Werner Münch

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Werner Münch, 1991

Werner Münch (* 25. September 1940 in Kirchhellen)[1] ist ein deutscher Politikwissenschaftler, ehemaliger Politiker (CDU) und Personal- und Unternehmensberater. Er war von 1973 bis 1978 Rektor der Katholischen Fachhochschule Norddeutschland. Von 1984 bis 1990 gehörte er dem Europäischen Parlament an. Er war von 1990 bis 1991 erster Finanzminister und von 1991 bis 1993 Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.

Leben

Zeitsoldat und Studium

Nach dem Abitur 1961 in Salzgitter war Münch für sechs Jahre (1961–1967) Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr, heute ist er Oberstleutnant der Reserve. Er studierte Politische Wissenschaften, Soziologie und Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1970 erwarb er den Magister Artium. Von 1970 bis 1972 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Osnabrück. 1974 wurde er zum Dr. phil. promoviert.

Hochschullehrer

Er war ab 1972 Professor für Politikwissenschaft und Soziologie an der Katholischen Fachhochschule Norddeutschland, einer staatlich anerkannten Fachhochschule für Sozialwesen, in Vechta/Osnabrück.[2] Von 1973 bis 1978 war er Rektor der Einrichtung und Präsident der Rektorenkonferenz kirchlicher Fachhochschulen.[2]

Von 2006 bis 2008 lehrte Münch Politische Soziologie an der Gustav-Siewerth-Akademie (GSA) in Weilheim-Bierbronnen. Im Wintersemester 2007 war er, neben Alma von Stockhausen, Prorektor dieser privaten Hochschule.

Europa- und Landespolitiker

Werner Münch (dritter von links), 1990

Er war stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der CDU Oldenburg und Mitglied des Vorstands der CDU in Niedersachsen.

Von 1984 bis 1990 gehörte Münch als MdEP der Fraktion der Europäischen Volkspartei am Europäischen Parlament an. Er war Mitglied im Ausschuß für Jugend, Kultur, Bildung, Information (bzw. Medien) und Sport und im Ausschuß für Energie, Forschung und Technologie. Außerdem gehörte er der Delegation für die Beziehungen zu den Ländern Mittelamerikas und Contadora-Gruppe an.

Von 1991 bis 1993 war er der Vorsitzende des sachsen-anhaltischen CDU-Landesverbandes. Von 1990 bis 1991 war er Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt. Münch trat am 4. Juli 1991 die Nachfolge von Gerd Gies als Ministerpräsident mit einem schwarz-gelben Kabinett an. In seiner Amtszeit fällt auch die sog. Ausspähaffäre.[3] Mit diesem Sachverhalt beschäftigte sich auch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Landtag von Sachsen-Anhalt. Am 28. November 1993 erklärte Werner Münch seinen Rücktritt im Zusammenhang mit der sog. Gehälteraffäre.

Münch wurde von der nachfolgenden Rot-Grünen Regierung vorgeworfen, in Sachsen-Anhalt zu Unrecht zu viel Gehalt bezogen zu haben. Nachdem das Verwaltungsgericht Magdeburg in erster Instanz[4] noch einen Teil seines Gehaltes zurückforderte, wurde diese Entscheidung vom Oberverwaltungsgericht des Landes Sachsen-Anhalt widerrufen, das feststellte, dass er seine Einkünfte rechtmäßig empfangen habe.[5] Im parallel betriebenen Strafverfahren vor dem Landgericht Magdeburg wurde er vom Vorwurf des Betruges freigesprochen.[6][7][8][9]

Parteiaustritt

Am 25. Februar 2009 trat Münch aus der CDU aus und begründete dies mit „Profillosigkeit der CDU in der Bundespolitik“, „Lavieren der Vorsitzenden in wichtigen Politikfeldern zur Befriedigung des Koalitionspartners“, dem vornehmlichen Interesse Angela Merkels „an der Stabilisierung ihrer eigenen Machtposition“ sowie der unangemessenen öffentlichen Kritik Merkels an Papst Benedikt XVI.[10]

Werner Münch ist Mitglied der katholischen Kirche und Kuratoriumsmitglied im Forum Deutscher Katholiken.[11] Münch war 2010 auch Erstunterzeichner der Aktion Linkstrend stoppen.[12]

