„Donald Tusk“ – Versionsunterschied

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Tusks Großeltern gehörten sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits zur [[Polen (Volk)|polnischen]] bzw. [[Kaschuben|kaschubischen]] Bevölkerung in der damaligen [[Freie Stadt Danzig|Freien Stadt Danzig]]. Sie überlebten [[Zwangsarbeit]] und die Inhaftierung in den [[Konzentrationslager|Konzentrationslagern]] [[KZ Stutthof|Stutthof]] und [[KZ Neuengamme|Neuengamme]] bei [[Hamburg]]. Gegen Ende des Krieges wurde sein Großvater Józef Tusk am 2. August 1944 zum Eintritt in die [[Wehrmacht]] gezwungen. Wahrscheinlich desertierte er und trat am 24. November 1944 der polnischen Armee in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] bei. Die Tatsache, dass Józef Tusk für diese kurze Zeit in der Wehrmacht dienen musste, benutzten die politischen Gegner der rechtskonservativen Partei [[Recht und Gerechtigkeit|Recht und Gerechtigkeit (PiS)]] bei den [[Präsidentschaftswahlen in Polen 2005|Präsidentschaftswahlen 2005]], um Donald Tusk als unpatriotisch zu diffamieren. Im Wahlkampf zu den [[Parlamentswahlen in Polen 2007|Parlamentswahlen 2007]] setzte Tusk offensiv auf eine internationale Zusammenarbeit.
Tusks Großeltern gehörten sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits zur [[Polen (Volk)|polnischen]] bzw. [[Kaschuben|kaschubischen]] Bevölkerung in der damaligen [[Freie Stadt Danzig|Freien Stadt Danzig]]. Sie überlebten [[Zwangsarbeit]] und die Inhaftierung in den [[Konzentrationslager|Konzentrationslagern]] [[KZ Stutthof|Stutthof]] und [[KZ Neuengamme|Neuengamme]] bei [[Hamburg]]. Gegen Ende des Krieges wurde sein Großvater Józef Tusk am 2. August 1944 zum Eintritt in die [[Wehrmacht]] gezwungen. Wahrscheinlich desertierte er und trat am 24. November 1944 der polnischen Armee in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] bei. Die Tatsache, dass Józef Tusk für diese kurze Zeit in der Wehrmacht dienen musste, benutzten die politischen Gegner der rechtskonservativen Partei [[Recht und Gerechtigkeit|Recht und Gerechtigkeit (PiS)]] bei den [[Präsidentschaftswahlen in Polen 2005|Präsidentschaftswahlen 2005]], um Donald Tusk als unpatriotisch zu diffamieren. Im Wahlkampf zu den [[Parlamentswahlen in Polen 2007|Parlamentswahlen 2007]] setzte Tusk offensiv auf eine internationale Zusammenarbeit.


