Portal Tomb

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Portal Tomb von Bree
Die beiden Arten von Portal Tombs – Schema
Kilclooney More Dolmen 1 bei Ardara (Donegal) mit dem für Portal Tombs typischen überdimensionierten Deckstein

Als Portal Tomb (auch Portal-Dolmen oder Druiden-Altar) werden Megalithanlagen auf den Britischen Inseln bezeichnet, bei denen zwei gleich hohe, aufrecht stehende Steine die Vorderseite der Kammer bilden und mit dem Türstein und dem teilweise gewaltigen Deckstein (Browneshill-Dolmen im County Carlow: 100 t) den „Türrahmen“ in Form eines H bilden. Ein meist nur halbhoher, so genannter Türstein steht beziehungsweise stand zwischen den Orthostaten am Eingang. Die meisten Anlagen befinden sich in der Osthälfte Irlands. Westlich der Linie DonegalCork sind nur etwa zwei Dutzend der etwa 175 bekannten Anlagen vertreten. Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung.[1]

Beschreibung

Die Portalsteine können bis zu 3,7 m hoch sein. Verbindet sich diese Höhe mit einem dicken Deckstein, kann die Anlage (wie Goward im County Down in Nordirland oder Kilmogue im County Kilkenny) über fünf Meter hoch aufragen. Meist ruht auf den Portalsteinen und dem oder den niedrigeren hinteren Orthostaten ein einzelner, großer, um etwa 20° nach hinten geneigter Stein. Mitunter kommen zwei Decksteine vor, die eine gestufte Decke bilden (zum Beispiel Aughnacliff, Kempe Stones, Knockeen, Kilmogue und Haroldstown Dolmen). Ganz selten haben alle (drei oder mehr) Tragsteine die gleiche Höhe und die charakteristische Neigung der Oberseite wird vom Eselsrücken-Profil des Decksteins gebildet. Seitensteine befinden sich manchmal auf der einen oder zu beiden Seiten, zwischen Portal- und Endstein. Bei Ahaglaslin (County Cork) gibt es kleine Steine auf jeder Seite, die einen trichterförmigen Zugang bilden. Eine halbmondförmige Setzung niedriger Steine wurde bei Ticloy im County Antrim gefunden, das jedoch eine untypische Anlage ist.

Das Portal Tomb kommt fast immer als einzelnes Objekt vor. Es gibt jedoch Beispiele, wo sich zwei Anlagen im gemeinsamen Langhügel befanden. In Ballyvennaght (County Antrim) befindet sich eine Kammer an jedem Ende eines langen Steinhügels. In Ballyrenan (County Tyrone) stehen zwei Dolmen gegenläufig und zusammengebaut in einem langen Steinhügel, während in Kilclooney More 1 (County Donegal) innerhalb desselben Hügels, in der Nähe eines massiven Beispiels, eine Miniaturanlage steht. In Malin More im County Donegal liegen vier in etwa gleichmäßig verteilte Miniaturdolmen zwischen zwei etwa 90 m voneinander entfernt gelegenen großen Dolmen rechtwinklig zur Achse des abgetragenen Hügels und der großen Anlagen. Dort wie in Melkagh im County Longford sehen die kleinen Exemplare wie Tochteranlagen der großen aus.

Die Hügel

Es gibt keine Spur von Steinhügeln oder Hügeln bei der großen Mehrheit der erhaltenen Portalgräber. 26 Beispiele für lange Cairns sind aufgezeichnet, aber nur wenige davon sind ausgegraben. Lediglich Reste von Hügeln sind in etwa zwei Dutzend (von etwa 160) Fällen zu erkennen. Die Steinhügel (Cairns) ähneln denen der Court Tombs, scheinen jedoch etwas schmaler gewesen zu sein und sich am Ende weniger verjüngt zu haben. In Ballykeel (County Armagh) wurden Belege für ein umlaufendes Trockenmauerwerk gefunden. In einigen Fällen sind vage Spuren runder Steinhügel bemerkt worden. Die Dolmen liegen normalerweise am Ende der Langhügel. Es gibt bei Ticloy im County Antrim und Goward im County Down Hinweise auf einen flachen konkaven Hof und bei Tirnoney im County Londonderry auf eine Fassade zu einer oder zu beiden Seiten des Portals.

Tripod-Dolmen und Quoits

Portal Tombs kommen (auch als so genannte Tripod-Dolmen) sowohl im Osten Irlands (Legananny im County Down, Proleek im County Louth), als auch in Cornwall und Wales (beispielsweise Pentre Ifan, Carreg Coetan Arthur) vor. In Cornwall und Wales wird diese Art Megalithanlage Quoit genannt. Der bekannteste ist der Lanyon Quoit. Sie wurden zunächst als spezielle Gruppe behandelt, sind jedoch Portal Tombs, die ihrer restlichen Steine beraubt wurden.

