Verraten (1954)

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Film
Titel Verraten
Originaltitel Betrayed
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1954
Länge 107 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Gottfried Reinhardt
Drehbuch George Froeschel
Ronald Millar
Produktion Gottfried Reinhardt
Musik Walter Goehr
Kamera Frederick A. Young
Schnitt John D. Dunning
Raymund Poulton
Besetzung

Verraten ist ein 1953 entstandener US-Spielfilm von Gottfried Reinhardt vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs mit Clark Gable, Victor Mature, Lana Turner und O. E. Hasse als deutscher Wehrmachtsoberst in den Hauptrollen.

Clark Gable während der Dreharbeiten in Maastricht, 1953

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niederlande, während der deutschen Besatzung (1940 bis 1945).

Ende 1943 erhält General Charles Larraby vom britischen Geheimdienst eine Nachricht von einem Agenten in den Niederlanden, der den Codenamen „Rembrandt“ trägt. Dieser teilt mit, dass er offensichtlich enttarnt worden sei. Es handelt sich dabei um den niederländischen Geheimdienstoffizier Col. Pieter Deventer. Deventer wird von der deutschen Besatzungsmacht verhaftet und zu Oberst Helmuth Dietrich gebracht. Der bietet Deventer seine Freilassung an, sollte er sich als Doppelagent zur Verfügung stellen. Ehe Deventer lang überlegen kann, überfällt eine örtliche holländische Widerstandseinheit unter der Führung eines gewissen Cachenez, der den Tarnnamen „Der Schal“ trägt, das deutsche Hauptquartier und befreit Deventer. „Der Schal“ und seine Männer nehmen Pieter zu ihrem Versteck in einem Sägewerk mit. Dort teilt man dem Offizier mit, dass dieser Befreiungsschlag im Auftrag der Briten geschehen sei. Unmittelbar darauf kann man den Radionachrichten entnehmen, dass die Deutschen am nächsten Tag die Hinrichtung von drei prominenten niederländischen Staatsbürgern planen, sollte Deventer bis dahin nicht in deutschen Gewahrsam zurückkehren. Tatsächlich gelingt es Deventer nicht, der Forderung bis zu diesem Zeitpunkt nachzukommen, und so werden die unschuldigen Niederländer hingerichtet. Daraufhin bleibt Col. Pieter Deventer auf freiem Fuß und flieht nach England.

Sechs Monate sind seit diesem Ereignis vergangen, und die Alliierten stehen kurz vor der Landung in der Normandie (Juni 1944). Deventer besucht seinen Kommandeur, General Ten Eyck, der ihm mitteilt, dass Larraby einen Agenten nach Holland schicken will, um als Verbindungsmann zwischen britischem Geheimdienst und Cachenez zu fungieren. Der General sagt, der Plan sei es, Carla van Oven, eine in England lebende Niederländerin, als Musikerin und Barsängerin Fran Saylors auszugeben, die seit einiger Zeit mit den Nazis kollaboriert. Peter äußert sich besorgt über Carlas Charakter und weist darauf hin, dass man sie mit den Nazis in Verbindung gebracht hatte, noch ehe ihr Mann getötet wurde. Mit ihrer Akte unterm Arm geht Pieter in Carlas Wohnung und konfrontiert sie mit ihrer fragwürdigen Vergangenheit. Carla beharrt darauf, dass sie ihren Mann geliebt habe und sich für ihr Land einsetzen wolle, um seinen Tod zu rächen. Carla wird einem intensiven Ausbildungsprogramm für Spione unterzogen, verletzt sich aber bei einem Fallschirmsprung. Aus Angst um ihre Sicherheit fordert Pieter Carla, der er mittlerweile vertraut, auf, lieber die Finger von Spionagedingen zu lassen, aber sie antwortet, dass ihre Arbeit zu ihrem wichtigsten Lebensinhalt geworden sei. Pieter und Carla beginnen sich ineinander zu verlieben.

