Alstom ETR 610
ETR 610 | |
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Hersteller: | Alstom |
Baujahr(e): | seit 2007 |
Achsformel: | (1A)'(A1)' + (1A)'(A1)' + 2'2' + 2'2' + 2'2 + (1A)'(A1)' + (1A)'(A1)' |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Kupplung: | 187,4 m |
Breite: | 2,830 m |
Drehgestellachsstand: | 19 m |
Leermasse: | 450 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 250 km/h |
Dauerleistung: | 5500 kW |
Anfahrzugkraft: | 225 kN |
Beschleunigung: | 0,48 m/s2 |
Stromsystem: | 25 kV 50 Hz, 15 kV 16,7 Hz
3 kV DC |
Anzahl der Fahrmotoren: | 8 |
Zugbeeinflussung: | ERTMS, SCMT, ZUB, LZB, PZB, Signum |
Sitzplätze: | 431 |
Der ETR 610 (von italienisch ElettroTreno Rapido, SBB-Bezeichnung RABe 503) ist die Drei-System-Variante des ETR 600 für den Personenverkehr der Schweizerischen Bundesbahnen zwischen der Schweiz und Italien. Der Hochgeschwindigkeitszug wird von Alstom in Italien gebaut. Das Design stammt von Giorgio Giugiaro.
Geschichte
Bestellung und Auslieferung
Im Jahr 2004 bestellte Cisalpino 14 Züge für den grenzüberschreitenden Verkehr, die im Juni 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Trenitalia bestellte zusätzliche 12 Züge vom nur in Italien einsetzbaren Modell ETR 600, die ab Mitte 2008 ausgeliefert wurden. Die geplante Inbetriebnahme des ETR 610 im Dezember 2008 verzögerte sich wegen verspäteter Lieferung, notwendigen Qualitätstests sowie Personalschulungen. Im Verlauf des Jahres 2009 wurde der Zug auf der Linie Genf–Mailand erstmals eingesetzt,[1] nachdem das Bundesamt für Verkehr im März 2009 dem ETR 610 eine befristete Bewilligung unter Auflagen für den „kommerziellen Vorbetrieb“ erteilte (mit Fahrgästen und unter genauer Beobachtung).[2] Ab dem 20. Juli 2009 verkehrten die ersten Züge zwischen Genf und Mailand, seit November 2009 kamen sie auch auf der Lötschbergroute (Basel–Mailand) zum Einsatz.[3] Ende 2009 wurden die Züge auf die SBB und Trenitalia aufgeteilt, da die gemeinsame Tochtergesellschaft Cisalpino aufgelöst wurde.
Wegen der Verzögerung bezahlte der Hersteller Alstom eine Vertragsstrafe in nicht bekanntgegebener Höhe.[4] Die Lieferverzögerungen wurden damit begründet, dass Alstom den Schwerpunkt auf die Entwicklung des Frecciarossa (FS ETR 500) gelegt hatte, da jene Züge für die Eröffnung der Schnellfahrstrecke Mailand–Bologna im Dezember 2008 fertiggestellt werden sollten.
Einsatz und Nachbestellungen
Die ETR 610 der Trenitalia wurden umlackiert und kommen als Frecciargento im Binnenverkehr zum Einsatz. Die SBB setzt ihre Züge auf den grenzüberschreitenden Verbindungen ein, von Genf und Basel über die Simplonstrecke nach Mailand.[5] Seit Dezember 2015 werden sie auch auf der Gotthardstrecke eingesetzt, wo sie den ETR 470 ablösten.[6]
Am 2. August 2012 bestellten die SBB acht weitere ETR 610,[7] die im Dezember 2014 auf der Gotthardstrecke den ETR 470 abgelöst haben, nachdem es mit diesen Zügen wiederholt zu Problemen kam. Bereits Cisalpino plante, Züge des ETR 610 auf der Gotthardstrecke einzusetzen.[8] Da die Züge in Italien bereits zugelassen sind, können sie schneller in Betrieb genommen werden. Anfang 2015 lösten die SBB eine Option auf vier weitere Fahrzeuge ein. Die Fahrzeuge sollen im Dezember 2016 zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels in Betrieb genommen werden.[9] Die Züge werden in Genf unterhalten. Die von den SBB bestellten 29 Triebzüge vom Typ Stadler EC250 werden ab 2019 eingesetzt und damit deutlich nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels.
