Tiergartenviertel
Das Tiergartenviertel ist ein Gebiet im Berliner Ortsteil Tiergarten des Bezirks Mitte. Wegen der prägenden Bebauung mit vielen diplomatischen Einrichtungen wird der westliche Teil des Tiergartenviertels auch „Botschaftsviertel“ genannt. In den Gründungsjahren wurde es als Wohnort vieler hoher Beamter „Geheimratsviertel“ genannt.
Lage
Das Viertel ist nach dem im Norden liegenden Großen Tiergarten benannt, dessen Grünanlagen bis zur – das Gebiet durchquerenden – Tiergartenstraße reichen. Im Osten schließen sich hinter der Potsdamer Straße die Neubauten des Potsdamer Platzes an. Die Südgrenze bildet der Landwehrkanal, der im Bogen bis zu den Anlagen der Stadtbahn im Westen reicht.
Geschichte
Für das einstige Ausflugsgelände vor der Stadtmauer der Stadt Berlin genehmigte König Friedrich Wilhelm III. 1828 den Bebauungsplan. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand dort eine ausgedehnte Villenkolonie und es zogen Höhere Beamte, Unternehmer, Künstler und Wissenschaftler dorthin, da die zentrale Lage zwischen Alt-Berlin, Charlottenburg und Schöneberg mit den Vorzügen von Vororten verbunden wurde. Das 274 Hektar umfassende Areal des damaligen Tiergartens wurde 1881 eingemeindet. Im wilhelminischen Berlin wurde das Tiergartenviertel amtlich Untere Friedrichsvorstadt genannt.
Da das Viertel im Zentrum Berlins liegt, sahen die Pläne Albert Speers für die „Welthauptstadt Germania“ tiefgreifende Veränderungen vor. Als erste Bauwerke wurden die Botschaften der befreundeten Staaten Japan und Italien errichtet. Daneben erwarb der Staat große Teile der Liegenschaften, teilweise durch Zwangsenteignungen jüdischer Besitzer. Im östlichen Teil des Tiergartenviertels – östlich der Stauffenbergstraße (bis 1955: Bendlerstraße) – wurden die bestehenden Gebäude ab 1938 zu großen Teilen abgerissen, um Platz für die „Nord-Süd-Achse“ und den „Runden Platz“ zwischen Kuppelhalle und Südbahnhof zu schaffen. Der westliche Teil – zwischen Tiergartenstraße im Norden, Landwehrkanal im Süden, Bendlerstraße im Osten (heute: Stauffenbergstraße) und Tiergartenstraße im Westen (heute der Teil der Thomas-Dehler-Straße, der an das Erweiterungsgelände des Zoo angrenzt) – wurde zum Botschaftsviertel erklärt.
Nachdem viele Gebäude bereits während des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe beschädigt waren, wurde fast jedes Gebäude während der Schlacht um Berlin zerstört. Mit dem Wettbewerb „Hauptstadt Berlin“ im Jahr 1958 begann der planmäßige Wiederaufbau. Als Kulturforum Berlin entstand im Osten des Viertels ein Zentrum für Kultur, Bildung und Wissenschaft. Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Hauptstadtbeschluss wurde Berlin wieder Hauptstadt Deutschlands. Danach errichteten mehrere Staaten im Tiergartenviertel neue Botschaften oder stellten die vorhandenen Gebäude wieder her.
Gebäude
- Bendlerblock mit dem Bundesministerium der Verteidigung
- Berliner Philharmonie
- St.-Matthäus-Kirche
- Gemäldegalerie
- Kunstgewerbemuseum
- Kupferstichkabinett
- Musikinstrumenten-Museum
- Neue Nationalgalerie
- Villa von der Heydt
- Krupp-Vertretung, heute Canisius-Kolleg
- Shell-Haus
- Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung
Diplomatische Vertretungen im Botschaftsviertel:
- Ägyptische Botschaft
- Botschaft von Bahrain
- Estnische Botschaft
- Indische Botschaft
- Italienische Botschaft
- Japanische Botschaft
- Luxemburgische Botschaft
- Malaysische Botschaft
- Maltesische Botschaft
- Mexikanische Botschaft
- Nordische Botschaften
- Österreichische Botschaft
- Spanische Botschaft
- Südafrikanische Botschaft
- Türkische Botschaft
- Syrische Botschaft
- Saudi-Arabische Botschaft
- Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate
Als Diplomatische Vertretungen erbaut, heute andere Nutzung:
- Ehemalige Dänische Gesandtschaft, derzeit im Umbau zu einem Hotel
- Ehemalige Jugoslawische Gesandtschaft, heute Sitz der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik
- Ehemalige Norwegische Gesandtschaft, heute Büro- und Wohngebäude
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Tiergartenviertel als Südrand des Großen Tiergartens
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Blick zur St.-Matthäus-Kirche, 2007
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St.-Matthäus-Kirche
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Die Neue Nationalgalerie (Rückansicht)
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Haupteingang der Museen, 2007
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Aufgang zum Kunstgewerbemuseum, 2007
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Fassade der Nordischen Botschaften
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Das Kupferband der Nordischen Botschaften
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Der Bendlerblock am Landwehrkanal
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Botschaft Saudi-Arabiens an der Tiergartenstraße
Literatur
- Olav Münzberg: Vom alten Westen zum Kulturforum: Tiergartenviertel in Berlin. Wandlungen einer Stadtlandschaft. Das Arabische Buch, Berlin 1988, ISBN 3-923446-37-3.
- Hartwig Schmidt: Das Tiergartenviertel. Baugeschichte eines Berliner Villenviertels. Mann, Berlin 1981, ISBN 3-7861-1277-0.
- Katrin Wehry: Quer durchs Tiergartenviertel. Das historische Quartier und seine Bewohner. Nicolai, Berlin 2015, ISBN 978-3-89479-946-5.
Weblinks
Koordinaten: 52° 30′ N, 13° 22′ O