Rolando Villazón

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Rolando Villazón (2014)

Rolando Villazón Mauleón (* 22. Februar 1972 in Mexiko-Stadt) ist ein mexikanisch-französischer Opernsänger (Tenor), Regisseur und Schriftsteller mit österreichischen Vorfahren. Im Jahre 2007 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Besonderes Aufsehen erregte er 2005 mit seiner Rolle als Alfredo Germont an der Seite von Anna Netrebko in einer Aufführung von Giuseppe Verdis La traviata bei den Salzburger Festspielen. Seit 2010 ist Rolando Villazón Mexikos Kulturbotschafter.

Biografie

Rolando Villazón wurde in Mexiko-Stadt geboren. Weil er in seiner Kindheit das Colegio Alemán Alexander von Humboldt besuchte, spricht er gut Deutsch. Im Alter von elf Jahren ging er an die Academia de Artes Espacios, wo er Unterricht in Musik, Schauspiel, Ballett und Modern Dance nahm.

Der Bariton Arturo Nieto weckte 1990 sein Interesse am Operngesang, und er wurde auch sein erster Gesangslehrer. Villazón setzte seine Gesangsausbildung am nationalen Musikkonservatorium bei Enrique Jaso fort und gewann zwei nationale mexikanische Gesangswettbewerbe. Danach nahm der Bariton Gabriel Mijares den jungen Tenor unter seine Fittiche und brachte ihn auf den Weg zu einer internationalen Karriere.

1998 trat Rolando Villazón dem renommierten Merola Opera Program der San Francisco Opera bei, wo er unter anderem an Meisterklassen von Joan Sutherland teilnahm. Das Young Artists Program der Pittsburgh Opera war die nächste wichtige Station, mit erfolgreichen Auftritten in Vincenzo Bellinis I Capuleti e i Montecchi, Gaetano Donizettis Lucia di Lammermoor und Samuel Barbers Vanessa. 1999 belegte Villazón den zweiten Platz in Plácido Domingos Operalia-Gesangswettbewerb und erhielt den zusätzlich verliehenen Operalia-Preis für Zarzuelas sowie den Operalia-Publikumspreis.

Den Start seiner internationalen Karriere hatte Rolando Villazón 1999 mit seinem Europa-Debüt in Genua als Des Grieux in Jules Massenets Manon, unmittelbar gefolgt von erfolgreichen Auftritten an einigen der großen Opernhäuser der Welt wie unter anderem der Opéra Bastille Paris, der Bayerischen Staatsoper, der Staatsoper Unter den Linden Berlin, der Hamburgischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper, dem Teatro dell’Opera di Roma, der New Yorker Met sowie der Los Angeles Opera. Er sang dort Partien wie Rodolfo in Puccinis La Bohème, Alfredo in Verdis La traviata, Roméo in Charles Gounods Roméo et Juliette und Edgardo in Donizettis Lucia di Lammermoor.

Einen großen Erfolg hatte Villazón mit seiner Interpretation des Nemorino an der Seite von Anna Netrebko als Adina in der Oper L’elisir d’amore von Gaetano Donizetti an der Wiener Staatsoper im April 2005. Weltbekannt wurde er jedoch mit seiner leidenschaftlich-feurigen Interpretation des Alfredo in der La Traviata mit Anna Netrebko bei den Salzburger Festspielen im August 2005.

Seit Mitte 2006 musste Rolando Villazón mehrmals aus gesundheitlichen Gründen Auftritte absagen. Am 15. August 2007 gab Villázon bekannt, er wolle sich einige Monate zurückziehen, um wieder zu seiner gewohnten Vitalität zurückzufinden. Im Januar 2008 erfolgte sein Comeback an der Wiener Staatsoper in Werther. Sein großes Comeback plante er aber mit einem Konzert am 27. Juni 2008 vor dem Schloss Schönbrunn in Wien, das er anlässlich des Finales der Fußball-Europameisterschaft 2008 gemeinsam mit Plácido Domingo und Anna Netrebko gab.

Mit Anna Netrebko drehte er unter der Regie von Robert Dornhelm in Wien eine Verfilmung von La Bohème, wobei der Gesang bereits bei einer konzertanten Aufführung 2007 in München aufgezeichnet worden war. Diese wurde ab Oktober 2008 in europäischen Kinos gezeigt und im März 2009 auf DVD veröffentlicht. Im August 2008 trat er erneut bei den Salzburger Festspielen auf, diesmal als Romeo an der Seite von Nino Machaidze in Roméo et Juliette.

Im Oktober 2008 sang Villazón den Lenski in der Berliner Produktion von Eugen Onegin unter der Regie von Achim Freyer. Wenig später wurde er an der Londoner Covent Garden Opera als Dichter Hoffmann in Jacques Offenbachs Oper Hoffmanns Erzählungen euphorisch bejubelt. Im Dezember 2008 kehrte er als Rodolfo in La Boheme an die Wiener Staatsoper zurück.

Ende Januar und Anfang Februar 2009 sang Villazón trotz einer Erkältung neben Anna Netrebko die Rolle des Edgardo in der Serie von Lucia di Lammermoor an der Metropolitan Opera in New York. Diese musste er allerdings nach wenigen Vorstellungen – und nachdem er mit Problemen während einer Aufführung zu kämpfen hatte – dann doch absagen. Im März 2009 zeigte er sich jedoch in Paris als Werther wieder auf der Höhe seiner Kräfte. Im April 2009 sagte Villazón alle weiteren Auftritte für 2009 ab, weil er sich wegen einer Zyste an den Stimmbändern einer Operation unterziehen musste. Im November 2009 teilte er auf seiner Homepage mit, dass er beabsichtige, im Jahr 2010 wieder aufzutreten.