Technik
Vier der sieben Wagen eines Zuges werden angetrieben. Der Zug fährt bis zu 250 Kilometer pro Stunde.
Wegen des Lötschberg- und Gotthard-Basistunnels waren verschiedene behördliche Auflagen zu erfüllen. So sind die Züge mit Rauchmeldern ausgerüstet und der Zug weist eine Notlauffähigkeit von 15 Minuten auf, die Traktionsausrüstung muss also 15 Minuten nach einem Brandausbruch funktionsfähig bleiben.[10]
Die nachbestellten Züge haben 422 Sitzplätze, davon 296 in der zweiten Klasse, 108 in der ersten Klasse und 18 im Speisewagen. 42 der 422 Plätze sind Prioritätssitze mit größerem Sitzabstand für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Der Sitzteiler in der 1. Klasse beträgt 2000 Millimeter, in der 2. Klasse 1900 Millimeter.[11]
Die Züge sind mit ETCS Level 2 ausgerüstet.[12]
Betrieb
Cisalpino wollte die Züge zwischen der Schweiz und Mailand einsetzen, auf der Lötschbergstrecke, den Routen ab Genf durch den Simplontunnel sowie auf der Gotthardstrecke ab Zürich.[8] Mit dem Ende des Betriebs durch die Cisalpino AG im Dezember 2009 wurde die Flotte der ETR 610 zwischen der SBB und der Trenitalia aufgeteilt.[3] Alle Züge erhielten ein neues Aussendesign.
Im Juni 2009 wurde bekannt, dass der ETR 610 mit 450 Tonnen für den Einsatz am Gotthard mit bogenschnellem Fahren zu schwer sei, doch ohne eingeschaltete Neigetechnik würde der erwartete Fahrzeitgewinn verloren gehen.[13] Für die Gotthard-Verbindungen wurde daher der ältere ETR 470 eingesetzt.[14] Nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2010 wurde eine tägliche EC-Verbindung Basel–Luzern–Gotthard–Mailand–Venedig mit ETR 610 gefahren. Die Bewilligung für bogenschnelles Fahren war aber noch nicht erteilt, aber im Gotthardtunnel durfte der ETR 610 mit 140 km/h verkehren (20 km/h schneller als normal).[15] Die übrigen EC-Verbindungen wurden weiterhin mit ETR 470 geführt. Im Mai 2011 wurde der ETR 610 für bogenschnelles Fahren am Gotthard zugelassen. Dazu musste aber, wegen der zu hohen Achslast des ETR 610, auf einigen Abschnitten die maximal zulässige Geschwindigkeit der Reihen N reduziert werden, was auch Auswirkungen auf die Fahrzeiten von ETR 470 und ICN hatte.[16]
Nach umfangreichen Tests wurde die Bewilligung für Doppeltraktionen auf der Lötschberg-Simplon-Achse erteilt. Dies würde die Bildung von 14-Wagen-Zügen (400 Meter) ermöglichen und den Verzicht auf die Doppelführungen Basel–Brig erlauben. Die Umsetzung scheiterte aber an der ungenügenden Zahl verfügbarer Züge.[16]
Die SBB investierte ab April 2016 weitere 12,9 Millionen Franken in Instandhaltungsmassnahmen, um die technischen Störungen in der Neigetechnik und im Antrieb zu beseitigen.[17]
Fahrzeuge
1. Serie
Im Dezember 2009 wurde die Flotte der ETR 610 zwischen der SBB und der Trenitalia aufgeteilt, wobei damals noch nicht alle Züge ausgeliefert waren. Seither tragen die Züge das Logo der jeweiligen Gesellschaft und werden unabhängig gewartet und eingesetzt. Sie weisen zurzeit verschiedene ETCS-Versionen auf. Um den Gotthard-Basistunnel befahren zu können, werden die sieben SBB-Züge an die Züge der zweiten Serie angepasst und erhalten dann neue Nummern (503 001–007).