Donald Tusks Vater war Tischler und starb, bevor Tusk die Grundschule beenden konnte. Tusk engagierte sich in der [[Opposition (Politik)|Opposition]] gegen die kommunistischen Machthaber in Polen. Als Geschichts-Student an der [[Universität Danzig]] war er im August 1980 Mitinitiator des Studentischen Komitees der [[Solidarność]]. Die Gründung war eine Reaktion auf den Mord an dem stark in der Opposition engagierten Studenten [[Stanisław Pyjas]] durch die [[Staatsmiliz]]. Tusk beendete sein Studium 1980 mit einer Abschlussarbeit über den Mythos und die Legende um [[Józef Piłsudski]]. Wenige Monate nach den August-Streiks begann Tusk eine Tätigkeit als Journalist der Wochenzeitschrift ''Samorządność'' und wurde zum Vorsitzenden der Solidarność des herausgebenden Verlages in Danzig gewählt. Nach Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 1981 wurde er wegen seiner Oppositionstätigkeit aus diesem staatlichen Verlag entlassen. Von 1984 bis 1989 war er als einfacher Arbeiter tätig. 1989 trat Tusk aus der Solidarność aus und gründete gemeinsam mit [[Jan Krzysztof Bielecki]] und [[Janusz Lewandowski]] die Partei "Liberal-Demokratischer Kongress". 1991 wurde er zum Parteivorsitzenden und erstmals in den [[Sejm]] gewählt. 1992 unterstützte er mit seiner Partei das Mißtrauensvotum gegen Ministerpräsident [[Jan Olszewski]] und anschließend die Minderheitsregierung unter Ministerpräsidentin [[Hanna Suchocka]]. 1993 wurde der Sejm aufgelöst und seine Partei konnte bei den folgenden, vorgezogenen Wahlen die 5-%-Hürde nicht überspringen. Nach den verlorenen Wahlen fusionierte seine Partei mit der [[Unia Demokratyczna|UD]] von [[Tadeusz Mazowiecki]] zur [[Unia Wolności]]. 1997 wurde Tusk mit über 230.000 Stimmen in Danzig in den [[Polnischer Senat|polnischen Senat]] gewählt und wurde stellvertretender Senatspräsident. Im Jahr 2000 verließ er die UW nach verlorenen Kampf mit [[Bronisław Geremek]] um den Parteivorsitz. 2001 gründete Tusk gemeinsam mit [[Andrzej Olechowski]] und [[Maciej Płażyński]] die Bürgerplattform.
Donald Tusks Vater war Tischler und starb, bevor Tusk die Grundschule beenden konnte. Die Niederschlagung des [[Aufstand vom Dezember 1970 in Polen|Arbeiteraufstandes 1970]] war für Tusk prägend.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages-Polen;art693,2403920 „Wer ist Donald Tusk?“] [[Tagesspiegel]], 21. Oktober 2007</ref> Er engagierte sich in der [[Opposition (Politik)|Opposition]] gegen die kommunistischen Machthaber in Polen. Als Geschichts-Student an der [[Universität Danzig]] war er im August 1980 Mitinitiator des Studentischen Komitees der [[Solidarność]]. Die Gründung war eine Reaktion auf den Mord an dem stark in der Opposition engagierten Studenten [[Stanisław Pyjas]] durch die [[Staatsmiliz]]. Tusk beendete sein Studium 1980 mit einer Abschlussarbeit über den Mythos und die Legende um [[Józef Piłsudski]]. Wenige Monate nach den August-Streiks begann Tusk eine Tätigkeit als Journalist der Wochenzeitschrift ''Samorządność'' und wurde zum Vorsitzenden der Solidarność des herausgebenden Verlages in Danzig gewählt. Nach Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 1981 wurde er wegen seiner Oppositionstätigkeit aus diesem staatlichen Verlag entlassen. Von 1984 bis 1989 war er als einfacher Arbeiter tätig. 1989 trat Tusk aus der Solidarność aus und gründete gemeinsam mit [[Jan Krzysztof Bielecki]] und [[Janusz Lewandowski]] die Partei "Liberal-Demokratischer Kongress". 1991 wurde er zum Parteivorsitzenden und erstmals in den [[Sejm]] gewählt. 1992 unterstützte er mit seiner Partei das Mißtrauensvotum gegen Ministerpräsident [[Jan Olszewski]] und anschließend die Minderheitsregierung unter Ministerpräsidentin [[Hanna Suchocka]]. 1993 wurde der Sejm aufgelöst und seine Partei konnte bei den folgenden, vorgezogenen Wahlen die 5-%-Hürde nicht überspringen. Nach den verlorenen Wahlen fusionierte seine Partei mit der [[Unia Demokratyczna|UD]] von [[Tadeusz Mazowiecki]] zur [[Unia Wolności]]. 1997 wurde Tusk mit über 230.000 Stimmen in Danzig in den [[Polnischer Senat|polnischen Senat]] gewählt und wurde stellvertretender Senatspräsident. Im Jahr 2000 verließ er die UW nach verlorenen Kampf mit [[Bronisław Geremek]] um den Parteivorsitz. 2001 gründete Tusk gemeinsam mit [[Andrzej Olechowski]] und [[Maciej Płażyński]] die Bürgerplattform.