Mitte März 2010 kehrte er auf die Bühne zurück. Im Sommer 2010 gab Villazón mehrere Konzerte in seinem Heimatland und stand drei Wochen für das Roadmovie Mein Mexiko vor der Kamera. Am 2. Oktober 2010 debütierte Villazón erfolgreich an der Mailänder Scala als Nemorino.[1]

Als Opernregisseur debütierte Villazón 2011 an der Opéra de Lyon mit einer Inszenierung von Massenets Werther. Es folgte 2012 Donizettis L’elisir d’amore am Festspielhaus Baden-Baden sowie 2015 Inszenierungen von Donizettis Viva la Mamma an der Volksoper Wien und Puccinis La rondine an der Deutschen Oper Berlin.[2]

Sein erster Roman Malabares erschien auf Spanisch 2013. Die deutsche Übersetzung Kunststücke erschien 2014.

Villazón ist verheiratet und hat zwei Söhne, mit denen er in Neuilly-sur-Seine, einem Vorort von Paris, lebt.

Trivia

  • Er hat österreichische Vorfahren mit dem Namen Roth, die nach Mexiko emigrierten.
  • Villazón zeichnet gerne Karikaturen, dazu lassen sich auf seiner Homepage zu vielen Produktionen Begleitzeichnungen finden.
  • Nach dem Schulabschluss wollte Villazón Priester werden[2] und war ein paar Monate in den Bergen in einem Kloster.
  • Rolando Villazón war in den Jahren 2014 und 2015 Juror des Songwriting-Wettbewerbs „Dein Song“ für Kinder und Jugendliche.[3]

Diskografie

Bis Juni 2007 war er noch bei der Plattenfirma EMI verpflichtet, wechselte danach zur Deutsche Grammophon.

  • 2002 Der Fliegende Holländer (mit Falk Struckmann;CD)
  • 2002 Romeo y Julieta (3 CDs)
  • 2003 La Vita de Homero (CD)
  • 2004 Italian Opera Arias (CD)
  • 2004 Berlioz: La Révolution Grecque (2 CDs)
  • 2004 Klassik aus Italien (eine Arie aus Tosca) (CD)
  • 2005 French Opera Arias (CD)
  • 2005 Merry Christmas (CD)
  • 2005 Don Carlos (DVD)
  • 2005 L’elisir d’amore (DVD) (AT, DE: Platin)[4][5]
  • 2005 La traviata (AT: Platin für CD und DVD, DE: Platin für CD)
  • 2005 Tristan und Isolde (CD)
  • 2006 Opera Recital (CD)
  • 2006 Fußballjahr 2006 - 32 Nationalhymnen (singt mexikanische Nationalhymne) (CD)
  • 2006 La Bohème (Bregenzer Festspielen 2002) (DVD)
  • 2006 Das Waldbühnenkonzert aus Berlin, A. Netrebko, R. Villazón, P. Domingo (DVD) (AT, DE: Gold)
  • 2006 Monteverdi: Combattimento (CD)
  • 2007 Gitano (Zarzuela-Arien) (CD)
  • 2007 Duets (Duette mit Anna Netrebko) (CD) (AT, DE: Platin)
  • 2007 Viva Villazón (2 CDs)
  • 2007 La Traviata (mit Renée Fleming aus der MET) (DVD)
  • 2007 Manon (mit Natalie Dessay aus Barcelona 2007) (DVD)
  • 2008 Cielo e mar (CD)
  • 2008 La Boheme (mit Anna Netrebko) (2 CDs)
  • 2008 Manon (mit Anna Netrebko, Berlin 2007) (DVD)
  • 2009 Romeo et Juliette (Salzburger Festspiele 2008, mit Nino Machaidze) (2 DVDs)
  • 2009 La Boheme (Opernfilm mit Anna Netrebko) (DVD)
  • 2009 Georg Friedrich Händel - Arias (CD) (DE: #17)
  • 2009 Verdi: Messa da Requiem (Live-Aufnahme, mit Anja Harteros, Sonia Ganassi, René Pape, 2CDs)
  • 2010 Tenor (CD, nur in Großbritannien)
  • 2010 Mexico! (CD)
  • 2012 Don Giovanni (mit Diana Damrau, Ildebrando D’Arcangelo u. a.)
  • 2013 Sesamstraße: Ernie & Bert singen mit Stars - Als singender Eisverkäufer

Publikationen

Dokumentationen

  • 2006 Rolando Villazón - ein mexikanischer Traum
  • 2010 Rolando Villazón: Mein Mexiko (ein Roadmovie von Peter Schönhofer)

Quellen

  1. Villazón singt bald wieder in Wien, ORF, 8. Oktober 2010.
  2. a b Frederik Hanssen: "Ich bin doch kein Markenprodukt". Zeit online, 7. März 2015, abgerufen am 12. März 2015.
  3. Wiebke Porombka: Die Jury ist nicht immer das Arschloch in: Zeit online, 19. März 2014, online, abgerufen am 8. April 2014
  4. Gold-/Platin-Datenbank des Bundesverbandes Musikindustrie, Abruf vom 18. November 2015
  5. Auszeichnungen für Musikverkäufe: AT

Literatur

Weblinks

Commons: Rolando Villazón – Sammlung von Bildern