  • 1998 – Flöë Ëssi / Ëktah
  • 1998 – Simples
  • 2008 – Studio Zünd
  • 2015 – Köhnzert Zünd Box Set

Literatur

  • Klaus Blasquiz: Au coeur de Magma. Le Mot et le Reste, 2013, ISBN 978-2-36054-106-5. (französisch)
  • Philippe Gonin: Magma - Décryptage d'un mythe et d'une musique. Le Mot et le Reste, 2010, ISBN 978-2-36054-000-6. (französisch)
  • Christopher Rossi: À vie, à mort, et après... Editions Naîve, 2013, ISBN 978-2-35021-349-1. (französisch)
  • Antoine de Caunes: Magma. Albin Michel/rock&folk, 1978, ISBN 2-226-00563-3. (französisch)

Weblinks

Commons: Magma (band) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Zum Kobaïanischen

Einzelnachweise

  1. a b Leitfaden Zeuhl auf den Babyblauen Seiten, abgerufen am 1. Juli 2016
  2. a b c d www.magma.fan.free.fr, französische Fanseite von Jacques Guiton, abgerufen am 30. Juni 2016
  3. Rezensionen zu Mekanïk Kommandöh auf den Babyblauen Seiten, abgerufen am 5. Juli 2016
  4. Babyblaue Seiten, Rezensionen zu Mekanïk Destruktïw Kommandöh, abgerufen am 30. Juni 2016
  5. Mekanïk Destruktïw Kommandöh auf www.magmamusic.org (englisch), abgerufen am 1. Juli 2016
  6. eclipsed Nr. 144, S. 39.
  7. Richard Gehr: 50 Greatest Prog Rock Albums of All Time – Magma, 'Mëkanïk Dëstruktïẁ Kömmandöh' (1973). In: Rolling Stone. Wenner Media, 17. Juni 2015, abgerufen am 25. September 2015 (englisch).
  8. Liste der 100 besten französischen Rockalben, Rolling Stone Frankreich, abgerufen am 1. Juli 2016.
  9. Magma Live auf www.discogs.com, abgerufen am 1. Juli 2016
  10. Magma Live auf www.magmamusic.org, abgerufen am 1. Juli 2016
  11. a b Lineup History and Discography, Peter Thelen, abgerufen am 5. Juli 2016
  12. Interview mit C. Vander aus Jazzthetik, abgerufen am 20. Juli 2016
  13. 30 Jahre Magma auf www.rythmes-croises.org (französisch), abgerufen am 6. Juli 2016
  14. Kosmikmuzik (französisch), abgerufen am 11. Juli 2016