Bei den [[Präsidentschaftswahlen in Polen 2005|Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober 2005]] erzielte Tusk 36,3 Prozent der Stimmen und damit das beste Ergebnis der Kandidaten, doch verfehlte er die notwendige Mehrheit von 50 Prozent (die [[Wahlbeteiligung]] lag bei 49,7 Prozent). Er musste am 23. Oktober 2005 zur Stichwahl gegen den rechtskonservativen [[Warschau]]er Bürgermeister [[Lech Kaczyński]] (33,1 Prozent im ersten Wahlgang) antreten und unterlag mit 46,5 Prozent zu 53,5 Prozent.
Bei den [[Präsidentschaftswahlen in Polen 2005|Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober 2005]] erzielte Tusk 36,3 Prozent der Stimmen und damit das beste Ergebnis der Kandidaten, doch verfehlte er die notwendige Mehrheit von 50 Prozent (die [[Wahlbeteiligung]] lag bei 49,7 Prozent). Er musste am 23. Oktober 2005 zur Stichwahl gegen den rechtskonservativen [[Warschau]]er Bürgermeister [[Lech Kaczyński]] (33,1 Prozent im ersten Wahlgang) antreten und unterlag mit 46,5 Prozent zu 53,5 Prozent.
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== Werke ==
== Werke ==
* ''Idee gdańskiego liberalizmu'', Biblioteka Przeglądu Politycznego Bd. 1, Gdańsk 1998, ISBN 83-906004-0-4.
Tusk ist Mitherausgeber der großformatigen Fotobandreihe „Był sobie Gdańsk“ (''Es war einmal Danzig'', ISBN 83-912807-9-9) sowie mehrerer Fotobände über Danziger Vororte.
* ''Solidarność i duma'', Gdańsk 2005, ISBN 83-7453-640-3, ISBN 83-91280-76-4.

Tusk ist zudem Mitherausgeber der großformatigen Fotobandreihe „Był sobie Gdańsk“ (''Es war einmal Danzig'', ISBN 83-912807-9-9) sowie mehrerer Fotobände über Danziger Vororte.

== Einzelnachweise ==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 19. November 2007, 12:52 Uhr

Donald Tusk (rechts) 2007 mit Lech Kaczyński

Donald Franciszek Tusk (['dɔnalt fran'tɕiʃɛk 'tusk]; * 22. April 1957 in Danzig) ist ein polnischer Politiker und seit November 2007 Premierminister Polens. Zudem ist er Mitbegründer und seit 2002 Vorsitzender der liberal-konservativen Partei Platforma Obywatelska (PO, dt. Bürgerplattform).

Bei den Sejm-Wahlen am 21. Oktober 2007 wurde Tusks Partei stärkste Kraft im neu gewählten Sejm mit 41,51 % der Stimmen. Der polnische Präsident Lech Kaczynski hat dem Parlament in Warschau, Donald Tusk, als neuen Regierungschef vorgeschlagen. Tusks rechtsliberale Bürgerplattform (PO) verfügt im Sejm zusammen mit der Bauernpartei (PSL) von Waldemar Pawlak über eine Mehrheit von 240 der 460 Abgeordneten. Beide Parteien verständigten sich nach dem Wahlsieg auf eine Zusammenarbeit.

Als Mitglied des polnischen Parlaments (Sejm) war er von 2001 bis 2005 dessen stellvertretender Vorsitzender und davor 1997 bis 2001 stellvertretender Vorsitzender des polnischen Senats. Seine Partei vertrat er im Parlament als Fraktionsvorsitzender von 2003 bis 2006.

Leben

Tusks Großeltern gehörten sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits zur polnischen bzw. kaschubischen Bevölkerung in der damaligen Freien Stadt Danzig. Sie überlebten Zwangsarbeit und die Inhaftierung in den Konzentrationslagern Stutthof und Neuengamme bei Hamburg. Gegen Ende des Krieges wurde sein Großvater Józef Tusk am 2. August 1944 zum Eintritt in die Wehrmacht gezwungen. Wahrscheinlich desertierte er und trat am 24. November 1944 der polnischen Armee in Großbritannien bei. Die Tatsache, dass Józef Tusk für diese kurze Zeit in der Wehrmacht dienen musste, benutzten die politischen Gegner der rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) bei den Präsidentschaftswahlen 2005, um Donald Tusk als unpatriotisch zu diffamieren. Im Wahlkampf zu den Parlamentswahlen 2007 setzte Tusk offensiv auf eine internationale Zusammenarbeit.

