Schelldorf (Tangerhütte)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schelldorf
Koordinaten: 52° 28′ N, 11° 59′ OKoordinaten: 52° 28′ 11″ N, 11° 58′ 59″ O
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 4,62 km²
Einwohner: 101 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 22 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Mai 2010
Postleitzahl: 39517
Vorwahl: 039362
Schelldorf (Sachsen-Anhalt)
Schelldorf (Sachsen-Anhalt)

Lage von Schelldorf in Sachsen-Anhalt

Schelldorf (rechts), links unten Jerchel, links oben Buch
Schelldorf (rechts), links unten Jerchel, links oben Buch

Schelldorf ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Tangerhütte im Süden des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Dorfstraße in Schelldorf

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schelldorf, ein Reihendorf mit Kirche,[3] liegt zwölf Kilometer nordöstlich von Tangerhütte und acht Kilometer südlich von Tangermünde in der Altmark. Durch den Ort führt der Elberadweg nach Süden.

Schelldorf an der Elbe

Nachbarorte sind Jerchel im Südwesten, Buch im Nordosten und Grieben im Süden.[4]

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Östlich des Dorfes fließt die Elbe im Biosphärenreservat Mittelelbe. Sie bildet die Grenze zum Landkreis Jerichower Land.[4]

Westlich des Ortes beginnt das Naturschutzgebiet Schelldorfer See, ein sichelförmiger Altarm der Elbe. Der Elb-Mäander des Schelldorfer Sees war vor etwa 600 bis 800 Jahren die Hauptflutrinne der Elbe, also lange vor der Entstehung des heutigen Dorfes.[5] Im Herbst 2020 wurde davon berichtet, dass Pegelstand des Sees inzwischen um etwa 1,5 Meter gefallen ist. Der See verlandet, nur bei Hochwasser strömt Wasser von außerhalb in den alten Elbarm.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schelldorf wurde 1339 erstmals urkundlich als ein slawisches Dorf namens scheldorp erwähnt[7][8][3] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Sceldorp und Scheldorp aufgeführt.[9] Weitere Nennungen sind 1480 dat dorp Schelldorp, by buck, 1687 Scheldorff,[3] und 1801 Schelldorf mit einer Schiffmühle auf der Elbe und einem Krug.[10]

Am 15. und 16. Mai 1833 zerstörte ein Feuer fast das gesamte Dorf. Die Magdeburgische Landesfeuersocietät zahlte eine Brandentschädigung von 9.700 Talern.[11] Die Kirche ist 1838 neu erbaut worden,[12] ob die alte beim Brand zerstört wurde, ist nicht bekannt. Am 5. August 1901 ist das Dorf mit der Kirche abgebrannt. Die wiedererrichtete Kirche wurde am 13. August 1903 eingeweiht.[12]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 33 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 451 Hektar und eine Kirchenbesitzung umfasste eine Fläche von 4 Hektar. Im Jahre 1958 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG, Typ III „Elbaue“, die noch 1988 existierte.[3]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsname wird vom Wort „Scholle“ abgeleitet, da Schelldorf früher eine Insel in der Elbe war.[13]

Eine andere Deutung stammt von Heinrich Sültmann. Er meint der Name 1339 scheldorp, 1427 schellendorf, stammt vom althochdeutschen „scelo“ für „Zuchthengst“. Passend dazu liegt auf der östlichen Elbseite bei Fischbeck Kabelitz, abgeleitet von „kabyla“ die „Zuchtstute“.[14][15]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf Schelldorf zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Grieben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam die Gemeinde zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal,[3] und am 25. Juli 1952 zum Kreis Tangerhütte. Nach dessen Auflösung gehörte sie ab 1. Januar 1988 zum Kreis Stendal und schließlich ab 1. Juli 1994 wieder zum Landkreis Stendal.[16]

In einem Gebietsänderungsvertrag zwischen der Stadt Tangerhütte und allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Tangerhütte-Land wurde deren Eingemeindung nach Tangerhütte geregelt. Dem Vertrag stimmte der Gemeinderat Schelldorf am 10. Mai 2010 zu. Er wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und die Eingemeindung trat am 31. Mai 2010 in Kraft.[17] So wurde Schelldorf eine Ortschaft und ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 159
1772 061
1790 180
1798 166
1801 162
1818 172
1840 218
Jahr Einwohner
1864 250
1871 245
1885 208
1892 [00]214[12]
1895 199
1900 [00]214[12]
1905 194
Jahr Einwohner
1910 [00]187[12]
1925 168
1939 165
1946 297
1964 176
1971 176
1981 138
Jahr Einwohner
1993 121
2006 130
2013 [00]114[18]
2014 [00]116[18]
2018 [00]119[19]
2019 [00]120[19]
2020 [00]105[20]
Jahr Einwohner
2021 [00]109[20]
2022 [0]105[1]
2023 [0]101[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche Schelldorf

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Riebold ist Ortsbürgermeister der Ortschaft Schelldorf.[25] Die letzte Bürgermeisterin der Gemeinde war Andrea Hohenstein.[17]

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 stellte sich die „Wählergemeinschaft Schelldorf“ zur Wahl. Die Wählergemeinschaft erreichte alle Sitze.[25]

Gewählt wurden 3 Ortschaftsräte, die Friedrich Riebold zum Ortsbürgermeister wählten.[25]

Die Wahlbeteiligung ist nicht veröffentlicht worden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Schelldorf, ein neuromanischer Backsteinbau aus dem Jahre 1903 mit Farbglasfenstern, hat einen quadratischen Turm ähnlich der Dorfkirche Altenplathow.[26] Sie ist auf den Grundmauern einer alten Kirche gegründet.[27] 2006 wurde die neue Kirchenglocke geweiht.[13]
  • Der Heimatverein Schelldorf organisiert jährlich das Weihnachts- und Oktoberfeuer, ein Kinderfest, eine Halloween-Tour und Feiern zur Weihnachtszeit.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Schelldorf führen Landstraßen nach Tangermünde, Tangerhütte und Grieben.

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[28]

In Tangermünde besteht Bahnanschluss nach Stendal, im 16 Kilometer entfernten Tangerhütte bestehen Anschlüsse nach Magdeburg, Stendal und Schwerin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1932–1936, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 89–90 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 301, 77. Schelldorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schelldorf – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Birgit Schulze: So wenig Babys wie noch nie. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker (E-Paper). 13. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 18.
  2. Stadt Tangerhütte: Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 15. Dezember 2020, §17 Ortschaftsverfassung (tangerhuette.de [PDF; 399 kB; abgerufen am 17. Januar 2021]).
  3. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1932–1936, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Wolfgang Lippert, Peter Ibe: Die wilde Elbe. Lebensader und Naturlandschaft. Berlin 2015, ISBN 978-3-86789-482-1, S. 51.
  6. Rudi-Michael Wienecke: Der Schelldorfer See ist in Gefahr. In: Stendaler Volksstimme. 27. Oktober 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 6. März 2021]).
  7. Wörtlich: „slauicalemque villam, dictam scheldorp“
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 492 (Digitalisat).
  9. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 373 (uni-potsdam.de (Memento vom 29. Juni 2019 im Internet Archive)).
  10. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 281 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D303~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Extract der 45sten Rechnung der Hauptkasse der magdeburgischen Landesfeuersocietät im Jahr 1833. In: Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Erfurt. Erfurt 1834, S. 366 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10694758~SZ%3D710~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. a b c d e Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 89–90 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  13. a b c Ortschaft Schelldorf. In: tangerhuette.de. Abgerufen am 6. März 2021.
  14. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  15. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 165.
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 347.
  17. a b Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Stadt Tangerhütte aus allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Tangerhütte-Land“. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 20. Jahrgang, Nr. 13, 30. Mai 2010, ZDB-ID 2665593-7, S. 183–194, §1, §7 (landkreis-stendal.de [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  18. a b Birgit Schulze: Abwärtstrend wird gebremst. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2015, S. 20.
  19. a b Birgit Schulze: Tangerhütte schrumpft wieder. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2020, S. 20.
  20. a b Birgit Schulze: Tangerhütte verliert weiter Einwohner. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 13. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 17.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 115 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Lüderitz. In: ekmd.de. Abgerufen am 9. April 2023.
  23. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  24. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 6. März 2021.
  25. a b c Stadt Tangerhütte: Bürgerinfoportal Tangerhütte, Ortschaftsrat Schelldorf. In: bi.tangerhuette.de. Abgerufen am 6. März 2021.
  26. Mario Titze in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 831.
  27. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 420.
  28. Strecken und Fahrpläne. In: stendalbus.de. Abgerufen am 9. April 2023.