Pappelallee

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Pappelallee
Wappen
Wappen
Straße in Berlin
Pappelallee
Pappelallee
Blick in die beginnende Pappelallee von der Ecke Schönhauser Allee, 2024
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Prenzlauer Berg
Angelegt 1826
Neugestaltet 2017
Anschluss­straßen Kastanienallee
Stahlheimer Straße
Querstraßen Gneiststraße
Raumerstraße
Buchholzer Straße
Stargarder Straße
Bauwerke Elinor-Ostrom-Schule
St. Josefsheim
Bremer Höhe
Nutzung
Nutzergruppen Straßenverkehr
Straßenbahn
Technische Daten
Straßenlänge 920 Meter

Die Pappelallee ist eine Wohn- und Geschäftsstraße in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie durchquert den gründerzeitlichenHelmholtzkiez“ zwischen Schönhauser Allee und der nördlichen Berliner Ringbahn. 1826 zusammen mit der Kastanienallee angelegt, gehört sie zu den ältesten Straßen in Prenzlauer Berg.

Straßenverlauf und Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Kilometer nördlich des Alexanderplatzes beginnt die Pappelallee als Verlängerung der Kastanienallee an der Kreuzung mit der Schönhauser Allee und der Danziger Straße. Dort befindet sich der U-Bahnhof Eberswalder Straße. Gut 900 Meter lang, führt sie in gerader Linie nordöstlich bis zur Pappelalleebrücke über die Berliner Ringbahn, um anschließend in die Stahlheimer Straße überzugehen. Das Geländeprofil ist weitgehend flach. Die Pappelallee ist als Ergänzungsstraße (Kategorie IV) Teil des übergeordneten Straßennetzes von Berlin.[1]

Bis zum Jahr 1906 reichte die Pappelallee nördlich der Ringbahn bis an die Wisbyer Straße, bevor der dortige Abschnitt in Stahlheimer Straße umbenannt wurde.

Zur Namensgebung wurden entlang des breiten Verkehrsweges zahlreiche Pappeln gepflanzt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbau der Gewölbebrücke, 1896

Fahrbahn und Gehwege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1854 wurde die Pappelallee nivelliert und gepflastert,[2] ab 1865 folgte der nördliche Teil (heute Stahlheimer Straße).[3] 1871 eröffnete die Berliner Ringbahn und die Pappelallee bekam eine Gewölbebrücke über den Bahngraben, die um 1890 für den viergleisigen Betrieb ausgebaut wurde.[4] Aufgrund der Elektrifizierung der Fernbahngleise wurde 1988 die Gewölbebrücke über die Ringbahn abgerissen[5] und durch eine Betonbrücke ersetzt.

Von 2016 bis 2017 ließ der Bezirk Pankow für 3,9 Millionen Euro (entspricht heute rund 4,8 Millionen Euro) das Straßenland erneuern. Angelegt wurden neue Radstreifen, Gehwege mit Parkbuchten und Haltestellenkaps für die Straßenbahn. Fast alle Straßenbäume wurden dabei gefällt, die meisten davon aus Alters- und Sicherheitsgründen.[6]

In der Pappelallee standen 2024 lediglich fünf Pappeln, darunter drei große Berliner Lorbeerpappeln (Populus berolinensis), gepflanzt 1968 und 1978. Die große Mehrzahl der 58 Straßenbäume wurde beim Straßenumbau 2016–2018 neu gesetzt, darunter zahlreiche Kugelförmige Blumen-Eschen, Gleditschien (Gleditsia triacanthos „Skyline“) und Feldahorne (Acer campestre „Elsrijk“).[7]

Straßenbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Ecke zur Schönhauser Allee, April 1995 und April 2024

Ab 1884 gab es eine Straßenbahn-Endstation namens Pappelallee an der Ecke zur Schönhauser Allee. Von dort führte die Linie 48 der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn über den Hackeschen Markt und Spittelmarkt zum Kottbuser Tor.[8] 1913 wurden Schienen in der gesamten Straße verlegt und die Pappelallee wurde Teil der Linie 10: „Ring Groß-Berlin“ der Großen Berliner Straßenbahn.[9]