Donald Tusks Vater war Tischler und starb, bevor Tusk die Grundschule beenden konnte. Die Niederschlagung des Arbeiteraufstandes 1970 war für Tusk prägend.[1] Er engagierte sich in der Opposition gegen die kommunistischen Machthaber in Polen. Als Geschichts-Student an der Universität Danzig war er im August 1980 Mitinitiator des Studentischen Komitees der Solidarność. Die Gründung war eine Reaktion auf den Mord an dem stark in der Opposition engagierten Studenten Stanisław Pyjas durch die Staatsmiliz. Tusk beendete sein Studium 1980 mit einer Abschlussarbeit über den Mythos und die Legende um Józef Piłsudski. Wenige Monate nach den August-Streiks begann Tusk eine Tätigkeit als Journalist der Wochenzeitschrift Samorządność und wurde zum Vorsitzenden der Solidarność des herausgebenden Verlages in Danzig gewählt. Nach Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 1981 wurde er wegen seiner Oppositionstätigkeit aus diesem staatlichen Verlag entlassen. Von 1984 bis 1989 war er als einfacher Arbeiter tätig. 1989 trat Tusk aus der Solidarność aus und gründete gemeinsam mit Jan Krzysztof Bielecki und Janusz Lewandowski die Partei "Liberal-Demokratischer Kongress". 1991 wurde er zum Parteivorsitzenden und erstmals in den Sejm gewählt. 1992 unterstützte er mit seiner Partei das Mißtrauensvotum gegen Ministerpräsident Jan Olszewski und anschließend die Minderheitsregierung unter Ministerpräsidentin Hanna Suchocka. 1993 wurde der Sejm aufgelöst und seine Partei konnte bei den folgenden, vorgezogenen Wahlen die 5-%-Hürde nicht überspringen. Nach den verlorenen Wahlen fusionierte seine Partei mit der UD von Tadeusz Mazowiecki zur Unia Wolności. 1997 wurde Tusk mit über 230.000 Stimmen in Danzig in den polnischen Senat gewählt und wurde stellvertretender Senatspräsident. Im Jahr 2000 verließ er die UW nach verlorenen Kampf mit Bronisław Geremek um den Parteivorsitz. 2001 gründete Tusk gemeinsam mit Andrzej Olechowski und Maciej Płażyński die Bürgerplattform.

Bei den Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober 2005 erzielte Tusk 36,3 Prozent der Stimmen und damit das beste Ergebnis der Kandidaten, doch verfehlte er die notwendige Mehrheit von 50 Prozent (die Wahlbeteiligung lag bei 49,7 Prozent). Er musste am 23. Oktober 2005 zur Stichwahl gegen den rechtskonservativen Warschauer Bürgermeister Lech Kaczyński (33,1 Prozent im ersten Wahlgang) antreten und unterlag mit 46,5 Prozent zu 53,5 Prozent.

Bei den nach dem Zerfall der Regierungskoalition erforderlich gewordenen Parlamentsneuwahlen am 21. Oktober 2007 setzten sich Tusk und seine Bürgerplattform (PO) mit rund 41 Prozent der Stimmen gegenüber der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Ministerpräsident Jarosław Kaczyński (mit rund 32 Prozent der Stimmen) durch. Danach bildete Tusk eine Regierungskoalition mit der gemäßigten Bauernpartei PSL und führt seit dem 16. November 2007 als Ministerpräsident die polnische Regierung.

Privates

Donald Tusk ist mit Ehefrau Małgorzata verheiratet und hat mit ihr einen Sohn, Michał (* 1982), und eine Tochter, Katarzyna (* 1987), die studiert und nebenbei beim Fernsehsender TVN arbeitet. Er wohnt in der bei Danzig liegenden Kurstadt Sopot.

Werke

Tusk ist zudem Mitherausgeber der großformatigen Fotobandreihe „Był sobie Gdańsk“ (Es war einmal Danzig, ISBN 83-912807-9-9) sowie mehrerer Fotobände über Danziger Vororte.

Einzelnachweise

  1. „Wer ist Donald Tusk?“ Tagesspiegel, 21. Oktober 2007

Weblinks

Commons: Donald Tusk – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien