Zu Unserer Lieben Frau (Pfeffenhausen)

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Außenansicht der Klausenkirche
Station auf dem Kreuzweg zur Klausenkirche, errichtet 1859

Die römisch-katholische Kirche Zu Unserer Lieben Frau ist eine ehemalige Wallfahrtskirche in dem Markt Pfeffenhausen im niederbayerischen Landkreis Landshut. Aufgrund der engen Verbindung zu einer alten Einsiedelei wird das von 1734 bis 1737 im Stile des frühen Rokoko erbaute Kirchlein auch als Klausenkirche bezeichnet. Diese befindet sich zusammen mit der Klause (auch als Mesnerhaus bekannt) sowie einem Kreuzweg mit 14 Stationen und Kruzifix als Abschluss an der bewaldeten Südflanke des Klausenberges, rund einen Kilometer südlich des Ortszentrums. Das Kirchenpatrozinium wird am 21. November begangen, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem. Die Kirche ist eine Filialkirche der Pfarrei St. Martin in Pfeffenhausen.

Geschichte

Nach dem Dreißigjährigen Krieg entstand eine Einsiedelei in einer Kruft am Klausenberg, rund einen Kilometer südlich des Marktes Pfeffenhausen. Seit 1710 bzw. 1711 ist die Klause urkundlich belegt. Der damals auf dem Berg wohnende Eremit hatte eine Vision, in der Maria über der Quelle am Fuß des Berges schwebte. Der Quelle wurden daraufhin heilende Kräfte nachgesagt. Etwa zur gleichen Zeit ist dank einer hölzernen Marienfigur aus der Schlosskapelle Train im heutigen Landkreis Kelheim ein dreijähriges Mädchen nahe der heutigen Wallfahrtskirche wieder aufgefunden worden, welches mehrere Tage verschwunden war. Aus Dankbarkeit schenkten die Eltern die Figur, eine gotische Holzskulptur Mariens mit dem Jesuskind, dem Eremiten. Dies markierte den Beginn einer regen Wallfahrt. So wurde im Jahr 1713 am Fuß des Klausenberges eine hölzerne Kapelle errichtet, welche in den Jahren 1734 bis 1737 durch den heutigen gemauerten Bau ersetzt wurde. Der Erbauer dieser Kirche ist der 1741 verstorbene Pfeffenhausener Maurermeister Hans Widtmann, der unter anderem auch die Wallfahrtskirche Heiligenbrunn errichtete. Die gestiftete Marienfigur, die heute nicht mehr erhalten ist, wurde dem Zeitgeschmack entsprechend barock umgekleidet und am Hochaltar angebracht. Die Kirchweihe erfolgte – verzögert durch den Österreichischen Erbfolgekrieg und den Pfeffenhausener Marktbrand 1779 – erst am 11. Oktober 1791.[1]

Im Zuge der Säkularisation in Bayern wurde die Wallfahrt im Jahr 1804 verboten und die Klause verwaiste. 1822 zog dort jedoch wieder die später als „Waldschwester“ bekannte Anna Maria Kreitner ein, die drei Jahre später acht Reliquien aus Rom mitbrachte. Diese durfte sie nach langen Verhandlungen mit dem Regensburger Bischof in den beiden Pfeffenhausener Kirchen aufstellen lassen. So befinden sich noch heute die Reliquien von vier Märtyrern in der Klausenkirche. Im Jahr 1859 wurde der heute noch bestehende Kreuzweg, der von der Klausenkirche aus den Klausenberg hinauf führt, errichtet. Etwa zur gleichen Zeit verlegte man auch den örtlichen Friedhof in die Nachbarschaft der Klausenkirche, da der ursprüngliche Platz auf dem Kirchhof rund um die Pfarrkirche zu knapp geworden war. Zum 200-jährigen Wallfahrtsjubliäum im Jahr 1910 wurde das Gotteshaus umgebaut und Änderungen an der Ausstattung vorgenommen. Viele Ausstattungsstücke, zum Beispiel die Aufbauten der Altäre, sind aber noch Originale aus dem 18. Jahrhundert. Andere Stücke wurden nachgefertigt und im 20. Jahrhundert bzw. zum 300-jährigen Wallfahrtsjubiläum im Jahr 2010, dem die bisher letzte Renovierungsmaßnahme vorausging, wieder ergänzt. Seit dem Jubiläum wird auch versucht, die Wallfahrt wiederzubeleben, indem zum Beispiel von Mai bis Oktober jeweils am 13. des Monats ein Fátima-Wallfahrtstag veranstaltet wird.[1]

Beschreibung

Architektur

Wie für das ländliche Rokoko durchaus üblich, besteht auch bei der Klausenkirche ein deutlicher Kontrast zwischen dem schlichten Außenbau und der üppigen Prachtentfaltung im Inneren. Ungewöhnlich ist hingegen die Ausrichtung der Kirche nach Westen. Auf der Ostseite, also der rückwärtigen Seite des Kirchenbaus, befindet sich eine dreiachsige Vorhalle mit Arkaden, deren toskanische Säulen ein Kreuzgewölbe tragen. Auf dem Giebel darüber steht in einer Ädikula eine Figur des Jesuitenheiligen Franz Xaver, die vom Münchener Jesuitenkloster St. Michael gestiftet wurde. Der Jesuitenorden hatte nämlich ab 1595 die Grundherrschaft in Pfeffenhausen inne.[2]

