Agenda 47

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Die Agenda 47 ist das Wahlprogramm Donald Trumps für die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2024. Der Name bezieht sich darauf, dass Trump im Falle seiner Wahl der 47. Präsident der Vereinigten Staaten wäre.[1]

Massenentlassungen staatlicher Beschäftigter

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Um den von ihm so benannten „Tiefen Staat“ aufzulösen, will Trump Massenentlassungen staatlicher Beschäftigter vornehmen, insbesondere „korrupte(r) Bürokraten, die aus der Justiz eine Waffe gemacht haben“ und „korrupte(r) Akteure im Sicherheits- und Geheimdienstapparat“. Dies bezieht sich auf Strafverfolger, die ihn anklagten und gegen ihn ermittelten. Erreichen will er dies mit einer Erneuerung der „Schedule F“ - Verträge, die er am Ende seiner ersten Amtszeit mit einer Executive Order verfügte und die den betroffenen Beschäftigten den Schutz vor Entlassungen und Versetzungen nimmt.[2] Die Order wurde nach Trumps Machtverlust außer Kraft gesetzt. Ferner will er alle öffentlich Beschäftigten einem neuen Eignungstest unterziehen.[3] Ferner will Trump 100 Bundesanwälte einstellen, die auf seiner politischen Linie liegen und Untersuchungen gegen seiner Meinung nach linkslastige Distriktsstaatsanwälte einleiten, das Justizministerium soll darüber hinaus eine Task Force erhalten, die „anti-konservative Vorurteile“ an Universitäten und in Anwaltskanzleien bekämpft.[4]

Kontrolle und Massenentlassung von Lehrern, Angriffe auf die Universitäten

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Trump plant einerseits die Auflösung der bundesweiten Schulbehörde, andererseits aber direkte und massive Eingriffe des Präsidenten in den Unterricht an den Schulen.[3] Er will die bundesstaatliche Unterstützung sämtlicher Schulen stoppen, die Critical Race Theory, „Genderideologie“ oder andere „inadäquate“ Lehrinhalte unterrichten. Im Rahmen eines neuen Akkreditierungsprogramms sollen nur noch Lehrer zugelassen werden, die „patriotische Werte“ vermitteln. Programme zur Förderung von Diversität, Gleichheit und Inklusion (Diversity, equity, and inclusion: DEI) sollen gestrichen werden. Durch eine “Parental Bill of Rights“ sollen die Eltern das Recht erhalten, die schulischen Lehrinhalte zu bestimmen und die Führung der Schulen zu wählen. Er will das derzeitige System der Akkreditierung von Hochschulen und Colleges durch ein neues ersetzen, das an konservativen Werten orientiert ist, und Hochschulen, die dieses Verfahren verweigern sowie – wie etwa die Harvard University - „Kommunisten und Dschihadisten“ ausbilden, mit hohen Strafen belegen. Aus dem hieraus erzielten Erlös soll eine Online – Akademie finanziert werden, die „keine Wokeness oder Dschihadismus“ lehrt.[5][4]

Die USA würden im Falle von Trumps Wahlsieg erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. Joe Bidens Programm zur Förderung von Elektromobilität soll gestoppt werden.[4] Trump will ein umfangreiches Programm zur Suche nach Kohle, Öl und Gas auf öffentlichem Land initiieren und diese Energien steuerlich begünstigen[3].