Seit dem Zweiten Weltkrieg besteht eine Straßenbahnlinie mit Verbindung zum Bahnhof Friedrichstraße, seit 2004 heißt die durch die Pappelallee verkehrende Linie Tram 12.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1800: Auf dem alten Acker tractus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pappelallee, 1827

Die Pappelallee verläuft – wie auch die Kastanienallee – parallel zu den Grenzen des alten Acker tractus. Dieser langgestreckte Acker des königlichen Vorwerks Niederschönhausen wurde 1780 separiert und verlief in einem langen Streifen von der Fehrbelliner Straße nordostwärts bis zur damaligen Stadtgrenze am Eschengraben.[10] Die östliche Grenze des ehemasligen Ackers markiert die heutige Lychener Straße.[11] Im Jahr 1823 erwarb der Landwirt und Bodenspekulant Wilhelm Griebenow das Vorwerk. Um das Land aufzuwerten, legte er 1826 parallel zur Ostgrenze des Acker tractus zwei Erschließungsstraßen an, die er nach den angepflanzten Bäumen benannte: Pappelallee und Kastanienallee.[12] Die beiden Straßen gelten heute als der Beginn der systematischen Bebauung in Prenzlauer Berg.[13][14]

1850: Am Stadtrand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erst zur Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine nennenswerte Bautätigkeit ein, ab 1849 stand die Pappelallee im Berliner Adreß-Kalender.[15] Stadtplaner James Hobrecht übernahm 1861 den bestehenden Verlauf der Pappelallee in die Bebauungspläne und legte die Straßenbreite auf sieben Ruthen (26,4 Meter) fest.[16] 1864 beschrieb ein Anlieger die Pappelallee in einem Leserbrief:

„Die Pappelallee […] ist mit 33, zum Theil drei- und vierstöckigen, ansehnlichen Häusern besetzt. […] Es bestehen in derselben auch mehrere nicht unbedeutende selbständige Fabrikationen, z.B. die Schimmigsche Hutfabrik, eine Gold- und Silber-Raffinerie, Wachstuch-, Stuhl-, Rouleauxfabrik, mehrere Ziegeleien, […] und es wohnen daselbst auch Beamte und wissenschaftlich gebildete Männer.“

Berliner Gerichts-Zeitung: Polizei- und Tageschronik vom 18. Juni 1864[17]

Der Schriftsteller Julius Rodenberg dagegen nannte die Pappelallee in den 1880er Jahren eine „entlegene, arme Straße“ am Stadtrand:

„Kreuzt man die Schönhauser Allee, […] so befindet man sich in einer stillen, noch wenig bebauten, mit vielen offenen, nur von Bretterzäunen umschlossenen Straße, der Pappelallee, das Ende derselben bezeichnet das Ende der Stadt überhaupt.“

Julius Rodenberg: Bilder aus dem Berliner Leben. 1887[18]

Der Großteil der Mietshäuser, die heute das Straßenbild prägen, wurde von den späteren 1870er bis in die 1900er Jahre errichtet.[19] In dieser Zeit des starken Bevölkerungswachstums ließen sich auch zahlreiche Menschen aus Italien zwischen Pappel- und Schönhauser Allee nieder. Teil der rund 250 Menschen umfassenden italienischen Kolonie waren die beiden Orgelbauer Frati & Bacigalupo. Sie gründeten um 1878[20] in der Buchholzer Straße Ecke Pappelallee eine der ersten Drehorgel-Fabriken Berlins.[21]

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser Pappelallee 1 und 26 durch Sprengeinwirkung zerstört. Große Gebäudeschäden gab es außerdem südlich der Ringbahn und gegenüber dem Friedhof. Das Hauptgebäude der Schule Pappelallee 41 brannte ab, ebenso das Haus Nummer 81. Die meisten Gebäude überstanden den Krieg leicht- oder unbeschädigt.[22]

In der DDR vergab der Rat des Stadtbezirks die Wohnungen um die Pappelallee bevorzugt an Menschen, die der staatlichen Unterstützung bedurften, etwa nach Heimaufhalten oder Straffälligkeitskarrieren.

