St. Arsatius (Ilmmünster)

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Pfarrkirche St. Arsatius
Apsis

Die katholische Pfarr- und ehemalige Kollegiatstiftskirche Sankt Arsatius in Ilmmünster, einer Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm in Bayern, wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts an der Stelle eines karolingischen Vorgängerbaus aus dem 8. oder 9. Jahrhundert errichtet.

Geschichte

Die karolingische Vorgängerkirche wurde für das im 8. Jahrhundert als Filialkloster von Tegernsee gegründete Benediktinerkloster Ilmmünster errichtet, das bereits im 10. Jahrhundert durch den bayerischen Herzog Arnulf I. säkularisiert wurde. Um 1060 wurde dort ein Chorherrenstift eingerichtet, das im 13. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte. Für dieses Stift wurde um 1210/20 die romanische Arsatius-Kirche gebaut. 1492 verlegte Herzog Albrecht IV. das Kollegiatsstift zusammen mit dem Stift Schliersee an die neu erbaute Frauenkirche nach München, der Ilmmünster bis zur Säkularisation im Jahr 1803 unterstand. Erst mit diesem Jahr wurde Ilmmünster eine eigenständige Pfarrei und St. Arsatius Pfarrkirche.

Im Laufe der Zeit erfuhr die Kirche erhebliche Umgestaltungen. Um 1475 wurde sie spätgotisch ausgestattet, 1676 erhielt sie ein Gewölbe und Fenster im Stil des Barock und 1746 wurde sie mit reichem Stuck verziert. In den Jahren 1875 bis 1878 führte man eine Reromanisierung der Kirche durch. Dabei wurde der Stuck aus der Barockzeit durch Fresken von Johann Michael Wittmer ersetzt. Bei der Renovierung in den Jahren 1975 bis 1984 entschied man sich für die Restaurierung des neuromanischen Aussehens.

Tafel mit der Legende des hl. Arsatius in der Krypta

Heiliger Arsatius

Die Kirche ist dem hl. Arsatius geweiht, dessen Gebeine um 766 aus Rom in das neu gegründete Kloster Ilmmünster überführt wurden, wie die Abschrift einer Grabinschrift aus dem 11. Jahrhundert bezeugt. Im Freisinger Kalendarium aus der Zeit um 980 wird Arsatius als Confessor (Bekenner) aufgeführt, im 13. Jahrhundert wird er als Bischof bezeichnet. Im Wesentlichen wurde seine historisch nicht zu belegende Vita im 15. Jahrhundert festgeschrieben, nach der Arsatius mit dem Mailänder Bischof Eustorgius die Reliquien der Heiligen Drei Könige, auch die Eherne Schlange des Moses, von Konstantinopel nach Mailand gebracht haben soll.[1] Im Jahr 1495, nachdem wenige Jahre zuvor das Kollegiatsstift nach München verlegt worden war, überführte man – unter heftigem Protest der Ortsansässigen – die Reliquien des Kirchenpatrons in die Altöttinger Kapelle der Frauenkirche. Mit dem Abtransport der Reliquien kam auch die seit dem 9. Jahrhundert bestehende Wallfahrt zum Erliegen. 1846 kamen die Reliquien wieder nach Ilmmünster zurück, wo sie seitdem in der Krypta der Kirche aufbewahrt werden.

Kirchturm

Architektur

Außenbau

Apsis

Die drei Apsiden gliedern mit Blendbögen verbundene Lisenen und Halbsäulen, die teilweise Knospenkapitelle aufweisen. Unter dem Dachansatz verläuft ein Zahnfries.

Aus gotischer Zeit stammt der an der Südseite eingestellte, mit einem Satteldach gedeckte Glockenturm. Er ist an allen vier Seiten von rundbogigen Klangarkaden durchbrochen und wird von einem Staffelgiebel bekrönt. Das Giebelfeld ist mit Blendfeldern verziert, die von Zwillingsbögen gerahmt werden. An den Außenmauern umlaufen Bogenfriese das Langhaus.

Chor

Innenraum

Die Kirche ist als querschifflose, dreischiffige Pfeilerbasilika mit drei Ostapsiden angelegt. Das ursprünglich flach gedeckte Mittelschiff wurde 1676 mit einer Stichkappentonne eingewölbt. Die leicht zugespitzten Arkaden ruhen auf quadratischen Pfeilern mit barock profilierten Kämpfern. Die Seitenschiffe besitzen Kreuzgratgewölbe. In der Zeit des Barock wurden die Fenster der Seitenschiffe vergrößert und im Mittelschiff die Oberfenster durch querovale Okuli ersetzt. Der Chor liegt um neun Stufen erhöht.

Hallenkrypta

Die dreischiffige Hallenkrypta ist in fünf Joche gegliedert. Das Kreuzgratgewölbe wird von Pfeilern, teilweise mit profilierten Kämpferplatten, und gebündelten Dreiviertelsäulen mit Knospenkapitellen getragen. An den Wänden wechseln Pilaster und Halbsäulen.

Ausstattung

Karolingische Chorschranken
  • Bei Grabungen in der Umgebung des Chors wurden mehrere Fragmente der Chorschranken der karolingischen Vorgängerkirche gefunden. Die Sandsteinplatten sind mit Flechtband verziert und waren vermutlich in der romanischen Kirche wiederverwendet worden. Ein großer Teil der Chorschrankenplatten wird in der Archäologische Staatssammlung in München ausgestellt.
  • Das frühgotische Chorgestühl wird um 1320 datiert.
  • In den neuromanischen Hochaltar von 1880 sind vier gotische Schnitzreliefs, die Erasmus Grasser zugeschrieben werden, und zwölf Bildtafeln eines gotischen Flügelaltars eingefügt. Die vier Reliefs stellen Szenen der Legende des hl. Arsatius dar. Auf den gemalten Bildtafeln, die Jan Polack zugeschrieben werden, sind Szenen der Passion dargestellt, die Bischofsweihe des hl. Arsatius und sein Tod sowie die Enthauptung eines der Heiligen Drei Könige und die Überführung seiner Gebeine. Die halb lebensgroßen Figuren auf dem Altar, die hl. Helena und die hl. Elisabeth von Thüringen, stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert. In ihrer Mitte hält eine sitzende Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Schoß eine Weintraube in der Hand. Sie wird in gotische Zeit datiert.
  • Von der gotischen Ausstattung sind außerdem eine Pietà von Erasmus Grasser aus der Zeit um 1500 erhalten sowie, vom gleichen Bildhauer, die Assistenzfiguren Maria und Johannes auf dem Kreuzaltar, im nördlichen Seitenschiff. Auch die kleineren Figuren an diesem Altar, der hl. Arsatius, der Papst Zacharias, der hl. Korbinian und der hl. Benno stammen aus der Gotik.
  • Der Familienaltar im südlichen Seitenschiff ist noch von der barocken Ausstattung der Kirche erhalten.
  • Auf den Zunftstangen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind neben Jesus der Erzengel Michael, der hl. Sebastian, der hl. Georg, zwei Bischöfe, der hl. Rochus von Montpellier und eine Anna selbdritt dargestellt.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Bayern IV - München und Oberbayern. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 2002, ISBN 3-422-03010-7, S. 464–466.
  • Peter Pfister: Ilmmünster. Verlag Schnell und Steiner (Kunstführer Nr. 1525), 3. veränderte Auflage, Regensburg 1995

Weblinks

Commons: Sankt Arsatius (Ilmmünster) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hl. Arsatius Erzbistum München und Freising (abgerufen am 3. Januar 2016)

Koordinaten: 48° 29′ 15″ N, 11° 30′ 7″ O