1. Serie – 14 Stück | ||||||
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Nummer | Eigentümer | Name | TSI/NVR-Nummer*) | Bemerkung | ||
610.001 | FS | 93 85 5610 001-5 CH-TI | ||||
610.002 | 93 85 5610 002-3 CH-TI | |||||
610.003 | 93 85 5610 003-1 CH-TI | |||||
610.004 | 93 85 5610 004-9 CH-TI | |||||
610.005 | SBB | 93 85 5 610 005-6 CH-SBB | ||||
610.006 | 93 85 5 610 006-4 CH-SBB | |||||
610.007 | 93 85 5 610 007-2 CH-SBB | |||||
610.008 | FS | 93 85 5610 008-0 CH-TI | ||||
610.009 | SBB | 93 85 5 610 009-8 CH-SBB | ||||
610.010 | 93 85 5 610 010-6 CH-SBB | |||||
610.011 | FS | 93 85 5610 011-4 CH-TI | ||||
610.012 | 93 85 5610 012-2 CH-TI | |||||
610.013 | SBB | 93 85 5 610 013-0 CH-SBB | ||||
610.014 | 93 85 5 610 014-8 CH-SBB | |||||
*) Die einzelnen Wagen tragen auf der neunten Stelle die Ziffern 1 bis 7,
z.B. der letzte Wagen von Zug 610.011 die Nr. 93 85 5610 711-9 CH-TI |
2. Serie
Die acht nachbestellten Züge sind gegenüber der ersten Serie optimiert und von Beginn weg für den Einsatz im Gotthard-Basistunnel eingerichtet. Die Auslieferung begann 2014, bis Anfang März 2015 war bereits die Hälfte der Züge im Betriebseinsatz.
2. Serie – 8 Stück | ||||||
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Nummer | Eigentümer | Name | TSI/NVR-Nummer | Bemerkung | ||
RABe 503 011 | SBB | 93 85 0 503 011-5 CH-SBB | ||||
RABe 503 012 | Ticino | 93 85 0 503 012-3 CH-SBB | ||||
RABe 503 013 | Wallis | 93 85 0 503 013-1 CH-SBB | ||||
RABe 503 014 | 93 85 0 503 014-9 CH-SBB | |||||
RABe 503 015 | 93 85 0 503 015-6 CH-SBB | |||||
RABe 503 016 | 93 85 0 503 016-4 CH-SBB | |||||
RABe 503 017 | 93 85 0 503 017-2 CH-SBB | |||||
RABe 503 018 | 93 85 0 503 018-0 CH-SBB |
3. Serie
Die SBB bestellte am 30. Januar 2015 für 120 Millionen Franken vier weitere, zur 2. Serie baugleiche, Neigezüge, um das zusätzliche Passagieraufkommen in Hinblick auf die Eröffnung des Gotthard-Basistunnels zu bewältigen und die operative Flexibilität, z. B. durch Doppeltraktionen, zu erhöhen.[18] Das erste Fahrzeug 503 019 wurde im Oktober 2016 abgeliefert, bis Ende Februar 2017 waren dann alle vier Fahrzeuge an die SBB übergeben.[19]
3. Serie – 4 Stück | ||||||
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Nummer | Eigentümer | Name | TSI/NVR-Nummer | Bemerkung | ||
RABe 503 019 | SBB | 93 85 0 503 019-8 CH-SBB | ||||
RABe 503 020 | 93 85 0 503 020-6 CH-SBB | |||||
RABe 503 021 | 93 85 0 503 021-4 CH-SBB | |||||
RABe 503 022 | 93 85 0 503 022-2 CH-SBB |
Zwischenfälle
Am 15. Februar 2011 kollidierte der 610 011 während einer Testfahrt in Trier mit einem Prellbock und entgleiste. Personen kamen dabei nicht zu Schaden.[20]
Am 22. März 2017 entgleiste der 610 002 der Trenitalia beim Bahnhof Luzern. Nach Angaben der Polizei gab es sieben leicht Verletzte.[21]
Literatur
- Präsentation des „Cisalpino due“. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8–9/2005, S. 370–372.