Das Kirchlein ist ein dreijochiger Saalbau mit eingezogenem Chor, welcher über zwei weitere Joche und einen dreiseitigen Schluss verfügt. Langhaus und Chor werden von einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überspannt. Am Chorscheitel ist die wiederum kreuzgewölbte Sakristei angebaut. An der Nordseite des Chores ist der Turm angebaut, der sich aus einem quadratischen, ungegliederten Unterbau sowie einem oktogonalen Aufsatz mit verkröpften Pilastern und glockenförmiger Haube zusammensetzt. Der streng geometrische Stuck an Gewölbeschale und Emporenbrüstung sowie die Wandgliederung aus Pilastern und flachen Rundbogennischen war zum Zeitpunkt der Erbauung bereits veraltet, lässt sich aber an mehreren Kirchenbauten Hans Widtmanns nachweisen, so zum Beispiel in der nahen Wallfahrtskirche Heiligenbrunn (1714). Die Stuckfelder an der Gewölbeschale waren wohl ursprünglich für eine Ausmalung vorgesehen, vermutlich mit Bildern aus der Lauretanischen Litanei, was jedoch nie umgesetzt wurde.[2]

Ausstattung

Blick durch ein Fenster in den Innenraum der Klausenkirche
Zu sehen sind der Hochaltar (links) und der nördliche Seitenaltar (rechts).

Die einheitlich erscheinende Barockausstattung wurde größtenteils von einheimischen Handwerkern ausgeführt, am bekanntesten dabei ist sicherlich der Bildhauer Ferdinand Anton Hiernle (1703–1743) aus Landshut. Von ihm sind die Figur des heiligen Sebastian am Hochaltar sowie das Chorbogenkruzifix erhalten. Der Aufbau des Hochaltares besteht aus sechs Säulen, die den Auszug mit einer Figurengruppe der heiligen Dreifaltigkeit tragen. Die zwei flankierenden Engel wurde erst zum 300-jährigen Wallfahrtsjubiläum wieder ergänzt. Die zentrale Position nimmt das Gnadenbild der Mutter Gottes mit Jesuskind ein, begleitet von Figuren der Heiligen Sebastian (links) und Rochus (rechts). Sowohl das Gnadenbild als auch die Rochusfigur sind Nachschnitzung des Landshuter Bildhauers Karl Reidel aus dem 20. Jahrhundert. Über den seitlichen Durchgängen zur Sakristei stehen die um 1910 geschaffenen Holzfiguren der Heiligen Josef von Nazaret und Antonius von Padua. Die beiden gleich aufgebauten Seitenaltäre sind wie der Hochaltar rot-grau gefasst, besitzen aber lediglich einen viersäuligen Aufbau. Der linke (südliche) Seitenaltar zeigt auf dem Hauptbild eine Darstellung der Eltern Mariens, Joachim und Anna, und im Oberbild den heiligen Isidor. Das Pendant auf der rechten (nördlichen) Seite umfasst ein Altarblatt der Heiligen Familie sowie eine Oberbild des heiligen Wendelin. Die Seitenfiguren der heiligen Bischöfe Wolfgang (links), Valentin (links) und Rasso (rechts) sowie des Märtyrers Quirinus (rechts) konnten in jüngster Zeit aufgrund von privaten Spenden wieder ergänzt werden.[3]

Auf den Mensen der Seitenaltäre und an einer Langhauswand sind Reliquienschreine mit den Holz in gefassten Knochenpartikeln von vier Märtyrern zu finden. Es handelt sich dabei um die Heiligen Benignus, Blasius, Victoria und Kolumba. Zwischen den beiden Schreinen an der Wand ist eine ebenfalls 2010 ergänzte Figur des heiligen Johannes vom Kreuz zu sehen. Sehenswert ist auch die Kanzel mit reiche Bandwerkschnitzereien, volutenförmigen Pilastern und dazwischen Darstellungen der vier Evangelisten und des Christus Salvator an dem polygonalen Korpus. Auch die Stuhlwangen und die Verbindungstür zum Turm enthält reiches, geschnitztes Gitter- und Bandelwerk. Unter der Empore zeigt eine Bildtafel mit mehreren neun kleinen Gemälde die Geschichte des Gnadenbildes.[3]

Literatur

  • Kath. Pfarramt Pfeffenhausen (Hrsg.): Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen. Selbstverlag, Pfeffenhausen 2013.

Weblinks

Commons: Klausenkirche (Pfeffenhausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen, S. 16 f.
  2. a b Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen, S. 18.
  3. a b Ein Wegweiser für die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Pfeffenhausen-Niederhornbach-Pfaffendorf-Rainertshausen, S. 19 f.

Koordinaten: 48° 39′ 29,3″ N, 11° 58′ 21,1″ O