Trump will im Fall seiner Wahl „am ersten Tag seiner Amtszeit“ das Recht, die US – Staatsbürgerschaft durch Geburt auf US – amerikanischem Boden zu erwerben, für „illegale Migranten“ aufheben. Dies wäre eine verfassungsrechtlich ungeklärte neue Auslegung des 14. Zusatzartikels, der allen auf dem Boden der USA geborenen Menschen die Staatsbürgerschaft der USA zusichert.[3] Weitere Anordnungen des Präsidenten und der Exekutive sollen ausschließen, dass Migranten ohne Dokumente staatliche Hilfen in irgendeiner Form erhalten, die Grenze für Asylbewerber völlig schließen, die Anerkennung von Flüchtlingen völlig beenden, die Green-Card-Lotterie und die Vergabe von Arbeitsvisa stoppen, sämtliche Bundesmittel für “sanctuary cities“ streichen und ein Zentrum für für die „genaueste Überprüfung“ sämtlicher Bürger eines anderen Staates schaffen.[5] Weitere Planungen Trumps sehen unverzüglich nach seinem Amtsantritt grossflächige Verhaftungen „illegaler Migranten“ und deren Unterbringung in grenznahen Lagern sowie anschließende Deportation vor.[6]

Trump behauptet, er sei in der Lage, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine noch vor seiner Amtseinführung zu stoppen. Er will die amerikanischen Ausgaben für die Ukraine beenden und verlangt von den Europäern, diese Ausgaben der USA für Waffen und Munition zu ersetzen. Ob er einen Rückzug Russlands aus den seit 2022 eroberten ukrainischen Gebieten verlangt, ist unklar.[3]

Trump plant die Entsendung der Nationalgarde in Städte mit hoher Kriminalität wie etwa Chicago. Er will die Zahlung von Bundesmitteln zur Kriminalitätsbekämpfung von der Befolgung umstrittener Polizeitaktiken wie stop-and-frisk abhängig machen. Der Polizei soll erlaubt werden, auf frischer Tat ertappte Ladendiebe zu erschießen. Er will die bundesweiten Regeln zur Bestrafung von Minderjährigen verschärfen.[3]

Sozial- und Wirtschaftspolitik

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Trump plant die Einführung eines pauschalen Zolls von mindestens 10 % auf alle Importe aus dem Ausland. Der Präsident soll berechtigt werden, Strafzölle gegen Handelspartner zu verhängen, die seiner Meinung nach die USA benachteiligen. Er will Importe von Schlüsseltechnologien wie Elektronik, Stahl und Arzneimittel aus China sowie den Kauf von amerikanischen Unternehmen, die in diesen Bereichen tätig sind, durch chinesische Firmen verbieten.[3] Er will die Mittel für Medicare und Social Security zwar nicht antasten, dies aber durch Einsparungen von Ausgaben für „illegale Migranten“, „korrupte fremde Staaten“, „linksorientierte Gender-Programme im Militär“ und „Klima – Extremismus“ erreichen. Bundesbehörden sollen verpflichtet werden, nur noch in den USA produzierte Medikamente zu kaufen. Pharmaunternehmen sollen nur noch die niedrigsten Preise, die sie von ausländischen Kunden erhalten, bezahlt bekommen, der Verkauf von „essentiellen Medikamenten“ an Behörden anderer Staaten soll untersagt werden.[5] Als Unterkunft für Obdachlose sollen Zeltstädte außerhalb von Ortschaften mit Ärzten und Sozialarbeitern gebaut werden, wer nicht bereit ist, sie aufzusuchen, soll verhaftet werden.[5][3]

Rechte sexueller Minderheiten

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Trump will gesetzlich durch den Kongress festlegen lassen, dass es nur zwei Geschlechter: männlich und weiblich, gibt und dass diese bei der Geburt festgelegt werden. Er will die Vergabe von Mitteln für genderaffirmative Medizin durch Medicare und Medicaid stoppen, Kliniken, die Transgender-Medizin anbieten, sollen wegen angeblicher Verstöße gegen Hygiene- und Sicherheitsstandards geschlossen werden oder keine Bundesmittel mehr erhalten. Der Kongress soll Transgender-Behandlungen an Minderjährigen in allen 50 Bundesstaaten verbieten. Schulen sollen gezwungen werden, die Kernfamilie als einzig akzeptable Lebensform darzustellen und bei „Diskussionen über Gender“ ihre Förderung verlieren.[5][3]