Weblinks
- Weitere Informationen und Bilder zum ETR 610
- Klaus-Ulrich Rötz: Technische Kurzbeschreibung des ETR 610 ( vom 29. August 2013 im Internet Archive) – Zusammenfassung aus GDLMagazin VORAUS 12/2010 und 1/2-2011 (PDF, 5,3 MiB)
- Briefmarken mit RABe 503 (ETR 610)
Einzelnachweise
- ↑ Pro Bahn Schweiz: Keine CISALPINO ETR 610 per Fahrplanwechsel 2008/09 Keine ETR 610 per Fahrplanwechsel 2008/09, eingesehen am 30. Januar 2009
- ↑ Jetzt kommen die neuen Cisalpino tagesanzeiger.ch, aktualisiert am 29. März 2009
- ↑ a b Inbetriebnahme der Cisalpino II (ETR 610) Richtung Venedig und am Lötschberg, bahnonline.ch, eingesehen am 30. November 2009. Die Seite zeigt auch die damals mit ETR 610 geführten Verbindungen.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 22. November 2008, Nr. 274, S. 16
- ↑ Medienmitteilung der SBB vom 31. März 2011 (eingesehen am 29. Dezember 2013)
- ↑ Redacione: Nuovi turni per gli ETR.470 e 610 Trenitalia. In: News ferroviarie. Ferrovie.it, 18. Dezember 2015, abgerufen am 23. Januar 2016 (italienisch).
- ↑ SBB Medienmitteilung vom 2. August 2012 und Railway Gazette International, 2. August 2012: SBB orders eight New Pendolino tilting trains
- ↑ a b Schneller, öfter, bequemer – der Fahrplan 2009 Medienmitteilung der SBB, 22. Mai 2008 (eingesehen am 29. Dezember 2013)
- ↑ International Railway Journal, 2. Februar 2015: More ETR 610 Pendolinos for SBB
- ↑ Helmut Stalder: Lötschbergtunnel bringt einen Quantensprung, Tagesanzeiger.ch, 4. Mai 2006
- ↑ Yves Marclay: Verbesserungen bei der zweiten Serie ETR 610 für den internationalen Verkehr auf der Gotthardstrecke. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 5, 2013, ISSN 1421-2811, S. 221–224.
- ↑ Tunnel preparations. In: Railway Gazette International. Band 171, Nr. 6, 2015, ISSN 0373-5346, S. 29.
- ↑ Tobias Gafafer: Der neue Cisalpino ist zu schwer für den Gotthard tagesanzeiger.ch, aktualisiert am 16. Juli 2009
- ↑ Tobias Gafafer: Cisalpino-Chef: «Am Gotthard gibt es noch Probleme» tagesanzeiger.ch, aktualisiert am 17. Juli 2009
- ↑ Medienmitteilung der SBB vom 7. Dezember 2010 (eingesehen am 29. Dezember 2013)
- ↑ a b Eisenbahn-Amateur 6/2011, Neues in Kürze, Seite 304
- ↑ [1] (eingesehen am 21. April 2016)
- ↑ Neigezüge des Typs ETR 610: SBB kauft vier zusätzliche Züge bei Alstom. SBB.ch, 30. Januar 2015, abgerufen am 31. Januar 2015.
- ↑ ETR 610 der SBB komplett: Alstom lieferte pünktlich den 19. Zug für die Pendolino-Flotte. Bahnonline.ch, 8. März 2017, abgerufen am 9. März 2017.
- ↑ Michael Klöpper: Zugunglück in Trier: Cisalpino entgleist. In: Feuerwehr-Magazin. 16. Februar 2011, abgerufen am 29. Dezember 2013.
- ↑ Zug entgleist in Luzern. In: SRF. 22. März 2017, abgerufen am 22. März 2017.