„Dieses Erbe war bis Mitte der 90er Jahre deutlich prägend für die […] Gebietsbevölkerung, wo neben Akademikern und Künstlern in besonders hoher Zahl u.a. Personen mit Wiedereingliederungsbedarf nach Haftstrafen wohnten.“

Bezirksamt Pankow von Berlin, 2017[23]

Zu Beginn der 1990er Jahre hatte die große Mehrzahl der Wohnungen „erheblichen oder hohen Modernisierungsbedarf“. Jede vierte Wohnung hatte eine Außentoilette und nur die Hälfte verfügte über ein eigenes Bad. Nach der Sanierung erfolgte um das Jahr 2000 eine „massive Verdrängung der alteingesessenen Einwohner/innen.“[23]

Bebauung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1846: Friedhofspark Pappelallee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedhofspark Pappelallee, 2006

1846 verschenkte Griebenow ein Grundstück an der Pappelallee 15 an die Deutsch-Katholische Gemeinde (seit 1859: Freireligiöse Gemeinde), die hier einen Begräbnisplatz anlegte. Bestattet wurden hier etwa der Revolutionsführer Friedrich-Ludwig Urban, der Sozialdemokrat Wilhelm Hasenclever und die Frauenrechtlerin Agnes Wabnitz.

1907 wurde auf dem Friedhof eine Feierhalle als neuromantischer Backsteinbau im Rundbogenstil errichtet und 1921 durch zwei weitere Wohngebäude straßenseitig ergänzt, einem Altenheim sowie einem als Einküchenhaus gebautem Ledigenheim.[24] 1970 wurde der Friedhof geschlossen und 1977 unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2006 wird die Feierhalle vom Kunst- und Theaterhaus Ballhaus Ost bespielt.

1853: Bauensemble Bremer Höhe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bremer Höhe, 2024

Auf einem großen Grundstück zwischen Pappelallee und Schönhauser Allee genannt Bremerhöhe errichtete die Berliner Gemeinnützige Baugesellschaft ab 1853 sechs kleinere Mietshäuser im Cottagestil. Die ersten Häuser standen an der Ecke der Schönhauser Allee zur heutigen Gneiststraße. Vorstand der Baugesellschaft war der Sozialreformer und Wegbereiter des Genossenschaftsgedankens Victor Aimé Huber. Ab circa 1870 wurden die kleinen Häuser ersetzt durch etwa drei Dutzend große Mietshäuser in Blockrandbebauung, die letzten an der Pappelallee Ecke Gneiststraße wurden 1913 fertiggestellt.[25] Im Jahr 2000 erwarben zahlreiche Mietparteien das große Gebäudeensemble und gründeten die Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe.[26] Das Ensemble erstreckt sich entlang der Pappelallee über einen gesamten Block zwischen Gneist- und Buchholzer Straße. 2024 stand es unter Denkmalschutz.

1855: Hutfabrik in der Pappelallee 3/4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1855 ließ J.A. Schmidt an der Pappelallee 3 ein Vorderhaus mit Lagergebäuden auf dem Hof errichten, in denen der Hutfabrikant W. Schimming ab 1856 eine Produktionsstätte betrieb.[27] 1896 erwarb die Hutfabrik Silber & Brandt die Gebäude und errichtete 1903 die heutige Bebauung mit straßenseitigem Wohnhaus und neuem Fabrikgebäude mit Hofhaus und Seitenflügel.[28] 2011 wurde der Komplex saniert und zu vier Gewerbeeinheiten, 71 Wohnungen, sowie einem Townhouse umgestaltet. 2024 standen die beiden Fabrikgebäude und das alte Kesselhaus samt Backstein-Schornstein unter Denkmalschutz.