Verbreitung und Kontext

Portal Tombs stammen aus dem irischen Neolithikum (3000 bis 2000 v. Chr.) und kommen sowohl in der Osthälfte Irlands als auch in Cornwall und Wales vor. Ihre Kammern sind verhältnismäßig klein, da viele Anlagen mit sehr massiven Blöcken gebaut sind. Einige sind aber auch relativ leicht gebaut und innen ebenfalls winzig (Binn im County Donegal und Carrickacroy im County Cavan).

Das Portal Tomb im Steinhügel zeigt Verbindungen mit den Court Tombs. Das wird durch Ähnlichkeit bei den Funden unterstützt: Töpferware und Speer- beziehungsweise Pfeilspitzen in Blatt- oder Pastillenform sowie Hohlschaber. In Irland überlappt sich der Verbreitungsraum der Portal Tombs bei mehr als zwei Drittel der Anlagen mit dem der Court Tombs. Sie sind in Ulster in den Counties Tyrone und Donegal besonders zahlreich. Eine große Gruppe liegt auch im östlichen Leinster.

Zeitstellung

Lange galten Portalgräber als eine späte beziehungsweise die letzte Form der Megalithanlage. Heute gilt diese Ansicht aufgrund der Forschungen von Frances Lynch (1976) in Wales als überholt.

Ausgrabungen

Poulnabrone im County Clare wird fälschlich als bisher bestbewahrte, ausgegrabene Portal Tomb bezeichnet, da es sich um ein falsch rekonstruiertes Wedge Tomb handelt. Die Bestattungen bestanden aus 16 bis 22 Erwachsenen und sechs Jugendlichen. Die Knochen wurden im dekarniertem Zustand niedergelegt. Nur ein Erwachsener war älter als 40 Jahre, die Mehrheit war unter 30, als sie starb. Die Grabbeigaben bestanden aus einer Mischung von Werkzeugen und Zierrat. Eine polierte Steinaxt, zwei Scheibenperlen, ein perforierter Knochenanhänger, ein Teil einer Knochennadel, zwei Quarzkristalle, Feuerstein und mehr als 60 Scherben rauer Töpferware wurden geborgen.

Eine deutlich andere Mischung der Grabbeigaben stammt von Ballykeel im County Armagh in Nordirland, wo Collins eine Menge zerscherbter Töpferware, aber nur wenig Feuerstein fand. Die Töpferwaren umfasste feine neolithische Ware, die wahrscheinlich aus der ersten Phase der Anlage stammt. Der größte Teil wurde außerhalb der Kammer gefunden, darunter drei verzierte Schüsseln mit kennzeichnendem Profil. Von fast sechs Kilogramm rauer Töpferwaren glaubt der Ausgräber, dass sie vor und während der Nutzung der Anlage verwendet wurde, da sie auch gemeinsam mit der verzierten Töpferware in der Anlage gefunden wurde.

Über Funde wird von etwa 20 Anlagen berichtet, aber außer in Ballykeel wurden nur kleine Mengen Töpferware gefunden. Pfeilspitzen in Blattform wurden an vier Anlagen, Hohlschaber an drei und Schaber verschiedener Typen insbesondere in Ballykeel gefunden. An einigen Anlagen wurden Steinperlen gefunden. Eine kleine Axt oder ein Dechsel von der Flintmin Thievebulliagh wurde in Drumanone im County Roscommon gefunden.

Namensparallelen

Ewald Schuldt hat in Mecklenburg unter den Ganggräbern einige Anlagen ohne Gang gefunden, die er hilfsweise „Portalgräber“ nannte, was jedoch mit den Portal Tombs der Britischen Inseln kollidiert, die von gänzlich anderer Bauart sind. In etwa baugleiche Anlagen finden sich dagegen in der Provinz Drente in den Niederlanden, wo sie als „Portaolgraf“ bezeichnet werden.

Siehe auch

Literatur

  • Frances M. Lynch: Towards a Chronology of Megalithic Tombs in Wales. In: George C. Boon, John M. Lewis (Hrsg.): Welsh Antiquity. Essays mainly on Prehistoric Topics presented to H. N. Savory upon his retirement as Keeper of Archaeology. Amgueddfa Genedlaethol Cymru, Cardiff 1976, ISBN 0-7200-0096-3, S. 63–79.
  • Frances M. Lynch: Megalithic Tombs and Long Barrows in Britain (= Shire Archaeology; Bd. 73). Shire Archaeology, Princes Risborough 1997, ISBN 0-7478-0341-2.
  • Elizabeth Shee Twohig: Irish Megalithic tombs (= Shire Archaeology; Bd. 63). Shire Archaeology, Princes Risborough 1990, ISBN 0-7478-0094-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johannes Müller: Neolithische Monumente und neolithische Gesellschaften. In: Hans-Jürgen Beier (Hrsg.): Varia neolithica, Bd. 6: Neolithische Monumente und neolithische Gesellschaften (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas; Bd. 56). Beier & Beran, Langenweissbach 2009, ISBN 978-3-941171-28-2, S. 7–16, hier S. 15.