Carla startet ihre Mission als Fran Saylors, nachdem sie mit dem Fallschirm über Arnheim abgesprungen ist. Sie wird von Cachenez eingesammelt. Er teilt ihr mit, dass die wirkliche Fran wegen Kollaboration mit dem Feind bereits umgebracht wurde. „Der Schal“ erweist sich bald als merkwürdiger Zeitgenosse: sein Kampf gegen die deutschen Besatzer scheint nicht unbedingt einer patriotischen Überzeugung geschuldet zu sein, vielmehr erscheint für ihn das Ganze ein Abenteuer, ein riskantes, dafür aber umso aufregenderes Spiel. Für die Briten zu arbeiten, wie Carla es fordert, interessiert ihn nicht, dafür interessiert ihn Carla als Frau um so mehr. Cachenez bringt Carla in ihr Quartier und gibt ihr dort vor den Augen der Vermieterin Frau Gilder einen leidenschaftlichen Kuss. Einige Zeit später erhält Carla Besuch von einem Wehrmachtsoffizier, Hauptmann von Stanger, der sagt, dass ihre (also Frans) Anwesenheit bei einer deutschen Geselligkeit in der kommenden Woche erwünscht sei. Cachenez’ Widerstandsgruppe überfällt die Feier, und beinah hätte Jan Gilder, der patriotische Enkel von Carlas Vermieterin, die anwesende Carla, von deren Doppelspiel er nicht weiß, umgebracht, da er sie, genauer gesagt Fran, für eine Kollaborateurin mit den verhassten „Moffen“ hält. Im letzten Moment kann Cachenez den jungen Heißsporn von seiner Bluttat abhalten.

Am nächsten Morgen versucht Carla ihrem Retter, dem Anführer des Widerstands, einen Auftrag zu überreichen, der aus London eingetroffen ist. Offensichtlich den Briten nicht eben wohlgesinnt, lehnt „der Schal“ ab, dieser Weisung zu folgen. Stattdessen nimmt er Carla mit zu sich nach Hause, um seine Mutter zu treffen, der er sehr verbunden ist. Cachenez ist am Boden zerstört, als er sehen muss, dass man ihren Kopf kahlgeschoren hat – ein Zeichen für die Kollaboration mit dem Feind. Sein Bruder Chris erklärt, dass die ortsansässigen Holländer dahinter stecken würden. Sie haben beider Mutter unterstellt, dass sie sich mit einem deutschen Offizier eingelassen hätte. Außer sich vor Zorn erklärt sich Cachenez gegenüber Carla nun doch bereit, den Auftrag der Briten auszuführen. Eines Nachts wird Jan bei einer Razzia schwer verletzt. Ehe er stirbt, kann der Junge Carla und seiner Großmutter mitteilen, dass er und seine Leute in einen Hinterhalt geraten waren. Es müsse einen Verräter in den eigenen Reihen geben.

1944: Endlich hat die Landung der Alliierten auf dem Kontinent begonnen, und schließlich beginnen die Briten auch mit der Befreiung der Niederlande. Pieter van Deventer wird nach Arnheim entsandt, um Cachenez zu unterstützen, dessen Organisation seit seiner Zusammenarbeit mit den Briten erhebliche Verluste erlitten hat. General Larraby nimmt an, dass Carla die holländische Widerstandsgruppe an die Nazis verraten hat und bittet Pieter, vor Ort die Situation zu analysieren und in den Griff zu bekommen. Währenddessen erzählt Carla Cachenez, dass sie glaube, dass er verraten wurde, und bittet ihn inständig, sich nicht an dem anstehenden Überfall am kommenden Abend zu beteiligen. Doch „Der Schal“ lehnt dies ab. Tief in der Nacht trifft Pieter Carla im Zimmer des abwesenden Cachenez an und teilt ihr mit, dass diese Widerstandsaktion ein einziges Desaster gewesen sei. Carla weiß nicht, dass mittlerweile auch Pieter ihr misstraut und annimmt, dass sie der Spitzel in den eigenen Reihen sein müsse. Carla sagt Pieter, dass möglicherweise Cachenez selber der Verräter sein könnte. Ihr fiel auf, dass „Der Schal“ seine Angriffe stets bei Vollmond starte, sodass die Gegenseite die Angreifer erkennen und Scharfschützen sie ausschalten könne. Cachenez selbst wäre dabei geschützt, würden die Deutschen doch ihren Zuträger bei diesen Lichtverhältnissen leicht ausmachen und nicht auf ihn schießen. Peter weist diese Verschwörungstheorie brüsk zurück. Sein Verhalten macht Carla klar, dass auch er sie für die Verräterin hält. Sie ist am Boden zerstört.