Personal- und Unternehmensberater

Von 1997 bis 1998 war er als Personal- und Unternehmensberater tätig. 1998 wurde er Beauftragter des Vorstands der Deutschen Bahn AG bei der Europäischen Union in Brüssel. Seit 2001 ist er als Berater in Bulgarien, von 2001 bis 2004 für das dortige Wirtschafts- bzw. Finanzministerium (Aufgabenbereich EU-Beitritt), und seit 2005 in Aserbaidschan tätig.[13]

Positionen

Auf Vortragsreisen, unter anderem für den „Verein für christliche Erziehung und Schule“ in Südtirol warnt Münch vor „Genderideologie“, Homo-Ehe und Feminismus.[14]

Schriften (Auswahl)

  • Datensammlung in den Sozialwissenschaften. Eine Einführung in ihre Methoden. Kohlhammer, Stuttgart 1971.
  • Die politische Verantwortung eines Kultusministers. Universitätsneugründungen in Oldenburg und Osnabrück. v. Hase und Koehler, Mainz 1976, ISBN 3-7758-0923-6.
  • hrsg. mit Gerhard Herkenrath: Alternative, Hochschulen in freier Trägerschaft. Zum Selbstverständnis kirchlicher Fachhochschulen. Bernward, Hildesheim 1978.
  • mit Klaus Weigelt: Christliche Verantwortung für eine humane Weltentwicklung. Lateinamerika, Kontinent der Entscheidung. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung, Hannover 1981.
  • hrsg. mit Michael Möhnle: Drehscheibe der Weltpolitik. Historische Reden vor dem Europäischen Parlament 1979–1987. Olzog, München 1988, ISBN 3-7892-8150-6.
  • hrsg.: Unser Europa – Garant freier Völker (= Geschichte und Staat, Band 282). Olzog, München 1989, ISBN 3-7892-7550-6.
  • hrsg. mit Günter Rinsche: Europa – unsere Zukunft. Ein Traum wird Wirklichkeit. Busse Seewald, Herford 1989, ISBN 3-512-00884-4.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Werner Münch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jonathan Osmond; Rachel Alsop: German reunification: a reference guide and commentary. Longman, 1992, ISBN 0-582-09650-2, Seite 227.
  2. a b Ralf Baus: Münch, Werner, Geschichte der CDU, Konrad-Adenauer-Stiftung. Ministerpräsident, Professor, Dr. phil., * 25.09.1940 Kirchhellen/Westfalen, römisch-katholisch. In: kas.de. Konrad-Adenauer-Stiftung, 1. September 2013, archiviert vom Original am 1. September 2013; abgerufen am 1. September 2013.
  3. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13679672.html
  4. Verwaltungsgericht Magdeburg, Urteil vom 21. November 1994 (Az. 8 A 67/94 vom 21. November 1995).
  5. OVG Magdeburg, Urteil Az. A 3 S 6/96 vom 3. Dezember 1997.
  6. Landgericht Magdeburg, Urteil vom 10. Oktober 1996, Az. 4 Js 42082/93.
  7. Urteil: Werner Münch. in Spiegel 37/1996 vom 9. September 1996.
  8. Einkommen erhöht in Spiegel 50/1997 vom 8. Dezember 1997, Seite 17.
  9. http://www.focus.de/politik/deutschland/sachsen-anhalt-im-intriganten-stadl_aid_162072.html
  10. FAZ.net: Werner Münch verlässt die CDU „Das Lavieren der Vorsitzenden“, 25. Februar 2009
  11. Forum Deutscher Katholiken - Über uns - Kuratorium. In: forum-deutscher-katholiken.de. Forum Deutscher Katholiken, 23. August 2013, archiviert vom Original am 1. September 2013; abgerufen am 1. September 2013.
  12. linkstrend-stoppen.de: Prof. Werner Münch in Freiburg. In: linkstrend-stoppen.de. 13. Januar 2013, archiviert vom Original am 1. September 2013; abgerufen am 1. September 2013.
  13. Lebenslauf Prof. Dr. Werner Münch (CDU). (PDF; 11 kB) In: sachsen-anhalt.de. Sachsen-Anhalt, 10. Dezember 2010, archiviert vom Original am 1. September 2013; abgerufen am 1. September 2013.
  14. www.queer.de: Werner Münch auf Kreuzzug gegen "Gender-Ideologie" und Homo-Ehe, heruntergeladen am 6. März 2015