1874: Gemeindeschule in der Pappelallee 30/31[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elinor-Ostrom-Schule, 2018

Nach den Plänen von Baustadtrat Hermann Blankenstein wurde 1874 in der Pappelallee 30/31 die 74. und 79. Gemeindeschule errichtet. Sie gehörte mit zwei mal 16 Klassen zu den damals größten in Berlin gebauten Gemeindeschulhäusern. Der viergeschossige Bau mit zwei Treppenhäusern hat eine rote Klinkerverblendung mit Segment- und Rundbogenfenstern im Stil des akademischen Historismus. Einschließlich Turnhalle, Nebengebäude und Lehrerwohnung kostete er 450 Tausend Mark.[29] Über den damals am Stadtrand stehenden Bau schrieb Julius Rodenberg wenige Jahre nach der Eröffnung:

„[…] als fast das letzte Haus [sah ich] eine Gemeindeschule – eines jener stattlichen Gebäude, die sich überall in diesen Volksquartieren wie die festen Burgen guter Gesittung erheben und [mich] mit einem wundersam frohen Vorgefühl der Zukunft erfüllen.“

Julius Rodenberg: Bilder aus dem Berliner Leben. 1887[30]

In der Pappelallee 30/31 befanden sich von 1879 bis 1900 ebenfalls die Räume der Volksbibliothek.[31] In den 1960er Jahren war dort die Betriebsschule Treffmodelle und später das Institut für berufliche Bildung Berlin-Prenzlauer Berg untergebracht, bevor 1998 das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Dienstleistungen einzog; seit 2013 hat das Haus den Namen Elinor-Ostrom-Schule.

1891–2019: Waisenhaus und Altenpflege: St. Josefsheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Josefsheim, 2016

1891 eröffnete sel. Maria Tauscher, Gründerin der katholischen Ordensgemeinschaft Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu in der Pappelallee 61 das St. Josefsheim. In einem kleinen Gründerhaus auf dem Hofgrundstück zwischen Pappelallee und Greifenhagener Straße richtete sie ein erstes Waisenhaus für 15 Kinder ein, erweitert 1896 durch ein großes straßenseitiges Heimgebäude mit 70 Plätzen.[32][33] 1909 wurde nach den Plänen von August Kaufhold auf dem Hof eine kleine Kirche mit Turmanbau im neugotischen Stil gebaut, die von der Gemeinde Heilige Familie bis 1930 als Notkirche genutzt wurde.[34] 1945 hatte vorübergehend das Berliner Bischöfliche Ordinariat dort seinen Sitz.[35] Das heute denkmalgeschützte St. Josefsheim war das erste von Maria Tauscher gegründete Waisenhaus, bis zu ihrem Tod 1938 hatten die Karmelitinnen weltweit 58 Waisenhäuser für rund 10.000 Kinder gegründet.[33]

1945 zog in die Gebäude ein Altenpflegeheim, zuletzt betrieben von der Caritas Altenhilfe, die das Haus 2019 wegen Baumängeln schließen ließ.[36]

1897: Das erste Kaufhaus in Prenzlauer Berg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pappelallee (oben rechts), 1984 – Modehaus der Jugend, 1989

1897 eröffnete an der Ecke zur Danziger Straße mit dem Geschäft von Heyn & Goldschmidt das erste Kaufhaus auf dem Gebiet des heutigen Prenzlauer Berg(s).[37] Die Verkaufsflächen wurden 1904 mit einem Neubau in der Pappelallee 2 erweitert. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb das Haus in Familienbesitz,[38] bevor 1957 das DDR-Modehaus der Jugend einzog.[39][40] Ab der Wendezeit bis 2001 betrieb das Berliner Einwohnermeldeamt in der Pappelallee 1 die Meldestelle 76 in den Räumen des ehemaligen Kaufhauses.[41]

1905–1945: Gemeinde-Doppelschule in der Pappelallee und Lychener Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pappelallee 41: Schulbau, 1907 und Kita, 2024

Auf einem 40 mal 117 Meter großen Grundstück in der Pappelallee 41/42 baute die Stadt Berlin 1905 die 221. und 238. Gemeinde-Doppelschule für insgesamt gut 2.000 Mädchen und Knaben.[42] Architekt war der Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann. Er entwarf die Schule als viergeschossigen, an der Straßenfassade durch Lisenen gegliederten Putzbau. Über einem plastisch reduzierten Mittelrisaliten mit dem Hauptportal erhob sich ein weithin sichtbarer Turmbau von etwa 45 Metern Höhe. Über den Hof erstreckten sich zwei Seitenflügel, daran anschließend die noch heute erhaltene Turnhalle samt Lehrerwohnhaus am Schultor Lychener Straße.[43]