Carla beteuert ihre Unschuld und ist sich Deventer gegenüber vollkommen sicher, dass „Der Schal“ von dieser Unternehmung unversehrt zurückkehren wird. In diesem Moment treffen die überlebenden Widerstandskämpfer ein und berichten, dass Cachenez verwundet und von den Deutschen gefangen genommen worden sei. Verbittert darüber, dass er mit seiner schlimmsten Befürchtung Carla gegenüber offensichtlich recht gehabt hatte, lässt Col. Deventer sie daraufhin festsetzen und überlässt die junge Frau der Obhut von Cachenez’ Männern. Doch die Entwicklung der Dinge lässt Pieter bald daran zweifeln, ob Carla mit ihrer Version vielleicht nicht doch richtig liegen könnte. Denn ein Luftlandemanöver der Engländer bei Arnheim gerät im September 1944 zum Fiasko, und Tausende britischer Fallschirmjäger geraten in Gefangenschaft. „Der Schal“ sitzt zu dieser Zeit ungefährdet und einigermaßen komfortabel in einem Krankenhaus unter deutscher Führung hinter den feindlichen Linien. Im Verlauf des letzten Aktes der Befreiung der Niederlande gerät Oberst Dietrich in britisch-niederländische Gefangenschaft. Pieter besucht ihn in seiner Zelle und macht ihm dasselbe Angebot, was dieser ihm vor zwei Jahren gemacht hatte: Freiheit gegen die Tätigkeit als Doppelagent. Anders als Deventer 1943 nimmt Dietrich das unmoralische Angebot an.

Beide passieren die deutschen Stellungen und befreien Cachenez aus deutscher Obhut. Pieter Deventer bringt Dietrich auf der Flucht um und entflieht mit Cachenez in einem Flugzeug. Zurück in Holland, stellt Pieter den Befreiten zur Rede und konfrontiert ihn mit Carlas Mutmaßungen. „Der Schal“ ist außer sich vor Zorn und schwört, Carla für diese Unterstellung umzubringen. Cachenez spielt noch immer den furchtlosen Teufelskerl und prahlt vor Pieter, dass er mit Leichtigkeit nach Arnheim, das von den Deutschen weiterhin gehalten wird, vordringen könnte. Er entwirft eine bestimmte Route, die Pieter dazu nutzen will, gefangen genommene britische Fallschirmjäger zu befreien und sie aus der Stadt zubringen. Das Unternehmen ist ein voller Erfolg. Dann aber wirft Pieter Cachenez vor, dessen Männer bei der vor einiger Zeit vollkommen missglückten Aktion ganz bewusst geopfert zu haben, um sich an ihnen für deren Verhalten gegenüber der geliebten Mutter zu rächen. Pieter will jetzt unbedingt sehen, an welcher Stelle die Deutschen ihn angeschossen haben sollen. „Der Schal“ reißt daraufhin die Bandagen von seinem Körper herunter. Er ist völlig unverletzt, keine Wunden und keine Narben. Cachenez versucht zu fliehen und wird dabei von Deventer und den Briten erschossen. Die geretteten englischen Fallschirmjäger kehren zurück, und Pieter ist begeistert, Carla unter ihnen zu sehen.

Produktionsnotizen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verraten entstand überwiegend zwischen Ende September und 12. Dezember 1953, Ende Januar 1954 wurden zusätzliche Aufnahmen hergestellt. Drehort waren die Niederlande (Außenaufnahmen u. a. in Maastricht) und Großbritannien (Studioaufnahmen). Der Film wurde am 7. September 1954 uraufgeführt. Die deutsche Premiere erfolgte erst am 4. Oktober 1957.

Die Filmbauten stammen von Alfred Junge, die fotografischen Spezialeffekte gestaltete Tom Howard.