Beobachter wiesen zunächst auf die Ähnlichkeiten von Trumps Agenda mit dem Project 2025 der Heritage Foundation hin, von dem Trump sich offiziell distanzierte.[7] Viele Punkte der Agenda 47 sprächen besonders Evangelikale an, so die Gegnerschaft gegen Transgender und alle Versuche, Geschlechtsidentität an Bildungsinstitutionen zu diskutieren; die Agenda wertet den Schutz der traditionellen Familie durch das Verbot von Genderthemen als „Beitrag zur Verhinderung des Dritten Weltkriegs“, der durch „Marxisten“ im Bildungssystem sowie durch „globalistischeEliten und Länder wie China gefördert werde. Zu Abtreibung und In-Vitro-Fertilisation enthält die Plattform aber keine Aussage.[8] Christliche Kommentatoren verwiesen auch auf die Kluft zwischen der Befürwortung von „Law and Order“ durch die Republikaner, der unnachsichtigen Verfolgung illegaler Migration (Benny Johnson, ein Trump-Berater:“We’re gonna put kids in cages. It’s gonna be glorious.” - „Wir werden Kinder in Käfige stecken. Es wird wunderbar.“) und dem Schuldspruch Trumps durch eine Jury.[9] Die Folgen der Agenda für sexuelle Minderheiten in den Bereichen Bildung, medizinische Versorgung und Militär werden als verheerend eingeschätzt.[10] Seine Pläne gelten laut Margaret Hartmann vom New York Intelligencer als „selbst für ihn überraschend extrem, drakonisch und verrückt“.[11] Experten für höhere Bildung bewerteten Trumps Pläne zur Beseitigung des derzeitigen Akkreditierungsssystems von Hochschulen als Angriff auf die akademische Freiheit und die Autonomie der Universitäten. Sie erklärten übereinstimmend, dass ihnen keine Fälle von Akkreditierungsentzug aufgrund einer speziellen Ideologie bekannt seien.[12].

Quellen und Einzelnachweise

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  1. Agenda 47: Trump’s dystopian nightmare plan for America revealed. In: Forward Kentucky. 22. Dezember 2023, abgerufen am 1. August 2024.
  2. Stop 'Schedule F' to Protect the Civil Service from Political Corruption. National Federation of Federal Employees, 14. Februar 2023, abgerufen am 1. August 2024.
  3. a b c d e f g h i Jill Colvin: Trump’s plans if he returns to the White House include deportation raids, tariffs and mass firings. AP, 12. November 2023, abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
  4. a b c Alison Durkee: What Is Agenda47? What To Know About Trump’s Policy Agenda If Elected As He Speaks At RNC. In: Forbes. 18. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
  5. a b c d e Mary Walrath-Holdridge: As Trump creates distance from Project 2025, conservative Agenda47 comes into focus. In: USA Today News. Gannett, 2024, abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
  6. Alayna Treene, Kristen Holmes: Trump plots mass detention and deportation of undocumented immigrants should he regain power. CNN, 11. November 2023, abgerufen am 1. August 2024.
  7. What is Agenda 47 as Trump distances himself from Project 2025? In: The Times of India. 31. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024.
  8. Steve Rabey: You’ve heard of Project 2025? Now meet Agenda 47. Baptist News Global, 30. Juni 2024, abgerufen am 1. August 2024.
  9. Second Trump term: ‘We’re gonna put kids in cages. It’s gonna be glorious’. Baptist News Global, 30. Juni 2024, abgerufen am 1. August 2024.
  10. Ryan Adamczeski: If you think Project 2025 is scary, take a look at Donald Trump's Agenda 47. Advocate, 9. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024.
  11. Margaret Hartmann: Trump’s Most Unhinged Plans for His Second Term. In: Nes York Intelligencer. 28. Juni 2024, abgerufen am 1. August 2024.
  12. Owen Dahlkamp: Donald Trump’s Secret Weapon to Dismantle American Education. The Nation, 5. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024.