Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz

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Kleinheiligkreuz
Die Wallfahrtskirche mit Dachreiter auf dem Kirchenschiff
Ort Kleinlüder
Konfession römisch-katholisch
Diözese Fulda
Patrozinium Hl. Kreuz
Baujahr 1692
Bautyp Saalkirche mit ehem. Einsiedelei an der Giebelseite
Funktion Wallfahrtskirche + Filialkirche
Altarraum zum Hl. Kreuz

Kleinheiligkreuz ist eine römisch-katholische Wallfahrtskapelle bei Kleinlüder, einem Ortsteil der Gemeinde Großenlüder im Landkreis Fulda in Hessen an der Bonifatius-Route.

Geographische Lage

Das Kapellengebäude, das nach einer in ihm aufbewahrten Kreuzpartikel benannt ist, befindet sich unweit der Landesstraße L 3139 an der Gemeindestraße: Kleinheiligkreuz 1 und wird von der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer Kleinlüder verwaltet. Die Kapelle liegt im abgelegenen Tal der Kalten Lüder unterhalb des Naturschutzgebiets Himmelsberg im "Gieseler Forst" zwischen Kleinlüder und Giesel unweit der Wohnplätze Schlagberg und Hessenmühle 4 km südöstlich von Kleinlüder.

Geschichte

Im Jahr 1348, als der Benediktinermönch „Hermann von Hammelburg“ die Kapelle im Ende des 13. Jahrhunderts zerstörten und aufgegebenen „Guntherskirchen“ (Wüstung) errichtete, wurde sie erstmals in einer Urkunde erwähnt. Zu Ehren der heiligsten Gottesmutter Maria, des hl. Benedikt, der hl. Katharina und aller Heiligen sollte sie geweiht werden. Die Gründung der Kapelle wurde von dem damaligen Fuldaer Fürstabt Heinrich VI. von Hohenberg bestätigt. Mit der Bestätigung erhielt sie Ländereien aus der Umgebung.

Lage von Kleinheiligkreuz (S. Cru.) zwischen Giesel (Geisen) und Kleinlüder (Clein Lijder) auf einer Karte des Hochstifts Fulda von 1574

Im Jahr 1507 erhielt die Kapelle einen Altar, der durch den Mainzer Weihbischof in Erfurt Johannes Bonemilch geweiht wurde.

1574 erscheint Kleinheiligkreuz unter "S. Cru." an der "Kalten Lüder" erstmals in einer Karte des Hochstifts Fulda.

Während der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges kam die Kapelle und die Wallfahrten herunter und gerieten in Vergessenheit. Auf Veranlassung des Neuenberger Propstes Matthias Benedikt (Benedictus) von Rindtorff (Rindorff) erließ Papst Alexander VII. einen Ablass für die Kirche. Daraufhin verstärkten sich wieder die Zahlen der Pilger und der Wallfahrten.

Im Jahr 1692 wurde die alte Kapelle abgerissen und unter Fürstabt Adalbert von Schleifras neu errichtet. Nach vier Jahren Bauzeit wurde sie 1696 eingeweiht. Der Wappenstein über dem Eingangsportal zeugt hiervon. Sie gilt als eine der ersten barocken Kirchenbauten im Fuldaer Land und wurde im „toskanischen“ Barock errichtet. Dies zeigt die von vier Säulen getragene geschwungene Empore.

1731 wurde sie unter Fürstabt Adolf von Dalberg der neu gebildeten Pfarrei Giesel zugeordnet und blieb mit Ausnahme der Säkularisation bis 1961 unter deren Verwaltung. Mit der Säkularisierung 1805 erfolgte der Verkauf in Privatbesitz und wurde als Scheune und Stall genutzt. 1850 wurde der Chorraum wieder als Privatkapelle abgetrennt. Die Kapelle gewann wieder an Bedeutung. 1909 wurde das Gebäude durch den Bischof von Fulda wieder zurückgekauft. Nach erfolgter Renovierung unter der Leitung des Fuldaer Architekten Hermann Mahr wurde sie 1913 von Bischof Joseph Damian Schmitt erneut konsekriert und ihrer ursprünglichen Widmung als Wallfahrtskirche wieder zugeführt.

Mit der Umpfarrung der Wallfahrtskirche unter Pfarrer Josef Mönninger durch Bischof Adolf Bolte im Jahr 1961 wurde nun auch die Verwaltung von der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Kleinlüder wahrgenommen.

Kirchengeschichte

Innenansicht zur Empore

Die Wohnplätze Schlagberg, Hessenmühle und Kleinheiligkreuz mit der Wallfahrtskirche in gehörten bis zur Umgemeindung im Jahre 1961 zur politischen Gemeinde Giesel. Im Jahre 1962 wurden diese Wohnplätze im Tal der Kalten Lüder der Gemeinde Kleinlüder und er Pfarrei Johannes der Täufer ebenfalls in Kleinlüder zugeordnet. Mit der politischen Umgemeindung in die Gemeinde Kleinlüder endete auch die kirchliche Zugehörigkeit zur Pfarrei Giesel, die in dem Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz einen religiösen Mittelpunkt hatte. Kirchlich gehören diese Wohnplätze seitdem zur Katholischen Kirchengemeinde Johannes der Täufer in Kleinlüder. Sie gehört dem Pastoralverbund Kleinheiligkreuz, im Dekanat Neuhof / Großenlüder an, und umfasst die Pfarreien Bad Salzschlirf, Großenlüder, Bimbach, Müs, Kleinlüder, Hainzell, Hosenfeld, und Blankenau.

Mit der Umpfarrung endeten auch die über Jahrhunderte jährlich zu den Hochfesten Kreuzauffindung (3. Mai) und Kreuzerhöhung (14. September) stattgefunden Wallfahrten von Giesel nach Kleinheiligkreuz. Erst in den 1980er Jahren wurde die alte Wallfahrt von Giesel nach Kleinheiligkreuz auf dem alten Wallfahrtsweg über den Himmelsberg / Herrgottseiche wieder aufgenommen. Die Wallfahrt erfolgt seitdem im September zur Wallfahrtwoche „Kreuzerhöhung“.

Kleinlüder ist seit der Gebietsreform des Landes Hessen im Jahre 1972 in die Gemeinde Großenlüder und Giesel in die Gemeinde Neuhof eingegliedert worden.

Architektur

Wappenstein über dem Portal

Die nicht exakt geostete, sondern leicht nach Nordost ausgerichtete Kirche ist in Hanglage auf einem Sockel aus Bruchsteinmauerwerk errichtet. Der verputzte Saalbau auf rechteckigem Grundriss wird von einem im Westen abgewalmten Dach bedeckt, dem ein verschieferter, sechsseitiger Dachreiter mit Welscher Haube aufgesetzt ist, der von Turmknauf, Kreuz und Wetterhahn bekrönt wird. In dem schlanken Dachreiter hängen zwei Glocken die mit einem Schlagwerk benutzt werden.

Ein in das Kirchenschiff eingezogener, polygonaler Chor bildet den Ostabschluss. Das Mauerwerk ist außen und innen verputzt, wobei Gewände der Fenster und Portale, Sockel und Eckquaderung aus rotem Sandstein ausgespart sind. Das Schiff wird an den Langseiten und im Chor durch hohe Rechteckfenster belichtet. Das Gotteshaus wird durch ein Ost- und Westportal erschlossen, das durch einen gesprengten Giebel verziert wird. In dem Giebel ist der mit der Jahreszahl 1696 bezeichnete Wappenstein des Adalbert von Schleifras mit Schriftband eingelassen.

Die Wohnung der ehemaligen Einsiedelei im Westen hat an den Langseiten kleine, zweibahnige Rechteckfenster in zwei Ebenen. Die Westwand hat oben drei kleine zweibahnige Rechteckfenster und unten ein Rechteckfenster, das von zwei Rundfenstern flankiert wird. In gleicher Bauart wie die Langseiten weist die Einsiedelei ein Südportal auf.

Wissenswertes

Mit der Säkularisation im Fuldaer Land wurde die Wallfahrtskirche profaniert. Die Einrichtungsgegenstände wie der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre sowie die Kanzel wurden sichergestellt und eingelagert. Heute stehen der Hauptaltar, die beiden Seitenaltäre und die Kanzel in der katholischen Pfarrkirche St. Vitus (Bad Salzschlirf) und zeugen somit weiterhin vom barocken Glanz der alten Wallfahrtskirche.

Pilgerweg Bonifatius-Route

Informationstafel in Kleinheiligenkreuz

Im Sommer 2004 wurde der von Mainz nach Fulda führende Pilger- und Wanderweg "Bonifatius-Route" mit insgesamt 172 km (vom Dom in Mainz zum Dom in Fulda) angelegt. Die Wallfahrtskapelle stellt die letzte Etappe mit 14 km nach Fulda oder umgekehrt die erste Etappe von Fulda nach Mainz dar. Die Bonifatius Route folgt den Spuren des Trauerzuges im Jahr 754 von seinem Bischofssitz in Mainz zu seinem Lieblingskloster in Fulda, auf dem der Leichnam des Missionares und Kirchenreformers Bonifatius von Mainz zu seiner letzten Ruhestätte in der Krypta des Fuldaer Domes gebracht worden sein soll. Der Legende nach sei Kleinheiligkreuz die letzte Station vor Fulda gewesen sein an der ein Kreuz errichtet wurde.

Bildergalerie

Weblinks

Koordinaten: 50° 31′ 44,1″ N, 9° 32′ 5,9″ O