Für Gable war dies die letzten Produktion, die er für seinen langjährigen Vertragspartner MGM produzierte. Sein Vertrag mit der Major Company endete im März 1954. Zugleich war Verraten die letzte Kollaboration Gables mit seinem Co-Star Turner. Beide hatten insgesamt vier Filme miteinander gedreht.

Der Film kostete 1,674 Millionen Dollar und spielte weltweit insgesamt 4,177 Millionen Dollar ein. Damit galt Verraten trotz mäßiger Kritiken (siehe unten) als Kassenerfolg.

Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolle Darsteller Synchronsprecher[1]
Colonel Pieter Deventer Clark Gable Siegfried Schürenberg
Carla van Oven Lana Turner Dagmar Altrichter
Cachenez Victor Mature Peter Mosbacher
Oberst Dietrich O. E. Hasse Curt Ackermann
General Ten Eyck Louis Calhern Robert Klupp
General Charles Larraby Wilfrid Hyde-White Walther Suessenguth
Captain Jackie Lawson Ian Carmichael Heinz Drache
Cachenez‘ Mutter Nora Swinburne Tilly Lauenstein
General Warsleigh Roland Culver Konrad Wagner
Hauptmann von Stanger Anton Diffring Kurt Waitzmann
Luftwaffenoffizier Ferdy Mayne Alexander Welbat

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bosley Crowther schrieb in der The New York Times-Ausgabe vom 9. September 1954: "Stellen Sie sich Lana Turner als Widerstandskampf-Spionin vor, die mit den befreiten Helden von Arnheim auftaucht, um dann triumphal in Clark Gables Arme zu sinken, und Sie haben eine angemessene Bebilderung des Gesamtcharakters von Verraten. (…) Während sich dieser Film damit beschäftigt, herauszufinden, ob der Verräter Miss Turner oder Mr. Mature ist, hat er das Publikum durch eine so lange und ermüdende Masse an Details geführt, dass es nicht nur alle mögliche Spannung zerfasert, sondern auch die Geduld erschwert hat. Miss Turner und Mr. Gable haben viele weitschweifige Gespräche geführt; Mr. Mature hat auf seine Brust getrommelt wie Tarzan und viele Male seine Prahlereien herausgebrüllt. (…) Die Schönheiten der Landschaft der Niederlande wurden bis zur Übersättigung betrachtet."[2]

Der britische Daily Sketch spöttelte nach der Londoner Erstaufführung nahezu zeitgleich über Gable: „Seine Liebesszenen mit Lana Turner sind wie abgestandene Brauselimonade, und er küßt sie wie ein verkaterter Ehemann“.[3]

The Hollywood Reporter lobte vor allem Freddie Youngs Kameraarbeit. Dort hieß es ebenfalls im September 1954: “Die dunkel getönten Nahaufnahmen von Gable (der holländischer Abstammung ist) sehen oft so aus, als wären sie von Rembrandt gemalt worden.”

Im Lexikon des Internationalen Films heißt es: „Eine junge Frau, die der Kollaboration mit den Nazis verdächtigt wird, erhält eine Chance, sich zu rehabilitieren: Sie wird im besetzten Holland als Untergrundagentin eingesetzt. Unglaubwürdige, abenteuerliche Spionagegeschichte, deren dramatisches Finale mit der Landung alliierter Fallschirmjäger bei Arnheim 1944 zusammenfällt.“[4]

Leonard Maltins Movie & Video Guide meinte: „Langweiliges Weltkrieg-II-Melodram mit einigen netten Vor-Ort-Aufnahmen in den Niederlanden“.[5]

Halliwell‘s Film Guide charakterisierte den Film wie folgt: „Betuliches, studiohaftes romantisches Melodram der alten Schule. Nicht gerade lebhaft.“[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verraten in der Deutschen Synchronkartei
  2. Betrayed in The New York Times
  3. Zitiert nach Clark Gable. In: Der Spiegel vom 8. September 1954, abgerufen am 18. März 2019.
  4. Verraten. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 14. März 2019.
  5. Leonard Maltin: Movie & Video Guide, 1996 edition, S. 102
  6. Leslie Halliwell: Halliwell‘s Film Guide, Seventh Edition, New York 1989, S. 95

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]