Hauptgebäude und südlicher Seitenflügel brannten im Zweiten Weltkrieg ab, ihre Ruinen wurden 1955 abgetragen. Im nördlichen Seitenflügel war ab 1963 die Musikschule Prenzlauer Berg untergebracht (ab 1979: Musikschule „Leo Spies“),[44] bis das Gebäude nach einem Beschluss des Bezirksamtes 2011 abgerissen wurde. Anstelle des südlichen Flügels wurde 1986 ein DDR-Typenbau (Kinderkombination) für eine Kindertagesstätte errichtet,[45] und 2015 mit einem dreigeschossigen Flachbau straßenseitig ergänzt.[46]

1913: Pappelallee 78/79: Wäschefabrik Borchardt – Suhrkamp Verlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pappelallee 78/79, 2014

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs errichtete 1913 das Berliner Textilunternehmen Gebrüder Borchardt A.G. in der Pappelallee 78/79 ein großes, fünfgeschossiges Gebäude für eine Wäschefabrik. Im Erdgeschoss befand sich zwischen 1928 und 1961 zusätzlich das Libelle-Filmtheater und ab 1932 betrieb die Allgemeine Ortskrankenkasse im Haus eine Zahlstelle.

Das jüdisch geführte Unternehmen Borchardt bestand dort bis 1936, das Gebäude wurde anschließend von den Nationalsozialisten enteignet.[47] Neuer Eigentümer wurde der Gerling-Konzern, statt Wäsche wurden nun zunehmend Uniformen hergestellt.[48] 1939 zog das Abschnittskommando der nationalsozialistischen Schutzpolizei ein.[49] Die Gewölbe dienten im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller, kurz vor der Kapitulation Deutschlands, während der Schlacht um Berlin, war dort eine Kommandozentrale der Schutzstaffel (SS) untergebracht.[50] In den 1960er Jahren produzierte der VEB Federtechnik im Haus, 1993 bis 2009 war es Standort des Finanzamtes Prenzlauer Berg und 2010 bis 2019 hatte dort der Suhrkamp Verlag seinen Sitz.

Das Gebäude des Architekten Georg Jacobowitz hat ein rustiziertes Sockelgeschoss, oberhalb ist die neunachsige Fassade durch Lisene gegliedert und mit neun weiblichen Medaillons verziert. Über Mittelrisalit und Dachgesims thront ein breites Zwerchhaus mit verglastem Segmentgiebel, flankiert von je drei Rundgauben. In dem denkmalgeschützten Gebäude waren 2024 zahlreiche Büros und eine Mode- und Design Akademie ansässig.

1976–2017: Kaufhalle Pappelallee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Käse in der Kaufhalle, 1976

In der Pappelallee 45–51 Ecke Ringbahn ließ der Stadtbezirk die nach dem Zweiten Weltkrieg verbliebenen Häuser abreißen und errichtete 1974–1976 eine Kaufhalle vom Typ ESK 1000,[51] einen DDR-Typenbau der Einheitsserie Kaufhallen in Metallleichtbauweise mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche.[52]

Die Kaufhalle stand bis 2017, als an ihrer Stelle ein großer Wohn- und Geschäftskomplex mit gut einhundert Meter langer Straßenfassade errichtet wurde. Er kostete 88 Millionen Euro, erstreckt sich über eine mehrstufige Hoflandschaft und beherbergt 240 Wohnungen sowie einen großen Supermarkt im Erdgeschoss.[53]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Von 1899 bis 2012 betrieb die Familie Castorf ein Einzelhandelsgeschäft in der Pappelallee 36 Ecke Stargarder Straße.[58] Letzter Inhaber war Werner Castorf, Vater von Regisseur Frank Castorf.[59]
  • Am 9. Juli 1995 gab Bruce Springsteen im Rahmen von Dreharbeiten für ein Musikvideo ein Konzert im damaligen Café Eckstein in der Pappelallee Ecke Gneiststraße. Teil der Band war Wolfgang Niedecken.[60]
  • Für den Film Stasikomödie (2022) ließ Regisseur Leander Haußmann Teile der Pappelallee in Breslau rekonstruieren.[61]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belletristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentarfilm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aschermittwoch. Regie: Lew Hohmann, DDR 1989, 19 min. (DEFA-Dokumentation über eine Kassiererin in der ehemaligen HO-Kaufhalle, Pappelallee 47)[62]
  • Die Schuhmacherei – Prenzlauer Berg. Regie: Michael Blume. Deutschland 2013, 28 min. (Dokumentation über eine sei 1920 bestehende Schuhmacherei in der Pappelallee 89)[63]

Bildende Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pappelallee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen: Geoportal Berlin: Übergeordnetes Straßennetz Bestand. Bei: berlin.de.
  2. Landesarchiv Berlin: Nivellierung der Pappelallee. A Pr.Br.Rep. 030 Nr. 618.
  3. Landesarchiv Berlin: Entwässerung und Pflasterung der Pappelallee, nördlicher Teil. A Rep. 000-02-01 Nr. 859.
  4. Architekten-Verein zu Berlin und Vereinigung Berliner Architekten: Berlin und seine Bauten. I. Einleitendes - Ingenieurwesen. Wilhelm Ernst, Berlin 1896. S. 238–243. digitale-sammlungen.de.
  5. Klaus Grosinski: Prenzlauer Berg. Eine Chronik. 2., erweiterte Auflage 2008. Karl Dietz, Berlin 2008. S. 227.
  6. Bernd Wähler: Pappelallee: Bauarbeiten nach zweieinhalb Jahren abgeschlossen. In: Berliner Woche vom 10. Dezember 2017. Bei: berliner-woche.de.
  7. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen: Baumbestand Berlin: Pappelallee. Datenbank im Geoportal Berlin. Bei: berlin.de.
  8. Berliner Linienchronik: Straßenbahn Fahrplan 1886. Bei: berliner-linienchronik.de.
  9. Berliner Linienchronik: Straßenbahn Fahrplan 1914. Bei: berliner-linienchronik.de
  10. Der Begriff „Acker tractus“ kann als fließendes bzw. flüssiges Feld übersetzt werden. Es gibt damit den Zustand des Feldes an, also etwa glitschig oder feucht bedeuten.
  11. Mencelius: Plan der Berliner Hufen von 1822. Königl. Lith. Institut Berlin, 1823. stadtmuseum.de.
  12. Wilhelm Griebenow: Wilhelm Griebenow’s Erlebnisse. Von ihm selbst geschrieben. Selbstverlag des Verfassers, Berlin, 1864. S. 170. Bei: zlb.de
  13. Planungsgruppe Werkstadt: Städtebauliches Gutachten für das Gebiet „Teutoburger Platz.“ Herausgegeben vom Bezirksamt Pankow, Berlin 2006. Bei: berlin.de, S. 9. (PDF, 12,3 MB)
  14. Uckermärkischer Geschichtsverein zu Prenzlau: Prenzlauer Stadtlexikon und Geschichte in Daten. Prenzlau 2005. S. 68. uckermaerkischer-geschichtsverein.de
  15. Adreß-Kalender für die königl. Haupt- und Residenzstädte Berlin und Potsdam, sowie Charlottenburg. Ausgabe 1849. S. 208. Bei: zlb.de
  16. Leopold Kraatz: Bebauungsplan der Umgebungen Berlins. Abtheilung XII. Revidirt im Jahr e 1888. Berlin 1888. zlb.de
  17. Berliner Gerichts-Zeitung vom 18. Juni 1864. S. 2. Bei: digitale-sammlungen.de
  18. Julius Rodenberg: Bilder aus dem Berliner Leben. Neue Folge. Paetel, Berlin 1887. S. 79ff. digitale-sammlungen.de
  19. Landesarchiv Berlin: Bauakten Pappelallee. A Rep. 010-02 : Nr. 11420–11430; Nr. 11856–11869 Nr. 11956–1970.
  20. Loewenthal (Hrsg.): Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1879 unter Benutzung amtlicher Quellen. Teil II. S. 54. Bei: zlb.de
    Frati & Co. und Bacigalupo in der Buchholzerstraße 1 Ecke Pappelallee
  21. Stadtmuseum Berlin: Musica di Strada. Ausstellung im Museum Pankow, 2023. Bei: stadtmuseum.de
  22. Reichsamt für Landesaufnahme: Gebäudeschäden im Gebiet der Stadt Berlin. Messtischblatt 3446: Berlin (Nord), 1903–1945. Berlin 1945. Bei: deutschefotothek.de
  23. a b Bezirksamt Pankow von Berlin: Portrait der Bezirksregion XIII - Helmholtzplatz. Bei: berlin.de
  24. Christiane Baumann: Der Pappel-Friedhof in Prenzlauer Berg: Eine kleine Berliner Stadt-Geschichte. Lukas Verlag, Berlin 2016. S. 43. ISBN 978-3-86732-226-3
  25. Julia Schumacher u. a.: 5 Jahre Wohnungsbaugenossenschaft Bremer Höhe: Ausstellungstafeln. Berlin 2005. zlb.de
  26. Wohnungsbaugenossenschaft "Bremer Höhe" eG: Eine Mietergenossenschaft in und über den Prenzlauer Berg hinaus. Bei: bremer-hoehe.de
  27. Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin. Ausgabe 1857. S. 386. zlb.de
  28. Profi-Partner Finanz- und Wirtschaftsberatungs Aktiengesellschaft: Hutfabrik, Pappelallee 3+4 in Berlin. Bei: profi-partner.de
  29. Architektenverein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Ernst & Korn, Berlin 1877. S. 202. zlb.de
  30. Julius Rodenberg: Bilder aus dem Berliner Leben. Neue Folge. Paetel, Berlin 1887. S. 80–81. digitale-sammlungen.de
  31. Klaus Grosinski: Prenzlauer Berg. Eine Chronik. 2., erweiterte Auflage 2008. Karl Dietz, Berlin 2008. S. 83.
  32. Landesdenkmalamt Belin: St. Josefs-Heim zur Pflege und Erziehung armer Kinder. Eintrag in der Denkmaldatenbank bei: berlin.de
  33. a b Anne Tschanz: Blessed Maria Teresa of St. Joseph: A heart full to overflowing. In: Religious Life Magazine. Libertyville, May/June 2013. Zit. nach: Carmelita Sisters: The Life of bl. Mother Maria Teresa of St.Joseph. Bei: carmeldcj.org
  34. Katholische Kirchengemeinde Heilige Familie Berlin-Prenzlauer Berg: Die Kirche des Josefsheims. Bei: heiligefamilie-berlin.de
  35. Klaus Grosinski: Prenzlauer Berg. Eine Chronik. 2., erweiterte Auflage 2008. Karl Dietz, Berlin 2008. S. 150.
  36. Caritas Altenhilfe gGmbH: St. Josefsheim - Caritas-Seniorenheim in Prenzlauer Berg muss geschlossen werden. Berlin, 03. Juni 2019. Bei: caritas-altenhilfe.de
  37. Klaus Grosinski: Prenzlauer Berg. Eine Chronik. 2., erweiterte Auflage 2008. Karl Dietz, Berlin 2008. S. 80.
  38. Betreiberin ab den 1920er Jahren war Käte Wunderlich, geb. Goldschmidt und Familie.
    Siehe: Berliner Handelsregister 1926: Heyn & Goldschmidt. Bei: zlb.de sowie Berliner Adressbuch 1940: K. Wunderlich, Eigentümerin Pappelallee 1 und Hedwig Goldschmidt, Konfekt., Pappelallee 2 zlb.de.
  39. Neues Deutschland: Modehaus für junge Berliner. Zeitungsmeldung vom 6. Januar 1957. nd-archiv.de
  40. Akg Images: The Fashion House of Youth (est. in 1957) on the Pappelallee 2. Fotografie von März 1968. akg-images.de
  41. Tagesspiegel: Meldestelle 76 schließt. Zeitungsmeldung vom 25. März 2001. tagesspiegel.de,
  42. Vorlagen für die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin: Zusammenstellung der Frequenzübersichten der Gemeindeschulen. Stand am 1. November 1905. Berlin 1906. S. 101. Bei: zlb.de
  43. Ludwig Hoffmann: Neubauten der Stadt Berlin. Band V. Bruno Hessling, Berlin / New York 1907. Seite XVff. Bei: tu-berlin.de
  44. Klaus Grosinski: Prenzlauer Berg. Eine Chronik. 2., erweiterte Auflage 2008. Karl Dietz, Berlin 2008. S. 212.
  45. Bezirksamt Pankow von Berlin: Bebauungsplan 3-45B. Beschluss Nr. VII-0534/2013 vom 28. Mai 2013.
  46. Amt für Weiterbildung und Kultur Pankow Kunst und Kultur: Auswahlverfahren - Neubau einer Kindertagesstätte für 120 Kinder, Pappelallee 40 in 10437 Berlin. Bei: berlin.de
  47. Landesarchiv Berlin: Enteignung des jüdischen Grundbesitzes in Berlin. A Pr.Br.Rep. 057 Nr.461.
  48. Das Berliner Adressbuch von 1940 listet drei Gewerbe für Uniformen im Haus.
    Siehe: Berliner Adreßbuch für das Jahr 1940. Dritter Band: Straßen und Häuser. Verlag A. Scherl Nachfolger, Berlin 1940, S. 663 zlb.de
  49. Landesarchiv Berlin: Skizze der Räume des Schutzpolizei-Abschnittkommandos Prenzlauer Berg. A Pr.Br.Rep. 042 Nr. 681.
  50. Andreas Kilb: Last Exit Pappelallee. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. November 2010. Bei: faz.de
  51. Landesarchiv Berlin: Städtebauliche Genehmigung - Errichtung einer Kaufhalle vom Typ ESK 1000/1200. C Rep. 110-01 Nr. 3115.
  52. VEB Ingenieurhochbaukombinat Gera: Kaufhalle in Metallleichtbauweise ESK 1000/1200-8. Bei: bbr-server.de (PDF; 3,7 MB)
  53. Michael Fabricius: Discounter-Dächer lindern die deutsche Wohnungsnot. In: Die Welt. 14. Dezember 2019.
  54. Karin Sakrowski: Haus-Flur-Erinnerung an mein Atelier Pappelallee. Bei: sakrowski.de
  55. Matthias Flügge: Das Atelier von Michael Diller in der Pappelallee. In: Bundeszentrale für politische Bildung: Autonome Kunst in der DDR. Artikel vom 6. September 2012. Bei: bpb.de
  56. Lars von Törne: Baumfällungen in Berlin. In: Tagesspiegel, Berlin 20. Oktober 2013. tagesspiegel.de
  57. Anonym: Berliner Techno-Urgestein bringt neues Album raus. Artikel in der „BZ“ vom 30. April 2016.
  58. David Ensikat: Berlin, Ecke Pappelallee. In: Tagesspiegel vom 28. Februar 2012. tagesspiegel.de
  59. Frank Castorf: Mein Seelenort. deutscheooperberlin.de
  60. Stefan Strauss : Als Bruce Springsteen Prenzlauer Berg rockte. In: Berliner Zeitung, 15. August 2019. berliner-zeitung.de
  61. Constantin Film: Stasikomödie: Ein Besuch der Drehorte in Berlin. Blogeintrag vom 20. Mai 2022. Bei: constantin.film
  62. Aschermittwoch. Dokumentarfilm von Lew Hohmann, DDR 1989. Online bei: filmfriend.de
  63. Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V.: Die Schuhmacherei - Prenzlauer Berg. Eintrag im: filmportal.de

Koordinaten: 52° 32′ 38,4″ N, 13° 24′ 56″ O